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Interpretation

Gedicht­ana­lyse und Vergleich: `Weltende` von Else Lasker-Schüler und Jakob van Hoddis

1.439 Wörter / ~4½ Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Carmen B. im Mai. 2015
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Interpretation
Literaturwissenschaft

Analyse Weltende Jakob Van Hoddis

Universität, Schule

Westfalenkolleg Paderborn

Note, Lehrer, Jahr

1-, 2015

Autor / Copyright
Carmen B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.24 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 47931







Analyse: „Weltende“ von Else Lasker-Schüler und Vergleich mit Jakob van Hoddis

Vergleichende Analyse von Gedichten       

 

Im folgendem werde ich das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler analysieren und mit dem namensgleichen Gedicht von Jakob van Hoddis unter den Aspekten der Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichen.

 

1.   Analyse „Weltende“ von Else Lasker-Schüler

Das Gedicht „Weltende“ von Else Lasker-Schüler stammt aus der Epoche des Expressionismus und wurde 1905 verfasst. Das Gedicht befasst sich mit der Gefühlslage der Menschen wenn das Ende der Welt naht.

Meine Deutungshypothese lautet, dass Else Lasker-Schüler sich in diesem Gedicht kritisch mit der Gesellschafft und deren Zerstörung der Welt, durch die Industrialisierung auseinandersetzt.

„Weltende“  umfasst drei Strophen. Wobei die erste Strophe vier Verse und die zweite und dritte Strophe drei Verse umfasst. Das Gedicht  weist kein klares Metrum auf. Das Reimschema  zeigt in der ersten Strophe einen Kreuzreim und verändert sich mit der zweiten und dritten Strophe zu einem umarmenden Reim. Diese Veränderungen im formalen Aufbau  erzeugen einen Umbruch, der sich auch Inhaltlich wiedergeben wird.

Zu Beginn des Gedichtes beschreibt Lasker-Schüler die allgemeine Gefühlslage der Menschheit im Hinblick auf das Ende der Welt. Die Menschen trauern um den Verlust der Welt. Nicht einmal mehr Gott kann ihnen Hoffnung oder Erlösung schenken. Durch die Metapher „ein Weinen in der Welt“  wird die Trauer um den Verlust der Welt und deren Menschheit  betont (vgl. V.1). Der Vergleich mit Gott soll dieses Gefühl der Menschen verstärken. Da Gott hier als Symbol für Hoffnung und Erlösung steht (vgl. V. 2). Der „bleierne Schatten“  ist eine Personifikation und ein Symbol für die Industrialisierung.  Blei ist ein Werkstoff im Maschinenbau, daher der Bezug zur Industrialisierung (vgl.  V.3). Dieser Schatten fällt auf die Menschen nieder. Eine erneute Personifikation, die untermalt das die Folgen der Industrialisierung auf die Menschen niederfällt (vgl. V.3). Der Neologismus „grabesschwer“  verdeutlicht wie schwer die Last auf den Menschen liegt. Die schwere Last steht für das Schuldbewusstsein. Die Gesellschaft ist sich bewusst, dass sie an der Verstörung der Welt durch die Industrialisierung selbst schuld sind (vgl. V. 4). Durch die Setzung der Kommata in dieser Strophe, entsteht eine Gedankliche Verbindung zwischen den Versen. Diese Verbindung verdeutlicht das Schulbewusst sein um die Zerstörung der Erde und die mitbringende Trauer (vgl. V. 1,2,3). Die dadurch entstehende Hoffnungslosigkeit  zeigt sich nun durch den Umbruch von Strophe eins zu drei und vier. Die Gesellschaft verliert nun den Sinn des Lebens, durch den Verlust der Welt. Dies zeigt sich in der zweiten Strophe. Sie wollen sich näher kommen aber sehen keinen Sinn mehr darin. Diese Unvollständigkeit zeigt  sich an den Auslassungspunkten die einer Ellipse gleich gesetzt werden (vgl. V. 5).  Die Hoffnung und der Sinn des Lebens sind noch geschwunden. Die Personifikation, dass das Leben noch in allen Herzen liegt (vgl. V.6) und der Vergleich mit den Särgen, veranschaulicht diese Gefühlslage. Der Sarg steht als Symbol für den Tod. Die Hoffnung und der Lebenssinn sind für die Menschen nun gestorben. In der letzten Strophe wird der Leser direkt angesprochen. Der Du-Bezug am Anfang der dritten Strophe mit der verwendeten Apostrophe steht für eine Ermahnung an den Leser. Diese Ermahnung bezieht sich auf die Zerstörung der Welt durch die Industrialisierung. Jeder Mensch trägt ein Stück schuld an ihr. Die Gedankenverknüpfung am Ende von Vers acht, zeigt die Verbindung zu den folgenden Versen.  Die Menschen nehmen Abschied von der Welt und erkennen, dass es  ihre Sehnsüchte an die Welt waren, an denen sie nun sterben müssen (vgl. V. 8 f.). Der Kuss ist ein Symbol für den Abschied. Durch die Verwendung des Adjektive „tief“ wird deutlich das hier ein Abschied auf Ewig gemeint ist(vgl. V.8). Die  Personifikation, dass eine Sehnsucht an die Welt pocht, steht für die Sehnsucht nach Verbesserung. Die Verbesserung der Gesellschaft nach denen die Menschheit durch die Industrialisierung gestrebt hat(vgl. V.9).  Doch nun müssen sie durch ihre Folgen sterben (vgl. V. 10).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Menschheit ihren Lebenssinn verloren hat. Die Industrialisierung bringt nicht die erhofften Verbesserungen, sondern zerstört die Welt. Doch die Gesellschaft ist Mitschuld in dieser Zerstörung und des dadurch hervorgerufenen Weltuntergangs.  Dieses Schuldbewusstsein lastet schwer. Else  Lasker-Schüler ermahnt den Leser, um das Bewusstsein dieses Problems zu wecken.  Somit hat sich meine Deutungshypothese bestätigt, dass sie sich kritisch mit den Themen Gesellschaft und Industrialisierung auseinander setzt.

