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Seminararbeit / Hausarbeit

Frau­en­recht­liche Forde­rungen im Roman Schloss und Fabrik von Louise Otto-Peters

4.917 Wörter / ~18 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Nicole B. im Apr. 2016
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Universität Leipzig

Note, Lehrer, Jahr

2016

Autor / Copyright
Nicole B. ©
Metadaten
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 55540







Inhaltsverzeichnis


  1. Einleitung……………………………………………………………………………………………………… 2

  1. Der deutsche Vormärz……………………………………………………………………………….…. 3

    1. Die gesellschaftliche und politische Situation……………………………………………………. 3

    2. Die Stellung der Frau…………………………………………………………………………………………. 4


  1. Louise Otto-Peters Lebensweg………………………………………………………………………. 5


  1. Der Roman „Schloss und Fabrik“ – eine Analyse……………………………………………. 7

    1. Figurenanalyse der Figuren „Elisabeth“ und „Pauline“………………………………………. 7

    2. Frauenrechtliche Forderungen im Roman………………………………………………………… 12

    3. Rezeption des Romans………………………………………………………………………………………. 13


  1. Schlussfolgerungen………………………………………………………………………………………… 13


  1. Literaturverzeichnis……………………………………………………………………………………… 15


  1. Selbständigkeitserklärung………………………………………………………………………………. 17


  1. Einleitung

Die Emanzipation der Frau – ein brisantes Thema, deren gesellschaftliche Aktualität erahnen lässt, dass auch noch heute die Gleichberichtigung der Frau nicht endgültig erreicht ist. Begibt man sich auf eine Spurensuche 200 Jahre zurück in die Geschichte, findet man viele Stücke, die darauf hinweisen, wie leidenschaftlich schon damals die Frauen für die politische und gesellschaftliche Gleichstellung ihres Geschlechts eintraten.

Wie wäre wohl unsere heutige gesellschaftliche Situation, wenn es diese Stimmen in Deutschland und im gesamten Westeuropa innerhalb des 19. Jahrhunderts nicht gegeben hätte?

Vor dem Hintergrund der Märzrevolution 1848/49, die ihre Vorbilder in England und Frankreich fand, entwickelte sich die erste deutsche Frauenbewegung in Deutschland. Dabei war vor allem eine Frau von besonderer Bedeutung. Louise Otto-Peters, die 1819 in Meißen geboren wurde und 1895 starb, bewirkte in ihrer Zeit einen eindeutigen Wandel der Situation der Frau. Eine steigende Autonomie, insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche und politische Belange, zählte zu ihrem größten Ziel.

Diese bedeutsame Frau schrieb viele Romane, Zeitungsartikel und Erzählungen, denen leider bis vor einigen Jahren wenig Beachtung zukamen. Doch seit weniger Zeit sind sie glücklicherweise wieder zugänglicher für die Öffentlichkeit. So auch einer der ersten Romane, den Louise Otto-Peters mit 27 Jahren 1846 veröffentlichen konnte: „Schloss und Fabrik“. Im Juli des Jahres 1846 konnte der Roman „Schloss und Fabrik“ von Louise Otto-Peters veröffentlicht werden.

Allerdings unterlagen einige Textstellen der staatlichen Zensur. Fast 150 Jahre später erschien im Jahr 1994 die vollkommen unzensierte Ausgabe. Diese vollständige Ausgabe ist Grundlage der folgenden Arbeit. Meine Beweggründe zum Verfassen dieser liegen in meinem persönlichen Interesse an der Person Louise Otto-Peters und ihrer Bedeutung für die deutsche Frauengeschichte.

In dem genannten Roman werden die sozialen Missstände bezüglich der Gesellschaft, insbesondere der Arbeiterschaft und des aufblühenden Kommunismus, kritisiert. Im Zentrum soll allerdings in dieser Arbeit die Frage stehen, inwiefern Louise Otto-Peters mittels ihres Romans frauenrechtliche Forderungen an die damalige Zeit stellte.

