Analyse –
Sehnsucht
Das
Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff wurde im Jahre
1834 verfasst. Es entstammt somit der Epoche der Romantik handelt von
Sehnsucht, Reiselust und der Schönheit der Natur anhand der
Beobachtungen und Empfindungen des lyrischen Ichs.
Nach dem
ersten Hören bzw. Lesen des Gedichts fällt der harmonische Klang
auf. Müsste man das Gedicht beschreiben, so wäre Sehnsucht
sicherlich ein treffender Begriff. Dies zeigt auch, dass die
Überschrift sehr treffen formuliert ist und einen Überblick über
das Ganze Gedicht verschafft. Der Verfasser legt Wert darauf, eine
harmonische Stimmung zu erzeugen, was im Einklang mit der Epoche und
dem Inhalt steht. Die Epoche der Romantik war stark an die
harmonische Naturverbundenheit geknüpft. Auch die Ungebundenheit und
Freiheit gibt die Überschrift wieder, was auch im Inhalt zur Geltung
kommt.
Das
lyrische ich steht in genanntem Gedicht am Fenster, durch welches es
die Sterne beobachtet. In der Ferne hört es die Geräusche eines
Posthorns, ansonsten ist die Umgebung still. Das lyrische Ich sehnt
sich im weiteren Verlaufe, mitreisen zu können. Während es aus dem
Fenster schaut, kann das lyrische Ich zwei junge Leute erkennen, die
singend wandern gehen. Anhand des Wanderweges der genannten Personen
beschreibt es die Natur die ungestört im Wald zu erkennen ist. Des
Weiteren gibt sie wieder, was die Leute singen. Offensichtlich singen
sie über die Natur, jedoch auch über von Menschenhand hergestellte
Güter.
Das
Gedicht „Sehnsucht“ besteht aus 3 Strophen, welche je 8 Verse
enthalten. Insgesamt unterscheidet sich die Länge der Verse nicht
großartig. Als Metrum wurde ein Daktylus verwendet, des Weiteren ist
das Gedicht im Kreuzreim (abab) verfasst. Im Gedicht stößt man
auf einige Enjambements (vgl. Z. 9/10; Z. 15/16). Diese Enjambements
tragen zu einem guten Lesefluss bei, da kein grober Bruch zwischen
den Versen stattfindet. Die Betonung hemmt den Leser in seiner
Geschwindigkeit. Dies führt zu einer Verdeutlichung der einzelnen
Inhalte und Wörter.
Das
Gedicht selber bewegt sich auf einem hohen Sprachlevel. Es enthält
diverse sprachliche Mittel. So lassen sich etwa Metaphern (Z. 5),
Personifikationen (Z. 14, 23) und auch Antithesen finden. Diese
Auswahl an sprachlichen Mitteln erlaubt vor Allem eine
phantasievolle, variable Auslegung des Gedichtes.
Eingangs
lässt sich erkennen, dass sich das lyrische Ich an einem Fenster
(vgl. Z.2) befindet. Offensichtlich steht es in einem Raum, der das
lyrische Ich von der Außenwelt trennt. Dies lässt sich an mehreren
Stellen belegen. Einerseits blickt das lyrische Ich in die Ferne
(vgl. Z. 1) und beschreibt seine Position als „einsam“. Wenig
später verweist das lyrische Ich auf „zwei junge Gesellen“, was
verdeutlicht, dass sich das lyrische Ich getrennt von der Außenwelt
betrachtet. In der „weiten Ferne“ hört das lyrische Ich ein
„Posthorn“. Zur damaligen Zeit reiste man mit Postkutschen, die
Hörner zur Ankündigung ihrer verwendeten. Somit kann das „Posthorn“
als Metapher für die Reiselust des lyrischen Ich gedeutet werden.
Dies wird auch dadurch deutlich, dass das Posthorn in ihr etwas
auslöst, nämlich dass ihr „Das Herz […..] im Leibe entbrennt“
(vgl. Z. 5). Einerseits kann dies als Metapher gedeutet werden. Das
lyrische Ich möchte verdeutlichen, dass das Geräusch, dass das
Posthorn in ihr auslöst, welches ja auch mit Reisen verbunden ist,
eine Sehnsucht hervorruft. Nämlich die Sehnsucht nach der Ferne und
nach Reisen. Andererseits kann dies auch als Antithese aufgefasst
werden. „Entbrennen“ würde hierbei bedeuten, dass, wenn sie
ihrem Herzen folgen würde, sie sich der Ferne hingeben würde.
