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Textanalyse

Friedrich Dürren­matt: Die Physiker Analyse der Mathilde von Zahnd

925 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern Autorin Hilde D. im Jan. 2019
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Dokumenttyp

Textanalyse
Literaturwissenschaft

Universität, Schule

Gymnasium Köln

Note, Lehrer, Jahr

2014

Autor / Copyright
Hilde D. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 79776







Friedrich Dürrenmatt – Die Physiker



Analyse der Wirkung der Figur Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd



S. 24-29

Die Szene findet im Salon statt kurz nach dem Mord an Schwester Monika. Der Inspektor wartet und sieht sich ein Porträt an. Hier tritt erstmals Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd auf. Sie kommt aus einem Zimmer und ihre Beschreibung "Bucklig, etwa fünfundfünfzig, weißer Ärztemantel, Stethoskop" (S.24) gibt ihr das Erscheinen einer typischen Ärztin. Während des Gespräches zwischen ihr und dem Inspektor "platzt" Einstein herein, geht allerdings nach einem kurzen Dialog wieder auf sein Zimmer um zu Schlafen.

Der erste Textabschnitt (S.24 f) handelt in erster Linie von den Verwandten der Ärztin, im zweiten Textabschnitt (S. 26 f) wird der Mord behandelt und im dritten Textabschnitt (S. 28 f) reden Mathilde von Zahnd und der Inspektor über die Patienten und ihre vermeintliche Verbindung zur Physik.

Im Dialog dieser zwei Personen stellt sich sehr schnell heraus, dass Mathilde von Zahnd eine gewisse Machtposition über dem Inspektor für sich beansprucht. Dies erkennt man nicht nur an ihrer dominanten Präsenz im Gespräch, sondern auch an der Erlaubnis zu rauchen, die sie dem Inspektor gibt, wobei hier klar hervortritt, dass sie sich auch über Schwester Marta Boll stellt, weil sie die Regeln nicht beachtet. Des Weiteren weist sie mit dem Satz "Für wen sich meine Patienten halten, bestimme ich" (S.25) auf ihre Überlegenheit gegenüber den Patienten hin.

Es ist zu beachten, dass sich Mathilde von Zahnd einer gewählten Ausdrucksweise bedient. Im Gegensatz zu dem Inspektor, der meist nur in kurzen Hauptsätzen spricht, schweift sie oft aus und nutzt dabei eine sehr gebildete Sprache, was noch ein Hinweis auf ihre (hier) Überlegenheit hinsichtlich der Eloquenz ist.

Durch diese Szene vermittelt der Autor dem Zuschauer das Bild einer selbstsicheren und mächtigen Mathilde von Zahnd, die zudem noch sehr gebildet ist.



S.30 f

Diese Szene findet nach dem Gespräch von Mathilde von Zahnd und dem Inspektor statt. Oberschwester Marta Boll kommt, um Frau Doktor ein Dossier zu übergeben. Diese erkundigt sich zuerst nach ihren Verwandten und eröffnet der Oberschwester dann, dass diese ab dem morgigen Tag nicht mehr die Patienten im Les Cerisiers beaufsichtigen würde.

Auch hier kommt wieder eine gewisse Machtdemonstration zum Vorschein, trotz der symmetrischen Redeinitiative. Die Dominanz von Mathilde von Zahnd erkennt man hier durch ihren Entschluss, der Oberschwester die Beaufsichtigung der drei Physiker zu entziehen und sie somit aus der Villa zu werfen. Mit dem Satz "Mein Entschluss ist endgültig" (S.30) festigt sie noch einmal ihre Aussage. Marta Boll scheint hier sehr unterlegen. Als sie aus dem Raum geht und sich nochmal umdreht um noch einen letzten Versuch zu starten, ihren Job zu behalten, unterbricht Mathilde von Zahnd sie mit den Worten "Bitte, Oberschwester, bitte." (S.31) und schickt sie somit aus dem Raum.