Um den Roman in einen geschichtlichen Kontext einbetten zu können, werden zunächst die gesellschaftlich-politische Situation im Vormärz sowie die Stellung der Frau kurz dargestellt. Darauffolgend soll ein Einblick in das bedeutende Leben der Louise Otto-Peters gegeben werden, um daran anschließend den Roman „Schloss und Fabrik“ in den Mittelpunkt zu rücken. Zur Beantwortung der oben genannten Frage dient die Figurenanalyse der Protagonistinnen „Elisabeth“ und „Pauline“.

Relevant scheint es zudem zu sein, die Rezeption des Romans in der Gesellschaft kurz aufzuzeigen.


  1. Der deutsche Vormärz

    1. Die gesellschaftliche und politische Situation

Der Begriff „Vormärz“ findet seine Anwendung für die Zeit zwischen der Julirevolution im Jahr 1830 in Frankreich und dem Ausbruch der deutschen Märzrevolution 1848. Die Gesellschaft in Deutschland befand sich mitten in einem „Wandel auf sozialem, wirtschaftlichem, wissenschaftlichen und religiösen Gebiet“1. Der Sturz Napoleons 1815 führte dazu, dass der Adel gemeinsam mit der Kirche im Zuge der Restauration versuchten durch Zensur und Unterdrückung alle Sympathisanten der französischen Revolution und somit das Bürgertum niederzuhalten2.

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„Die Nichtachtung und Unterdrückung der Frau [galt] als rechtens“10. Zwar wurde mit Anfang des 19. Jahrhunderts der gesellschaftliche Status immer mehr individuell durch Ausbildung erworben. Doch waren Frauen zunächst davon ausgeschlossen, da an die „Ausbildung der Mädchen (…) nichts gewendet“11 wurde. Nach 1815 blühten Töchterschulen für die höheren Stände auf. Die Frauen sollten eine spezifische Bildung erhalten, deren Zweck allerdings insbesondere in der Verschärfung der Sittlichkeit lag.

Darin einbezogen waren Demut und Gehorsam, die als weibliche Tugenden galten. Das Ziel für die Töchter lag vor allem in der künftigen Ehe. Diese war eine fraglose Selbstverständlichkeit, wobei nun die Wahl des Ehepartners nicht mehr alleine durch die Eltern getroffen wurde, jedoch zumeist an den Klassenstatus gebunden war. In der reichen Oberschicht überwiegte das Motiv der „romantischen Liebe“.

Entsprungen aus Romanideen, hatte sie etwas Schicksalhaftes, Einmaliges und Erfüllendes. In den untersten Ständen allerdings war daran nicht zu denken. Es galt in den Familien den Lebensunterhalt zu bestreiten und dafür mussten alle Familienmitglieder in Fabriken arbeiten. Sowohl also auch die Frauen, als auch die Kinder. Dabei arbeiten sie jedoch für den halben Lohn im Vergleich zu den Männern.12

Zum Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Frau somit eine sehr ungleiche Stellung gegenüber dem männlichen Geschlecht ein. Während Männer in der Mittelschicht, dem Bürgertum, zunehmend in vielen Bereichen Rechte erhielten, blieben diese den Frauen verwehrt.


  1. Louise Otto-Peters Lebensweg

Um den Roman „Schloss und Fabrik“ eingehend zu betrachten, lohnt es sich einen Blick in das bedeutende Leben der Literatin, Publizistin, Dichterin und Wegbereiterin der ersten deutschen Frauenbewegung Louise Otto-Peters zu werfen.

Geboren am 26. März 1819 in Meißen als Tochter eines Gerichtsdirektors, wuchs sie in einer Familie des gutbürgerlichen Mittelstandes auf13. Gemeinsam mit ihren Schwestern wurde sie schon als Mädchen dazu aufgefordert Zeitungen zu lesen und somit politisches Interesse zu zeigen. Zwar war sie als Mädchen dazu gezwungen nach 14 Jahren ihre Schulbildung zu beenden, doch hinderte sie dieser, von ihr als ungerecht empfundener Umstand, nicht daran ihre Weiterbildung autodidaktisch voranzutreiben.