Die Thematik des Weltuntergangs ist Typisch für den Expressionismus. In dieser Epoche setzte man sich kritisch mit der Gesellschaft, Industrialisierung und dessen Fortschritte auseinander. Es herrschte eine Weltuntergangsstimmung. Diese wurde durch Naturkatastrophen und die Befürchtung des Aufpralls des Halleyschen Kometen hervorgerufen.  Der Lebenssinn schwand in dieser Zeit und der Mensch trat mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen in den Hintergrund.  Daher ist „Weltende“ deutlich in die Epoche des Expressionismus ein zu ordnen.

 

2.   Vergleich mit Weltende von Jakob van Hoddis:

Im folgendem werde ich das eben analysierte Gedicht „Weltende“ mit dem Gleichnamigen Gedicht von Jakob van Hoddis vergleichen. Dieser Vergleich bietet sich an, da beide Gedichte das Thema des Untergangs der Welt  behandeln und beide aus der Epoche des Expressionismus stammen.

Das Gedicht „Weltende“ von Jakob van Hoddis wurde 1911 verfasst und stammt aus der Epoche des Expressionismus. Es umfasst zwei Strophen mit je vier Versen und ist somit kurzer als „Weltende“ von 1905. Ähnlich wie im Gedicht von Else Lasker-Schüler weist auch dieses Gedicht ein Umbruch im Reimschema auf. Die erste Strophe besteht aus einem umarmenden Reim, während die zweite Strophe einen Kreuzreim ausweist.

Jakob van Hoddis behandelt in seinem Gedicht den Ich-Verlust und die Sinnlosigkeit des Lebens. Diese Gesellschaftskritik thematisiert er in  „Weltende“  anhand von einer Naturkatastrophe, die die Menschheit nicht wahrnimmt.

Auf Sprachlicher Ebene zeigt sich, dass beide Gedicht Metaphern, Vergleiche und Gedankenverknüpfungen verwenden um ihr Gedicht zu veranschaulichen. Jakob van Haddis verharmlost das eigentliche Geschehen durch Sprachliche Mittel, wobei Lasker-Schüler sie verwendet um ihren Aussagen nachdrück zu verleihen.

