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Interpretation

Gedichtanalyse: `Die Stadt` von Georg Heym

1.014 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Sonja A. im Nov. 2013
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Literaturanalysen zur Epoche Expressionismus: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Alfred Lichtenstein, Franz Kafka,  Jakob van Hoddis, Georg Trakl, Georg Heym (Textanalysen, Band 4)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Königswinter

Note, Lehrer, Jahr

2, 2013

Autor / Copyright
Sonja A. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.21 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 35550







Gedichtanalyse

Die Stadt – Georg Heym

 

Das Gedicht „Die Stadt“ von Georg Heym, geschrieben 1911, aus der Epoche des Expressionismus, erzählt von dem eintönigen, fast totem, Leben in der Stadt, ihrer Größe und der Anonymität innerhalb der Stadt

 

Bei dem Gedicht handelt es sich um Sonett, und daher besitzt es, wie jedes Sonett, zwei Quartette und zwei Terzette. In der ersten Strophe ist ein umarmender Reim zu finden. Ebenso in der zweiten Strophe, wobei sich hier die mittleren Verse zu den umarmenden aus der ersten Strophe reimen. Sämtliche Verse des ersten Terzettes reimen sich. Auch die des zweiten Terzettes reimen sich.

Im Gedicht kommt ein 5-hebiger Jambus vor und eine männliche Kadenz am Versschluss.

 

Am Anfang des Gedichtes, in der ersten Strophe, wird besonders das Bild der Stadt vermittelt mithilfe der Natur.  Die zweite Strophe erzählt großen Menschenmengen in den vielen gefüllten Straßen

In der folgenden Strophe geht es vielmehr über das Vorbeifliegen der Zeit und dem sinnlosem Leben in der Stadt, in der jeder anonym und unbekannt bleibt.

Und in der letzten Strophe wird noch einmal mit Hilfe der Natur, ein bedrohliches Bild der Stadt gezeichnet.

 

In den Versen eins und zwei ist ein Enjambement zu finden. Der Sprung von den Worten „(…) Und Wolkenschein“ aus Zeile eins zu „Zerreißet vor des Mondes Untergang“ in Zeile zwei bewirkt, dass man diese Zerrissenheit auf Grund des Zeilensprungs noch deutlicher verspüren kann. Dadurch bekommt es eine stärkere Wirkung. Es ist als würde man selbst sehen wie die Wolken, den Licht spendenden Mondes, verdecken und eine bedrückende Stimmung erschaffen.

Bei dem Wort „Wolkenschein“ handelt es sich um eine Wortneuschöpfung, da dieses Nomen, in dieser Zusammensetzung nicht existiert. Jedoch wird dadurch  Stärke der Dunkelheit unterstrichen und es vermittelt einen Eindruck von kräftigen und machtvollen Wolken.

In Vers drei werden die Fenster personifiziert, indem es heißt „Und tausend Fenster stehen die Nacht entlang“. Die Nacht wird somit auch als ein anderes Bild dargestellt. Sie wird ebenfalls personifiziert. Durch diese zwei Personifikationen wird die Stadt und das Leben in ihr viel größer dargestellt, auf Grund Vorstellung von tausend Fenstern die in einer Reihe stehen, in der Dunkelheit der Nacht. Damit wird das Stadtleben als düster und dunkel verbildlicht.

In Zeile vier heißt es weiter, dass diese Fenster rote Lider besitzen, wodurch die Fenster als schaurige Gestalten erscheinen. Auf Grund dessen könnte man die Fenster auch als Einwohnern der Stadt verstehen. Die roten Lider bewirken einen toten Eindruck. Wie untote Wesen leben sie in der Stadt, nichts interessiert sie mehr und alles ist ihnen gleichgültig. Damit wird die Stadt als eintöniger Ort empfunden. 

Eine weitere Personifikation befindet sich in Zeile fünf. Die Straßen werden personifiziert und auf einmal gehen sie durch die Stadt. Außerdem werden sie mit „Aderwerke“ verglichen (vlg. Z. 5). Die starren Straßen, die nun plötzlich selber umhergehen verdeutlichen weiter eine gewisse Melancholie in der Stadt, die auch die Menschen als Fenster bewirken. Der Vergleich aus Zeile fünf verdeutlicht, dass es sich hierbei um sehr viele Straßen handeln muss, die eng beieinander liegen, genau wie die vielen Adern in einem Körper.

