Installiere die Dokumente-Online App

<
>
Upload File
Dokumenttyp

Erörterung
Biowissenschaften

Universität, Schule

Goethe-Gymnasium Reichenbach

Note, Lehrer, Jahr

2010

Autor / Copyright
Johanna 1. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 6818








Beziehe Stellung zur Aussage „Gentechnik – Segen oder Fluch“. Beziehe dich auf die Bereiche Landwirtschaft/Lebensmittel und Medizin.

 

Ich finde es ja schon mal etwas interessant, wie die Aufgabenstellung formuliert ist, normalerweise benutzt man ja eher die Phrase „Fluch oder Segen“ und man möchte den Betrachter somit nicht gleich dazu bringen, dafür zu argumentieren. Aber beginnen wir erst einmal bei den Fakten, weswegen werden überhaupt genveränderte Pflanzen angebaut? Laut den Versprechen der Chemiegiganten welche sie auf den Markt bringen, um den Ertrag zu erhöhen, weniger Pestizide einsetzen zu müssen und die Nahrungsmittel gesünderen zu machen. Wenn man bis jetzt noch nicht stutzig geworden ist, sollte man es spätestens jetzt sein. GESÜNDER? Warum sollten genveränderte Pflanzen den gesünder sein als die noch genunveränderten? Und auch die anderen Versprechen haben sich mittlerweile als falsch bewiesen. Es kam bei angebauten Genpflanzen zu einem höheren Spritzmittelverbrauch, die Erträge haben sich nicht gesteigert und ganz zu schweigen von den ungeahnten Nebenwirkungen und den Resistenzen bei Schädlingen.

Meistens werden die Gene per Schrotschuss-Verfahren in die Pflanzenzellen geschossen, doch können die Gentechniker nicht steuern wo das Gen im Erbgut des Organismus landet genauso wenig wie sie vorher sehen können zu welchen Wechselwirkungen es mit anderen Genen und Proteinen kommt. Desweitern wurde ja die Grundannahme der Gentechnik, ein Gen sei für eine Wirkung verantwortlich(der Mensch besitze nur etwa 30.000 statt der zunächst vermuteten 100.000 Gene) inzwischen widerlegt. Die Wechselwirkungen der Gene untereinander sind wesentlich komplexer als lange Zeit angenommen. Somit sollte es niemand wundern, dass Gen-Pflanzen in der Praxis ungewollte und nicht kontrollierbare Eigenschaften entwickeln. Dazu kommt, dass es noch so gut wie keine Langzeitstudien an Gen-Pflanzen gibt. Somit kann keiner etwas zu den Folgen für die Gesundheit des Menschen sagen. Da negative Ergebnisse von Studien den großen Konzernen schaden würden, werden auch gleich gar keine durchgeführt. Und für unabhängige Studien reicht das Geld meist nicht. Man hat jedoch bei einer Langzeit-Studie des österreichischen Gesundheitsministeriums heraus gefunden, dass die Fruchtbarkeit von Mäusen die mit einer gentechnisch veränderten Maissorte des US Konzerns Monsanto gefüttert wurden, rapide sinkt.

Ein anderes Problem stellt auch die Verbreitung dar. Den werden die gentechnisch veränderten Pflanzen erst einmal angebaut, verbreiten sie sich unkontrolliert und lassen sich nicht mehr zurück holen. Durch den Transport von Saatgut und Erntemaschinen durch Wind und Bienen gelangen die Pollen oft kilometerweit weg von ihrem Anbaufeld. Somit haben wir, die Verbraucher auf lange Sicht hin keine Möglichkeit mehr frei zwischen Genveränderten und normalen Pflanzen zu wählen, den eine Koexistenz beider scheint nicht möglich.

Und die Gentechnik schadet auch der Vielfalt unserer Umwelt. Schon allein im letzen Jahrhundert sind 75 % der Kultursorten unserer Lebensmittel verschwunden. Doch wir brauchen sie um in der Zukunft aus der genetischen Vielfalt schöpfen zu können und die Anpassung an veränderte Bedingungen zu garantieren. Aber der Anbau gentechnisch-veränderter Pflanzen ist nur in einem hochindustrialisierten landwirtschaftlichen System möglich. Doch  schon allein die Monokulturen zerstören unsere biologische Vielfalt. Und auch der Anbau  von sogenannten herbizidresistenenten Pflanzen führt dazu, dass mehr und giftigere Pestizide verwendet werden müssen.

