Deutsch
(Mg) Arbeitsauftrag
S3
Gedichtinterpretation
und Vergleich
Günter Eich, ist ein
deutscher Schriftsteller, der als Vertreter der Nachkriegsliteratur
bekannt ist. Auch in seinem Gedicht „Ende eines Sommers“ werden
die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs auf sein Empfinden sichtbar.
Die hohe Anzahl der Tode im Krieg lässt den Dichter um die
Vergänglichkeit des Lebens nachdenken, welche in dem Gedicht
thematisiert wird.
Das Gedicht besteht aus
zwölf Versen und vier Strophen. Die erste Strophe besteht aus einem
Vers, die zweite und die vierte Strophe bestehen aus jeweils drei und
die dritte Strophe beinhaltet fünf Verse. Es ist kein Reimschema
vorzufinden. Auffällig sind die vielen Zäsuren.
„Wer möchte leben
ohne den Trost der Bäume!“ mit diesem Vers leitet das lyrische Ich
das Gedicht ein. In der zweiten Strophe stellt das lyrische Ich den
Herbst da und es ist beruhigt darüber, dass die Bäume ebenfalls den
Herbst erleben. In der nächsten Strophe begegnet das lyrische Ich
den Beginn des Herbstes mit Betroffenheit. Zuletzt stellt der
Sprecher des Gedichtes das Warten auf den nächsten Sommer, als ein
Gefühl des Sterbens, dar.
Das lyrische Ich stellt
den Herbst in Verbindung mit Vergänglichkeit und Tod. Mittels
Metaphern stellt es diesen Bezug her: „ Die Pfirsiche sind geerntet
[…], während unter dem Brückenbogen die Zeit rauscht.“ (V. 3-4)
Damit stellt es den Herbst passend dar, da es im Herbst keine
Sommerfrüchte mehr gibt und die Tage immer kürzer werden, sodass es
einem so Vorkommt, dass diese an einem vorbeirauscht. „Dem Vogelzug
vertraue ich meine Verzweiflung an.“ (V.5) Damit wird klar, dass
der Sprecher des Gedichtes sich an der Lebendigkeit und der Natur im
Sommer erfreut hat und dort Schutz und Trost gefunden hat. Diese
Freude schwindet durch den Herbst und dem nahen Winter und das
lyrische Ich beginnt zu verzweifeln. Seine Abneigung gegen die kalten
Jahreszeiten wird noch verdeutlicht, in dem er das Fallen der Blätter
als „dunkle(n) Zwang“ bezeichnet. (V.8) Die Bäume haben keine
andere Wahl als die Blätter im Herbst fallen zu lassen, um selbst im
Winter zu überleben. Aus diesem Grund werden Bäume auch mehrere
hundert Jahre alt, sodass das lyrische Ich davon spricht das die
Bäume ihren „Teil von Ewigkeit gelassen [abmessen].“ (V.6)
Obwohl es so scheint, dass Bäume ewig leben, nehmen sie dennoch „am
Sterben teil.“ (V.2) Der Sprecher ist sich bewusst, dass die Vögel
im nächsten Sommer zurückkommen, sodass man sich bis zu den
wärmeren Jahreszeiten gedulden muss. (vgl. V.10-11). Jedoch fühlt
sich dieses Warten für das lyrische Ich an, wie zu sterben. Dies
lässt sich an Vers zwölf erklären. Das lyrische Ich kann den
Pfenning schon unter der Zunge schmecken, der im alten Griechenland
und im alten Ägypten dazu gedient hat, den Fährmann zu bezahlen,
der die Toten in das Totenreich befördern solle.
