Installiere die Dokumente-Online App

<
>
Upload File
Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Hamm

Note, Lehrer, Jahr

2017

Autor / Copyright
Mohammed E. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.36 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 62927










GO 13





Bei einer Linde“ und „Näheres über einen Baum“

Vergleichsanalyse



In der folgenden Analyse sollen die Gedichte „Bei einer Linde“ von Joseph von Eichendorff und „Näheres über einen Baum“ von Hans Magnus Enzensberger vergleichend untersucht werden.


Das Gedicht „Bei einer Linde“ von Joseph von Eichendorff, aus dem Jahre 1825, welches man der Liebeslyrik und der Epoche der Spätromantik zuordnen kann, handelt von einem lyrischen Ich, das seinen Liebeskummer zu seiner ersten Liebe äußert.

Das Gedicht lässt sich in drei Sinnesabschnitte einteilen, wobei der erste Passus (Vers 1-4) von einer Verewigung spricht, bei der das lyrische Ich seinen und den Namen seiner ersten Liebe in einen Baum geritzt hat. Der Frühling stellt den Lebensanfang und das Aufblühen in der Natur dar.

Der zweite Sinnesabschnitt (Vers 5-8) handelt von den Veränderungen des Baumes, die auch auf die Liebesbeziehung anzuwenden sind, weil sich diese im Laufe der Zeit verschlechtert hat.

Im dritten Sinnesabschnitt (Vers 9-12) bringt das lyrische Ich seine unaussprechlich große Trauer zum Vorschein, wobei der Liebeskummer weiterhin zu seiner ersten Liebe besteht.


Die formale Gestaltung des Gedichts ist durch drei Strophen mit jeweils vier Versen gekennzeichnet. Die zwölf Verse weisen als Reimschema den Kreuzreim mit der Sequenz „ab ab“ auf. Das Metrum wechselt zwischen drei- und fünfhebigen Jamben. Infolgedessen enden die Verse abwechselnd mit männlichen und weiblichen Kadenzen, wobei die weiblichen Kadenzen die Romantik und die Liebesbeziehung im Gedicht veranschaulichen. Währendem stellen die männlichen Kadenzen die Trauer dar, weil die Liebesbeziehung gestört ist.


Die sprachliche Gestaltung weist rhetorische Mittel wie beispielsweise Enjambements in allen drei Strophen auf, weil jede Strophe einen vollständigen Satz bildet. Die Verssprünge fördern eine Spannungssteigerung zutage, weil das lyrische Du zum Nachdenken angeregt werden soll. Die Inversion „auch ich seitdem wuchs“ (Vers 9) bewirkt eine Betonung der vorliegenden Situation, weil der verstellte Satzbau das Augenmerk auf das lyrische Ich wirft.

Die rhetorische Frage „den Namen schnitt von meiner ersten Liebe?“ (Vers 4) zeigt den starken Liebeskummer des lyrischen Ich und fordert das lyrische Du ebenfalls zum Nachdenken auf.

Des Weiteren kommt auch ein Vergleich „wie ihre erste Liebe“ (Vers 8), der den Baum und die Liebe verbindet, vor. Es wird eine Veranschaulichung erreicht zwischen der Veränderung des Baumes und der Liebe. Die Klimax „doch meine Wunde wuchs – und wuchs nicht zu“ (Vers 11-12) stellt den unaussprechlich großen Liebeskummer dar und betont nochmals die innere Gefühlswelt des lyrischen Ich. Die Anapher in den letzten Versen mit „und“ (Vers 11-12) lässt zu, dass die Situation sehr einprägsam wird und auch die Wiederholung mit „wuchs“ (Vers 9, 11) trägt dazu bei, dass sich das lyrische Du mit der Situation des lyrischen Ich identifiziert.



Der Sprachstil ist mit einer einfachen Wortwahl leicht gehalten, es wird aber trotzdem die innere Gefühlswelt und besonders die Trauer des lyrischen Ich zum Ausdruck gebracht. Der Satzbau ist überwiegend hypotaktisch während die Orthografie bis auf eine Wortverkürzung in Vers 7 gegeben ist.


Als Gesamtdeutung lässt sich sagen, dass die Natur dazu verwendet wird, um die Liebesbeziehung und den Liebeskummer des lyrischen Ich zum Ausdruck zu bringen, wobei die Veränderungen des Baumes und der Liebe eine wichtige Rolle spielen.



Bei dem Gedicht „Näheres über einen Baum“ von Hans Magnus Enzensberger, aus dem Jahre 2004, handelt es sich um Naturlyrik, bei der das lyrische Ich aus der Beobachterrolle eine Weißbirke beobachtet und seine Wahrnehmungen dazu äußert.

Das Gedicht lässt sich in drei Sinnesabschnitte einteilen, wobei die Weißbirke in der ersten Passage (Vers 1-6) ausführlich und detailliert beschrieben wird.