S.31-36

Mathilde von Zahnd studiert das Dossier, welches von der Krankheitsgeschichte Möbius' handelt. Familie Rose wird von der Oberschwester hereingeführt. Nach einem kurzen Gespräch gratuliert Fräulein Doktor ihnen zur Hochzeit. Zum Schluss der Szene wird Möbius geholt, er erkennt seine Gattin, welche ihn liebevoll begrüßt.

Obwohl hier die gesamte Familie Rose anwesend ist, findet das Gespräch relativ ausgewogen zwischen Mathilde von Zahnd und Frau Rose statt, ihr Mann oder eines der Kinder kommen nur selten zu Wort.

In dieser Szene zeigt sich Mathilde von Zahnd erstmals von einer lieben, verständnisvollen Seite, die dem Zuschauer bis jetzt verschlossen blieb. Sie gratuliert zu der Hochzeit und nimmt Frau Rose ihr schlechtes Gewissen gegenüber Möbius, aufgrund der verfrühten Heirat und versucht sie aufzubauen (S. 34 "Frau Rose, Sie sind eine mutige Frau".). Als sie Frau Rose versichert, dass Möbius, trotz der Zahlungsunfähigkeit von Frau Rose, in der Villa bleiben kann, betont sie noch einmal, dass sie "schließlich kein Unmensch" (S. 35) sei.

Der Zuschauer sieht hier eine komplett neue Seite von Mathilde von Zahnd. Sie gibt sich bemüht und betont menschenfreundlich, liebenswürdig und hilfsbereit.



S. 78-85

Mathilde von Zahnd lässt die drei Physiker in ihr Zimmer rufen. Hier liegt der Wendepunkt der Komödie, Frau Doktor klärt die "Patienten", welche sich zuvor als Geheimagenten herausgestellt haben, über ihren Plan auf. Ihr gesamter Charakter scheint sich um 180 Grad gedreht und verändert zu haben.

Hier liegt eine komplementäre Redeinitiative vor, Fräulein Doktor dominiert so gut wie das ganze Gespräch. Zuerst demonstriert sie abermals ihre Macht, indem sie die Pfleger herumschickt und ihnen Anweisungen gibt (S.81 "Die Scheinwerfer, Sievers."). Außerdem nimmt sie den Physikern durch die Entwaffnung ihre Macht. Im Gespräch stellt sich außerdem heraus, dass die selbstsichere Mathilde von Zahnd von Selbstzweifeln geplagt ist, sie sei Salomons "unwürdige Dienerin" (S.82) und "Unfruchtbar" (S.85). Sie spricht von der Machtergreifung, dass ihr Trust herrschen wird, nicht Zugunsten der Welt, sondern ihretwegen, was sie wie eine überhebliche Irre dastehen lässt, die tatsächlich durch die Unterlagen der Physiker viel Macht besitzt. Der Zuschauer wird hier zum Denken angeregt, was wohl passiert, wenn diese Frau wirklich ihre Macht ausüben würde. Trotz ihres Wahns spricht Mathilde von Zahnd die ganze Zeit "still und fromm" (S.84), was erkennen lässt, dass sie sich keinesfalls bewusst ist, dass sie verrückt ist. Auch bezeichnet Sie sich als "die letzte Normale" (S. 84) in ihrer Familie.

Das selbstbewusste und liebeswerte Bild, welches der Zuschauer im ersten und teilweise auch im zweiten Akt von Mathilde von Zahnd erhalten hat, wird durch das Ende komplett zerstört und durch das einer verrückten Irren ersetzt. Obwohl Friedrich Dürrenmatt sie in seiner Komödie mit den jeweiligen, fast schon paradoxen Charakterzügen auftreten lässt, erkennt man trotzdem immer noch eine Konstante. Die Macht, die Mathilde von Zahnd nicht nur ständig als Macht über Personen demonstriert, sondern die sich zum Schluss zur Macht über die Weltherrschaft entwickelt.










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