Im Jahre 1840 lernte Louise bei einem Besuch ihrer Schwester in Oederan (Erzgebirge) zum ersten Mal die Not des Industrieproletariats kennen. Dieses Erlebnis scheint ihre soziale Einstellung und späteres Engagement für die Arbeiterschaft maßgeblich geprägt zu haben, das auch im Roman „Schloss und Fabrik“ zum Ausdruck kommt. In den nachfolgenden Jahren knüpfte die junge Frau viele Kontakte zu Journalistenkreisen in Leipzig.

Diese Verbindungen ermöglichten Louise unter anderem die Publikation ihrer Artikel in der von Ernst Keil herausgegebenen Zeitschrift „Leuchtthurm“. Allerdings schrieb sie, da zu dieser Zeit weibliche Schriftstellerinnen nicht gerne gesehen waren, unter dem männlichen Pseudonym „Otto Stern“. 1845 erlebte sie in Leipzig die blutigen Ausschreitungen gegen Leipziger Bürger, die gegen den Besuch des sächsischen Prinzen Johann demonstriert hatten, mit.

Dieses Erlebnis erschreckte sie zutiefst. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte sie den in dieser Arbeit thematisierten Roman „Schloss und Fabrik“. Immer mehr widmete sie sich nun der Frauenfrage in Bezug auf Bildung und Mitwirkung und schaffte es schließlich 1849 die erste Ausgabe ihrer „Frauen-Zeitung“ herauszugeben. Ein Jahr später wurde dieser allerdings mit der Begründung, dass nur Männer eine Redaktion übernehmen dürften, ein Verbot erteilt. 1858 heiratete sie den ihr schon länger bekannten Arbeitersohn und Schriftsteller August Peters, der jedoch schon sechs Jahre später verstarb.14

Louise setzte sich weiterhin „energisch für ihre Ideale ein“ und war immer darauf bedacht eine „Hebung ihrer Geschlechtsgenossinnen, vor allem der Arbeiterinnen“15 zu bewirken. So kam es 1865 zu dem von ihr mitbegründeten Frauenbildungsverein und einige Monate später zu dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein, dem sie als Vorsitzende diente. Zusammen mit Auguste Schmidt gab sie zudem die Zeitschrift .....[Volltext lesen]

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Der Erzähler des Romans zeichnet sich durch eine Nullvokalisierung, angelehnt an Genette, aus. Diese wird dadurch deutlich, dass keinerlei Einschränkung seiner Wahrnehmungs- und Wissensmöglichkeiten erkennbar wird. Beispielsweise gibt er im letzten Kapitel eine übergreifende Zusammenfassung der Geschehnisse, die auch die Meinung der Zeitungsleser mit aufgreift21.

Der diegetische und mimetische Modus wird durch ihn in Balance gehalten. So berichtet er zeitweise zusammenfassend von Geschehnissen, aber lässt zudem viele Gespräche wiedergeben, um die Erzählung authentisch zu gestalten. Zusätzlich lässt er viele Gedankengänge der Figuren einfließen. Aus diesem Muster gestaltet der Erzähler eine Mischung aus einer expliziten und impliziten Charakterisierung der Figuren Elisabeth und Pauline.

Elisabeth ist das einzige Kind eines Grafen, dessen Erziehung bis zu ihrem Besuch des Instituts von einem Hauslehrer übernommen wurde. Sie wuchs „einsam (…), ohne Lerngefährtinnen“22 auf. Auf diesen Umstand ist wohl somit ihr „früh erwachter Ernst“ und ihr „herrisches und gebieterisches“23 Wesen zurückzuführen, dem alle Bewohner des adeligen Schlosses unterstehen.

