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Dokumenttyp

Textanalyse
Deutsch

Universität, Schule

Recknitz-Campus Laage

Note, Lehrer, Jahr

2, 2018

Autor / Copyright
Tobias H. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.04 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 78390







Gedichtsvergleich

Ich habe zwei Gedichte vorliegen, die beide aus der Zeit des frühen Expressionismus stammen. Das erste Gedicht heißt „Punkt“ und das andere Gedicht heißt „Weltende“. Das Gedicht „Punkt“ wurde von Alfred Lichtenstein im Jahre 1913 geschrieben. Das Gedicht thematisiert etwas Abschließendes (einschlafen), was aber auch das Ende von etwas bedeuten kann (Tod). Das andere Gedicht „Weltende“ wurde im Jahre 1911 von Jakob von Hoddis geschrieben. Es thematisiert das Ende der Welt(Tod). Im Folgenden werde ich das Gedicht „Punkt“ analysieren. Anschließend möchte ich dieses Gedicht mit dem Gedicht „Weltende“ vergleichen.

In dem Gedicht „Punkt“ ist Chaos auf den Straßen einer Stadt, damit wird eine Anstrengung auf das lyrische Ich dargestellt. Es wird auf den Zerfall hingewiesen. Zudem kündigen Krankheiten den baldigen Tod des lyrischen Subjekts an. Das Gedicht „Punkt“ verweist auf das baldige Ende des lyrischen Subjekts. Gekennzeichnet wird diese Ankündigung des Todes durch die häufige Benutzung von Metaphern und negativen und tragischen Wörtern. Das Gedicht hat zwei Strophen mit jeweils vier Versen. Das Reimschema ist ein durchgehender Jambus der 5- hebig ist und 10 Silben pro Vers hat. Dieser hat männliche Kadenzen. Dadurch wirkt es extrem strukturiert, einheitlich, ordentlich, absehbar und nichts Unerwartetes wird symbolisiert. In der inhaltlichen Struktur kann man zwei verschiedene Ansichtsperspektiven erkennen. Bei der ersten Perspektive geht es in der ersten Strophe um die Probleme / Krankheiten des lyrischen Ich, die genannt werden (Prozess des Zerfalls des lyrischen Ich wird dargestellt). Das ist die Vorbereitung auf die zweite Strophe. In der zweiten Strophe geht es dann um die Endgültigkeit des Todes / des Zerfalls. Die zweite Perspektive auf das Gedicht ist ein bisschen anders. Dort werden zwei motivische Gedanken zusammengeführt, die Großstadt und das kranke Individuum. Diese Verbindung der Motive wird durch die Einwirkung der Stadt auf das Individuum dargestellt. Die Überschrift hat etwas mit dem Inhalt zu tun. Die Überschrift „Punkt“ kann verschiedene Bedeutungen haben. Es kann ein Abschluss sein. Also z.B. ein Satz, der zu Ende ist. Außerdem kann „Punkt“ die Welt darstellen und dieses könnte das Ende bedeuten. Wenn man einen Punkt ausmalt, kann es auch als Kreis gesehen werden. Der Kreis ist geschlossen. Da er geschlossen ist, endet er nie und es kommt zur ewigen Wiederholung. Der Inhalt wird verdeutlicht durch reichliche, sprachliche und stilistische Mittel. In der ersten Strophe gibt es viele Personifikationen und Metapher. Eine Personifikation ist zum Beispiel „Straßen fließen lichterloh“(Str.1; V.1). Durch diese Personifikation wird die Stadt lebendig gemacht. Das ist an dieser Stelle aber nichts Gutes, da die Stadt an sich schon genug von Menschenmassen überfüllt ist. Mit dieser Personifikation wirkt die Stadt noch mehr auf die Menschen ein, die in der Stadt leben. Im zweiten Vers die Metapher „erloschener Kopf“ (Str.1; V.2) bedeutet so viel wie Kopfschmerzen. Diese könnten durch den Lärm der Stadt verursacht worden sein. Eine weitere Metapher „Dornrosen meines Fleisches“ (Str.1; V.4) ist in der ersten Strophe zu finden. Diese Metapher drückt die Schmerzen des lyrischen Subjekts aus, welches diese ertragen muss. In diesem Vers ist ebenfalls die Personifikation „Dornrosen…stechen“ (Str.1; V.4) zu finden. Diese Personifikation bringt ebenfalls Schmerzen. Außerdem gibt es in der ersten Strophe besondere Wörter, die diese Sachverhalte unterstützen. Eines ist zum Beispiel das Wort „deutlich“ (Str.1; V.3). Dieses verstärkt die Aussage davon, dass das lyrische Subjekt dem Ende nahe ist. Das Wort zeigt somit, dass es nicht nur ausgedacht ist, sondern ernst wird und etwas am Ende stirbt. Außerdem befinden sich in der ersten Strophe verschlüsselte Wörter. Eines davon ist „wüsten“(Str.1; V.1). Dieses Wort heißt chaotisch, trocken und leer. In diesem Zusammenhang heißt es so viel wie, dass die Straßen chaotisch sind. Das heißt wiederrum, dass die Straßen sehr voll sein müssen, denn sonst würde kein Chaos herrschen. Das zweite Wort heißt „lichterloh“(Str.1; V.1). Die Bedeutung des Wortes ist grelles, helles und lebendiges Fließen. In dem Zusammenhang des Gedichtes heißt die Bedeutung des lebendigen Fließens die Bewegung. Das heißt, dass die Straßen immer in Bewegung von den Menschen gehalten werden. Die erste Strophe wirkt düster, trostlos und erschöpft (weil das lyrische Subjekt vergeht). Das Gedicht gehört umgangssprachlich in diese Zeit. Es gibt sehr kurze Hypotaxen und Parataxen. Es ist sachlich und unkompliziert geschrieben. In der zweiten Strophe sind ebenfalls sprachliche und stilistische Mittel zu finden. Ein Vergleich ist „Das Herz ist wie ein Sack“ (Str.2; V.3). Bei diesem Vergleich wird ein echtes Herz mit einem einfach unlebendigen Sack verglichen. Dieser Vergleich könnte bedeuten, dass das Herz langsam aber sicher aufhört zu schlagen und somit zu einem unlebendigen Gegenstand (wie z.B. der Sack) wird. Im selben Vers befindet sich noch eine Metapher „Das Blut erfriert“ (Str.2; V.3). Diese Metapher könnte bedeuten, dass das Blut nicht mehr fließen kann. Das hat die Folge, dass das lyrische Subjekt stirbt. In der zweiten Strophe gibt es wie auch bei der ersten Strophe viele Besonderheiten. Wie z.B. die ausdrucksstarke Wortgruppe „Die Augen stürzen ein“ (Str.2; V.4). Diese extreme Wortgruppe sagt aus, dass das lyrische Subjekt nun Tod ist. Verschiedene ausdrucksstarke Wörter / Wortgruppen verdeutlichen die negativen Gedanken und den erschreckenden Untergang. Sie wirken düster und tragisch. Beispiele dafür sind „erfriert“ (Str.2; V.3), „fällt um“ (Str.2; V.4) und „stürzen“ (Str.2; V.4). Außerdem wird durch eine Inversion (Str.2; V.2) „kriechend“ betont. Dadurch wird der langsame, qualvolle, erdrückende und erschöpfende Prozess verdeutlicht. Das lyrische Subjekt ist die Figur, die das Gedicht erzählt. Dabei erzählt das lyrische Subjekt es nicht sachlich, sondern eher emotional. Hinzu kommt, dass das lyrische Subjekt nicht eine außenstehende Person ist, die es einfach nur erzählt, sondern es spielt in diesem Geschehen eine besondere Rolle. Denn das lyrische Subjekt ist das, was beim Ich – Zerfall stirbt. Das lyrische Subjekt erzählt den Weg bis hin zu seinem Tod. Die erste Strophe bezieht sich auf den Untergang des lyrischen Subjekts selbst. Das kann man durch verschiedene Sätze wie „Ich fühle deutlich, dass ich bald vergeh“ (Str.1; V.3) und „Dornrosen meines Fleisches“ (Str.1; V.4) festmachen. In der zweiten Strophe wird dann der Tod verallgemeinert. Das kann man z.B. an „Welt fällt um“ erkennen. Damit spricht das lyrische Subjekt von einem Ende, das jeden irgendwann betrifft. Nach dem größten Teil der Analyse kann man einige Beziehungen erkennen. Dazu gehört nicht die Form, da bei der Analyse herausgekommen ist, dass das Gedicht extrem strukturiert, einheitlich und ordentlich ist. Das ist bei dem Inhalt oder bei der Sprache definitiv nicht der Fall. Eine Beziehung kann man aber zwischen dem Inhalt und dem lyrischen Subjekt erkennen. Denn der Inhalt sind die Gefühle (wie z.B. Schmerzen), die das lyrische Subjekt ertragen muss. Außerdem gibt es noch eine Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und der Sprache, denn an der Sprache werden die Gefühle des lyrischen Subjekts verstärkt dargestellt. Der Text des Gedichtes sagt aus, dass alles irgendwann ein Ende hat. Dieser Prozess wird durch die Urbanisierung und die Industrialisierung beschleunigt. Hinzu kommt, dass durch die schlagartige Modernisierung von kleinen Städten zu Großstädten auch den Leuten ebenso geschadet worden ist. Dadurch wurden sie ebenso krank (wegen Menschenmassen, Lärm, verdreckte Luft verursacht durch Abgase). Die Deutungshypothese stimmt nach der Analyse weiterhin. Denn das Gedicht sagt aus, dass das lyrische Subjekt am Ende stirbt.
Anders als in dem Gedicht „Punkt“ nimmt das lyrische Subjekt in dem Gedicht „Weltende“ eine ironisch – distanzierte Perspektive auf das Lebensgefühl von den Menschen in dieser Zeit ein. Bei dem formalen Vergleich zwischen dem Gedicht „Punkt“ und dem Gedicht „Weltende“ kann man viele Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Eine Gemeinsamkeit ist z.B. das beide Gedichte eine Überschrift mit nur einem Wort haben. Ihre Entstehungszeit ist jedoch unterschiedlich. „Weltende“ erschien 1911 und „Punkt“ 1913. Beide sind aus der Zeit des frühen Expressionismus. Der Aufbau ist identisch. Beide Gedichte haben zwei Strophen mit jeweils vier Versen. Bei dem Reim gibt es wieder ein paar Unterschiede. Das Gedicht „Punkt“ hat in der ersten Strophe wie auch der zweiten einen umarmenden Reim. Das Gedicht „Weltende“ jedoch hat in der ersten Strophe einen umarmenden Reim und in der zweiten Strophe einen Kreuzreim. Das Metrum von „Punkt“ ist ein durchgehender fünfhebiger Jambus mit männlichen Kadenzen mit zehn Silben pro Vers. Bei „Weltende“ ist in der ersten Strophe ein fünfhebiger Jambus mit männlichen Kadenzen und zehn Silben. In der zweiten Strophe hat der fünfhebige Jambus weibliche Kadenzen mit 11 Silben pro Vers. Zusammenfassend kann man dazu sagen, dass beide Gedichte weitgehend eine identische Form mit Abweichungen im Reimschema und im Metrum (in Strophe zwei von „Weltende“) haben. Ansonsten sind beide Gedichte sehr strukturiert. Bei dem Vergleich über den Inhalt kann man als allererstes viele Motive erkennen. Bei dem Gedicht „Punkt“ sind es die Themen Stadt, Ich – Zerfall und Tod. Bei dem anderen Gedicht „Weltende“ ist es das Thema Weltende (als Vorausahnung). Die Stimmung / Atmosphäre bei dem Gedicht „Punkt“ ist eher düster, kalt, persönlicher (individueller). Bei dem Gedicht „Weltende“ ist die Stimmung / Atmosphäre erschreckend, aber auch leicht, sorglos und bedenklos. Die Atmosphäre / Stimmung von dem Gedicht „Punkt“ wird durch viele verschiedene Wörter und Wortgruppen erzeugt: „wüst“ (Str.1; V.1), „deutlich“ (Str.1; V.3), „kriechend“ (Str.2; V.2), „verschimmelt“ (Str.2; V.1) und „beschmiert“ (Str.2; V.2). Diese Wörter haben eine negativ konnotierte Wortwahl. Bei dem Gedicht „Weltende“ wiederum wurden z.B. Verniedlichungen wie „hupfen“ (Str.2; V.1) und „zerdrücken“ (Str.2; V.2) gewählt. Außerdem wurden in diesem Gedicht Sachen des Alltags verwendet, die unter anderem wären: „der Sturm ist da“ (Str.2; V.1) und „Die meisten Menschen haben einen Schnupfen“ (Str.2; V.3). Dadurch wird eine Distanzierung ausgedrückt.

