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Seminararbeit / Hausarbeit

Noam Chomskys Generati­ve Grammati­k: Ein Überblick

2.138 Wörter / ~10 Seiten sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Autor Gerhard H. im Mai. 2011
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

2010, Glantschnig

Autor / Copyright
Gerhard H. ©
Metadaten
Preis 3.20
Format: pdf
Größe: 0.13 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 6375







Generative Grammatik

(von Noam Chomsky in den 60er Jahren begründet)


Das Wort „generativ“ bedeutet in diesem Zusammenhang „explizit“ oder „vollständig“, daher hat die generative Grammatik den Anspruch eine explizite Grammatik zu sein.

Sie wird als die exakte Spezifizierung des Begriffs „grammatisch richtiger Satz“ gesehen. Die generative Grammatik ist ein deskriptives Modell, das aus einer endlichen Anzahl von Lexemen eine unendliche Anzahl an Sätzen generieren kann.


Grundlagen der generativen Grammatik:

à Aufdeckung von Gesetzmäßigkeiten und Modellierung der Kenntnisse, die Sprecher befähigen Sprachliche Strukturen zu generieren

à Sprachkompetenz als zentraler Bestandteil unserer kognitiven Fähigkeiten

à Performanz ist sekundär

à Mittelpunkt der GG ist die Formulierung allgemeingültiger Gesetze, die den Zusammenhang von Sprache, Spracherwerb und Kognition berücksichtigen und erklären

à Annahme von universalen, angeborenen Prinzipien, die erklären wie Kinder innerhalb kürzester Zeit eine Sprache lernen können und Sätze bilden, die sie vorher noch nie gehört haben

à Universale Grammatik: besteht aus allgemeinen Prinzipien und sprachspezifischen Parametern. Kinder erfahren durch Input, welche Paramter in der eigenen Sprache gelten.


Frühe Grundidee der generativen Grammatik:

Entwicklung eines Algorithmus (im Sinne einer Arbeitsanweisung), der alle Sätze einer menschlichen Sprache generieren und darstellen kann, und der nur grammatisch richtige Sätze generiert.


Diese Grundidee wurde aufgrund der Undurchführbarkeit letztlich aufgegeben.


Das Ziel der generativen Grammatik ist es aber nach wie vor, einen Algorithmus zu entwickeln, der die grammatischen Strukturen von Sätzen so präzise und einfach wie möglich darstellen kann.

Das präzise Darstellen funktioniert durch dieses Modell, tatsächlich ist es aber so kompliziert, dass es praktische nicht angewendet werden kann.


Probleme der generativen Grammatik:


1.    Semantik vs. Syntax

Zu Beginn war Chomsky davon überzeugt, dass die Syntax und Semantik autonom voneinander zu betrachten sind, und nicht voneinander abhängen.


Bsp.:

1.)  Colorless green ideas sleep furiously

2.)  Furiously sleep ideas green colorless


Beide Sätze enthalten dasselbe Inventar an Wörtern, und sind gleichermaßen sinnlos, aber nur der erste Satz ist grammatisch korrekt. Für Chomsky zeigt das, dass die Grammatikalität eines Satzes nicht nach semantischen Gesichtspunkten bestimmt werden darf.


2.    Oberflächenstruktur vs. Tiefenstruktur

Die Oberflächenstruktur gibt die tatsächliche Ausformung eines Satzes an der Oberfläche wieder (Syntax), während die Tiefenstruktur die abstrakte, semantische Ebene wiederspiegelt.

Die Tiefenstruktur kann verschiedene Oberflächen repräsentieren und muss nicht zwangsläufig eindeutig sein.

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Bsp.:

1.)  John is easy to please

2.)  John is eager to please


Beide Sätze haben dieselbe Oberflächenstruktur, aber eine unterschiedliche Tiefenstruktur. In ersten Satz, ist „John“ ein direktes Objekt von „please“ (grammatische Struktur: „this pleases john“), im zweiten Satz ist „John“ aber das Subjekt zu „please“ (grammatische Struktur: „John pleases someone“).

à Informationen über die zugrunde liegenden grammatischen Beziehungen sind in der Tiefenstruktur enthalten, in der Oberflächenstruktur nicht. à Tiefenstruktur unterscheidet sich von der Oberflächenstruktur, weil sie beispielsweise die Funktionen „Subjekt – von, Objekt – von“ nicht ausdrückt.


3.    Adäquatheit grammatischer Sätze

Die Adäquatheit eines grammatischen Satzes kann überprüft werden, indem er von einem kompetenten Informanten akzeptiert wird. Nur, wer ist ein kompetenter Informant?


4.    Kompetenz vs. Performanz

Zum Problem der Kompetenz eines informanten kommt noch, welche Rolle wichtiger ist. Ist ein kompetenter Hörer von größerer Bedeutung als ein kompetenter Sprecher?


5.    Präzision und Einfachheit

Das Ziel, die Grammatik so explizit wie möglich zu beschreiben kollidiert zwangsläufig mit dem Ziel die Grammatik so einfach wie möglich zu beschreiben, wobei sich der Wunsch nach Präzision letztlich durchgesetzt hat.


