Analyse
des Gedichtes „Der Winter“ von Georg Heym
Das
Gedicht „Der Winter“ von Georg Heym, verfasst um die
Jahrhundertwende, thematisiert eine Endzeitstimmung und die
Aussichtslosigkeit in Form der Beschreibung einer Winterlandschaft.
Das
Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils 4 Versen, wobei immer
Kreuzreime vorliegen. Der Rhythmus ist ein Jambus. Diese geordnete
Struktur wird durch die zahlreichen Enjambements, die im Verlaufe des
Gedichtes auftreten, aufgebrochen. Im Verlauf des Gedichtes greift
der Autor immer wieder zum Stilmittel der Personifikation (siehe
Strophe 2 Vers 2-3) Ein besonderes Merkmal dieses Gedichtes ist, dass
kein lyrisches Ich zum Vorschein kommt, so als wäre es nicht
vorhanden. Es fällt einem beim Lesen auf, dass der Autor viele
Farben und Adjektive verwendet hat z.B. in dem ersten Vers: „Der
blaue Schnee liegt auf dem ebenen Land.“ Hier befinden sich gleich
beide Attribute in einem Satz. Dadurch und durch die
Personifikationen wird die Natur vermenschlicht.
In
der ersten. Strophe wird eine Schneelandschaft und ein Sonnenaufgang
beschrieben „Der Horizonte violettes Schweigen“(Strophe 1 Vers 4)
Der Winter scheint sich durch das ebene Land noch weiter
auszubreiten. Der Wegweiser wird hier, durch die ausgestreckten
Hände, personalisiert und zeigt zum Horizont, was den Winter dadurch
noch endloser und weiter erscheinen lässt.
In
der zweiten Strophe ist von vier Straßen die Rede, die ins Leere zu
führen scheinen. An diesen Straßen stehen Bäume, die bis auf die
Frucht Vogelbeere kahl zu sein scheinen. (Strophe 2 Vers 6-7) Dadurch
und durch die Personifikation der Vogelbeerbäume „Das Rot der
Vogelbeere Glänzt wie ihr Auge trübe“ (Strophe 2 Vers 7-8),
bekommt man als Leser den Eindruck, dass diese die Straße
beobachten, was einen schauerlichen Effekt auf jemanden als Leser hat
und das apokalyptische des Gedichtes wieder hervorruft.
Die
Chausseen, an deren Seite die Bäume stehen, sprechen durch die
Bäume. „… und sprechen aus Ästen“(Strophe 3 Vers 9). Beide,
die Chausseen und die Bäume scheinen zu klagen, was die Bezeichnung
„Bettler“, die der Autor anstatt Bäume benutzt, zeigt. Die
Straßen ziehen weiter und der Tag neigt sich dem Ende zu. „Wo
bleicht der niedere Tag der Winterzeit“(Strophe 3 Vers 12).
Durch
die vierte Strophe wird diese Einsamkeit und Endlosigkeit zu etwas
Schrecklichem und es nimmt einen apokalyptischen Zug an. Ein
weißbärtiger Soldat ist der einzige Mensch, der in dem Gedicht
auftaucht. Das Weißbärtige stellt Vergänglichkeit dar, was sehr
gut zu der Grundstimmung des Gedichtes passt. Die Worte „Gefecht“
und „Totenwache“ verstärken die Endzeitstimmung des Gedichtes.
In
der fünften Strophe, kommt zunächst Hoffnung auf. Der Schnee und
das Eis beginnen, durch die Sonne zu schmelzen. „Der Schnee wird
bleicher… Der Sonne Atem dampft. Davon das Eis, das in den Lachen
steht“ Hierbei wird die Sonne personifiziert. Jedoch macht der
letzte Vers die aufkeimende Hoffnung zunichte: „…Hinab die Straße
rot wie Feuer brennt“. Durch diesen Vers wird die apokalyptische
Stimmung noch einmal sehr stark unterstrichen.
Es
ist ein expressionistisches Gedicht, was man einmal an der Thematik
des Gedichtes, welches eine Endstimmung darstellt und an der
Benutzung der vielen Adjektive festmachen kann. Dazu kommt noch die
von außen sehr geordnet aussehende Form, die jedoch nicht mit dem
Inhalt nicht übereinstimmt. Das sind typische Attribute eines
expressionistischen Gedichtes.
Vergleich
der Gedichte „Der Winter“ von Georg Heym und „Winternacht“
von Joseph Eichendorff
Im
Folgenden werde ich die Gedichte „Der Winter“ von Georg Heym und
„Winternacht“ von Joseph Eichendorff mit einander vergleichen.
Ich beginne mit den Gemeinsamkeiten. Gemeinsam haben die beiden
Gedichte den äußerlichen Aufbau bis auf den Unterschied, dass sie
unterschiedlich viele Strophen haben. Jede Strophe besteht aus 4
Versen. Der Rhythmus der beiden Gedichte ist ein Jambus. Ein weiterer
Unterschied ist, dass das Gedicht von Georg Heym viele Enjambements
auf weist.
Wie
in jedem romantischen Gedicht wird auch in diesem Gedicht die
Sehnsucht thematisiert. In diesem Fall die Sehnsucht nach dem
Frühling. In einem expressionistischen Gedicht wird eher die Endzeit
oder Apokalypse beschrieben bzw thematisiert.
Thematisch liegt ein
großer Unterschied zwischen den beiden vor, zwar erzählen beide von
einer Winternacht und es wird eine Einsamkeit beschrieben, jedoch
gibt es bei Eichendorff Hoffnung auf ein Ende des Winters, während
es bei dem Gedicht von Heym keine Hoffnung gibt und wenn diese
aufkeimt wird sie zu gleich wieder zerstört.
Ein
weiterer Unterschied zwischen den beiden Gedichten ist, dass in dem
Gedicht von Eichendorff ein lyrisches Ich in Erscheinung tritt,
während bei Heym nur die Stimmung beschrieben wird. Ein weiterer
Unterschied ist der Pantheismus: Dieser ist typisch für romantische
Gedichte. So kommt dieser Gottesbezug auch in dem Gedicht von
Eichendorff vor. Im Gegensatz zum expressionistischen Gedicht von
Heym. Dieser stellt keinen Gottesbezug in irgendeiner Weise her.
Die
beiden Gedichte haben nur wenig gemeinsam. Bis auf die äußerliche
Form, sind es sehr unterschiedliche Gedichte, sowohl inhaltlich als
auch stilistisch. Heyms schreibt mit vielen Adjektiven im Gegensatz
zu Eichendorff.