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Seminararbeit
Rückgang Geburtenraten in Deutschland


Einleitung


Warum werden in Deutschland so wenig Kinder geboren? Was sind Gründe, Ursachen und Auswirkungen dieses Prozesses? Warum bleiben vor allem gebildete Frauen in festen Berufsverhältnissen Kinderlos? Was unterscheidet Deutschland in diesem Bereich von seinen Nachbarn, wie etwa Schweden, Dänemark oder Frankreich?


Auf den ersten Blick scheinen die Gründe schnell gefunden. Die Medien überschlagen sich regelmäßig mit Schlagzeilen, die auf die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland hinweisen. Berufstätige Frauen mit Kindern scheinen eine Ausnahme zu sein, obwohl diese doch die Regel sein sollten. Mangelt es den Frauen an Unterstützung? Ist die Belastung zu hoch oder ist schlicht der Wandel des Familienbildes am demographischen Wandel in Deutschland schuld? Frauen in Deutschland scheinen früher oder später an einen Scheidepunkt in ihrem Leben zu gelangen an dem sie sich entweder für ein Familienleben mit Kindern oder ihre berufliche Karriere entscheiden müssen.

Eine Vereinbarkeit ist oft nur in den seltensten Fällen möglich. Immer wieder wird auch angeführt, dass es in Deutschland an Plätzen in Kindertagesstätten mangelt und dass Ganztagesplätze an Schulen immer noch nicht an allen Schulen eingeführt worden sind. Eine qualifizierte Betreuung, auch Ganztags für Kinder in Deutschland hinkt trotz neuer politischer Vorgaben immer noch hinterher.


Beispiele aus Schweden, Dänemark und Frankreich zeigen jedoch, dass man diesem Prozess entgegen wirken kann. Eine gezielte Familienpolitik, staatliche Unterstützung und der Ausbau von Kindertagesstättenplätzen und Ganztagsangeboten für die Kinderbetreuung haben unseren europäischen Nachbarn geholfen dem Trend der Kinderlosigkeit entgegen zu wirken.


Wieso tut sich also die deutsche Politik so schwer und folgt nicht dem Beispiel unserer Nachbarn?


Angesichts all dieser Aspekte scheint die Frage nach der Kinderlosigkeit in Deutschland nun doch nicht so einfach zu beantworten zu sein, so dass ein genaurer Blick auf die einzelnen Punkte nötig ist um umfassenden Aufschluss zu geben.

2. Zahlen, Daten, Fakten


Deutschland bildet mittlerweile in Europa das Schlusslicht, wenn es um die Geburtenraten geht. 8,7 Kinder werden in Deutschland pro 1.000 Einwohner geboren, das ist im europäischen Vergleich die niedrigste Geburtenrate innerhalb der EU. Statistisch gesehen bringt jede Frau im gebärfähigen Alter in Deutschland 1,3 Kinder zur Welt.

Wobei laut dem statistischen Bundesamt etwa 2,1 Kinder von Nöten wären um die deutsche Bevölkerung langfristig zu erhalten. Wurden 1950 noch schätzungsweise etwas über 1 Millionen Kinder geboren, so sind es 2004 nur noch etwa 705.600 und die Geburtenzahlen sinken immer weiter. Weltweit ist Deutschland das Land mit den meisten kinderlosen Frauen, nur 26 % der 45 jährigen Frauen besitzen überhaupt ein oder mehrere Kinder.


Besonders auffällig ist, dass je höher der Abschluss der Frauen ist, umso weniger Kinder kriegen sie. Fast 70% der Frauen mit Doktortitel und Frauen in Führungspositionen sind Kinderlos. Dabei sind im Vergleich z.B. nur 14% der Frauen in so.....

Das diese Art des Familienführung ein Fulltime - Job ist unterschätzen viele und halten der Belastung nicht mehr stand. Diese werden dann als Negativbeispiele weiter getragen und schrecken viele Frauen ab gar nicht erst Kinder zu bekommen, denn dann müssten ja auch sie diese Rolle in der Familie einnehmen. Viele Frauen wollen daher lieber gar keine Mutter sein, als eine wie der Volksmund sagt eine Raabenmutter zu sein.


In Deutschland herrscht immer noch die Meinung vor, dass die mütterliche Führsorge in den ersten Jahren besser für das Kind ist und sie daher in den ersten Jahren keinen Beruf mehr ausüben sollte um sich voll und ganz auf das Kind konzentrieren zu können. Dabei gelten die Mütter allgemein als qualifizierter im Umgang mit Kindern als eine pädagogisch ausgebildete Fachkraft, auch wenn die Mutter vorher keinerlei Erfahrungen mit Kindern machen konnte und / oder es sich um ihr erstes Kind handelt.

