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Interpretation

Gedicht­in­ter­pre­ta­tion: Heiden­rös­lein von Johann Wolfgang v. Goethe

1.148 Wörter / ~2 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Stella L. im Mrz. 2017
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Domgymnasium Merseburg

Note, Lehrer, Jahr

2015

Autor / Copyright
Stella L. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.06 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 63439







Gedichtinterpretation Heidenröslein


Das naturliterarische Gedicht „Heidenröslein“ von Johann Wolfgang von Goethe, welches in der Epoche des Sturm und Drang entstanden ist, macht zu Beginn einen äußerst freundlichen Eindruck, welcher sich dann aber zum Gegenteil wendet.

Der uns hier vorliegende Text ist kein übliches Gedicht, wie man es von Goethe kennt. Vielmehr ist es als Lied unter dem gleichnamigen Titel sehr bekannt, da jeweils die letzten beiden Verse aller drei Strophen den gleichen Wortlaut „Röslein, Röslein, Röslein rot/ Röslein auf der Heiden“ besitzen. Diese Repititio kann man mit dem Refrain eines Liedes gleichsetzen.

Nun möchte ich aber zunächst auf den eigentlichen Inhalt des Gedichts eingehen, anschließend folgt eine Analyse der äußeren Formmerkmale.

Schon im ersten Vers kommt das lyrische Ich auf die beiden Protagonisten des Gedichts zu sprechen. Ein „Knabe“ sieht ein „Röslein“. Schon aus diesem ersten Vers kann man erkennen, dass die Rose aufgrund ihrer Verniedlichung noch recht jung und klein zu sein scheint. Außerdem stellt sich mir hier die Frage: Ist mit dem Ausdruck „Röslein“ wirklich die Rose als Blume gemeint, oder steht er hier im ganzen Gedicht als eine Methaper für ein junges Mädchen? Diese Frage werde ich in meiner fortlaufenden Interpretation versuchen, genauer zu beantworten.

Vers zwei beschreibt ausschließlich den Standort der Rose und somit den Ort, an dem sich das Gedicht bildlich abspielt, (V. 2: „Röslein auf der Heiden“), also auf einer Wiese.

Im dritten Vers wird nun genauer auf das Aussehen des Rösleins eingegangen (V. 3: „War so jung und morgenschön“). Hier bestätigt sich noch einmal „das Alter“ der Rose.

Aufgrund der im Vers drei beschriebenen Schönheit der Blume, kommt es ,von Seiten des Jungen, in Vers 4, zu einer genaueren Betrachtung der Rose, welche ihm, geschrieben in Vers 5, große Freude bereitet. Das heißt also, er findet das Röslein äußerlich sehr attraktiv.

Vereinfacht wurde der fünfte Vers mithilfe einer Kontraktion des Verbs „sah“ und des Personalpronomens „es“ (V. 5. Sah's mit vielen Freuden.)

Wie schon zu Beginn geschrieben, folgt nun der Refrain, welcher sich in allen Strophen wiederholt und jeweils die letzten beiden Verse einer Strophe umfasst. Feststellen lässt sich hierbei, dass das Adverb „rot“ in diesem Zusammenhang ein Symbol der Liebe und Herzlichkeit ist.

Gehen wir nun zur zweiten Strophe über, welche durch einen Dialog der beiden Protagonisten schon deutlich mehr zur Geltung kommt.

Gleich zu Beginn der zweiten Strophe wendet sich der fröhliche und vertraute Eindruck der ersten Strophe schlagartig zum Gegenteil. Der Knabe spricht zum Röslein, dass er es „brechen“ will. Er möchte ihr also Schmerzen hinzufügen, um es für sich zu gewinnen. Dies deutet wieder darauf hin, dass das Röslein eine Methaper für ein junges Mädchen ist.

Es folgt in Vers 9 der gleiche Wortlaut wie schon in Vers 2, in welchem der Standort zur Geltung kommt.

Durch eine Anapher (V. 9 u. 10: „ Röslein auf der Heiden/ Röslein sprach: Ich steche dich,) wird der zehnte Vers eingeleitet, in dem sich die Rose, also das Mädchen, versucht, mit ihren Stacheln gegen die Androhungen des Jungen im 8. Vers zu wehren.

Mithilfe eines Enjambements, wird die Gegendrohung in Vers 11 präzisiert. Sie droht dem Knaben, ihn zu „stechen“, damit sie Ihm für immer als Gegner in Erinnerung bleibt, welcher sich gewehrt hat.

Der 12. Vers zeigt noch einmal, dass die Blume es mit ihren Gegendrohungen ernst meint, da sie vergewissert, ihr würde nichts leid tun (V. 12: „ Und ich will's nicht leiden“), was sie tut. Um diese Gleichgültigkeit zu unterstreichen, baut das lyrische Ich hier wieder eine Kontraktion des Verbs „will“ und des Personalpronomens „es“ ein.

