✕
Inhalt: Der Artikel bietet eine detaillierte Analyse zweier Exilgedichte, die sich mit dem Thema Heimatverlust auseinandersetzen. Die Gedichte "Ziehende Landschaft" von Hilde Domin und "Ich liege wo am Wegrand" von Else Lasker-Schüler werden hinsichtlich ihrer Form, Thematik und sprachlichen Mittel verglichen. Die Unterschiede in der Darstellung von Hoffnungslosigkeit und der Suche nach einem neuen Zuhause werden herausgearbeitet. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie beide Dichterinnen ihre Erfahrungen im Exil poetisch verarbeitet haben.
Gedichtvergleich von „Ziehende Landschaft“von Hilde Domin und „Ich liege wo am Wegrand“ von Else Lasker –Schüler
Inhalt
Gedichtvergleich. 1
Ziehende Landschaft von Hilde Domin 1955. 5
Ich liege wo am Wegrand von Else Lasker –Schüler. 6
Biographisches. 6
Gedichtvergleich
Heimatverlust ist das Thema der beiden Exilgedichte die ich im Folgenden miteinander vergleiche. Während das lyrische Ich in „Ich liege wo am Wegrand“ von Else Lasker-Schüler aus dem Jahre 1935 völliger Hoffnungslosigkeit unterliegt und sich absolut nicht in ihrer neuen Umgebung wohlfühlt, ruft das lyrische Ich in „Ziehende Landschaft“, welches 1955 von Hilde Domin geschrieben wurde, dazu auf, sich selbst nicht aufzugeben, da es nur so gelingt die fremde, neue Umgebung als ein neues Zuhause anzusehen.
Ich liege wo am Wegrand setzt sich aus vier Strophen zusammen welche, bis auf die letzte, jeweils 3 Verse lang sind. Die Vierte enthält nur 2 Verse. Es ist weder ein regelmäßiges Versmaß noch ein bestimmtes Reimschema erkennbar, jedoch machen sich besonders in den ersten beiden Strophen Reime erkenntlich (Z. 1/3/4 übermattet-bestattet-überschattet; Z.2/5/6/9 Nacht-bedacht-blauvertausendfacht-umgebracht).
Formal stechen die unterschiedlichen Satzzeichen heraus, insbesondere die Bindestriche welche in den ersten zwei Strophen häufig vorkommen. Dass die Verslängen ab Strophe 2 stufenähnlich abnehmen kann mit der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit des lyrischen Ichs interpretiert werden.
Das weibliche lyrische Ich verweist bereits im Titel schon auf ihre Orientierungslosigkeit, was sie durch “wo“ zum Ausdruck bringt. Im Laufe der ersten Strophe wird diese Orientierungslosigkeit jedoch von Hoffnungslosigkeit und Qualen überdeckt, indem sich das lyrische Ich selbst zu den Toten zählt (Vgl.Z.3). Ihre Verzweiflung kommt besonders mit „Wo soll ich auch noch hin“(Z.4) als rhetorische Frage zum Ausdruck und verdeutlicht ihre kritische Lage, dass es keinen Ausweg mehr für sie gibt.
In ihre Heimat wird sie nicht mehr zurückkehren können. In der dritten Strophe hebt sie mit einem Ausruf hervor, dass ihre „heilige Liebe“ (Z.7), womit ihre enge Liebe zu ihrer Heimat gemeint ist, ohne Bedenken zertreten und zerstört wurde. Diese Übeltäter spricht sie in der 2. Person Plural direkt an und es lässt sich stark vermuten, dass es sich hier um die Nation.....[Volltext lesen]
Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden. Jedoch hat die Länge der Verszeilen keine Struktur und so sind die Verse nach Belieben mal kürzer und mal länger. Da auch kein Reimschema erkennbar ist und nicht wie in Lasker-Schülers Gedicht erkennbare Reime vorliegen, kann man davon ausgehen, dass „ziehende Landschaft“ stark an Prosa angelehnt ist.