Diese Erwartungshaltung beruht auch auf dem noch immer vorherrschenden trad. Familienbild. Auch wenn sich die deutsche Bevölkerung langsam vom trad. Familienbild löst, halten viele das Bild der Frau als Hausfrau und Mutter immer noch als Ideal und durch eine nicht ausreichende Förderung von berufstätigen Frauen wird dieses Bild auch weiterhin indirekt vom Staat gestützt.

Die berufstätige Mutter ist in Deutschland immer noch eine Ausnahme und gesellschaftlich nicht voll akzeptiert.


Deutsche Familienpolitik


In Deutschland bekommen Frauen 6 Wochen vor der Geburt und 8 Wochen nach der Geburt gesetzlich geregelt frei, diese Zeit nennt sich „Elternzeit“ oder „Erziehungsurlaub“. Während dieser Zeit werden 13EUR pro Tag vom Staat bezahlt und die Differenz zum normalen Einkommen muss vom Arbeitgeber getragen werden.

Nach diesen 14 Wochen läuft das Mutterschaftsgeld aus und die Frau sollte eigentlich wieder ihre berufliche Tätigkeit aufnehmen. Da aber weder die Neugeborenen nach 8 Wochen abgestillt sind, noch sich eine öffentliche Einrichtung findet, welche 8 Wochen alte Neugeborene betreut nutzen die meisten Frauen in Deutschland die Möglichkeit eine 3 jährige Pause vom Berufsleben zu nehmen, um sich voll und ganz der Kindererziehung widmen zu können.

Während dieser Zeit werden sie vom deutschen Staat unterstützt. Bis zum 1. Januar 2007 wurde je nach Bundesland und Verdienst ein Erziehungsgeld von maximal 300EUR pro Monat an den Elternteil gezahlt, der vorwiegend für die Erziehung zuständig war. Dieses Erziehungsgeld wurde in der Regel nur 2 Jahre gezahlt, auch wenn es unter bestimmten Bedingungen eine Möglichkeit .....

Zudem erhält der Vater 2 Wochen gesetzlichen Anspruch auf Urlaub nach Ablauf der 6 Monate um der Frau den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu erleichtern. Nach dem 6. Monat besteht eine Möglichkeit sein Kind in Obhut von staatlich geprüften Tagesmüttern zu geben, welche in ihrer Ausbildung gezielt in der Betreuung von Kindern dieses Alters geschult wurden.


In Schweden, welches zur Zeit einen Babyboom erlebt, werden 13 Monate lang 80% des Einkommens gezahlt, wobei hier die Väter sogar 2 Monate Urlaub gewährt bekommen und der Elternurlaub geteilt werden kann. Eine Arbeitsfreistellung im Fall eines kranken Kindes besteht bis zum 12. Lebensjahr in Schweden und ist somit weitaus großzügiger geregelt als in Deutschland.


Französische Familien erhalten sogar einmalig eine Geburtenprämie von 800EUR und 160EUR Kindergeld pro Monat innerhalb der ersten 3 Lebensjahre.


Viel interessanter als die finanzielle Unterstützung in Frankreich ist aber das vom Staat subventioniertes System der Kinderbetreuung welches es im Gegensatz zu Deutschland z.B. ohne Probleme ermöglicht für Kinder einen Betreuungsplatz in einer Vorschule zu bekommen. Ebenso zählt die Ganztagsbetreuung an französischen Schulen bereits zur Regel.

In Frankreich arbeiten 45.000 Frauen als Tagesmütter, die in ihren Wohnungen Kleinkrippen für zwei bis vier Kinder aus der Nachbarschaft betreiben oder als angestellte Kinderbetreuerinnen direkt in den Familien arbeiten. Nach Prognosen der französischen Regierung sollen in den nächsten 3 Jahren bis zu 60.000 Frauen in diesem Berufsfeld tätig sein. So kommt es das 80% der französinnen mit 2 Kindern weiterhin ihrem Beruf nach gehen.


Der Erziehungsurlaub und das damit verbundene Ausscheiden aus dem Beruf werden als in den Nachbarländern als willkommen Pause angesehen um sich im die Erziehung der Kinder in den ersten Lebensmonaten zu kümmern. Eine finanzielle Absicherung und die gesicherte Möglichkeit von Betreuungsplätzen für die Kinder erleichtern Eltern, vor allem Frauen den späteren Berufseinstieg erheblich und sorgen damit für eine positive Einstellung im Bezug .....