Ihr eigener Wunsch ist es mit 17 Jahren zu einem Bildungsinstitut zu wechseln. Zu ihren gewohnheitsmäßigen Handlungen zählt es, in die Natur zu gehen und die Einsamkeit im Schlossgarten aufzusuchen, die sie im Gegensatz zu ihrem ernsten Wesen zu Schwärmereien verleiten lassen. Allerdings geschieht dies zumeist nur, wenn sie sich in der Gegenwart Jaromirs befindet, zu dem sie ihre erste Liebe entwickelt.

Ansonsten ist Elisabeth stark von ihrem „angeborenen Triebe nach Wissen“24 gesteuert, der ihr Leben prägt und dahinführt, dass sie ihre Meinung gewohnheitsgemäß gegenüber ihren Eltern frei äußert25. Sie lebt mit einem voran schauenden Blick, der „altmodische“ Denkweisen, wie sie beispielsweise neben ihren Eltern auch von Kummerjanker Aarens, ein Heiratswilliger ihrer Person, geäußert werden, entgegensteht26.

Pauline scheint für Elisabeth ein sehr besonderer Mensch zu sein, da sie ansonsten keine Freundschaften pflegt. So stellt der Moment ihrer Freundschaftsschließung einen besonderen Moment dar. Indirekt ist diese durch den von Elisabeth sehr verehrten Lehrer Gustav Thalheim beeinflusst. Durch seine Person erlebt sie auch zum ersten Mal in ihrem Leben unmittelbar die Not der Armut.

Seine Familie ist infolge der Erkrankung seiner Frau verarmt und Elisabeth setzt es sich zur Aufgabe, diese Armut mittels eines anonymen Geldzuschusses zu lindern27. Diese Absicht setzt sie auch gewissenhaft um und zeigt auf diese Weise, dass sie Handlungen nicht nur im Kopf vollzieht. Die Verehrung ihres Lehrers wird hierdurch nur noch gestärkt. Elisabeths Sprache ist gekennzeichnet durch eine gehobene Ausdrucksweise, die ihre Zugehörigkeit zur Oberschicht beziehungsweise dem Adel zeigt.

Gegenüber Personen, die ihr nahestehen, wechselt sie in die pronominale Anrede der zweiten Person Singular. Wie beispielsweise bei Gesprächen mit ihren Eltern, Pauline und später auch Jaromir. Auffällig ist, dass sie in der Gegenwart des zuletzt genannten oft sich einer poetischen Sprache bedient und sogar einmal anfängt zu singen, was sie sonst nicht liebe28.

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Doch ändert sich dieses Vorurteil mit der Entdeckung, dass Pauline ein Herz für arme Menschen hat. Dieses Erlebnis knüpft sie so fest aneinander, dass Elisabeth anscheinend ihr gesamtes Wesen, nach Einschätzung der Mutter Gräfin, verändert habe37. Zusammenhängen tut dies augenscheinlich auch mit der durch den Lehrer Thalheim erlangte Bildung. Des Weiteren entwickelt Elisabeth ihre erste große Liebe zu dem Grafen Jaromir Szariny, dem sie zunächst schüchtern und skeptisch begegnet.

Er ist es, der sie in ihrem liberalen und zugleich poetischen Denken bestärkt. Für die Fabrikarbeiter ihres Heimatdorfes empfindet sie zunächst Furcht und Abscheu, doch ändert sich auch dies mit ihrer Freundschaft zu Pauline und der Begegnung der Arbeiter. Sie erkennt, in welcher Not diese Menschen leben müssen und was für Folgen dieser Umstand hat. Auf diese Weise vollzieht sie während der Handlung eine Perspektivänderung, die sich zunehmend der liberalen Denkweise zuwendet.