Nun endet der Dialog und es folgt wieder der bekannte Refrain. Anders als in Strophe eins, wir dem Adverb „rot“ eine andere Bedeutung zugeordnet. Es steht hier weniger als ein Symbol der Liebe, sondern vielmehr als Symbol des Blutes und somit des Schmerzes. Diese Deutung lässt sich gut im Text widerspiegeln.

Trotz der Abneigung des Mädchens gegenüber dem Jungen, beginnt die 3. Strophe, wohl auch die brutalste, damit, dass der Knabe das Röslein „bricht“, das Mädchen wird vergewaltigt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das Adjektiv „wild“, welches dem Jungen im 15. Vers zugeordnet wird.

Der 16. Vers gleicht wieder dem jeweils zweiten Vers der anderen Strophen, mit einer kleinen Ausnahme: Durch ein Enjambement vom 15. zum 16. Vers, wurde nun in Vers 16 die Vereinfachung des Artikels „das“ (V. 16: „ 's Röslein auf der Heiden“) an den Anfang gesetzt, um die fortlaufende Tätigkeit des Jungen zu beschreiben.

Wie schon in Strophe zwei prophezeit, wehrt sich die Rose im 17. Vers und sticht mit ihren Stacheln zu, jedoch ohne Erfolg.

Wieder durch ein Enjambement wird das Geschehen aus dem vorherigen Vers im 18. fortgesetzt. Hier wird nun klar, dass es sich bei der Rose um ein Mädchen handeln muss, da das lyrische Ich nun als Personalpronomen für „das Röslein“ „ihr“ einsetzt, welches ein feminines Pronomen ist. Niemand hilft dem Mädchen, sodass es mit ansehen muss, wie es seine Jungfräulichkeit, als Opfer einer Vergewaltigung, verliert.

Der letzte Vers vorm bekannten Refrain klingt sprachlich schon sehr grenzwertig (V. 19: Musst' es eben leiden.) Zunächst wird das Ganze wieder durch eine Apokope mit der Vergangenheitsform des Verbs „muss“ vereinfacht, obendrein verleiht der Partikel „eben“ der Tat des Jungen eine Natürlichkeit, als wäre es das normalste auf der Welt, ein Mädchen zu vergewaltigen. Es wird keinerlei Rücksicht auf die Feminine Rolle genommen.

Ich möchte nun zu einigen äußeren Formmerkmalen kommen.

Das naturliterarische Gedicht hat den Stil eines volkstümlichen Volksliedes. Es besitzt drei Strophen mit jeweils sieben Versen. Das Reimschema der ersten Strophe: a-b-c-a-d-e-b, ist nicht einheitlich, deutet aber auf einen Schweifreim hin. Die anderen beiden Strophen weisen einen Paar- und ebenfalls einen Schweifreim auf, welche wie folgt aussehen: a-b-a-a-b-c-b. Gereimt wurde nach dem trochäischem Metrum. Dennoch hebt sich die erste Strophe nicht nur wegen des anderes Reimschemas hervor, sondern auch im Bezug auf den Inhalt. Dies ist die einzige Strophe, in welcher das Gedicht harmonisch und liebevoll wirkt und keine Aussicht auf Gewalt zu spüren ist. Erst ab der zweiten Strophe wird spürbar, wie brutal das Gedicht eigentlich ist.

Zu Beginn wird dem Leser vermittelt, dass es sich bei diesem Text um ein Liebesgedicht handelt. Letztendlich endet diese „Liebesgedicht“ aber in einer Vergewaltigung.

In meiner Einleitung habe ich gesagt, dass „Heidenröslein“ aus der Epoche des Sturm und Drang stammt. Dieser Meinung bin ich noch immer, da im Sturm und Drang das Gefühl, die Kraft der Natur und die Subjektivität weit oben standen.

Eventuell schrieb Goethe dieses Gedicht, um über die Trennung von Friederike Brion hinweg zu kommen.

Mein zu Beginn beschriebener erster Eindruck hält bis jetzt an. Im Gedicht geht es um eine Liebe, welche nicht erwidert wird und in einer Vergewaltigung endet. Durch die freundliche erste Strophe wird das Ganze noch brutaler, da die eigentliche Moral der Vergewaltigung durch freundliche und liebevolle Züge unterstützt wird. Ich finde es nicht gut, dass dieses Gedicht als Lied so berühmt ist, da ich mir nicht vorstellen möchte, wie glückliche Menschen dieses Lied singen, ohne zu wissen, was sich eigentlich dahinter verbirgt.



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