Frische Fahrt – Joseph Eichendorff
Gedichtanalyse
Das romantische Gedicht "Frische Fahrt",
verfasst 1810 von Joseph von Eichendorff, handelt von einem Frühlingserwachen,
welches für die Sehnsucht nach der Ferne und einem Aufbruch in das Unbekannte
steht. Das lyrische Ich beschreibt die Landschaft und das Erwachen der Natur
mit einem weiten Blick. Es möchte sich von dieser Stimmung mitreißen lassen.
Eichendorffs Gedicht besteht aus zwei jeweils
achtversigen Strophen, zwischen denen es einen Themen- und Perspektivwechsel
gibt. Während dss lyrische Ich in der ersten Strophe von oben auf das Geschehen
blickt und hauptsächlich beschreibt, steigt es in der zweiten Strophe in die
Szene hinab, wird vom Fluss mitgerissen und offenbart seine Gedanken(siehe
später Inhaltsanalyse).
Es herrscht ein durchgehender Kreuzreim, der das
Gedicht sehr rhythmisch wirken lässt. In seiner Form ababcdcd wechseln die
Kadenzen von weiblich zu männlich. Wie in der romantischen Epoche üblich ist
"Frische Fahrt" in einem 4-hebigen Trochäus verfasst, der eine
lebendige aber auch ernste Wirkung auf den Leser hat. Dies unterstreicht den
Inhalt des Gedichtes, da es beschreibt, wie im Frühling wieder alles zum Leben
erwacht. Diese ddurchgehende Verwendung der gleichen Reimform und Versmaßes
machen das Gedicht strukturiert, man sieht, dass das lyrische Ich trotz des
mitreißenden Flusses des Erwachens und der Aufbruchsstimmung systematisch
denkt.
„Frische Fahrt“ wird von sprachlichen Mitteln wie
Alliterationen und Metaphern beherrscht, die Schönheit und Sanftheit des
Frühlingserwachens betonen. Zum einen inhaltlich durch die Metaphern, aber auch
ein schöner Klang, durch Alliterationen hervorgerufen, unterstützt die
Deutungshypothese, dass das lyrische Ich das Frühlingserwachen mit einer
Schönheit und Sehnsucht verbindet, zu einer ausführlichen inhaltlichen Wirkung
komme ich in der Inhaltsanalyse.
Eichendorffs Gedicht ist im Präsens verfasst, was
darauf hindeutet, dass der Frühling etwas Anhaltendes ist.
Untersucht man den Inhalt des Gedichtes, erkennt man
das Eichendorff alles sehr bildlich beschrieb. So beginnt das Gedicht
folgendermaßen: „Laue Luft kommt blau geflossen“(Z.1). Außer der Alliteration
„Laue Luft“ benutzt Eichendorff weitere sprachliche Mittel in diesem ersten
Vers, er ordnet der Luft die Farbe Blau zu, diese hat in der Romantik eine
wichtige Bedeutung und steht für die Sehnsucht nach dem Unendlichen und für das
Wasser, was im Fortlauf des Gedichtes noch eine größere Rolle spielen wird.
Der darauf folgende Ausruf „Frühling, Frühling soll es
sein!“ (Z.2) verdeutlicht, dass das einer Gedicht einer bestimmten Jahreszeit
zugeordnet ist und der Imperativ dieses Verses zeigt die Vorfreude des
lyrischen Ichs auf diese. Der Frühling steht selbst für einen Neuafang nach der
langen Winterstarre, dies beschreibt das lyrische Ich in den nächsten Versen.
„Waldwärts Hörnerklang geschossen“(Z.3) deutet auf die für den Frühling
typische Jagd hin, wobei das zum Hörnerklang eigentlich unpassende Verb
„geschossen“ auch damit und dem Frühlingsanfang, der eine neue Aktivität und
Schnelligkeit, bedeutet, in Verbindung gebracht werden kann. Außerdem verbindet
man die Hörner mit einem Ruf, zum Beispiel der Ankündigung des
Frühlingsbeginns.
In Vers Vier „Mut'ger Augen lichter Schein“ findet man
eine Ellipse, die einen Kontrast zu der strukturierten Form des Gedichtes
bildet und auf eine innere Erregung des lyrischen Ichs, die wiederum zur
Aufbruchsstimmung passt, hinweist.