Die Figur der Elisabeth verfügt über einen mehrdimensionalen Charakter, da sie in verschiedenen Situationen und verschiedenen Figuren gegenüber in unterschiedlicher Weise reagiert. Pauline ist ihr zunächst nicht sympathisch, lässt ihr dann aber große Herzlichkeit zukommen wie beispielsweise in der Szene auf Seite 54, als sie sich gegenseitige Freundschaft versprechen.

Dem Grafen Jaromir Szariny begegnet sie mit Zärtlichkeit, was im Kontrast zu ihrer Verhaltensweise gegenüber dem Kammerjunker von Aarens steht. Dieser wirbt um ihre Hand, erntet von seiner Angebeteten jedoch nur strenge Äußerungen38. Elisabeth scheint so ihr weiches, herzliches Wesen nur Menschen, an denen ihr viel liegt, zu offenbaren. Infolge der Tatsache, dass die Erfahrungen und Gedanken der Figur Elisabeth dem Leser immer transparent zur Verfügung stehen, ist sie geschlossen konzipiert.

Pauline kommt aus einem bürgerlichen Haus, war jedoch seit ihrer frühen Kindheit nicht mehr in ihrem Vaterhaus in Hohenheim. Die weiteren Hintergründe bleiben für den Leser unklar. In dem Bildungsinstitut hatte sie sich „überall zurückgesetzt gesehen“39, da sie nicht dem Adel angehört. Alle ihre Gefährtinnen, außer Elisabeth, verspotten sie. Pauline zeichnet sich durch ein sanftes und bescheidenes Wesen aus40.

Auffällig ist ihr gewohntes striktes Auftreten, wenn es darum geht, armen Leuten zu helfen. Dies zeigt sich zum ersten Mal bei der Sequenz, als sie einem kleinen Mädchen hilft und auf diese Weise die Achtung Elisabeths erlangt. Ihr Versprechen, dass sie ihrem Lehrer Gustav Thalheim gibt und das beinhaltet, dass sie ihr Leben lang die „Freundin der Armen und Niedriggeborenen“41 bleiben wird, nimmt sie sehr ernst.

Ihrem Vater gegenüber sieht sie sich in einem Dilemma. Einerseits liebt sie ihn und empfindet Ehrfurcht, andererseits versucht sie seine Meinung zugunsten der Arbeiterschaft zu ändern. Dies versucht sie mithilfe von Bitten vorsichtig und zugleich taktisch. Als es darum geht Weihnachtsgaben für die Arbeiterkinder vorzubereiten, bedient sie sich dem Konkurrenzgedanken ihres Vaters gegenüber den adeligen Einwohnern Hohenheims und err.....

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Hinsichtlich der Figurenkonzeption vollzieht Pauline eine Entwicklung, die ihre Einstellung zu ihrem Vater und zur Liebe betrifft. Zum Anfang der Handlung verehrt sie ihren Vater und ist der Meinung, dass es seinen Arbeitern gut gehe und auch diese ihn verehren würden. Dies ändert sich allerdings schlagartig, als sie zum Vaterhaus kommt und vor den Zuständen erschrickt48.

Dieser Umstand führt dazu, dass sie sich der Meinung des Vaters widersetzt. Dabei wächst ihr Bewusstsein und ihre Enttäuschung darüber, dass sie durch ihr Unwissen in Bezug auf das Fabrikwesen wenig verbessern kann49. Ebenso hat das junge Mädchen keinerlei Vorstellung von Liebe bis sie Franz kennen lernt. Doch auch hier erlebt sie einen Rückschlag, da die Verbindung klassenbedingt nicht zustande kommen darf.

Somit kann Pauline nicht das verwirklichen, was sie gerne möchte. Sie stellt einen mehrdimensionalen Charakter dar, da sie als zarte, bescheidene Figur erscheint und gleichzeitig den Mut aufbringt, sich gegen ihren Vater respektvoll aufzulehnen. Des Weiteren entwickelt sie ein Bewusstsein für ihre Unfähigkeit etwas zu ändern. Ihre Figur ist infolge der Tatsache, dass sie ihren Prinzipien und Versprechen folgt, berechenbar und völlig definiert.

