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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

CJD Königswinter

Note, Lehrer, Jahr

1, 2014

Autor / Copyright
Amalia V. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.15 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 46059







Frische Fahrt – Joseph Eichendorff

Gedichtanalyse

 

Das romantische Gedicht "Frische Fahrt", verfasst 1810 von Joseph von Eichendorff, handelt von einem Frühlingserwachen, welches für die Sehnsucht nach der Ferne und einem Aufbruch in das Unbekannte steht. Das lyrische Ich beschreibt die Landschaft und das Erwachen der Natur mit einem weiten Blick. Es möchte sich von dieser Stimmung mitreißen lassen.

Eichendorffs Gedicht besteht aus zwei jeweils achtversigen Strophen, zwischen denen es einen Themen- und Perspektivwechsel gibt. Während dss lyrische Ich in der ersten Strophe von oben auf das Geschehen blickt und hauptsächlich beschreibt, steigt es in der zweiten Strophe in die Szene hinab, wird vom Fluss mitgerissen und offenbart seine Gedanken(siehe später Inhaltsanalyse).

Es herrscht ein durchgehender Kreuzreim, der das Gedicht sehr rhythmisch wirken lässt. In seiner Form ababcdcd wechseln die Kadenzen von weiblich zu männlich. Wie in der romantischen Epoche üblich ist "Frische Fahrt" in einem 4-hebigen Trochäus verfasst, der eine lebendige aber auch ernste Wirkung auf den Leser hat. Dies unterstreicht den Inhalt des Gedichtes, da es beschreibt, wie im Frühling wieder alles zum Leben erwacht. Diese ddurchgehende Verwendung der gleichen Reimform und Versmaßes machen das Gedicht strukturiert, man sieht, dass das lyrische Ich trotz des mitreißenden Flusses des Erwachens und der Aufbruchsstimmung systematisch denkt.

„Frische Fahrt“ wird von sprachlichen Mitteln wie Alliterationen und Metaphern beherrscht, die Schönheit und Sanftheit des Frühlingserwachens betonen. Zum einen inhaltlich durch die Metaphern, aber auch ein schöner Klang, durch Alliterationen hervorgerufen, unterstützt die Deutungshypothese, dass das lyrische Ich das Frühlingserwachen mit einer Schönheit und Sehnsucht verbindet, zu einer ausführlichen inhaltlichen Wirkung komme ich in der Inhaltsanalyse.

Eichendorffs Gedicht ist im Präsens verfasst, was darauf hindeutet, dass der Frühling etwas Anhaltendes ist.

 

Untersucht man den Inhalt des Gedichtes, erkennt man das Eichendorff alles sehr bildlich beschrieb. So beginnt das Gedicht folgendermaßen: „Laue Luft kommt blau geflossen“(Z.1). Außer der Alliteration „Laue Luft“ benutzt Eichendorff weitere sprachliche Mittel in diesem ersten Vers, er ordnet der Luft die Farbe Blau zu, diese hat in der Romantik eine wichtige Bedeutung und steht für die Sehnsucht nach dem Unendlichen und für das Wasser, was im Fortlauf des Gedichtes noch eine größere Rolle spielen wird.

Der darauf folgende Ausruf „Frühling, Frühling soll es sein!“ (Z.2) verdeutlicht, dass das einer Gedicht einer bestimmten Jahreszeit zugeordnet ist und der Imperativ dieses Verses zeigt die Vorfreude des lyrischen Ichs auf diese. Der Frühling steht selbst für einen Neuafang nach der langen Winterstarre, dies beschreibt das lyrische Ich in den nächsten Versen. „Waldwärts Hörnerklang geschossen“(Z.3) deutet auf die für den Frühling typische Jagd hin, wobei das zum Hörnerklang eigentlich unpassende Verb „geschossen“ auch damit und dem Frühlingsanfang, der eine neue Aktivität und Schnelligkeit, bedeutet, in Verbindung gebracht werden kann. Außerdem verbindet man die Hörner mit einem Ruf, zum Beispiel der Ankündigung des Frühlingsbeginns.