Stephanie Lehr-Rosenbergs Überlegungen nach, dass der Titel einen Gegensatz ausdrückt, da das Attribut „ziehend“ eine Bewegung und das Substantiv „Landschaft“ etwas Festes beinhaltet, finde ich sehr interessant und einleuchtend. Schon zu Beginn des Gedichtes wird wieder deutlich, worauf das ebenso weibliche lyrische Ich in diesem Exilgedicht aufmerksam machen will.
Im Gegensatz zu dem oben behandelten Gedicht spricht das lyrische Ich den Leser, in diesem Fall Exilanten, im ganzen Gedicht direkt an.
Der erste Vers setzt direkt mit einer Anapher „Man muß“ ein, was wie eine Forderung an die Leser klingt. Tatsächlich will das lyrische Ich die Leser dadurch ermutigen etwas Bestimmtes zu tun; „weggehen können“ (Z.1).
Genauer gesagt will sie damit den Lesern vermitteln, dass sie bereit sein sollen ihr Heimatland zu verlassen, jedoch wie es die Metapher in der zweiten und dritten Zeile verdeutlicht, soll man „wie ein Baum“(Z.2) standhaft bleiben und nicht vergessen wer man ist.
Das lyrische Ich verlangt also, dass man sich trotz Verlassen der Heimat nicht selbst aufgibt. Es gibt also noch Hoffnung nicht alles verloren zu haben, da man die Heimat und das Zuhause in sich selbst trägt. Man soll sich vorstellen, man selber bleibe immer fest in der Heimat, nur der Boden/ Umgebung verändert sich.
So jedenfalls schließt das lyrische Ich die vierte Zeile ab; schließlich mit einem Satzende. Außerdem werden nun die Leser mit „wir“(Z.4) angesprochen. Im Vergleich zu diesem vierten relativ langem Vers, folgen nun zwei relativ kurze. Wieder setzt ein Vers mit der Anapher „man muß“ (Z.5) ein, diesmal mit dem Verlangen de.....
Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden. Auch wenn die beiden Exilgedichte aus verschiedenen Zeiten stammen und auch die Dichterinnen sehr unterschiedlich ihr Leben im Exil verbrachten, wobei Else Lasker-Schüler nicht einmal die Möglichkeit hatte zurückzukehren, ist der Inhalt der Gedichte gewissermaßen ähnlich.
Beide Gedichte beziehen sich nämlich auf die Erlebnisse und vor allem Erfahrungen der Dichter im Exil. Beide haben sie nur gute Erinnerungen an die Heimat, die sie verlassen mussten. Während Hilde Domin jedoch in allem etwas Hoffnung erkennt und willensstark ist, scheint Else Lasker-Schüler viel durchgemacht zu haben und hoffnungslos zu sein.
Genauer betrachtet kann man sagen, dass die beiden Gedichte sich an einem Strang befinden, wobei der einzige Unterschied in der Frage nach der Identität des lyrischen Ichs liegt; in Else Lasker-Schülers Gedicht fehlt es nämlich an Identität. Es liegt ein vollkommener Identitätsverlust vor.
Ziehende Landschaft von Hilde Domin 1955
Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muß den Atem anhalten,
bis der Wind nachläßt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.
Ich liege wo am Wegrand von Else Lasker –Schüler
Ich liege wo am Wegrand übermattet -
Und über mir die finstere kalte Nacht -
Und zähl schon zu den Toten längst bestattet.
Wo soll ich auch noch hin - von Grauen überschattet -
Die ich vom Monde euch mit Liedern still bedacht
Und weite Himmel blauvertausendfacht.
Die heilige Liebe, die ihr blind zertratet,
Ist Gottes Ebenbild . . . . !
Fahrlässig umgebracht.
Darum auch lebten du und ich in einem Schacht!
Und - doch im Paradiese trunken blumumblattet.
Biographisches
Hilde Domin: 27. Juli 1909 in Köln ( Deutschland) geboren; 22. Februar 2006 in Heidelberg gestorben; Exilantin; .....
Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.