„Wer möchte leben
ohne den Trost der Bäume!“ (V.1) Dieser Vers fasst die Bedeutung
des Gedichtes nochmal zusammen. Die Bäume, die den Wandel der
Jahreszeiten genauso durchmachen müssen, wie die Menschen, werden
von dem lyrischen Ich als tröstend empfunden. Zudem sterben die
Bäume, wie das lyrische Ich, ohne wirklich zu sterben. Der Baum
bleibt erhalten, jedoch fallen die Blätter und es wachsen keine
Früchte mehr. Das lyrische Ich teilt sein Leid mit den Bäumen,
sodass es ein wenig gemildert wird. Eich hatte das Gefühl das der
Krieg alles Lebendige ausgelöscht hat, wodurch ihm die
Vergänglichkeit des Lebens bewusst wurde. Zwar wusste er, dass die
Zeit des Sterbens genauso wie der Herbst vorbeigeht. Dennoch fühlt
sich Eich leblos, während des Wartens auf bessere Zeiten.
Das Gedicht „Schlechte
Zeit für Lyrik“ von Bertolt Brecht stellt ebenfalls das Leid des
lyrischen Ichs unter den gegebenen Umständen dar. Dabei versucht
Brecht sein Empfinden dem des lyrischen Ichs gleichzusetzen. In dem
Gedicht von Eich leidet der Sprecher unter dem Verlust der
Lebendigkeit. Im Gegensatz zu Eich leidet der Sprecher in Brechts
Gedicht an der politischen Situation im nationalsozialistischen
Deutschland. Er weiß, dass er sich durch sein negatives Empfinden
gegenüber der schlechten Lage in Nazi-Deutschland nicht beliebt
macht. (vgl. V.1-3) Jedoch drängt die Gegebenheit ihn zum Schreiben.
(vgl. V.21) Der Sprecher steht im Konflikt zwischen der schönen und
der abstoßenden Seite seiner Umgebung: „grüne(…) Boote“,
„lustige(…) Segel“, „blühender Apfelbaum“ (V.8, 18) und
im Kontrast „verkrüppelte(r) Baum, „schlechte(…) Böden“,
„rissiges Garnnetz“ (V.4, 5, 10). Sein Leid sich nicht der
idyllischen Natur hingeben zu können und der politischen Situation
ausgesetzt zu sein, fordert den „Trost der Bäume“, der in Eichs
Gedicht dargestellt ist. Brecht manifestiert sich selbst als
„verkrüppelte(n) Baum“. Dieser versucht in Selbstmitleid auf
seine Umstände zu zeigen, die ihm zum Krüppel gemacht haben. Trotz
dessen wird er weiterhin als „Krüppel“ beschimpft. (vgl. V.4-7)
Die Intention des Autors ist seine Machtlosigkeit gegenüber der
Hitler-Diktatur aufzuzeigen. Durch den Umstand, dass Brecht im Exil
in Frankreich lebt, ist er so hilflos, wie eine Person mit
Behinderung. Seine „Begeisterung über den blühenden Apfelbaum“
(V.18) versucht gegen sein Entsetzen Hitlers anzukämpfen (vgl.
V.19). Obwohl Brecht den „Trost der Bäume gebraucht hätte“ und
sich dem gerne hingegeben hätte, verweigert er diesen bewusst oder
unbewusst, da er sich nicht von den Bäumen, von denen er spricht,
trösten lässt, sondern ihn eher in Unruhe und Selbstmitleid
versetzen. Die Bäume in Eichs Gedicht spiegeln Eichs Empfinden
gegenüber dem Tod und der Vergänglichkeit wieder. Dieses empfindet
er als Trost. Die Bäume in Brechts Gedicht trösten den Dichter
nicht. Brecht hätte Bäume gebraucht, die genau wie bei Eich, ihm
eine tröstende Wirkung verleihen würden, indem sie an sein
Schicksal teilhaben. Somit hätte er das Gefühl, dass das Leid
geteilt werden würde und auch gemildert. Zwar versucht Brecht sein
Schicksal mit dem eines verkrüppelten Baumes zu vergleichen. Dies
versetzt ihn jedoch eher in Selbstmitleid anstatt, dass es ihm Trost
spendet.
Alles
in allem, bräuchten beide Dichter den „Trost der Bäume“, da
beide Dichter unter den Auswirkungen der Hitlerdiktatur, entweder in
Form von totbringendem Krieg oder in Form von zwiespältiger Politik,
gelitten haben.