In Vers Vier „Mut'ger Augen lichter Schein“ findet man eine Ellipse, die einen Kontrast zu der strukturierten Form des Gedichtes bildet und auf eine innere Erregung des lyrischen Ichs, die wiederum zur Aufbruchsstimmung passt, hinweist.

Im fünften und sechsten Vers beschreibt das lyrische Ich wie das Wirren immer bunter wird(Z.5) und daraus ein „magisch wilder Fluss“(Z.6) entsteht. Dies lässt andeuten, dass die Dynamik dieser Szene wächst und dass der Wechsel von Winter zu Frühling immer schneller voranschreitet. Darüber hinaus wird die Natur als magisch beschrieben, womit auch gemeint sein könnte wie im Frühling überall wieder neues Leben aus dem Nichts entsteht. Diese Naturschönheit wird zusätzlich mit dem schönen Klang der Alliteration „Wird ein magisch wilder Fluss“(Z.6) unterstrichen.

Der Vers „In die schöne Welt hinunter“(Z.7) betont noch einmal die Schönheit des Erwachens und deutet auf den Standort des lyrischen Ichs hin. Es lässt vermuten, dass es noch nicht ins Geschehen miteingebunden ist und alles von oben beobachtet.

Dies ändert sich nun aber: „Lockt dich dieses Stromes Gruß“(Z.8). Zum ersten Mal wird der Leser direkt angesprochen und die Wirkung auf das lyrische Ich beschrieben, es möchte in die Welt, die es beschreibt, hineintauchen. Hier kommt auch das Wasser wie in Zeile 6 ins Spiel, als Strom beschrieben, der gleichzeitig auch für das vorbeirauschende Frühlingsgefühl steht.

In der zweiten Strophe wird das lyrische Ich dann schließlich ein Teil der Handlung. Eichendorff schreibt „Und ich mag mich nicht bewahren“(Z.9), was zeigt, dass sich das lyrische Ich am Strom des Frühlings beteiligen will. Dies wird in den nächsten Versen weiter erläutert. So liest man im zweiten Vers der Strophe „Weit von euch treibt mich der Wind“(Z.10) und kann erkennen, dass sich das lyrische Ich mitreißen lässt, dass es weit von seiner Heimat weggetrieben wird und in etwas neues Unbekanntes gelangt.

Der darauffolgende Vers lautet „Auf dem Strome will ich fahren“(Z.11) in dem, der aus dem achten Vers wiederholte „Strom“ wieder als Symbol des Frühlingserwachens gedeutet werden kann. Außerdem ist aus dem Verb „will“ nochmals zu erkennen, dass das lyrische Ich nicht einfach mitgerissen wird, sondern werden will und dass es in euphorischer Stimmung ist. Dies wird durch den zwölften Vers weitergeführt, in dem das lyrische Ich „von dem Glanze selig blind“ ist. Der „Glanze“ kann wieder als Symbol für die Schönheit der Natur und auch die Sonne , die den Frühling mit ihrem Licht in Glanz taucht, gehalten werden.

Mit dem nächsten Vers „Tausend Stimmen lockend schlagen“(Z.13), wird zum Einen verdeutlicht, dass das lyrische Ich nicht als einziges sondern mit vielen anderen von dem Strom mitgerissen wird, und zum Anderen, dass viele verschiedene Dinge und alles um einen herum die Schönheit von Natur und Frühling bergen und damit anlocken.

Die im nächsten Vers al „flammend wehende Aurora“(Z.14) beschriebene Morgenröte ist ein weiteres Symbol für einen Neuanfang. Nicht nur den des im Gedicht beschriebenen Frühlings sondern auch für einen neuen Tag, der noch ganz vor einem steht. Dies kann man wiederum mit dem Frühling verbinden, da mit ihm das neue Jahr noch vor einem liegt.

Die zwei darauffolgenden Verse, und damit auch die letzten des Gedichtes, lauten; „Fahre zu! Ich mag nicht fragen, Wo die Fahrt zu Ende geht!“

Die Aussage des lyrischen Ichs, dass es nicht fragen will, wohin es wohl gelangt, steht für eine gewisse Aufregung und Ungeplantheit, es lässt sich einfach treiben und denkt noch nicht darüber nach, was später passieren wird. Es ist so von der Aufbruchsstimmung mitgerissen, dass es lediglich aufbrechen will und für diesen Zeitpunkt einfach lebt. Dies unterstützen die zwei Imperative der letzte Verse, das lyrische Ich, kann den Aufbruch kaum erwarten.

