„Der Gewitterabend“ von Georg Trakl
Gedichtanalyse
Aufgabenstellung:
Beschreibe den
Ablauf der dem Gedicht zu Grunde liegenden Situation, stelle dar, wie das
lyrische Ich das Naturereignis wahrnimmt, und interpretiere die
sprachgestalterischen Mittel, die diese Wahrnehmung verdeutlichen.
Das Gedicht „Der Gewitterabend“ wurde 1910 von Georg
Trakl verfasst. Es beschreibt eine Gewittersituation, die sich langsam aufbaut
und sich dann über die gesamte Stadt hinweg verbreitet. Das Gedicht ist in vier
Strophen unterteilt, vier Quartette. Es weist das Reimschema eines Kreuzreimes
auf, wobei in Strophe drei der erste und dritte Vers einen unreinen Reim
erkennen lässt. In diesem Gedicht liegt ein vier-hebiger Trochäus vor und es
wurde im Präsens verfasst. Die ersten beiden Quartette beschreiben eine
allmählich beginnende Gewittersituation (vgl. Strophe 1, V. 1). Es stauen sich
Wolken an und die ersten Blitze kommen auf (vgl. Strophe 2, V. 4). Vers zwei in
Strophe eins deutet ebenfalls auf die Blitze hin („Flimmernd“, Strophe 1,V. 2).
Wenn sich ein Gewitter aufstaut und die Blitze auftauchen, hat man das Gefühl,
als würde man fotografiert werden, wobei dieses Flimmern entsteht. In den
letzten beiden Quartetten erkennt man, dass sich das Gewitter ausbreitet. Die
ersten Donner entstehen (vgl. Strophe 3,V. 1) und Menschen schreien vor Angst/Schreck
auf („Kranke kreischen im Spitale“, Strophe 4,V. 1). Zum Schluss der vierten
Strophe entspannt sich die Situation mit einem aufkommenden Regen („Glitzernd
braust […] Regen auf die Dächer nieder.“ Strophe 4, V. 3-4). Die Tatsache, dass
sich das gesamte Gewitter über das gesamte Gedicht erstreckt, deutet auf einen
Klimax hin. Das sorgt dafür. Dass sich die Gesamtsituation immer weiter
verschlimmert und am Schluss ihren Höhepunkt erreicht.
Das Gewitter erweckt in dem lyrischen Ich
beängstigende Gefühle, indem es seine gewaltige Macht mit den lauten Geräuschen
des Donners demonstriert („Laut zerspringt der Weiherspiegel.“ Strophe 3,V. 1).
Dieses beängstigende Gefühl verstärkt sich dadurch, dass das Gewitter
schleichend auftaucht und sich über die gesamte Nacht erstreckt („ [...] der
Nacht Gefieder.“ Strophe 4,V. 2). Das Gewitter will, dass sich das lyrische Ich
immer mehr fürchtet, sodass es sich immer weiter aufstaut. Das sorgt dafür,
dass sich das lyrische Ich nicht hinaus traut und sich angsterfüllt in seinem
Zimmer einschließt („Drinnen nisten Angstgespenster.“ Strophe 1,V. 4).
Man könnte ebenfalls meinen, dass das Gewitter mit dem
lyrischen Ich spielen will, bis seine Angst zu groß wird, weil es das lyrische
Ich zu einem Drinnen bleiben zwingen will (vgl. Strophe 1,V. 1/V. 4), bis es
das lyrische Ich nicht mehr aushalten kann. Seine Angst verstärkt sich zudem
auch durch den Sturm, den das Gewitter mit sich zieht („Klirrend stößt der Wind
in Scheiben.“ Strophe 2,V. 2). Dies verdeutlicht Trakl besonders mit einem
onomatopoetischen Stil, der beim Sprechen des Gedichtes an ein Wind-Geräusch
denken lässt („schwankt“(Strophe 1,V. 2); „stößt“(Strophe 2,V. 2);
„zerspringt“(Strophe 3,V. 1); „kreischen“(Strophe 4,V. 1) etc.). Das Gedicht
versucht sich somit von allen Seiten erhören zu lassen, sodass es keine
Möglichkeit zu einer potentiell versuchten Flucht geben kann (vgl. Strophe 3,V.
1“zerspringt“/ Strophe 4,V. 2 „schwirrt“).
Der „Feuerreiter“ lässt das Gewitter gefährlich
erscheinen (vgl. Strophe 3,V. 3). Da Feuer für Gefahr steht und Reiter durch
das gesamte Land ziehen können, stellt dieser Neologismus eine durch das
Land/die Stadt ziehende Gefahr dar. Das lyrische Ich soll dadurch zu einem
Gefangenen seiner einen Furcht/Angst in seinem eigenen Zimmer werden, während
das Gewitter sozusagen in einem höhnischen Gelächter über ihn verfällt (vgl.
Strophe 1,V. 4). Dass sich das Gewitter einfach nur einen Spaß mit dem
lyrischen Ich macht, lässt die schreiende Möwe erkennen („Möven schrein am
Fensterrahmen.“ Strophe 3,V. 2), deren Schreien das laute Gelächter des
Gewitter sein kann. Somit steht das Gewitter hierbei für einen heimlichen
Beobachter des lyrischen Ichs, so wie es die Möwen an den Fenstern tun. Die
Möwen werden hierbei mit dem Schreien personifiziert. Daraus könnte man dann
aber auch schließen, dass es sich hierbei um die Angstschreie der Menschen in
den Häusern handelt.
Aber in Vers eins vier vierten Strophe wird von den
kreischenden Kranken gesprochen. Dort kann man ebenfalls zu dem Entschluss
kommen, dass sie Angstschreie ausstoßen. Hier könnte man aber auch meinen, dass
das Gewitter in ihnen Schmerz auslöst und sie deshalb aufschreien. Daraus
könnte man schließen, dass sie krank und verletzt „im Spitale“ (Strophe 4,V. 1)
ankommen und Hilfe erbitten. Letztendlich tritt der Regen ein, der als Zäsur
für etwas Neues steht und möglicherweise für Hoffnung auf eine Besserung der
Situation steht, damit das ängstliche lyrische Ich vielleicht bald wieder
aufatmen kann und sich nicht länger zu fürchten braucht (vgl. Strophe 4,V.
3-4).
Das Gedicht stellt eine äußerst düstere und
beängstigende Situation dar. Das lyrische Ich wird mit der geballten Macht
eines Gewitters erschüttert. Es sorgt für ängstliche Gefühle, z.B. die Gefahr,
diese Zerstörung nicht zu überleben. Zudem beschreibt das Gedicht die
Gewittersituation ziemlich treffend, da sich auch in der jetzigen Zeit einige
Menschen vor einem Gewitter fürchten und dies vermutlich auch so empfinden.