Erklärende Kraft der GG


Die GG muss in der Lage sein konstruktionelle Homonymien zu erkennen. Diese liegt vor, wenn eine Phonemsequenz auf einer Ebene in mehr als einer Art analysiert werden kann.

Teilweise kann das auch schon die PS-Grammatik, die ohne Transformationen auskommt, wie das Beispiel des Satzes „Das ist natürlich genug“ zeigt:


Bei anderen Beispielen hilft die PS-Grammatik nicht, da sie allen Beispielsätzen dieselbe grammatische Struktur zuweisen muss:


Bsp.:

2.)  The growling of the lions

3.)  The raising of the flowers


Eine Analyse durch die PS-Grammatik ergibt bei allen drei Sätzen dieselbe Struktur (the V + ing – of + NP). Werden diese Sätze transformiert, werden die Sätze 2 und 3 auf verschiedene Weise erklärt:


Bsp:

2.) NP – C – V (the lions growl) → the – V + ing – of + NP

3.) NP¹ – C – V – NP² (John raises the flowers) → the – V + ing – of + NP²


Der erste Beispielsatz ist zweideutig, da er sowohl die Transformation des zweiten als auch des dritten Satzes zulässt (The hunters shoot; John shoots the hunters).


Anfänge:
Phrasenstrukturregeln – Aufbau grammatischer Strukturen
(1) PS-Regeln:
1. Satz S → NominalPhrase VerbalPhrase
2. NominalPhrase → Determinans (Artikel, Possesiv-/Demonstrativpronomen) Nomen
3. VerbalPhrase → Verb NominalPhrase NominalPhrase

→ Sätze werden in Form von Baumdiagrammen dargestellt – mit Hilfe von Kategorialsymbole
→ Satzkonstituente S wird in einzelne Subkonstituenten aufgegliedert:


Paul dominieren selbst Knoten

NP NP V

dem Kind das Buch gibt

Tiefen- und Oberflächenstruktur:(erklärt warum das Verb in der Endposition steht)
OS – konkrete Wort- und Satzgliedfolge
TS – abstrakte Ebene, die der OS zugrunde liegt

Sätze, die sich an der OS unterscheiden, haben eine gemeinsame TS
Zusammenhang der Sätze – gemeinsame TS, wobei das Verb in der Endposition steht

Bsp.: Peter ist heute gekommen
Ist Peter heute gekommen?
Heute ist Peter gekommen.
(dass) Peter heute gekommen ist.
Durch Transformationen gelangt man zu den einzelnen OS – Veränderung der Reihenfolge der einzelnen Konstituenten


Zweite Phase der GG: Government-Binding Theorie
Transformationen nur durch eine Regel beschrieben – move α
MOVE
α: Bewege eine beliebige Konstituente α von einer Position x in eine Position y
ganze Phrase: XP
lexikalischer/funktionaler Kopf einer Phrase: X°
Zwischenebene (zwischen Kopf und max. Projektion): X‛

weitere Konstituenten:
Komplement ( Specifier): Konstituenten, die syntaktisch vom Kopf der Phrase gefordert werden
c-Kommando: Konstituente
α c-kommandiert eine Konstituente β, wenn der Knoten, der α dominiert auch β dominiert;
m-Kommando:
Konstituente α m-kommandiert eine Konstituente β, wenn die max. Projektion, die α dominiert auch β dominiert
Adjunkt: XP’s die nicht vom Kopf der Phrase gefordert werden; Anfügungen

Beispiel eines Satzes:

XP
Adjunkt XP
Specifier X‛
X° Komplement

h: XP Knoten verdoppelt, da der Adjunkt keine Position innerhalb der Strukturposition hat
Kopfadjunktion: X° Knoten verdoppelt


Die Agreement-Analyse:
funktionale Kategorie INFL – zwei Merkmale: Tempus und Agreement, jeweils eigenständig?
Split-Infl-Hypothese: Die IP besteht aus den zwei funktionalen Kategorien Agreement und Tense, die, jeweils eine Position für einen Specifier und ein Komplement vorsehen, also Phrasen bilden.
-statt IP also Agreement Phrase (AgrP) und Tense-Phrase(TP);
hierarchische Anordnung im Deutschen: AgrP über der TP (Verb lexikalisiert bei der Anhebenung zuerst Tempusmerkmale und dann Kongruenzmerkmale )


Gesamtmodell:
vier Repräsentationsebenen: D-Struktur (TS), S-Struktur (OS), logische Form (LF) verantwortlich für semantische Interpretation, phonetische Form (PF) zeigt die Lautrealisierungen;
D-Struktur über X-bar-Regeln generiert – Transformation move
α vermittelt zwischen D- und S-Struktur, PF und LF geben die lautliche Gestalt und semantische Interpretation

X-Bar-Schema ist derivationell - leitet grammatische Strukturen her
Subtheorien sind repräsentationell - erzeugten Strukturen werden auf ihre Grammatikalität geprüft

Das Minimalistische Programm:
„minimalistisch“ – nur noch wenige, notwendige Annahmen: Lexikon und Verarbeitungssystem (setzt die Ausdrücke zusammen und diese phonetischen und semantischen Ebene interpretiert;
Bedingung: Strukturbeschreibungen müssen voll interpretierbar sein


·        Aktuelle Variante im Rahmen der generativen Grammatiktheorie

·        Verfolgt leitende Fragestellungen der Rektions- und Bindungstheorie weiter, reduziert dabei das Begriffsinventar auf das konzeptuell Notwendige.