Vergleicht man nun Eichendorffs romantisches Gedicht „Frische Fahrt“ mit Mascha Kalékos modernem Gedicht „Sehnsucht nach dem Anderswo“, aus dem Jahr 1940, gibt es zentrale Vergleichsaspekte in Inhalt und Form. In beiden Gedichten findet man Symbole der Sehnsucht, verbunden mit einer bestimmten Jahreszeit. Was in Eichendorffs Gedicht der Frühling ist, wird bei Kaléko zum Herbst. Dies erkennt man in der ersten Strophe, in der sie von duftenden Äpfeln, die oft im Herbst geerntet werden, spricht(Z.1). Außerdem wird im zweiten Vers von prasselndem Feuer und im dritten Vers von Vagabundenwind erzählt, was beides für eine eher kalte Jahreszeit spricht.

Diese beiden Jahreszeiten hängen eng mit der Simmung in beiden Gedichten zusammen, was zum ersten Unterschied führt.

Eichendorffs Frühling ist di erste Jahreszeitund wird mit einer Aufbruchsstimmung und einem Erwachen der Natur verbunden. Genauso ist auch die Verfassung des lyrischen Ichs zu deuten, wie in der vorhergegangenen Inhaltsanalyse schon erläutert, steht es selbst vor einem Aufbruch oder neuen Lebensabschnitt, so gehen seine Beschreibungen nur in eine Richtung, aber reichen weit in die Ferne, wie der Frühling, nach dem noch alle weiteren Jahreszeiten liegen. Kalékos Gedicht allerdings umfasst wie der Herbst seinen Vorgänger Sommer und Nachfolger Winter zwei Richtungen der Sehnsucht: das Drinnen und das Draußen(Z.7-8), also seine Heimat und das neue Unbekannte. Das lyrische Ich möchte immer dort sein, wo es gerade nicht ist, wobei es dabei beide Orte überschaubarer beschreibt. Zudem beschreibt Kaléko auch ihre Heimat als schönen Ort, wobei die schon erwähnten im Spind duftenden Äpfel eine Metapher für Heimatgefühle ausdrücken, sie stehen für Nahrung, was ein jeder zum Leben braucht und in einem guten Zuhause bekommt.

Auch in der Form ähneln aber zugleich unterscheiden sich die beiden Gedichte in verschiedenen Aspekten. Wie Eichendorff schrieb Kaléko in Kreuzreimen und zwei Strophen, die jedoch aus jeweils vier und nicht acht Versen bestehen.

Wie in „Frische Fahrt“ sind auch in Kalékos Gedicht Trochäen zu finden, jedoch zusätzlich zu Daktylen(Z.2). So ist das Gedicht zwar lebendig, aber wirkt im Gegensatz zu Eichendorffs holpernd oder weniger strukturiert auf den Leser. Dies heben auch einige Ellipsen Kalékos hervor.  Außer diesen, einigen Metaphern und Alliterationen, die auch das Gedicht „Frische Fahrt“ ausmachen, spricht Kalékos lyrisches Ich in Anaphern wie „Nach drinnen, wenn du draußen bist, nach draußen, bist du drinnen“(Z.7-8), die die Textstellen nocheinmal betonen, und so wiederholt die zwei Richtungen Kalékos aufzeigen.

Zusammenfassend ähneln sich Eichendorffs und Kalékos Gedichte zwar in der Form, und befassen sich mit ähnlichen Themen, weisen jedoch dadurch, dass sie aus verschiedenen Zeitepochen kommen und in unterschiedlichen Stilen verfasst wurden, einige Unterschiede auf. Die zwei wesentlichen Aspekte sind zum einen die Einseitigkeit Eichendorffs und Zweisietigkeit Kalékos beschriebener Sehnsucht und zum anderen ist die Welt Eichendorffs weitaus größer und wird träumerischer, bildlicher und paradiesischer beschrieben.


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