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Interpretation
Deutsch

Schlechte Zeit Für Lyrik Interpretation

Universität, Schule

Universität Hamburg

Note, Lehrer, Jahr

2015

Autor / Copyright
Kathrin G. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 57806







Deutsch (Mg) Arbeitsauftrag S3

Gedichtinterpretation und Vergleich



Günter Eich, ist ein deutscher Schriftsteller, der als Vertreter der Nachkriegsliteratur bekannt ist. Auch in seinem Gedicht „Ende eines Sommers“ werden die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs auf sein Empfinden sichtbar. Die hohe Anzahl der Tode im Krieg lässt den Dichter um die Vergänglichkeit des Lebens nachdenken, welche in dem Gedicht thematisiert wird.

Das Gedicht besteht aus zwölf Versen und vier Strophen. Die erste Strophe besteht aus einem Vers, die zweite und die vierte Strophe bestehen aus jeweils drei und die dritte Strophe beinhaltet fünf Verse. Es ist kein Reimschema vorzufinden. Auffällig sind die vielen Zäsuren.

Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ mit diesem Vers leitet das lyrische Ich das Gedicht ein. In der zweiten Strophe stellt das lyrische Ich den Herbst da und es ist beruhigt darüber, dass die Bäume ebenfalls den Herbst erleben. In der nächsten Strophe begegnet das lyrische Ich den Beginn des Herbstes mit Betroffenheit. Zuletzt stellt der Sprecher des Gedichtes das Warten auf den nächsten Sommer, als ein Gefühl des Sterbens, dar.

Das lyrische Ich stellt den Herbst in Verbindung mit Vergänglichkeit und Tod. Mittels Metaphern stellt es diesen Bezug her: „ Die Pfirsiche sind geerntet […], während unter dem Brückenbogen die Zeit rauscht.“ (V. 3-4) Damit stellt es den Herbst passend dar, da es im Herbst keine Sommerfrüchte mehr gibt und die Tage immer kürzer werden, sodass es einem so Vorkommt, dass diese an einem vorbeirauscht. „Dem Vogelzug vertraue ich meine Verzweiflung an.“ (V.5) Damit wird klar, dass der Sprecher des Gedichtes sich an der Lebendigkeit und der Natur im Sommer erfreut hat und dort Schutz und Trost gefunden hat. Diese Freude schwindet durch den Herbst und dem nahen Winter und das lyrische Ich beginnt zu verzweifeln. Seine Abneigung gegen die kalten Jahreszeiten wird noch verdeutlicht, in dem er das Fallen der Blätter als „dunkle(n) Zwang“ bezeichnet. (V.8) Die Bäume haben keine andere Wahl als die Blätter im Herbst fallen zu lassen, um selbst im Winter zu überleben. Aus diesem Grund werden Bäume auch mehrere hundert Jahre alt, sodass das lyrische Ich davon spricht das die Bäume ihren „Teil von Ewigkeit gelassen [abmessen].“ (V.6) Obwohl es so scheint, dass Bäume ewig leben, nehmen sie dennoch „am Sterben teil.“ (V.2) Der Sprecher ist sich bewusst, dass die Vögel im nächsten Sommer zurückkommen, sodass man sich bis zu den wärmeren Jahreszeiten gedulden muss. (vgl. V.10-11). Jedoch fühlt sich dieses Warten für das lyrische Ich an, wie zu sterben. Dies lässt sich an Vers zwölf erklären. Das lyrische Ich kann den Pfenning schon unter der Zunge schmecken, der im alten Griechenland und im alten Ägypten dazu gedient hat, den Fährmann zu bezahlen, der die Toten in das Totenreich befördern solle.

Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ (V.1) Dieser Vers fasst die Bedeutung des Gedichtes nochmal zusammen. Die Bäume, die den Wandel der Jahreszeiten genauso durchmachen müssen, wie die Menschen, werden von dem lyrischen Ich als tröstend empfunden. Zudem sterben die Bäume, wie das lyrische Ich, ohne wirklich zu sterben. Der Baum bleibt erhalten, jedoch fallen die Blätter und es wachsen keine Früchte mehr. Das lyrische Ich teilt sein Leid mit den Bäumen, sodass es ein wenig gemildert wird. Eich hatte das Gefühl das der Krieg alles Lebendige ausgelöscht hat, wodurch ihm die Vergänglichkeit des Lebens bewusst wurde. Zwar wusste er, dass die Zeit des Sterbens genauso wie der Herbst vorbeigeht. Dennoch fühlt sich Eich leblos, während des Wartens auf bessere Zeiten.

Das Gedicht „Schlechte Zeit für Lyrik“ von Bertolt Brecht stellt ebenfalls das Leid des lyrischen Ichs unter den gegebenen Umständen dar. Dabei versucht Brecht sein Empfinden dem des lyrischen Ichs gleichzusetzen. In dem Gedicht von Eich leidet der Sprecher unter dem Verlust der Lebendigkeit. Im Gegensatz zu Eich leidet der Sprecher in Brechts Gedicht an der politischen Situation im nationalsozialistischen Deutschland. Er weiß, dass er sich durch sein negatives Empfinden gegenüber der schlechten Lage in Nazi-Deutschland nicht beliebt macht. (vgl. V.1-3) Jedoch drängt die Gegebenheit ihn zum Schreiben. (vgl. V.21) Der Sprecher steht im Konflikt zwischen der schönen und der abstoßenden Seite seiner Umgebung: „grüne(…) Boote“, „lustige(…) Segel“, „blühender Apfelbaum“ (V.8, 18) und im Kontrast „verkrüppelte(r) Baum, „schlechte(…) Böden“, „rissiges Garnnetz“ (V.4, 5, 10). Sein Leid sich nicht der idyllischen Natur hingeben zu können und der politischen Situation ausgesetzt zu sein, fordert den „Trost der Bäume“, der in Eichs Gedicht dargestellt ist. Brecht manifestiert sich selbst als „verkrüppelte(n) Baum“. Dieser versucht in Selbstmitleid auf seine Umstände zu zeigen, die ihm zum Krüppel gemacht haben. Trotz dessen wird er weiterhin als „Krüppel“ beschimpft. (vgl. V.4-7) Die Intention des Autors ist seine Machtlosigkeit gegenüber der Hitler-Diktatur aufzuzeigen. Durch den Umstand, dass Brecht im Exil in Frankreich lebt, ist er so hilflos, wie eine Person mit Behinderung. Seine „Begeisterung über den blühenden Apfelbaum“ (V.18) versucht gegen sein Entsetzen Hitlers anzukämpfen (vgl. V.19). Obwohl Brecht den „Trost der Bäume gebraucht hätte“ und sich dem gerne hingegeben hätte, verweigert er diesen bewusst oder unbewusst, da er sich nicht von den Bäumen, von denen er spricht, trösten lässt, sondern ihn eher in Unruhe und Selbstmitleid versetzen. Die Bäume in Eichs Gedicht spiegeln Eichs Empfinden gegenüber dem Tod und der Vergänglichkeit wieder. Dieses empfindet er als Trost. Die Bäume in Brechts Gedicht trösten den Dichter nicht. Brecht hätte Bäume gebraucht, die genau wie bei Eich, ihm eine tröstende Wirkung verleihen würden, indem sie an sein Schicksal teilhaben. Somit hätte er das Gefühl, dass das Leid geteilt werden würde und auch gemildert. Zwar versucht Brecht sein Schicksal mit dem eines verkrüppelten Baumes zu vergleichen. Dies versetzt ihn jedoch eher in Selbstmitleid anstatt, dass es ihm Trost spendet.

Alles in allem, bräuchten beide Dichter den „Trost der Bäume“, da beide Dichter unter den Auswirkungen der Hitlerdiktatur, entweder in Form von totbringendem Krieg oder in Form von zwiespältiger Politik, gelitten haben.


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