Gedichtvergleich
"Vorfrühling" von Ernst Stadler (1902)
„Vorfrühling“ von Rainer Maria Rilke (1924)
Das expressionistische
Gedicht "Vorfrühling" von Ernst Stadler, geschrieben 1902, beschreibt
den Umbruch zum Frühling, die Veränderung und das hinnehmen von etwas Neuem. Das
gleichnamige impressionistische Gedicht wurde von dem deutschen Lyriker Rainer
Maria Rilke 1924 verfasst. Stadlers Gedicht ist in drei Strophen und 12 Versen
gegliedert. Es besteht aus einem Kreuzreim, doch das Versmaß wechselt ständig. Stadlers
Gedicht besteht fast nur aus Hauptsätzen. Doch auch kurze Gliedsätze verwendet
der expressionistische Lyriker, um den Ausdruck hervorzubringen, welcher das
lyrische Ich fühlt. Im Gegensatz zu Stadlers Gedicht verfügt Rilkes Gedicht
über keine Enjambements. Rilkes Gedicht besitzt 2 Strophen, in denen es jeweils
4 Verse gibt. Wie Stadlers Gedicht besteht Rilkes Gedicht aus einem Kreuzreim
und das Versmaß ist ein Trochäus.
Der Übergang vom Winter in den beginnenden Frühling - Vorfrühling
Das lyrische Ich bei Rilke
ist unbekannt, welches wiederum bei Stadlers Gedicht sehr erwartungsvoll und
hingebend ist. Auffallend ist auch, dass sich das lyrische Ich in Stadlers Werk
in der dritten Strophe sich der Veränderung in der Natur, dem Neuen, vollkommen
hingibt.
Sprachlich weist Stadlers
Gedicht die Motive Frühling, Wind und Geruch auf. Der Geruch ist sehr stark
vertreten, da dieser auch für den Frühling steht. Der Wind signalisiert den
Umbruch, die Zeit für etwas Neues. Stadler benutzt in seinem Gedicht sehr viele
Verben, wie z.B. "aufgewühlt", die man mit Bewegung, Unruhe und
Aufbruch assoziiert. Auch benutzt der Lyriker sehr viele sprachliche Bilder.
Stadlers, sowie Rilkes
Gedicht verfügen über Personifikationen. In Rilkes Gedicht ist auffallend, dass
die Nomen nur aus dem Naturbereich sind und der Autor auch den Genetiv benutzt.
Der Lyriker spielt mit dem Zeilensprung, der sogar von der ersten Strophe auf
die zweite Strophe reicht. Somit wird der zweiten Strophe mehr Energie gegeben
und Rilke will zeigen, dass sich der Frühling Zeit lässt.
Inhaltlich sind die
Aussagen der Gedichte gleich. Doch während in dem Impressionistischen Gedicht
von Rilke die Stimmung und die Gefühle zählen, steht im expressionistischen
Gedicht von Stadler der Ausdruck, und die Mitteilung im Mittelpunkt. In
Stadlers Gedicht wird die Aufbruchsstimmung beschrieben und auch der Umbruch
zum Frühling. Man könnte meinen, dass Stadler den Wechsel zwischen Winter und
Frühling beschreibt.
Die Nacht ist der Winter
und der Tag ist der Frühling. Auch nutzt der Autor den Duft, um zu zeigen, dass
der Frühling kommt, dass man etwas Neues erwarten kann. In der ersten Strophe
beschreibt das lyrische Ich was es sieht und in der Zweiten beobachtet und
lauscht es. Doch in der dritten Strophe nimmt das lyrische Ich verstärkt die
Veränderung in der Natur wahr und gibt sich dem Neuen hin.
In Rilkes Gedicht wird
einem klargemacht, dass auch die kleinen Dinge die Sichtweise ändern können.
Auch könnte man es vergleichen, dass eine Idee wächst, wenn man diese richtig
behandelt. Und so muss man den Frühling richtig behandeln, dass er den Raum
einnimmt.
Im Gegensatz zu Rilkes Vorfrühling, das eher durch die
Natur und mit Zärtlichkeit beschrieben wird, wird Stadlers Gedicht mit dem
Aufbruch, mit Unruhe dargestellt. Anfangs war das expressionistische Gedicht
von Stadler sehr schwer zu lesen, doch je länger man sich damit befasst hatte,
desto klarer wurde die Aussage, die der Lyriker ausdrücken wollte. Ich
persönlich bevorzuge Stadlers Gedicht, da man die sprachlichen Bilder vor Augen
hat, sich so hineinversetzten kann, dass man sogar die Gerüche riechen könnte
und weil die Unruhe, der Umbruch zu etwas Neuem auch etwas positives sein kann.