Im fünften und sechsten Vers beschreibt das lyrische
Ich wie das Wirren immer bunter wird(Z.5) und daraus ein „magisch wilder
Fluss“(Z.6) entsteht. Dies lässt andeuten, dass die Dynamik dieser Szene wächst
und dass der Wechsel von Winter zu Frühling immer schneller voranschreitet.
Darüber hinaus wird die Natur als magisch beschrieben, womit auch gemeint sein
könnte wie im Frühling überall wieder neues Leben aus dem Nichts entsteht.
Diese Naturschönheit wird zusätzlich mit dem schönen Klang der Alliteration
„Wird ein magisch wilder Fluss“(Z.6) unterstrichen.
Der Vers „In die schöne Welt hinunter“(Z.7) betont
noch einmal die Schönheit des Erwachens und deutet auf den Standort des
lyrischen Ichs hin. Es lässt vermuten, dass es noch nicht ins Geschehen
miteingebunden ist und alles von oben beobachtet.
Dies ändert sich nun aber: „Lockt dich dieses Stromes
Gruß“(Z.8). Zum ersten Mal wird der Leser direkt angesprochen und die Wirkung
auf das lyrische Ich beschrieben, es möchte in die Welt, die es beschreibt,
hineintauchen. Hier kommt auch das Wasser wie in Zeile 6 ins Spiel, als Strom
beschrieben, der gleichzeitig auch für das vorbeirauschende Frühlingsgefühl
steht.
In der zweiten Strophe wird das lyrische Ich dann
schließlich ein Teil der Handlung. Eichendorff schreibt „Und ich mag mich nicht
bewahren“(Z.9), was zeigt, dass sich das lyrische Ich am Strom des Frühlings
beteiligen will. Dies wird in den nächsten Versen weiter erläutert. So liest
man im zweiten Vers der Strophe „Weit von euch treibt mich der Wind“(Z.10) und
kann erkennen, dass sich das lyrische Ich mitreißen lässt, dass es weit von
seiner Heimat weggetrieben wird und in etwas neues Unbekanntes gelangt.
Der darauffolgende Vers lautet „Auf dem Strome will
ich fahren“(Z.11) in dem, der aus dem achten Vers wiederholte „Strom“ wieder
als Symbol des Frühlingserwachens gedeutet werden kann. Außerdem ist aus dem
Verb „will“ nochmals zu erkennen, dass das lyrische Ich nicht einfach
mitgerissen wird, sondern werden will und dass es in euphorischer Stimmung ist.
Dies wird durch den zwölften Vers weitergeführt, in dem das lyrische Ich „von
dem Glanze selig blind“ ist. Der „Glanze“ kann wieder als Symbol für die
Schönheit der Natur und auch die Sonne , die den Frühling mit ihrem Licht in
Glanz taucht, gehalten werden.
Mit dem nächsten Vers „Tausend Stimmen lockend
schlagen“(Z.13), wird zum Einen verdeutlicht, dass das lyrische Ich nicht als
einziges sondern mit vielen anderen von dem Strom mitgerissen wird, und zum
Anderen, dass viele verschiedene Dinge und alles um einen herum die Schönheit
von Natur und Frühling bergen und damit anlocken.
Die im nächsten Vers al „flammend wehende Aurora“(Z.14)
beschriebene Morgenröte ist ein weiteres Symbol für einen Neuanfang. Nicht nur
den des im Gedicht beschriebenen Frühlings sondern auch für einen neuen Tag,
der noch ganz vor einem steht. Dies kann man wiederum mit dem Frühling
verbinden, da mit ihm das neue Jahr noch vor einem liegt.
Die zwei darauffolgenden Verse, und damit auch die
letzten des Gedichtes, lauten; „Fahre zu! Ich mag nicht fragen, Wo die Fahrt zu
Ende geht!“
Die Aussage des lyrischen Ichs, dass es nicht fragen
will, wohin es wohl gelangt, steht für eine gewisse Aufregung und
Ungeplantheit, es lässt sich einfach treiben und denkt noch nicht darüber nach,
was später passieren wird. Es ist so von der Aufbruchsstimmung mitgerissen,
dass es lediglich aufbrechen will und für diesen Zeitpunkt einfach lebt. Dies
unterstützen die zwei Imperative der letzte Verse, das lyrische Ich, kann den
Aufbruch kaum erwarten.