Physisch getrennt („Leibe“) ist dies jedoch für sie nicht
möglich. Diese physische Trennung ruft das Fenster hervor. Somit
kann dieses „Fenster“ (Z. 2) als Symbolik für die Barriere
zwischen ihrem jetzigen, gebundenen Standort und der Freiheit
gedeutet werden.
Das
lyrische Ich möchte jedoch das Gefühl der Sehnsucht behalten und
sich keinesfalls der Versuchung hingeben, tatsächlich abzureisen.
Dies wird dadurch deutlich, dass der Satz: „Ach, wer da mitreisen
könnte“ (vgl. Z. 7) einerseits im Konjunktiv verfasst ist und
andererseits die dritte Person behandelt. Dies zeigt, dass sie sich
selber gar nicht in der Position der reisenden wünscht.
Das
lyrische Ich geht weiter auf sein e Beobachtungen ein. Es beschreibt,
„zwei junge Gesellen“ zu sehen, was sinnbildlich für zwei junge,
männliche Personen steht. Auffallend hierbei ist, dass ihr diese
Personen ins Auge stechen, bzw. sie diese beschreibt. Dies zeigt
wieder einmal, dass sich das lyrische Ich nach der Ferne sehnt. Die
beiden „Gesellen“ beneidet sie in dem Sinne, dass sie die
Freiheit verkörpern, derer sie sich verwehrt fühlt. Immer wieder
geht das lyrische Ich auch auf die Natur ein. Auch beschreibt sie die
Umgebung als „still“, nur die beiden Gesellen heben sich durch
ihr „singen“ (vgl. Z. 11) ab. Dies verdeutlicht noch einmal die
markante Position der beiden Personen. Im weiteren Verlaufe lässt
sich erkennen, dass das lyrische Ich seine Freiheit mit der Natur in
Verbindung setzt. Es geht des Öfteren auf die Natur ein, die sie als
sehr harmonisch beschreibt. Dies tut sie, indem sie beispielsweise
auf das „rauschen“ der Wälder eingeht. Das Symbol „rauschen“
erzeugt dabei ein harmonisches Bild der Wälder. Insgesamt schafft
das lyrische Ich auch für den Leser ein Abbild der, anscheinend,
harmonischen Natur.
In Zeile
14 findet ein Bruch statt. Während im ersten Teil das lyrische Ich
vorrangig auf seine eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen eingeht,
beschreibt es nun zusehendst die Natur selbst. Auch gibt es den
Inhalt des Gesanges der „Gesellen“ wieder. Erstmals beschreibt es
jedoch nicht nur die vom Menschen ungeprägte Natur, sondern auch
diese, die der Mensch geschaffen hat. Sie stellt dabei die Natur
mehr als irreale Traumwelt dar, die das lyirsche Ich sich selbst
wünschen würde. Dies tut sie, indem sie eine Harmonik erschafft,
die sie sich womöglich so ersehnt. Von „Gärten“ (Z. 19) spielt
wieder auf die Natur an, auf welche sie im Vergangenen schon
eingegangen ist. „Paläste im Mondschein“ erschaffen einen
prachtvollen Gedanken und auch „die Mädchen am Fenster lauschen“
schafft eine Analogie zu ihrer eigenen Position. Damit möchte Sie
ausdrücken, dass ihr Schicksal auch von anderen Personen geteilt
wird, die sie hier als „Mädchen“ ausdrückt. „Die Brunnen
verschlafen rauschen“ ist eine Personifikation, die vorangegangene
These bestätigt. Die verschlafen rauschenden Brunnen bilden eine
Harmonik, die von den „Mädchen am Fenster“ genossen werden kann.
Sie schafft sich damit eine Art Traumwelt, die verdeutlicht, welche
Unerreichbarkeiten sie sich persönlich wünscht, nämlich ihre
persönliche Freiheit, die im Einklang mit dem ungebundenen
Naturerlebnis steht.
Das
Gedicht „Sehnsucht“ teilt v orrangig Aspekte der Romantik. Dies
tut es anhand dem Beispiel des lyrischen Ich, welches sich Freiheit
und Unverbundenheit wünscht, besonders um die ruhige, ungestörte
Natur erfahren zu können. Dies steht sinnbildlich für die Epoche
der Romantik, die, auch im Bezug auf den Titel, Sehnsucht,
Naturverbundenheit und Freiheit behandelt. Insgesamt schafft
„Sehnsucht“ auch eine Traumwelt, geschaffen vom lyrischen Ich, in
die sich der Leser hineinversetzen kann.