·        Platos Problem: Warum wissen wir so viel, obwohl wir so wenig Evidenz dafür haben?

·        Die Variation der Sprachen zeigt aber, dass nicht das gesamte sprachliche Wissen angeboren sein kann – diese Prinzipien sind also offen und unspezifiziert. Durch das Hinzutreten von linguistischen Daten können die offenen Stellen (=Parameter) gefüllt werden.

Die Antwort auf Platos Problem: Prinzipien- und Parameter-Theorie: Menschen verfügen über einen angeborenen Mechanismus zum Erwerb der Sprache, genetisch verankert und bei allen Menschen gleich strukturiert. Dieser Mechanismus = Universalgrammatik. Dadurch ist auch die Variation prinzipiell erklärbar. Kinder in der Phase des Spracherwerbs: aus den primären linguistischen Daten (PLD), die ihnen die sprachliche Umgebung bietet, die Parameter der UG so u setzen, dass als Ergebnis die Grammatik ihrer Muttersprache GL resultiert:

·        Im Gegensatz zur Rektions- und Bindungstheorie (D-Struktur, S-Struktur, PF, LF) fallen D-Struktur und S-Struktur dem Prinzip der konzeptuellen Notwendigkeit zum Opfer und nur noch die beiden Schnittstellen PF (Phonetische Form) und LF (Logische Form) werden anerkannt.

Das Sprachsystem hat die Aufgabe, grammatische Repräsentationen zu erzeugen, die von den artikulatorisch-perzeptuellen Systemen (A-P) und den konzeptuell-intentionalen Systemen (C-I) interpretiert werden können. Die Ebenen PF und LF werden als Schnittstellen aufgefasst. Das Sprachsystem wird als ein Berechnungssystem (computationaelsystem of human language CHL)aufgefasst, welches PF- und LF-Repräsentationen erzeugt.



C-I

Semantische Interpretation

LF

PF

A-P

Lautliche Interpretation


·        Die Interpretierbarkeit an den Schnittstellen legt fest, ob eine sprachliche Struktur wohlgeformt ist oder nicht.

·        Da die Ebenen der D-Struktur und der S-Struktur nicht mehr vorhanden sind, muss mit anderen Verfahren und Operationen sichergestellt werden, dass Phrasen und Sätze ihre empirisch ermittelten Struktureigenschaften theoretisch zugewiesen werden:

Aus dem Lexikon (stellt lexikalisches Inventar bereit, ist neben dem Verarbeitungssystem, das die Lexikonelemente zu komplexen Ausdrücken zusammensetzt und auf der phonetischen und logisch-semantischen Ebene interpretiert, ist nach Chomsky das einzig minimal Notwendige) werden eine Anzahl von bereits flektierten Wörtern entnommen. Diesen Vorgang bezeichnet man als SELECT:


die

kocht


Artikel und Substantiv werden zu einer Phrase zusammengefügt = MERGE:


Mutter + die = die Mutter + kocht = die Mutter kocht


Die Operation MOVE erlaubt bereits integrierte Elemente zu verschieben. SELECT und MOVE laufen so lange ab, bis aus allen gewählten Elementen aus dem Lexikon eine kohärente sprachliche Form entstanden ist.

Diese Vorgänge laufen zunächst „overt“ (offen ab), es hat noch kein „spell out“ stattgefunden (es wurde also noch nichts laut ausgesprochen). Nach dem „spell out“ handelt es sich bei SELECT, MOVE und MERGE um coverte Operationen (verdeckt), am Punkt SPELL OUT splittet sich die Information, die mit den lexikalischen Einheiten geliefert wird.

Die schwachen syntaktischen Merkmale werden auf dem Weg von spell-out nach LF geprüft, so dass auf LF alle Bewegungen – overte und coverte – stattgfunden haben. Damit sind alle Sprachen auf LF gleich, während die hörbare Variation zwischen den Sprachen vom Auftreten starker Merkmale abhängt. Da nur starke Merkmale vor spell out überprüft werden, lassen sich nur in diesen Fällen hörbare Reflexe wahrnehmen.

·               Merkmalsüberprüfung

Bei der Operation MOVE kann es zu sog. CRASH kommen – wenn ungrammatische Strukturen bei der Umstellung auftreten. Um das zu verhindern, findet das sog. Feature-Checking statt. Die Merkmalsüberprüfung unterliegt den beiden Ökonomieprinzipien Zauderprinzip (Bewegung darf nur dann erfolgen, wenn sie erzwungen wird und erst dann so spät wie möglich) und Schmarotzerprinzip (Bewegung nur dann, wenn Konstituente ihre eigenen Merkmale überprüfen kann).





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