Und auch das Argument, dass durch Gentechnisch veränderte Pflanzen die weltweite Nahrungsmittelkrise gelöst werden könne, ist widerlegbar. So hat man zum Beispiel den sogenannten Golden Rice geschaffen um die Menschen in Indien vor Blindheit durch Vitamin-A-Mangel zu schützen. Dieser Reis enthält also mehr Beta-Karotin als gewöhnlicher Reis und dieses Beta-Karotin wird im Körper unter anderen zu Vitamin A umgewandelt. Soweit, so gut. Jedoch wollten die Gentechnik-Konzerne mit diesem scheinbar humanitären Projekt nur dafür sorgen, dass die Gentechnik salonfähig wird und die man den Gegnern vorhalten kann, dass wenn diese Errungenschaft den Menschen vorenthalten wird, die Gesundheit der dort lebenden Menschen auf’s Spiel gesetzt wird. Das Problem ist nämlich eigentlich viel leichter zu lösen, viele konventionelle Gemüsesorten enthalten genug Vitamin-A und man muss dafür nicht die Risiken der Gentechnik auf sich nehmen.

Und auch wirtschaftlich gesehen scheint die Gentechnik durchaus interessant. Den einen finanziellen Nutzen tragen nur die Konzerne davon, für den Rest der Gesellschaft entstehen erhebliche Folgekosten. Vor allen für die Hersteller die ihre Pflanzen gentechnikfrei halten möchten, da sie einen erheblichen Aufwand betreiben müssen um dafür zu sorgen. Und das spüren am Ende auch die Verbraucher die gern gentechnisch-unveränderte Pflanzen kaufen möchten. Vielleicht erinnert man sich auch noch an den Fall, als ein deutscher Imker im September 2008 seinen gesamten Honig vernichten musste, weil die Bienen Pollen des MON810 Maises enthielten. Und wer verdient am Ende an der Gentechnik? Natürlich die Konzerne die das veränderte Saatgut und die Pestizide herstellen. Und das sind weltweit weniger als 10(z.B. Monsanto, Syngenta oder Plant Bioscience). Und diese versuchen mit Hilfe der Patentierung die Kontrolle über die weltweile Nahrungsmittelproduktion zu erlangen. Und somit werden die Landwirte abhängig gemacht, da sie das Saatgut jedes Jahr von den Konzernen kaufen  müssen oder die Lizenzgebühren zahlen müssen. Und somit steigt die Macht der Saatgutkonzerne mehr und mehr, und um zu wissen wohin das führt muss man nicht erst das Buch Biokrieg gelesen haben. Ich denke man kann eindeutig erkennen ob ich die Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln eher für einen Segen oder einen Fluch halte.

 

Etwas differenzierter sieht hingegen meine Meinung zu Gentechnik in der Medizin aus. Nur allein der Gentechnik ist es zu verdanken, dass man mittlerweile Insulin in größeren Mengen herstellen kann ohne es auch Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern gewinnen zu müssen. Auch künstliche Befruchtung ist nur durch die Gentechnik realisierbar geworden. Auch der von Blutern benötigte Blutgerinnungsfaktor VIII lässt sich durch Gentechnik herstellen. Verallgemeinert lässt sich sagen, dass sich durch Gentechnik nun Medikamente herstellen lassen, die vorher in nicht ausreichenden Mengen aus natürlichen Quellen isoliert werden konnten oder aus menschlichen Geweben oder Körperflüssigkeiten isoliert werden musst. Aber natürlich gibt es auch hier bei eine negative Seite, den man befürchtet, dass durch die Möglichkeiten die dank der Gentechnik geöffnet werden es dazu kommen könnte, dass die Eigenschaften eines Menschen komplett verändert werden. Man muss sich allerdings vor Augen halten welch Chancen auf Verbesserung der Lebensqualität wir durch die Gentechnik haben und es wäre ethisch nicht zu rechtfertigen sie wegen der eventuellen Gefahr vor missbräuchlicher Verwendung nicht zu nutzen.


Sende den Text als PDF
kostenlos an mich

Email empfang erlauben

Swop your Documents