Beziehe Stellung zur Aussage „Gentechnik – Segen oder
Fluch“. Beziehe dich auf die Bereiche Landwirtschaft/Lebensmittel und Medizin.
Ich finde es ja schon mal etwas interessant, wie die
Aufgabenstellung formuliert ist, normalerweise benutzt man ja eher die Phrase
„Fluch oder Segen“ und man möchte den Betrachter somit nicht gleich dazu
bringen, dafür zu argumentieren. Aber beginnen wir erst einmal bei den Fakten, weswegen
werden überhaupt genveränderte Pflanzen angebaut? Laut den Versprechen der
Chemiegiganten welche sie auf den Markt bringen, um den Ertrag zu erhöhen,
weniger Pestizide einsetzen zu müssen und die Nahrungsmittel gesünderen zu
machen. Wenn man bis jetzt noch nicht stutzig geworden ist, sollte man es
spätestens jetzt sein. GESÜNDER? Warum sollten genveränderte Pflanzen den
gesünder sein als die noch genunveränderten? Und auch die anderen Versprechen
haben sich mittlerweile als falsch bewiesen. Es kam bei angebauten Genpflanzen
zu einem höheren Spritzmittelverbrauch, die Erträge haben sich nicht gesteigert
und ganz zu schweigen von den ungeahnten Nebenwirkungen und den Resistenzen bei
Schädlingen.
Meistens werden die Gene per Schrotschuss-Verfahren in die
Pflanzenzellen geschossen, doch können die Gentechniker nicht steuern wo das
Gen im Erbgut des Organismus landet genauso wenig wie sie vorher sehen können
zu welchen Wechselwirkungen es mit anderen Genen und Proteinen kommt. Desweitern
wurde ja die Grundannahme der Gentechnik, ein Gen sei für eine Wirkung
verantwortlich(der
Mensch besitze nur etwa 30.000 statt der zunächst vermuteten 100.000 Gene)
inzwischen widerlegt. Die Wechselwirkungen der Gene untereinander sind
wesentlich komplexer als lange Zeit angenommen. Somit sollte es niemand
wundern, dass Gen-Pflanzen in der Praxis ungewollte und nicht kontrollierbare
Eigenschaften entwickeln. Dazu kommt, dass es noch so gut wie keine
Langzeitstudien an Gen-Pflanzen gibt. Somit kann keiner etwas zu den Folgen für
die Gesundheit des Menschen sagen. Da negative Ergebnisse von Studien den großen
Konzernen schaden würden, werden auch gleich gar keine durchgeführt. Und für unabhängige
Studien reicht das Geld meist nicht. Man hat jedoch bei einer Langzeit-Studie
des österreichischen Gesundheitsministeriums heraus gefunden, dass die
Fruchtbarkeit von Mäusen die mit einer gentechnisch veränderten Maissorte des
US Konzerns Monsanto gefüttert wurden, rapide sinkt.
Ein anderes Problem stellt auch die Verbreitung dar. Den
werden die gentechnisch veränderten Pflanzen erst einmal angebaut, verbreiten sie
sich unkontrolliert und lassen sich nicht mehr zurück holen. Durch den
Transport von Saatgut und Erntemaschinen durch Wind und Bienen gelangen die
Pollen oft kilometerweit weg von ihrem Anbaufeld. Somit haben wir, die
Verbraucher auf lange Sicht hin keine Möglichkeit mehr frei zwischen
Genveränderten und normalen Pflanzen zu wählen, den eine Koexistenz beider
scheint nicht möglich.
Und die Gentechnik schadet auch der Vielfalt unserer Umwelt.
Schon allein im letzen Jahrhundert sind 75 % der Kultursorten unserer Lebensmittel
verschwunden. Doch wir brauchen sie um in der Zukunft aus der genetischen
Vielfalt schöpfen zu können und die Anpassung an veränderte Bedingungen zu
garantieren. Aber der Anbau gentechnisch-veränderter Pflanzen ist nur in einem hochindustrialisierten
landwirtschaftlichen System möglich. Doch schon allein die Monokulturen
zerstören unsere biologische Vielfalt. Und auch der Anbau von sogenannten herbizidresistenenten Pflanzen
führt dazu, dass mehr und giftigere Pestizide verwendet werden müssen.
