Die
Zeit fährt Auto - Gedichtinterpretation
In
dem Gedicht "Die Zeit fährt Auto", welches im Jahre 1928
von Erich Kästner geschrieben worden ist, geht es um die
Industrialisierung und den damit einhergehenden Wandel, der besonders
in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, dem
Entstehungszeitraum des Gedichts, ein wichtiges Thema war.
Das
Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils fünf Versen. Das
Reimschema ist in allen Strophen a-b-a-a-b und das Metrum ein
fünfhebiger Jambus mit jeweils einer weiblichen Kadenz in den
ersten, dritten und vierten Versen der Strophen und einer männlichen
Kadenz in den zweiten und fünften Versen.
Die elegante Gruppe steht neben einem Oldtimer in einer wachsenden Industriestadt.
Das
lyrische Ich berichtet in dem Gedicht von den Neuerungen, die mit dem
zur Entstehungszeit des Gedichts vorherrschenden wirtschaftlichen
Wandel der “goldenen Zwanziger” und der zunehmenden
Industrialisierung der Welt einhergegangen sind.
In
der ersten Strophe erzählt das lyrische Ich von dem Wachstum der
Städte und behauptet, dass in der damaligen Zeit nur Menschen mit
Geld Kredite bekommen hätten (Vgl. V 2). Außerdem spricht er davon,
dass sich die Menschen aussperren würden, diese jedoch auch streiken
würden. Hier stellt er Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf eine Ebene,
die der Menschen. In der zweiten Strophe kommt das lyrische Ich
wieder auf den Titel zurück und fügt hinzu, dass kein Mensch in der
Lage sei, die Auto fahrende Zeit zu lenken.
Es
spricht auch an, dass die Minister zwar oft vom Steuersenken redeten,
es es jedoch anzweifle, dass diese dies ernst meinten. In der dritten
und letzten Strophe spricht das lyrische Ich über Geld, den Handel
und das schnelle Tempo, das der damaligen Bevölkerung neu war. Dies
ist am besten in dem zweitletzten Vers des Gedichts zu erkennen, der
lautet: “Was gestern war, geht heute schon in Scherben” (V. 14).
In
den jeweils letzten Versen der drei Strophen geht das lyrische Ich
darauf ein, dass sich der Globus zwar dreht, wir und jedoch
mitdrehen, der Erdball nicht entzwei geht und wir nichts von der
Rotation sehen. Hiermit will er verdeutlichen, dass wir dies nicht
beeinflussen können, genauso wenig wie die autofahrende Zeit.
Jeder
einzelne Vers des Gedichts endet mit einem Punkt oder einem
Fragezeichen was dafür sorgt, dass alle Sätze unverbunden und
abgeschlossen sind. Dabei gibt es jedoch nur ein einziges
Fragezeichen: das, das den neunten Vers abschließt. Mit dieser
Frage: “Wer weiß, ob sie im Ernste daran denken?”
äußert das lyrische
Ich seine Kritik dem System gegenüber. In den jeweils ersten Versen
der drei Strophen sind Einschnitte vorzufinden, da die einzelnen
Verse durch einen Punkt in deren Mitte voneinander abgetrennt werden.
In dem ersten Vers der ersten Strophe und dem ersten Vers der dritten
Strophe steht nach dem Punkt ein “Und”, in dem ersten Vers der
zweiten Strophe jedoch ein “Doch”. Mit dem darauf folgenden “Kein
Mensch kann lenken” (V. 6) spielt das lyrische Ich darauf an, dass
wir Menschen, egal wie fortschrittlich unsere Technologien - wie die
des Autos - auch sein mögen, niemals wirklich Einfluss auf das um
uns herum, wie die Rotation der Erde oder die Zeit haben werden.
Hierbei
benutzt das lyrische Ich Autos, eine zur damaligen Zeit sehr
neuartige und revolutionäre Erfindung, um darauf aufmerksam zu
machen, dass dieser wirtschaftliche Wandel in großem Maße damit
zutun hat. Anschließend wird die geringe Macht der Menschen im
gesamten Universum vom lyrischen Ich durch die letzten Verse der drei
Strophen, die da lauten: “Der Globus dreht sich. Und wir drehen uns
mit”, “Der Globus dreht sich und geht nicht entzwei” und “Der
Globus dreht sich. Doch man sieht es nicht” noch einmal
hervorgehoben.
In
dem Gedicht sind äußerst viele Personifikationen vorzufinden. So
wird in der Überschrift und in dem sechsten Vers wird die Zeit
personifiziert, im ersten Vers die wachsenden Stadt und die
steigenden Kurse und in Vers drei die redenden Konten und die
schweigenden Bilanzen. Diese Stilmittel machen das Gedicht lebhaft.
Der
Autor möchte mit seinem Gedicht auf die Schnelllebigkeit der
modernen Welt aufmerksam machen und zeigen, wie wenig wir Menschen an
der gesamten Welt verändern beziehungsweise in ihr bewirken können.
Auf
den Leser wirkt das Gedicht zunächst etwas bedrückend und regt ihn
zum Nachdenken an. Beim ersten Lesen ist das Gedicht etwas schwer zu
durchblicken, was den vielen, kurzen Sätzen und den damit
verbundenen häufigen Themenwechseln verschuldet ist. Obwohl das
Gedicht bereits 1928 veröffentlicht worden ist, trifft es
erschreckend gut auf die heutige Zeit zu. Die Industrialisierung ist
zwar noch viel fortgeschrittener als noch in den zwanziger Jahren des
letzten Jahrhunderts, doch die von Erich Kästner beschriebene
Schnelllebigkeit herrscht immer noch im selben, wenn nicht sogar noch
in höherem Maße vor, obwohl die Menschen der heutigen Zeit
wahrscheinlich mehr daran gewöhnt sind. Und auch die Aussage, dass
sich die Erde dreht und die Zeit voranschreitet, ohne dass wir etwas
daran ändern können, ist zur heutigen Zeit immer noch mindestens so
präsent wie damals.
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