In Bezug auf die Figurenkonstellation verbindet Elisabeth und Pauline eine innige Freundschaft. Zusammen sind sie die Protagonistinnen des Romans, die sich gegenseitig in harmonischer Weise zu einem Dualismus ergänzen. Pauline verfüge über eine „sanfte und milde Seele“ und Elisabeth über ein „starkes, mutiges Herz“50. Beide stellen zu keinem der im Roman vorkommenden Figuren eine Antagonistin dar, sondern erfüllen viel mehr die Funktion von Vermittlerinnen zwischen der alten, symbolisiert durch ihre Eltern, und der neuen Zeit sowie deren sozialen Missstände.

Verbinden tut sie eine Entwicklung hin zu einem liberalen Denken, das auch bei den Figuren der Brüder Thalheim sowie dem Grafen Jaromir Szariny erkennbar ist. Gemeinsam erzeugen sie so einen Kontrast zu den eher statischen, die „alte“ Weltanschauung verherrlichende Figuren wie beispielsweise die Eltern Elisabeths. Elisabeth und Pauline vervollständigen sich gegenseitig zu einem Bild einer starken Frau, die absichtsvoll Handlungen vollzieht, Konventionen überschreitet und gebildet ist.


    1. Frauenrechtl.....

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Ihre Eltern scheinen diese jeweils nicht zu befürworten, verbieten den Kontakt sogar zeitweise, doch können ihre Töchter trotzdem nicht daran hindern. Zusätzlich widersetzt sich Elisabeth den Konventionen, indem sie den Grafen Aarens mit Absicht nicht empfängt und dafür sich ihren liberal eingestellten Ehemann Jaromir Szaniry selbst auswählt. Auch Pauline lässt sich durch ihren Vater und ihrem kaltherzigen Bruder nicht darin beirren, den Arbeitern in ihrer Not zu helfen.

Allerdings wird auch deutlich, dass die Frauen nicht fähig sind das, was sie gerne bewirken würden, zu verwirklichen. Gewalt kann dabei jedoch nicht helfen, es kann bloß „auf dem Wege friedlicher Fortentwicklung“56 bewirkt werden. Louise Otto-Peters setzt auf diese Weise ein eindeutiges Plädoyer für die Freiheit und Selbständigkeit der Frau. Dazu braucht es eine gewaltfreie, wohlüberlegte, vernünftige Lösung.

    1. Rezeption des Romans

Der Roman „Schloss und Fabrik“ war „das Werk (…), das [Louise Otto-Peters] die meisten Freuden und die meisten Leiden bereitet“57 hat. Wie im oberen Verlauf angedeutet, fielen einige Stellen des Romans der staatlichen Zensur zum Opfer. Das Buch war ursprünglich in drei Bände geteilt, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Bei den letzten beiden wurden 1846 Bogen mit verbotenen Stellen entfernt58.

Grund dafür waren angeblich den Kommunismus verherrlichende Äußerungen. Obwohl es Louise Otto-Peters eigentliches Ziel war sich mithilfe ihres Buches gegen den Kommunismus zu stellen, war der Zentralzensor der Meinung, dass dieser nicht hinreichend widerlegt sei59. Louise und auch ihr Verleger Carl Schumann stimmte dieser Umstand fassungslos. Doch da Louises Bestreben darin lag, die Menschen für „Zeitfragen zu interessieren (…) und über vieles (…) aufzuklären“60, lenkte sie schließlich ein und änderte die bemängelten Stellen.

Insbesondere bei den Arbeiterinnen und Arbeitern erreichte sie ihr Ziel. Auf ihren Wunsch hin wurde auch eine Volksausgabe veranstaltet61.

Allerdings wurde gleichzeitig mit dem Roman auch die Autorin angegriffen. Es galt als unangemessen, dass eine Frau mit ihrer unzureichenden Bildung auf ein po.....

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