„(…) Menschen schwemmen aus und ein“, heißt es in Vers 6. Wie eine menge Wasser strömen Menschen durch die Straßen. Das Bild von „schwimmen“ und „Wasser“ lässt die Vorstellung von vielen Menschen in einer Stadt noch weiter vergrößern und es erscheint als würden es unzählbar viele sein. Diese Wortwahl unterstützt weiterhin das erdrückende Bild von der Stadt.

Auch könnte man diese Menschen die in die Stadt hinein und hinaus schwimmen mit dem Aderwerk in Verbindung bringen und den engen Straßen. Es ist wie ein einziger Strom der sie ihre Wege entlang treibt, dem sie stumm folgen.

In der dritten Strophe ist ein Parallelismus vorzufinden. Es werden Leben und Tod direkt gegenüber gestellt. Zuerst geht es nur um das Gebären und den Tod und in dem nächsten Vers wird eine andere Wortwahl gewählt und zwar stattdessen „Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei“. Vers zehn benutzt härtere und negativere Beschreibungen für Leben und Tod. Dadurch wird die Vorstellung von der Stadt immer dunkler. Im folgenden Vers 11 wird vom „blinden Wechsel“ gesprochen. Der Wechsel wird personifiziert. Das Wort „blind“ beschleunigt die Vorstellung des Wechsels von Leben und Tod. Und der blinde Wechsel zeigt eine rasche Abfolge von dem Beginn eines neuen Lebens und dem Ende des Lebens.

Während das gesamte Bild der Stadt stets düster und schwarz bleibt, gibt es auch einige Kontraste zu sehen. Die roten Lider (vgl. Z. 4), die Aderwerke, mit dem man das rote Blut verbindet (vlg. Z. 5) und die roten Fackeln und das Feuer (vlg. Z. 12), sind farbliche Auffälligkeiten in diesem Sonett. Es ist ein Zeichen für die Epoche des Expressionismus, in dem Farbauffälligkeiten normal sind.

Durch diese erkennbare Kontraste wird das Gedicht lebendiger, jedoch erweckt es einen bedrohlicheren Anschein, den im Kontext wird die rote Farbe mit negativen Sachen in Verbindung gebracht, sodass sie gefährlich erscheint.

 

Wie bereits mehrfach erwähnt ist und bleibt das Bild der Stadt düster und bedrückend. Dies sind auch die ersten Eindrücke, die man beim Lesen erhält. In jeder Strophe wird die Stadt negativ beschrieben. Zwar schafften die Naturbilder zu anfangs eine fröhlichere und lockerere Atmosphäre, doch schon bald erkennt man die eigentlichen Vorstellungen des Dichters. Die stumpfe, männliche Kadenz an jedem Versende gibt dem Gedicht einen gedrängten Klang beim Lesen und vollendet die gedrängte Stimmung.

Die Großstadt wird gerne als ein Ort für einen Neuanfang dargestellt, in der man alles erreichen kann. Aber der Dichter möchte durch dieses Gedicht das eigentliche Gesicht der Stadt aufdecken.

 

In diesem Gedicht ist sehr stark die expressionistische Epoche zu verspüren. Zum Beispiel ist ein typisches Merkmal für Expressionismus die Wortneuschöpfung (Z. 1 „Wolkenschein“).

Auch starke, einprägsame Bildlichkeit ist hier vorzufinden, da immer und immer wieder das düstere Bild der Stadt unterstrichen wird, das man es gar nicht oft genug erwähnen kann.

Auch die drastische Farbsymbolik im letzten Vers des Gedichtes ist vorzufinden und auch unter anderem durch den starken Gebrauch von dem rot-schwarz Kontrast.

Es ähnelt sehr anderen Gedichten der expressionistischen Epoche in denen es auch um Städte geht, wie zum Beispiel Oskar Loerkes „Blauer Abend in Berlin“, in dem auch die Stadt als dunkler Ort dargestellt wird.

 


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