In Schweden hingegen gibt es eine gesetzliche Garantie auf einen Ganztagsbetreuungsplatz für Kinder ab dem 1. Lebensjahr bis hin zum 11. Lebensjahr. Diese Garantie ist allerdings daran gekoppelt, dass beide Eltern erwerbstätig sind, was zusätzlich einen Anreiz schafft wieder ins Berufsleben einzusteigen. Erzieher in Schweden sind vergleichsweise hoch angesehen, da sie eine lange Ausbildung absolvieren müssen und gut bezahlt werden.

Statistisch gesehen ist ein Erzieher in Schweden etwa für 5 Kinder zuständig, in Deutschland etwa für 20 Kinder. In Dänemark herrschen ähnliche Verhältnisse, die Kindertagesstätten sind ganztags geöffnet und viele Betreuer kümmern sich um wenig Kinder, es gibt Nachkindergärten und männliche Erzieher sind keine Ausnahme. So kommt es das in Schweden etwa 48% und in Dänemark etwa 46% der unter 3 Jährigen betreut werden.

Diese Zahlen verdeutlichen noch mal als wie gering der Prozentsatz in Deutschland zu betrachten ist.


Als weiterer Punkt ist die schulische Betreuung zu nennen. Noch immer hat sich das Konzept der Ganztagsschule in Deutschland nicht flächendeckend durchgesetzt und Deutschland verzeichnet in Europa mit einen der kürzesten Schultage. Mittlerweile gibt es 6400 Ganztagsschulen in Deutschland und das Ziel der Bundes- und Landespolitik ist eine Ganztagsschule in jeder Kommune zu einzurichten.

Dieser positive Trend lässt sich auf das schlechte abschneiden Deutschlands in der PISA Studie zurück führen, die das Defizit und den Mangel an Ganztagsschulen in Deutschland noch einmal verdeutlicht hat. In Frankreich jeodoch gibt es hingegen nur Ganztagsschulen, es besteht nicht einmal ein Wort dafür, so selbstverständlich sehen die Franzosen dieses Bildungskonzept.


.....

Schweden, Dänemark oder Frankreich geben die Richtung vor und im Zentrum steht das Erziehungsgeld und die frühe, garantierte und qualifizierte Betreuung der Kinder durch Subventionen vom Staat. Der Ausbau der Ganztagesschulen und das neue Elterngeld sind erste Schritte in die richtige Richtung, trotzdem sollte noch weiter verstärkt in den Bereich der Kinderbetreuung investiert werden.


Fazit


Der demographische Wandel hat viele Auswirkungen und die Tragweite ist den meisten heute noch nicht bewusst. Die Ursachen und Gründe sind ebenso zahlreich wie die Auswirkungen. Was jedoch fest steht ist, dass es bereits jetzt zu einem Bevölkerungsschwund kommt und die ersten Auswirkungen spürbar sind. Aspekte wie der Zusammenbruch der Rentensysteme, der Krankenversicherung und eine Greisengesellschaft sind Themen die in gar nicht allzu ferner Zukunft eine bedeutende Rolle spielen werden.

Die Politik reagier zwar, aber bedeutend zu langsam. Der Weg ist klar vorgegeben, die Geburtenzahlen zu steigern indem finanzielle und betreuungstechnische Anreize geschaffen werden. Die Länder wie Schweden, Dänemark und Frankreich die im Augenblick von einem Babyboom profitieren gehen mit gutem Beispiel voran und geben viele Ansätze für die deutsche Politik was es noch alles zu ändern gibt. Trotzdem muss man klar sagen, dass der Rückgang der Geburtenraten ein Wandlungsprozeß ist, der die meisten europäischen Länder betrifft, auch wenn die Ausprägungen je nach Land unterschiedlich stark sind.

Die weiter sinkenden Geburtenraten in Deutschland zeigen jedoch, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland immer noch schlechter gelöst ist, als im europäischen Umland. Schweden, Dänemark und Frankreich scheinen eine Vorreiterrolle einzunehmen, während Deutschland vom Ziel die Geburtenrate zu steigern und sich vom trad. Familienbild der „Ein-Verdiener-Ehe“ zu lösen, nach wie vor noch weit entfernt zu sein scheint, auch wenn das neue Elterngeld und der Ausbau der Ganztagesschulen meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Ric.....


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