Gedichtsanalyse
Das
Liebesgedicht „Mir schlug das Herz“ von Johann Wolfgang von
Goethe, das im März 1775 veröffentlicht wurde, handelt von einem
lyrischen Ich, welches sich auf den Weg zu seiner Geliebten macht, um
sich dann von ihr verabschieden zu können. Dabei reitet er nachts
auf seinem Pferd zu ihr.
Der
Autor hat das Gedicht in 4 Strophen mit jeweils 8 Versen eingeteilt.
Dieser regelmäßige Verlauf gibt dem Gedicht eine ruhige Atmosphäre,
die auch durch das zyklische Versmaß des Jambus' mit der pro Zeile
wechselnden Kadenz unterstützt wird. Das Metrum ändert sich nur in
der 3. Strophe, da es dort wegen des erwartenden Treffens unruhiger
und vor allem unregelmäßiger wird.
Am
Anfang des Gedichtes reitet das lyrische Ich mit seinem Pferd durch
die „Nacht“ (V.4). Die Personifikationen „Wo Finsternis […]
sah“( V.7/8) und „an den Bergen hing die Nacht“ (V. 4)
bestätigen diesen Aspekt und erhöhen die Lebendigkeit und
Anschaulichkeit der im Gedicht beschriebenen Dämmerung. Des Weiteren
dient die Hyperbel „hundert schwarze[] Augen“ (V.8) zur Abwertung
der Situation und beschreibt, dass sich das lyrische Ich nicht wohl
fühlt. Die Metapher „Ein aufgetürmter Riese“ (V.6) lässt
ebenfalls ein Gefühl von Unbehagen aufkommen.
In
der 2. Strophe wird die Beschreibung des Waldes fortgeführt. Es
werden Adjektive, wie „kläglich“(V.10) und „schauerlich“
(V.12) verwendet, die diesem Textteil eine negative Konnotation
geben. Auch als die „Winde, [welche] schauerlich [s]ein Ohr
umsausten“ (V.11/12) bekommt der Leser ein Gefühl des Unwohlseins,
genau wie „tausend Ungeheuer“ (V.13) diesen Aspekt bestätigen.
Wie bekannt werden Personifikationen, wie „Der Mond [] sah ...“
(V.9/10) und „die Nacht schuf ...“ (V.13) gebraucht, die die
gleiche Wirkung wie auch in Stophe 1 vertreten. Mit der Anapher
„mein“ (V.15/16) wird die steigende Aufregung des lyrischen Ichs
beschrieben, da es sein Ziel nun gleich erreichen wird. Die Ironie
„War mein Mut gleich tausendfacher (V.14) bestätigt seine innere
Unruhe, da in den nächsten Versen sein „Geist[] ein verzehrend
Feuer“ (V.15) und sein „Herz […] in Glut zerfloss“ (V.16).
In
der dritten Strophe trifft das lyrische Ich auf seine Geliebte.
Der„Süße[] Blick“ (V.18) und das „liebliche[] Gesicht“
(V.22) weisen daraufhin, dass es sich um eine weibliche Person
handelt. Das lyrische Ich scheint sehr verliebt zu sein, da sein
„Herz ganz auf [ihrer] Seite [war]“ (V.19) und auch „jeder
Atemzug“ (V. 20) für sie. Die Stimmung ist im Gegensatz zum ersten
Teil gehobener, da Wörter, wie „Frühlingswetter“ (V.21),
„Zärtlichkeit“ (V.23) und „Freude“ (V.17) dem Text eine
positive Konnotation geben. Auch, dass das lyrische Ich, die „Götter“
(V.23) mit um Hilfe bittet, lässt zu schließen, dass es für ihn
eine ernste Entscheidung ist. Generell hebt sich die 3. Strophe von
den ersten beiden in Versmaß, aber auch von der Stilmittelverwendung
her ab. Personifikationen herrschen hier, im Gegensatz zum ersten
Textteil weniger vor, da sich diese Strophe nur auf das Liebespaar
beziehen soll und das lyrische Ich nur seine Geliebte vor Augen hat
und dabei die Umgebung weitesgehend vernachlässigt. Auch überwiegen
hier eher positive Gefühle.
Die
letzte Strophe beschreibt den Abschied der beiden Liebenden.
Vergleiche, wie „wie trübe“, „wie bedrängt“ (V.25)
beschreiben die nun negative Stimmung. Wenn „aus [ihren] Blicken
[ihr] Herz sprach“ (V.26), gibt die Geliebte damit preis, dass sie
sich nicht trennen möchte. Auch die Wiederholungen „welche Liebe
[…], welche Wonne, […] welcher Schmerz“ (V. 27/28) drücken
aus, dass die Liebe genauso groß ist, wie der Schmerz der Trennung.
Die Anapher am Ende des Gedichtes „Und, […] und, […] und […]“
(V. 30-32) steigert die Wirkung des nun gleich folgenden Abschieds
und der Ungewissheit auf das nächste Wiedersehen. Doch als
Hoffnungszeichen kann man die Wiederholung „Glück“ (V. 31/32)
deuten und vor allem als Zeichen dafür, dass das lyrische Ich froh
über diese schöne Zeit mit seiner Geliebten ist.
Das
Gedicht bezieht sich auf die starken Gefühle und auf
zwischenmenschliche Liebe, wie man nach der Analyse feststellen
kann. Dem Jahr zufolge lässt sich das Gedicht in die Zeit des Sturm
und Drang einordnen und da Merkmale dieser literarischen Gattung
Liebe, Freundschaft, Mut, Gefühle, etc sind, würde sich dieser
Aspekt weiter bestätigen. Johann Wolfgang von Goethe hat vor der
Veröffentlichung des Gedichtes, um genau zu sein 1770 ein
Jura-Studium in Leipzig begonnen. Bis 1771 studierte er dort und
lernte Friederike Brion kennen, in die er sich auch verliebte. Daher
lässt sich vermuten, dass er dieses Gedicht auch an sie geschrieben
habe. Es ist davon auszugehen, dass sich Goethe nicht so fest binden
wollte, um seiner Karriere damit nicht zu schaden und trennte sich
deshalb von der elsässischen Pfarrerstochter. Das Gedicht lässt
sich auch in die Gattung der Erlebnislyrik einordnen, da er in seinem
Gedicht von einem vermutlich eigenen Geschehnis berichtet.
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