Vergleicht man nun Eichendorffs romantisches Gedicht
„Frische Fahrt“ mit Mascha Kalékos modernem Gedicht „Sehnsucht nach dem
Anderswo“, aus dem Jahr 1940, gibt es zentrale Vergleichsaspekte in Inhalt und
Form. In beiden Gedichten findet man Symbole der Sehnsucht, verbunden mit einer
bestimmten Jahreszeit. Was in Eichendorffs Gedicht der Frühling ist, wird bei
Kaléko zum Herbst. Dies erkennt man in der ersten Strophe, in der sie von
duftenden Äpfeln, die oft im Herbst geerntet werden, spricht(Z.1). Außerdem
wird im zweiten Vers von prasselndem Feuer und im dritten Vers von
Vagabundenwind erzählt, was beides für eine eher kalte Jahreszeit spricht.
Diese beiden Jahreszeiten hängen eng mit der Simmung
in beiden Gedichten zusammen, was zum ersten Unterschied führt.
Eichendorffs Frühling ist di erste Jahreszeitund wird
mit einer Aufbruchsstimmung und einem Erwachen der Natur verbunden. Genauso ist
auch die Verfassung des lyrischen Ichs zu deuten, wie in der vorhergegangenen
Inhaltsanalyse schon erläutert, steht es selbst vor einem Aufbruch oder neuen
Lebensabschnitt, so gehen seine Beschreibungen nur in eine Richtung, aber
reichen weit in die Ferne, wie der Frühling, nach dem noch alle weiteren
Jahreszeiten liegen. Kalékos Gedicht allerdings umfasst wie der Herbst seinen
Vorgänger Sommer und Nachfolger Winter zwei Richtungen der Sehnsucht: das
Drinnen und das Draußen(Z.7-8), also seine Heimat und das neue Unbekannte. Das
lyrische Ich möchte immer dort sein, wo es gerade nicht ist, wobei es dabei
beide Orte überschaubarer beschreibt. Zudem beschreibt Kaléko auch ihre Heimat
als schönen Ort, wobei die schon erwähnten im Spind duftenden Äpfel eine Metapher
für Heimatgefühle ausdrücken, sie stehen für Nahrung, was ein jeder zum Leben
braucht und in einem guten Zuhause bekommt.
Auch in der Form ähneln aber zugleich unterscheiden
sich die beiden Gedichte in verschiedenen Aspekten. Wie Eichendorff schrieb
Kaléko in Kreuzreimen und zwei Strophen, die jedoch aus jeweils vier und nicht
acht Versen bestehen.
Wie in „Frische Fahrt“ sind auch in Kalékos Gedicht
Trochäen zu finden, jedoch zusätzlich zu Daktylen(Z.2). So ist das Gedicht zwar
lebendig, aber wirkt im Gegensatz zu Eichendorffs holpernd oder weniger
strukturiert auf den Leser. Dies heben auch einige Ellipsen Kalékos hervor.
Außer diesen, einigen Metaphern und Alliterationen, die auch das Gedicht
„Frische Fahrt“ ausmachen, spricht Kalékos lyrisches Ich in Anaphern wie „Nach
drinnen, wenn du draußen bist, nach draußen, bist du drinnen“(Z.7-8), die die
Textstellen nocheinmal betonen, und so wiederholt die zwei Richtungen Kalékos
aufzeigen.
Zusammenfassend ähneln sich Eichendorffs und Kalékos
Gedichte zwar in der Form, und befassen sich mit ähnlichen Themen, weisen
jedoch dadurch, dass sie aus verschiedenen Zeitepochen kommen und in
unterschiedlichen Stilen verfasst wurden, einige Unterschiede auf. Die zwei
wesentlichen Aspekte sind zum einen die Einseitigkeit Eichendorffs und
Zweisietigkeit Kalékos beschriebener Sehnsucht und zum anderen ist die Welt
Eichendorffs weitaus größer und wird träumerischer, bildlicher und
paradiesischer beschrieben.