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Interpretation

Gedicht­in­ter­pre­ta­tion: `Zwei` von Gustav Falke

1.244 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Anni W. im Jan. 2014
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Stuttgart

Note, Lehrer, Jahr

Note 1,5, Gymnsaium 9. Klasse

Autor / Copyright
Anni W. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.22 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 36417








 

Gedichtsinterpretation

„Zwei“

Das Liebesgedicht „Zwei“ (1896) des Dichters Gustav Falke beschäftigt sich mit zwei sehnsüchtig Liebenden, die jedoch schicksalhafterweiße durch ein unüberwindbares Hindernis voneinander getrennt sind und so ihre Liebe nicht zusammenfinden kann. Schon der Titel „Zwei“ deutet darauf hin, dass man darunter das Vereinte der Zahl „2“, aber auch das getrennte, die getrennte Liebe zwischen ihnen sehen kann, wozu gut das Wort „entzwei“ passt.

Das Gedicht beginnt mit einer Schilderung, wie die zwei Liebenden sich eine jeweils weiße und schwarze Rose über das Wasser schenken wollen (Vers 2), dies ihnen jedoch nicht gelingt, da sie zwischen den Ufern zu weit voneinander getrennt sind.

In der darauffolgenden Strophe wird verdeutlicht, dass zwischen ihnen ein breiter Flussstrome fließt, auf grundessen beide nicht zusammen finden können (Vers 5). Trotzdem wollen sie es aber versuchen, auch wenn der Fluss die Liebenden voneinander trennt (Vers 7 und 8).

Wie hilflos, verlassen und sehnsüchtig ihre Liebe ist, beschreibt Gustav Falke in Strophe 3 (Vers 9 und 10). Nichts, aber auch gar nichts können sie gegen den Fluss unternehmen, damit sich ihre Liebe vereinen kann. Das Einzigste, woran sie sich erfreuen können, sind die „stummen“ Sehnsuchtsblicke, die die Liebenden sich tauschen (Vers 11 und 12).

Die letzte Strophe beschreibt das unerwartete, plötzliche Auftreten eines „schwarzen“ Schwans (Vers 13 und 14), sodass ihre Spiegelbilder auf der Wasseroberfläche „seltsam schwanken“ (Vers 15 und 16).

In der ersten Strophe bereits wendet sich das lyrische Ich sich dem lyrischen Du zu, indem beide sich eine weiße und schwarze Rose reichen wollen. In dieser ersten Strophe ist demnach noch die Rede von „Ich“ (Vers 3) und „Du“ (Vers 1). Dadurch will der Autor meiner Meinung nach noch die herrschende Distanz zwischen den beiden Liebenden ausdrücken.

Plötzlich jedoch wird in Strophe 2, 3, beziehungsweiße 4 nun aus dem vorhergetrennten „Ich“ beziehungsweiße „Du“ „Wir“, was ich nur so interpretieren kann, dass die beiden Liebenden einerseits zwar wissen, dass ihre Liebe aus irgendeinem im Weg stehendem Grund nicht verschmelzen und zusammenfinden kann, aber innerlich, gedanklich und mental sind die Beiden schon längst vereint, was demnach dieses „Wir“ beschreibt.

Das Gedicht „Zwei“ wurde in 4 Strophen mit jeweils 4 Versen  untergliedert, wobei sich der 2. Vers regelmäßig mit dem 4. Vers reimt (abcb). Demnach herrscht ein unterbrochener Kreuzreim vor, was möglicherweise auch darstellen soll, dass, wie vorher schon einmal angedeutet, die Zwei voneinander getrennt sind, jedoch sie trotzdem noch etwas verbindet. Der durchgängige  trochäische 4-Heber verdeutlicht die fortwährende, unendlich andauernde Liebe zwischen ihnen. Die Liebe und Zuneigung des lyrischen „Ich“ und „Du“ bleibt für immer und ewig, auch über den Tod hinaus. Auch interessant zu beobachten ist, dass dem Gedicht nur weibliche Kadenzen vorliegen, eine Ausnahme dabei bildet Vers 5 mit einer männlichen. Diese Ausnahme verwendete Gustav Falke wiederum absichtlich, um möglicherweise das letzte Wort des Verses „uns“  hervorzuheben, die Vereinbarkeit der Liebenden.

In einer recht auffällig gehobenen Sprache aus dem Jahre 1896 ist das Gedicht verfasst. Dies kann man vorallem bei den Wörtern, „drüben“ (Vers1) und „hüben“ (Vers 3) beobachten, die heute kaum jemand mehr verwendet. Allerdings herrscht im Gedicht eine Satzstellung vor, bei der keineswegs Rücksicht auf die Regelung Subjekt-Prädikat-Objekt genommen wurde (zum Beispiel Vers 1, Vers 5, Vers 7 oder Vers 9). Auch lässt sich in dem Gedicht erkennen, dass viele Wörter ein Wortfeld mit dem Titel „sehnsüchtige Liebe „ bilden. Dazu gehören Wörter wie unteranderem: „Zeigend“ (Vers 2), „entgegenneigend“ (Vers 4), „scheiden“ (Vers 6), „blasse Schatten“ (Vers 6 und 7), „zittern“ (Vers 6), „vergebens suchen“ (Vers 7), „suchen“ (Vers 7), „finden“ (Vers 8), „fassen“ (Vers 8), „sterben“ (Vers 10), „stumme Sehnsuchtswinke tauschen“ (Vers 12) und „blasse Spiegelbilder“ (Vers 16).

