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Interpretation

Gedicht­ana­lyse zu Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

862 Wörter / ~2 Seiten sternsternsternstern_0.2stern_0.3 Autor Paul B. im Feb. 2016
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Literaturanalysen zur Epoche Barock: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von ... von Grimmelshausen (Textanalysen, Band 6)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Goethe Gymnasium Bad Ems

Note, Lehrer, Jahr

3, Werner, 2013

Autor / Copyright
Paul B. ©
Metadaten
Preis 3.50
Format: pdf
Größe: 0.05 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
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ID# 54109







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Gedichtinterpretation

Das Sonett "Es ist alles eitel" von Andreas Gryphius, das 1636 veröffentlicht wurde, beinhaltet Aussagen zur Stellung des Menschen im Kosmos in Relation zur Zeit ( das Vanitas-Motiv), was in mehreren Sprachbildern ausgeführt wird, verbunden mit dem Todesgedanken ("memento mori"). Es ist anzunehmen, dass Gryphius dieses Gedicht mit dem Zweck einer Mahnung verfasst hat, dem Vergänglichen keinen Wert beizumessen, worunter man auch das materielle und irdische verstehen kann, da dann einem das Jenseits verwehrt wird.

Die erste Strophe ist ein Quartett mit sechshebigem Jambus. Das Reimschame ist umarmend (abba) und in dem zweiten und dritten Vers findet man eine männliche Kadenz vor während es im ersten und vierten Vers weibliche Kadenzen gibt. Die antithetische Komposition des Gedichts erfolgt durch den parataktischen Satzbau und die Dialektik, aufgrund der Verwendung von Alexandrinern. Im ersten Vers beschreibt das lyrische-Ich die Allgegenwärtigkeit der Vergänglichkeit : "Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden." (V. 1) und prophezeit die Veränderungen, die durch die Vergänglichkeit hervorgehen, wobei er Beispiele vorlegt, die sich auf den technischen Fortschritt der Menschen bezieht ("Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein" siehe. V.2). Das, was der Mensch schafft, kann also jederzeit von einer oberen Hand zerstört werden, was das Vanitas-Motiv noch stärker hervortreten lässt. Auffallend ist die Dialektik, die durch die Gegenüberstellung von "dieser" und "jener" entsteht. Da man mit "jener" jemanden meint, der einem fern steht, kann man das als ein Beleg dafür begreifen, dass es Gottes Hand ist, die das mühselige Schaffen eines Menschen zerstört oder eine unbekannte Person. Es wird ein Prozess beschrieben, in dem die Natur, die von dem Lebensraum der Menschen weggedrängt wurde und die Macht Gottes darstellt, wieder zurückschlägt. Zu dieser Epoche waren barocke Gärten sehr üblich, in denen Pflanzen und Naturgeschöpfe in unnatürliche Formen zugeschnitten wurden. Man wollte also, dass die Natur einem sich unterwirft und die Willkür der Natur unterdrückt wird. In Gryphius' Gedicht wird aber die Machtergreifung der Natur aufgrund der Vergänglichkeit als etwas positives dargestellt : "Wo jetzt noch Städte stehn, wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden." (Vgl. V.4).

Der Todesgedanke kommt in der zweiten Strophe in Vers 6 ("Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch' und Bein,"). Das "pochen" und "trotzen" könnte sich auf rebellische Persönlichkeiten beziehen, die trotzig versucht haben im Spiel gegen die Zeit zu gewinnen um symbolisch gesehen unsterblich zu sein. Doch auch Menschen sind vergänglich und geraten in Vergessenheit, wie auch der zweite Teil dieses Verses es verdeutlicht ( ..."ist morgen Asch und Bein"). Auch die Pracht der Schönheit bleibt nicht verschont (V. 5 : "...,soll bald zertreten werden."). Dieser Vers könnte sich ganz besonders auf den Adel beziehen, der für seinen prunkvollen Lebensstil bekannt war, was sich spätestens an der Architektur bemerkbar machte. Der dritte Vers meint die Vergänglichkeit von Stärke. Metaphern dafür sind Erz und Marmorstein, die trotz ihrer Unerschütterlichkeit ebenfalls zerbrechen. (Vgl. V.7) Anschließend wird das Glück als eine Emotion vermenschlicht ("Jetzt lacht das Glück uns an,...." V.8), was aber von den 'donnernden Schmerzen' unterdrückt wird (V. 8).

In dem darauf folgendem ersten Terzett drückt das lyrische Ich die Notwendigkeit der Vergänglichkeit in Bezug auf Ruhm aus (V. 9 ..."muss wie ein Traum vergehen"). Dazu kommen rhetorische Fragen mit philosophischem Inhalt : "Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehen?") Die Art der Formulierung erweckt den Eindruck, als wäre dem lyrischen Ich die Frage zu überflüssig, weil eben den Menschen seine Sterblichkeit ausmacht (siehe V.6) und weil dieser auch keine richtige Orientierung für das gefunden hat, was ewig ist sowie keinen besonderen Willen dazu besitzt (Vgl. V. 14). Die Metapher "Spiel der Zeit", welche für das Leben steht, verdeutlicht, dass die Zeit eine wichtige Rolle im Denken der Menschen hatte und dass das "Spiel" mit dem Leben als Schauspiel verbunden wurde. Zur Barockzeit entstanden Opern und theatralische Aufführungen wurden immer beliebter, da die Menschen immer mehr von der Realität flüchten wollten, was größtenteils von dem dreißigjährigem Krieg überschattet wurde. Der Mensch versteckt sich also in die Eitelkeit, weil er als "köstlich" (V.11) achtet, was hier als " schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;" (V.12) bezeichnet wird. Die Alliteration "Schatten und Staub" ist ein weiterer Hinweis für den dreißigjährigen Krieg, der von 1618 - 1648 dauerte. Gryphius verfasste dieses Sonett also mitten im Kriegsprozess, wo es viele Todesfälle und Leiden gab. Daher ist es verständlich, dass man das Leben, was so schnell vergehen konnte, als eine Art Bewährungsprobe begriff. Das vergängliche Leben bekommt in Vers 13 die Metapher "Wiesenblume" zugeschrieben ("Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't."), wodurch der bereits im Gedicht vorhandene Vanitas-Motiv noch mehr hervortritt. Die Mahnung des Dichters liegt also in seiner eher abwertenden Definition des Lebens und in der Aussage, dass sich die Menschen immer weiter von der Jenseitsorientierung entfernen (siehe V.14).

Die Deutungshypothese, dass dieses Gedicht mit einem Appell verfasst wurde und verschiedene Motive der Barock-Epoche beinhaltet ("Vanitas" und "memento mori") ist somit bestätigt worden. Man könnte den Deutungshorizont weiter erweitern, indem man autobiographische Bezüge des Dichters Andreas Gryphius herstellt, der in seinem Leben oft mit Tod konfrontiert wurde. Somit scheint es unvermeidlich, dass seine Werke von Leben und Tod handeln. Zwei Kontraste, die Gryphius in seinen Sonetten oft gegenüberstellt, was für seine Zeit auch üblich war.


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