Im zweiten Passus (Vers 7-14) beschreibt das lyrische Ich die Wirkung der Weißbirke auf sich selbst und den Menschen, während im letzten Sinnesabschnitt (Vers 15-25) die Weißbirke in Bezug auf auftretende Witterungsverhältnisse beschrieben und die Wahrnehmung des Menschen dazu geäußert wird.


Zu der formalen Gestaltung ist zu sagen, dass das Gedicht aus zwei Strophen und insgesamt 25 Versen aufgebaut ist. Ein Reimschema ist bei den Versen nicht zu identifizieren und ein Metrum ist ebenfalls nicht vorhanden. Die Verse enden überwiegend mit männlichen Kadenzen, sodass man daraus schließen kann, dass Enzensberger die schwachen Wahrnehmungen des Menschen auf die Natur betont.

Die sprachliche Gestaltung ist bis auf einige Fachbegriffe wie „pathologische Mengen“, „Funktionen ohne Ableitung“ und „Flatterbahnen im Phasenraum“ einfach gehalten. Die Besonderheit dabei ist der prosaistischer Sprachstil, weil das Gedicht wie eine Erzählung wirkt.

Die Verwendung von wenigen rhetorischen Mittel, bestätigt trotzdem, dass es sich um ein Gedicht handelt. Es lässt sich eine Inversion „Die Weißbirke dort, sonnenfleckig.“ (Vers 1) und der Vergleich „Jeder Nerv rieselt wie auf der Haut“ (Vers 7) identifizieren, die eine besondere Wahrnehmung des Menschen herauskristallisieren. Das Augenmerk wird auf die Weißbirke gerichtet, damit das lyrische Du zum Nachdenken gezwungen wird.

Die Wiederholung „richtet sich auf, unverändert, fast aber nicht ganz“ (Vers 9) und „aufrichtet, unverändert fast, aber nicht ganz“ (Vers 24-25) ist nicht ganz identisch, woraus man schließen kann, dass sich die Wahrnehmung des Menschen ändern kann.

Die Klimax „Bis es bebt, schwirrt, kippt“ (Vers 20) in Verbindung mit der Aussage „Lass rechnen dein schwaches Gehirn“ (Vers 18) zeigt, dass der Mensch die Natur und natürliche Prozesse nie ganz ergründen wird.



Allgemein ist festzustellen, dass der Satzbau hypotaktisch ist, wobei auch kurze Sätze verwendet werden wie beispielsweise „Bewege dich nicht.“ (Vers 2) und die Orthographie in diesem Gedicht vollständig gegeben ist.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Enzensberger das lyrische Ich dazu verwendet, um aus der Beobachterrolle auf die Natur und speziell die Weißbirke, die Wahrnehmung des Menschen auf natürliche Prozesse erprobt. Dabei kommt zum Vorschein, dass der Mensch dazu unfähig ist, weil er die Natur nicht vollständig ergründen kann.


Als vergleichende Analyse lässt sich herausstellen, dass sich die Gedichte grundlegend unterscheiden, weil es sich um zwei unterschiedliche Themen handelt. Beide Gedichte lassen sich zwar der Naturlyrik zuordnen, wobei das Gedicht „Bei einer Linde“ eine Liebesbeziehung thematisiert und „Näheres über einen Baum“ die Wahrnehmungen des Menschen zum Vorschein bringt.

Anzumerken ist, dass die erheblichen Unterschiede zwischen den Gedichten auch an der Entstehungszeit, die von unterschiedlichen gesellschaftlichen Problemen gekennzeichnet ist, liegen. Zwischen den Veröffentlichungen der Gedichte liegen 179 Jahre.


Die Ziele der Dichter sind ebenfalls unterschiedlich, weil Eichendorff die Natur verwendet, um ein romantisches Gedicht mit Liebesinhalten zu veröffentlichen und Enzensberger die Natur als Sinnbild auf die Tatsachen des menschlichen Lebens bezieht. Somit ist das romantische Gedicht sehr an die innere Gefühlswelt orientiert, wobei das lyrische Ich einen Aufbruch erlebt und sich in einer Traumwelt befindet.

Die sprachliche Gestaltung weicht ebenfalls erheblich voneinander ab, weil das romantische Gedicht von Eichendorff den typischen Merkmalen im Reimschema, Metrum und Kadenzen folgt. Enzensberger benutzt kein Reimschema und Metrum, sodass der prosaistische Sprachstil das Gedicht wie eine Erzählung wirken lässt.


Somit ist bewiesen, dass die Gedichte „Bei einer Linde“ von Joseph von Eichendorff und „Näheres über einen Baum“ von Hans Magnus Enzensberger im Vergleich zueinander sehr unterschiedlich sind.




Seite



Swop your Documents

G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 10:41:12 PM