Meiner Meinung nach hat sich das Lebensgefühl der Menschen aus heutiger Sicht im Vergleich zu früher deutlich verbessert. Früher hatten die Menschen ein eher negatives Lebensgefühl. Denn alles, was sie nicht kannten, bereitete ihnen Angst, da sie keine Erklärung dafür fanden. Durch die Jahrhundertwende und den Halley´schen Kometen wurden die Weltuntergangsgedanken und andere negative Gedanken beflügelt. 1910 kam der Halley´sche Komet der Erde ziemlich nahe. In dieser Zeit waren die Menschen ziemlich aufgewühlt, wie es in dem Gedicht „Weltende“ beschrieben wird. In dieser Zeit gab es noch nicht die technischen Geräte, die diese Dinge / Phänomene erforschen konnten. Heute leben wir in einer Zeit mit Technik. Diese Technik nimmt den meisten Menschen die Angst vor dem, was sie nicht kennen. Dadurch hat sich u. a. ein positives Lebensgefühl entwickelt. Ich finde, dass das Gedicht „Punkt“ ausdrucksvoller ist, da dort mehr mit sprachlichen und stilistischen Mittel gearbeitet worden ist. Somit ist es aus meiner Sicht künstlerischer gestaltet worden. Zudem kommt, dass der Inhalt z.B. durch einzelne Wörter verstärkt wird. Einige Beispiele dafür wären „deutlich“ (Str.1; V.3), „kriechend“ (Str.2; V.2), „beschmiert“ (Str.2; V.2), „fällt um“ (Str.2; V.4) und „stürzen ein“ (Str.2; V.4). Durch die Besonderheiten und den sprachlichen als auch stilistischen Mittel ist das Gedicht emotionaler als das andere Gedicht. Die Aussagekraft beider Gedichte ist sehr stark. Das Gedicht „Weltende“ hat auch eine gute Aussagekraft, die aber leider nicht so sehr wie bei dem Gedicht „Punkt“ durch Sprache, Stil und Atmosphäre verstärkt wird. Denn der Inhalt über den Ich – Zerfall und den Tod bleibt eher im Kopf als bei dem Thema Weltuntergang. Ein Grund könnte zum Beispiel sein, dass die Umsetzung von Stil, Sprache und Atmosphäre besser ist und / oder das Thema an sich interessanter erscheint


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