Inhaltlich weicht die Thematik der beiden Gedicht  stark voneinander ab. Während im ersten Gedicht um den Verlust der Welt getrauert wird, merken die Menschen im zweiten Gedicht nicht einmal mehr,  dass ihre Welt untergeht.  In der ersten Strophe von Jakob van Hoddis zieht ein Sturm auf, der durch eine Personifikation mit „Geschrei“ verglichen wird (vgl. V.1). Die Metapher, dass die Dachdecker entzwei gehen als sie vom Dach stürzen, verharmlost die Situation. Sie sterben durch den Sturm aber es scheint nicht wichtig zu sein. Die Menschen lesen nur von dem Geschehen und bekommen es selbst gar nicht mit was mit ihnen geschieht. Durch die Bindestriche „ –liest man-“ wird das Geschehen erneut runter gespielt (vgl. V.4). Ein starker Kontrast zum Schuldbewusstsein der Gesellschaft im ersten Gedicht.  Bei Else Lasker-Schüler stehen die Gefühle der Menschen, die den Weltuntergang erleben mehr im Geschehen. Auch wenn ihnen ihre späte Einsicht keinen Sinn und keine Hoffnung mehr geben kann.  In „Weltende“ von Jakob van Hoddis wird der Ich-Verlust und die Sinnlosigkeit des Lebens in der zweiten Strophe deutlich. Der Sturm, der das Land vernichtet wird immer weiter reduziert. Die Personifikation, dass der Sturm das Wilde Meer hüpfen lässt verdeutlicht dies. Durch das hüpfen wird die Gefahr vermindert, die diese Naturkatastrophe mit sich bringt (vgl. V.5).  Die Menschheit sieht die Gefahr nicht, da sie den Sinn des Lebens verloren hat. Solange niemand ihnen sagt dass diese Naturkatastrophe Gefahren mit sich birgt, sehen sie weiter hin nicht das wahre Geschehen. Der Vers Sieben unterstreicht diese Aussage, „ Die meisten Menschen haben einen Schnupfen“, wieder eine Reduzierung der Gefahr. Als sei der Sturm nur eine kalte Periode bei der man nun mal einen Schnupfen kriegen kann(vgl. V.7). Mit dem letzten Vers, dass die Eisenbahnen von den Brücken fallen, kann man eine Verbindung zur Industrialisierung ziehen. Als Grund für diese Verluste der Gesellschaft(vgl. V.10).

Jakob van Hoddis kritisiert die Gesellschaft nicht offensichtlich. Anders wie im ersten Gedicht, wo die Kritik deutlich zu erkennen ist. Hoddis Kritik wird erst durch die Verharmlosung des Geschehens deutlich. Jedoch ist seine Kritik schärfer als die im ersten Gedicht. Die Gesellschaft sei sich ihren Verlusten und dem Weltende nicht bewusst. Bei Lasker-Schüler ist der Gesellschaft Bewusst, dass die Erde durch ihr Verschulden untergeht. An diesen Aspekt wird deutlich, wie unterschiedlich die Ansichten der beiden Dichter im Hinblick auf die Gesellschaft sind. Dennoch befassen sich beide Dichter mit der Thematik vom Ende der Welt. Auch ist in beiden Gedichten in Bezug zur Industrialisierung zu finden, als Ursache der Geschehen.

Beide Gedichte stammen aus der Epoche des Expressionismus, da die Thematik die des Expressionismus wiedergibt. Die Dichter verbinden die Thematik von Weltuntergang, Naturkatastrophen & Gesellschaftskritik um ihre Ansichten zu veranschaulichen.

Beide Dichter heben ihre Ansichten und Aussagen zur Gesellschaft in dieser Zeit gut hervor. Aus persönlicher Sicht, empfinde ich das erste Gedicht von Else Lasker-Schüler aufschlussreicher als das zweite. Mir gefällt ihr Stil und die wie sie ihre Aussage, dass der Gesellschaft durch die Industrialisierung die Welt vernichtet, in ihrem Gedicht veranschaulicht.

 

 

 

 


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