Gedichtvergleich
„Als sie mit zwanzig“ von Kurt Marti &
„Suffragetten“ von Renate Rasp
In den Gedichten „ Als sie mit zwanzig“ von Kurt Marti aus dem Jahr 1969 und dem Gedicht „Suffragetten“ von Renate Rasp aus dem Jahr 1978 geht es um die Emanzipation der Frauen. Martis Gedicht umfasst sechs Strophen, zu je vier Versen, von denen die ersten fünf Strophen gleich aufgebaut sind.
Die letzte unterscheidet sich in der Struktur. Die Strophen eins bis fünf beschreiben von außen gesteuerten, fremdbestimmten Lebenslauf einer Frau. Strophe sechs hingegen ist ein Aufruf, mit dem der Leser direkt angesprochen wird.
Die ersten fünfeinhalb Strophen, in denen ein Fakt und ein Wunsch der Frau genannt werden, beginnen mit der Anapher „als sie“. Es ist eine Aneinanderreihung von Lebensphasen. In Vers eins ist der Protagonist 20 Jahre alt, in Vers fünf heiratet sie, in Vers neun ist sie 30 Jahre alt und es wird ihr unmöglich gemacht ihr Hausfrauendarsein zu verlassen.
In Vers 13 ist sie 40 Jahre alt, man will ihre Lebenslust zunichte machen und in Vers 17 ist sie bereits 50 Jahre alt und frustriert, da sie wegen einer jüngeren Frau von ihrem Mann verlassen wird. So wird in der dritten Strophe ihre Unternehmungslust der Pflicht zur Hausarbeit gegenüber festgestellt.
In der vierten Strophe wird ihre Lebenslust durch kleinbürgerliche Werte zunichte gemacht.
In den ersten fünf Strophen sind jeweils die ersten beiden Verse im Aktiv und die letzten beiden Verse im Passiv verfasst. Der Gegensatz von Wünschen der Frau (V.10) „Unternehmungslust“ und Fremdbestimmtheit wird so verdeutlicht.
Das Wort „befohlen“ (V. 4,8,12,16) stellt diese Fremdbestimmtheit klar und bringt eine Gewalttätigkeit hinein. Die Personalpronomen „sie“ und „ihr“ der ersten fünf Strophen, die den Lebensweg der Frauch nachzeichnen, werden in der sechsten Strophe vo.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. Beide Gedichte wurden am Anfang der Phase der Emanzipationsbewegung geschrieben. Martis Gedicht aus dem Jahr 1969 bildet dabei den Anfang und stellt sehr deutlich die Probleme der Gleichberechtigung dar. Neun Jahre später kann Renate Rasp ein erstes Selbstbewusstsein emanzipierter Frauen darstellen (Teil 1 des Gedichts), muss aber gleichzeitig feststellen, dass die Emanzipationsbestrebungen und die von den Vorkämpferinnen ausgehenden Impulsen folgenlos bleiben (Teil 2), da sie sich die errungene Freiheiten nicht aufgreifen, sondern ihr vielmehr verschließen.
Aus dem Zeitbezug heraus finde ich beide Gedichte einprägsam und eindeutig verfasst, weil sie ein Kernproblem beschreiben. Während Marti den Schwerpunkt auf die Fremdbestimmtheit legt (in bügerlichen Kontext), kritisiert Rasp, dass Frauen freiwillig in ihren freihaltlichen Möglichkeiten bleiben.
Konventionen, die das bürgerliche Leben vereinfachen (V.5 „gute Stuben“ bei Rasp als Beispiel für bürgerliche Häuslichkeit) / bei Marti ( „Die im Hause“ als festgelegt hausfrauliche Aufaben) erweisen sich als große Hindernisse. In der heutigen Zeit ist die Emanzipation sehr weit fortgeschritten, das Ziel einer absoluten Gleichberechtigung ist aber noch nicht erreicht, weil eben diese beiden Aspekte heute .....