Meine Zeit von
Wilhelm Klemm
Gedichtanalyse
– Abiturübungsaufgabe: Deutsch
Das von Wilhelm Klemm im Jahre
1917 verfasste Gedicht „Meine Zeit“ zählt zu den Werken der expressionistischen
Lyrik und thematisiert den durch den Krieg bedingten Alltag, wobei die Motive
der Schnelllebigkeit und des Todes genauere Geltung finden. Die gegebene
Thematik, einschließlich ihrer Motive, erzeugt eine für den Expressionismus
typische Stimmung, die mit den gesellschaftlichen Aspekten der Zeit zu
vereinbaren ist.
Das Gedicht „Meine Zeit“ lässt
sich zudem bezüglich seiner formalen Muster als ein Sonett verstehen. Dieses
wird durch Enjambements sowohl als auch vom Zeilenstil geprägt. Des Weitern ist
innerhalb der ersten beiden Strophen der umarmende reim präsent, in den Letzen
beiden hingegen der Schweifreim.
Innerhalb der ersten beiden
Strophen wird die hoffnungslose und trostlose Lage der Menschen zurzeit des
Expressionismus geschildert, wohingegen in den letzten Strophen eine genauerer
Einblick in das Gefühlsleben des lyrischen Ich’s erfolgt.
Innerhalb der ersten Strophe
beschreibt das lyrische Ich, das damalige Leben und spricht von „Riesenstädten“
(vgl. v.1), welche ein typisches Phänomen des Expressionismus wieder spiegelt. Zudem
wird der Einfluss des Imperialismus in Vers 2 dargestellt „Verblasste Länder“,
welches auf die Unterwerfung anderer Länder hinweist. Aus all der Armut und dem
Leid, bedingt durch die gegebene Urbanisierungsproblematik, resultieren weitere
Konsequenzen wie die Prostitution „Die sündigen Weiber, Not und Heldentum“ (V.
2). Simultan verschlechtert der Erste Weltkrieg die Lage der Menschen ungemein.
Die neue Errungenschaft der Industrialisierung wurde schon alsbald genutzt um
Millionen von Menschen an die Kriegsfront zu transportieren „Gespenterbrauen,
Sturm auf Eisenschienen“ (V.4). Nachfolgend wird in Zeile 5 das heran nahen
des Krieges beschrieben „In Wolkenfernen trommeln die Propeller“, woraus die
menschlichen Einbußen einiger Völker resultieren (vgl. 6) „Völker zerfließen“.
Das lyrische Ich beschreibt
zudem das „Bücher zu Hexen werden“, welches sich nur allzu gut in das
wilhelminische Zeitalter, bezüglich des dumpfen Hinnehmens und des massiven Verlustes
an kulturellen Werten, fügen lässt. Infolge der Individual-Verluste beschreibt
das lyrische-Ich , dass das Ende seiner eigenen Individualität,- die Ich
Dissoziation, welche sich mit einer apokalyptischen Aussage vermischt „Die
Seele schrumpft zu winzigen Komplexen. Tot ist die Kunst. Die Stunden kreisen
schneller“ (V. 7-8).
Der Erste Weltkrieg, welcher als
der erste totale Krieg der Menschheit einzuordnen ist, kostete Millionen
Menschen das Leben „Noch hob ihr Haupt so hoch niemals die Sphinx“ (V. 12)- Die
Sphinx, welche entsprechend der ägyptischen Mythologie in starker Verbindung
mit dem Tot steht, steht metaphorisch für den Tod, welcher bisher noch nie
aufgetrende Zahlen an Toten verursachte. Der Krieg verstärkte Kummer, Leid und
Not und führte somit zu einem weiteren Voranschreiten der Ich-Dissoziation
einer ganzen Gesellschaft und somit zu kulturellen Verlusten. Die Menschen
sahen sich dem Ende nahe. (Vgl. V. 13-14). Durch den industriell bedingten
Verlust zwischenmenschlicher Werte und dem Verlust der eigenen Identität,
verbunden mit dem Leid des Ersten Weltkrieges ergibt sich eine bedrückende,
depressive Stimmung, die durch das Metrum vertieft wird.
Durch das zunächst ansteigende
jambische Metrum wird eine dynamische Stimmung erzeugt, die sich nur allzu gut
in das Rahmenbild des seelischen Schmerzes fügen lässt. Hierbei ist jedoch
anzumerken, dass der Jambus nicht durchgehend vertreten ist.
Entsprechend der Epoche wird das
expressionistische Gedankengut innerhalb des Gedichts typischerweise
wiedergespiegelt. Durch Krieg, Identitätsverlust und wenig kultureller und
zwischenmenschlicher Strukturen befand sich die Menschheit, wie auch im Gedicht
in einem von der Industrialisierung und Krieg bestimmten Leben.
Krieg und Technisierung
erweckten eine starke Angst, da sich der Mensch als hilflos einschätze. Das
Gefühl der Angst uferte zu einem apokalyptischen Gefühl aus.
Stellungnehmend aus heutiger
Sicht, kann das von Wilhelm Klemm verfasste Gedicht teilweise auch in heutiger
Zeit Geltung finden. Krieg ist in der heutigen Situation, wen auch in anderen Ländern
allgegenwärtig. Fremde Nationalitäten verlieren zwischenmenschliche Strukturen
und verlieren an Individualität, welches zu Verlusten der eigenen Identität
führt und die entsprechenden kulturellen Lebensweise verdeckt. Auch in unserer
Gesellschaft ist ein massiver Verlust an Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft zu
verzeichnen, welches zu einem Untergang von Individuen in der Gesellschaft
führen kann. Die Ersatzkommunikation „Internet“ lässt sozial bedingte
Gegebenheiten at Acta werden.
Zusammenfassend ist zu sagen,
dass sich im Falle des Gedichts „Meine Zeit“ um ein klassisches Werk des
Expressionismus handelt, da eminent wichtige Thematiken wie der damalige
Alltag, der dazugehörige krieg und der daran anknüpfende Ich-Zerfall
thematisiert werden und es sich zudem um eine prägnante Stimmung der Zeit
handelt.
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