Und
auch das Argument, dass durch Gentechnisch veränderte Pflanzen die weltweite
Nahrungsmittelkrise gelöst werden könne, ist widerlegbar. So hat man zum
Beispiel den sogenannten Golden Rice geschaffen um die Menschen in Indien vor
Blindheit durch Vitamin-A-Mangel zu schützen. Dieser Reis enthält also mehr
Beta-Karotin als gewöhnlicher Reis und dieses Beta-Karotin wird im Körper unter
anderen zu Vitamin A umgewandelt. Soweit, so gut. Jedoch wollten die
Gentechnik-Konzerne mit diesem scheinbar humanitären Projekt nur dafür sorgen,
dass die Gentechnik salonfähig wird und die man den Gegnern vorhalten kann,
dass wenn diese Errungenschaft den Menschen vorenthalten wird, die Gesundheit
der dort lebenden Menschen auf’s Spiel gesetzt wird. Das Problem ist nämlich eigentlich
viel leichter zu lösen, viele konventionelle Gemüsesorten enthalten genug
Vitamin-A und man muss dafür nicht die Risiken der Gentechnik auf sich nehmen.
Und
auch wirtschaftlich gesehen scheint die Gentechnik durchaus interessant. Den
einen finanziellen Nutzen tragen nur die Konzerne davon, für den Rest der
Gesellschaft entstehen erhebliche Folgekosten. Vor allen für die Hersteller die
ihre Pflanzen gentechnikfrei halten möchten, da sie einen erheblichen Aufwand
betreiben müssen um dafür zu sorgen. Und das spüren am Ende auch die Verbraucher
die gern gentechnisch-unveränderte Pflanzen kaufen möchten. Vielleicht erinnert
man sich auch noch an den Fall, als ein deutscher Imker im September 2008
seinen gesamten Honig vernichten musste, weil die Bienen Pollen des MON810
Maises enthielten. Und wer verdient am Ende an der Gentechnik? Natürlich die
Konzerne die das veränderte Saatgut und die Pestizide herstellen. Und das sind
weltweit weniger als 10(z.B. Monsanto, Syngenta oder Plant Bioscience). Und
diese versuchen mit Hilfe der Patentierung die Kontrolle über die weltweile
Nahrungsmittelproduktion zu erlangen. Und somit werden die Landwirte abhängig
gemacht, da sie das Saatgut jedes Jahr von den Konzernen kaufen müssen oder
die Lizenzgebühren zahlen müssen. Und somit steigt die Macht der
Saatgutkonzerne mehr und mehr, und um zu wissen wohin das führt muss man nicht
erst das Buch Biokrieg gelesen haben. Ich denke man kann eindeutig erkennen ob
ich die Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln eher für einen
Segen oder einen Fluch halte.
Etwas differenzierter sieht hingegen meine Meinung zu
Gentechnik in der Medizin aus. Nur allein der Gentechnik ist es zu verdanken,
dass man mittlerweile Insulin in größeren Mengen herstellen kann ohne es auch
Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern gewinnen zu müssen. Auch
künstliche Befruchtung ist nur durch die Gentechnik realisierbar geworden. Auch
der von Blutern benötigte Blutgerinnungsfaktor VIII lässt sich durch Gentechnik herstellen. Verallgemeinert
lässt sich sagen, dass sich durch Gentechnik nun Medikamente herstellen lassen,
die vorher in nicht ausreichenden Mengen aus natürlichen Quellen isoliert
werden konnten oder aus menschlichen Geweben oder Körperflüssigkeiten isoliert
werden musst. Aber natürlich gibt es auch hier bei eine negative Seite, den man
befürchtet, dass durch die Möglichkeiten die dank der Gentechnik geöffnet
werden es dazu kommen könnte, dass die Eigenschaften eines Menschen komplett
verändert werden. Man muss sich allerdings vor Augen halten welch Chancen auf
Verbesserung der Lebensqualität wir durch die Gentechnik haben und es wäre
ethisch nicht zu rechtfertigen sie wegen der eventuellen Gefahr vor
missbräuchlicher Verwendung nicht zu nutzen.
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