Das Gedicht besitzt einen hypotaktischen Satzbau, was heißt, dass das Gedicht größtenteils aus Satzgefügen besteht. Da, wie vorher erwähnt, in einigen Versen der Satzbau grammatikalisch nicht stimmt und unvollständige Formulierungen vorkommen, kann man auch sagen, dass das Gedicht „Zwei“ aus Ellipsen besteht. Dadurch erhält man sprachlich eine stärkere Wirkung. Die Sprechweise ist zu Beginn des Gedichts sehr hoffnungsvoll und optimistisch. Als dann jedoch sich langsam herausstellt, dass sie womöglich nie zueinander finden können, kippt die Sprechweise zu einem eher traurig, sehnsüchtigem Ton, was aber keinesfalls heißt, dass die Liebenden ihre Liebe vollständig aufgegeben haben, sondern fast im Gegenteil, die Liebe in ihren Köpfen für immer und ewig herrscht.

Betrachtet man das Gedicht genauer, fällt einem sofort auf, dass viele Kontraste und Gegenteile vorhanden sind, wie: „Drüben-hüben“ (Vers 1 und 3), „weiß-schwarz“ (Vers 1 und 3) und „rauschen-stumm“ (Vers 10 und 12). Die Kontraste bewirken einerseits Spannung im Gedicht, andererseits werden die verschiedenen Seiten der Lebensart, der Kultur oder womöglich auch der Religion der Liebenden beschrieben, die demnach nur Gegenteile aufweisen, trotz alledem lieben sie sich gegenseitig. Die könnte auch wiederum der Grund sein, warum die Liebenden nicht zueinander finden können.

Erst auf den zweiten Blick erkennt man Symbole wie die „weiße“ beziehungsweiße „schwarze Rose“  (Vers 1 bzw. 3), sowie der „schwarze Schwan“ (Vers 15). Meiner Meinung nach drückt die „weiße Rose“ das Geschlecht der Frau aus. Dies wiederum kann man bei Hochzeiten erkennen, bei denen die Frauen ein weißes Brautkleid tragen. Auch steht „weiß“ für die Farbe der Unschuld, Reinheit sowie der Schönheit. Hinter der „schwarzen Rose“ versteckt sich der Geliebte, der nämlich bei der Hochzeit schwarze Kleidung trägt. Mit Auftauchen des „schwarzen Schwans“ am Ende des Gedichts in Vers 15 überbringt er symbolisch als sogenannter „Todesbote“ die endgültige Nachricht der Erlischung, das Ende der Liebe.

Neben den sprachlichen Symbolen und Kontrasten, besteht das Gedicht auch aus Enjambements (Vers 1/2, 3/4, 5/6, 6/7, 9/10, 11/12, 13/14, 14/15 und 15/16). Diese Zeilensprünge heben die Verbindung der beiden Liebenden hervor und beschreiben die Bewegung des fließenden Wassers zwischen ihnen. Das Gedicht beinhaltet auch Personifikationen (Vers 7, 9/10, 12 und 15/16), bei denen den Dingen und abstrakten Begriffen menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Außerdem sind Lautmalereien (in Vers 6, 9 und 10) enthalten. Dadurch wird dem Gedicht „Zwei“ einerseits mehr Abwechslung dargeboten, andererseits will der Autor damit bewirken, dass der Leser/in sich besser in das Gedicht hineinversetzen kann, somit als 3.Person, als Zuschauer das Geschehnis von Distanz beobachtet. Ein weiteres sprachliches Mittel, welches in „Zwei“ verwendet wurde, sind Alliterationen (Vers 1, 3, 7, 8, 9, 10, 11 und 15) und Parallelismen (Vers 1/3, 8). Als mein letztes sprachliches Mittel will ich die auffälligen Zäsuren (Vers 1, 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 13 und 15) mitten im Vers erwähnen, die vielleicht somit den Rhythmus des Gedichts verlangsamen, aber auch somit eine Denkpause verursachen.

Möglicherweise ist die Aussageabsicht des Autors folgende, dass zwar der Liebe oft unüberwindliche Hindernisse im Weg stehen können, die infolgedessen schwer zu überwinden sind, dennoch, auch wenn man erkennt, dass ihre Liebe unmöglich ist und nie verschmelzen kann, hält man die Person immer in seinem Kopf und verliert sie nie aus den Gedanken. Ich sage, dass, wenn jemand aus unbegreiflichen Gründen mit jemandem keine Beziehung eingehen kann, man trotzdem weiter für seine Liebe kämpfen soll. Kämpfen bis zum Sieg. Man soll nie die Hoffnung aufgeben und alles dafür tun, damit die gewünschte Liebe zusammenfinden kann und erfolgreich wird.

Das Gedicht könnte auch eine Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen Religionen wie dem Islam oder dem Christentum signalisieren, die diese jedoch aus religiösen Gründen nicht erlaubt. Dabei wäre der auftauchende „schwarze Schwan“ die christlichen Eltern, die die Verlobung ihrer Tochter mit einem Moslem verbieten.

Mein Fazit lautet, dass das Gedicht mich sehr angesprochen hat, weil es in verschiedene Lebensbereiche und Situationen übertragbar ist, sowie oben erwähnt zwischen zwei Religionen. Da auch Liebe immer aktuell ist, passt das Gedicht zu jeder Zeit. Trotzdem würde ich noch interessieren, ob nun die Beiden vielleicht doch noch zusammen kommen oder aber, ob sie ihr Schicksal hingenommen haben und möglicherweise sich doch in ihren Gedanken vergessen haben?

        


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