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Sonstige
Deutsch

Universität, Schule

Universität Trier

Note, Lehrer, Jahr

2008

Autor / Copyright
Elisabeth M. ©
Metadaten
Preis 3.50
Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
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ID# 10105







Inhalt: Im Essay wird die Darstell­ung von Frauenfi­guren im mittelal­terliche­n Epos "Rolands­lied" analysie­rt. Es wird aufgezei­gt, dass männliche Charakte­re dominier­en und Ehre sowie Kampfgei­st verkörpe­rn, während weiblich­e Figuren marginal­isiert sind. Zwei Frauen, Alda und Brechmun­da, werden erwähnt; ihre Rollen dienen hauptsächl­ich dazu, die männlichen Protagon­isten positiv darzuste­llen. Alda wird als funktion­alisiert beschrie­ben und Brechmun­da durch ihre Beziehun­g zum Heidenkö­nig charakte­risiert. Die Jungfrau Maria bildet eine Ausnahme­, da sie positiv dargeste­llt wird und göttlich­e Züge trägt. Die Marginal­isierung der Frauen im Rolandsl­ied spiegelt das Geschlec­hterbild des Mittelal­ters wider.
#Frauen_Marginalisierung#Alda_Rolandsbraut#Brechmunda_Heidenkönigin

Essay: Frauen im Rolandslied

Bei Betrachtung der im Rolandlied dargestellten Personen kann man feststellen, dass die Protagonisten dieses Werkes alle männlich sind. Es sind „adlige Männer, männliche Adlige, adlige männliche Priester“.[1]

Um mit Gaunt zu sprechen ist das Rolandslied ein monologisches Werk, denn es gibt lediglich männliche Hauptrollen, sodass man von der Negierung des anderen, des weiblichen Geschlechts sprechen kann.[2] Und diese Geschlechterdarstellungsweise ist typisch für die chansons de geste zu denen das Rolandslied zählt und spiegelt auch das Geschlechterbild im Mittelalter wider: die Unterordnung der Frau unter den Mann und auch ihre Sensibilität und Labilität.[3]

Obwohl der Rolle der Frau also kaum Bedeutung zukommt, sind es zwei Frauen, die dennoch im Rolandslied auftreten, nämlich Alda und Brechmunda, und eine, die namentlich Erwähnung findet, die Gottesmutter und Jungfrau Maria.

Zunächst zu Alda. Sie ist Oliviers Schwester und Rolands Braut, wodurch ihr die Funktion zukommt, „die Bindung zwischen Roland und Olivier zu rechtfertigen, ansonsten ist sie (wie Frauen überhaupt), für das System des Textes nicht notwendig“[4], sie wird also funktionalisiert.

Alda selbst tritt im Rolandslied nur ein einziges Mal auf, findet aber vorher mehrfach Erwähnung. Das erste Mal fällt ihr Name in Vers 3868: „nu tuoz durch mîner swester Alden willen“.[5] Olivier fordert hier Roland auf, das Horn Olifant zu blasen um unterstützende christliche Truppen herbeizurufen.

Hierbei führt er an, er solle dies wenigstens um seiner Schwester, also Rolands Braut Alda willen machen, womit er sie quasi als Vorwand benutzt.

Ein weiteres Mal fällt der Name Alda in V. 8685 und zwar wird sie hier als „diu scoene Aldâ“[6] bezeichnet, sie wird zwar durch ein positiv konnotiertes Adjektiv näher bestimmt, aber es wird lediglich etwas über ihr Äußeres gesagt und sie somit auf ihr Äußeres reduziert.

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Alda wird darauf auf einem Nonnenfriedhof begraben, also „aus der männlichen Welt möglichst weit entfernt, möglichst in der einschließenden Umgebung des Klosters“.[11]

Eine weitere Frau, die im Rolandslied Erwähnung findet und auch selbst auftritt, ist Brechmunda, die Frau des Heidenkönigs Marsilie. Ihre Darstellung ist durch eine „ausführlicher gestaltete Beziehung zu ihrem Ehemann gekennzeichnet“.

Aber dies führt dazu, dass die Frauenbeziehung entwertet wird, denn sie ist die Frau des christlichen Gegners, des Heidenkönigs.

In V. 7134 ist das erste Mal die Rede von Brechmunda. Es heißt hier über sie: „harte wainote daz Brechmunda“[12]. Sie wird hier weinend und trauernd über die Verluste der Truppen ihres Mannes dargestellt, was ein Zeichen der Sensibilität ist und ein Ausdruck des schwachen, des weiblichen Geschlechts.

Auch sensibel und mit einem Emotionsausbruch wird sie in den Versen 7378-7402 dargestellt und Paligan, ein Mann, tröstet sie hier.

Ihren bedeutsamsten Auftritt hat Brechmunda in den Versen 8617 ff. Hier wird ihre Bekehrung zum Christentum dargestellt. Hier heißt es: „dem kaiser viel si ze füezen“[13], sie fällt also vor dem Kaiser nieder, welches eine ehrerbietende Haltung ist, die sie hier vor einem männlichen Menschen zeigt, und gesteht ihm: „ich erkenne wol dîne wârheit“[14].

Des weiteren erfährt die Jungfrau und Gottesmutter Maria im Rolandslied Erwähnung. Sie ist nicht von der „Monologiesungstendenz“[16] betroffen, denn sie wird ausschließlich positiv dargestellt. Sie ist es, die in schlechten Tagen um Hilfe angefleht wird, und ja sogar der mächtige und unantastbare Kaiser Karl tut dies: „nu hilf mîner frouwen sente Marie“.[17]

Auch trägt das Schwert Rolands, Durndart, „des gewaetes miner frouwen sent Marien“[18], wodurch Roland sich im Kampfe ganz unter den Schutz Mariens stellt. In Maria wird also „die beeindruckende maskulin-heroische Monologizität der positiven gender-Konstruktionen durchbrochen.“[19] Bei Maria muss man jedoch beachten, dass sie in dem Aspekt der Weiblichkeit nicht mit Alda oder Brechmunda gleichzusetzen ist, denn durch ihre Gottesmutterschaft, welche zudem eine jungfräuliche ist, trägt sie einen göttlichen Charakter, und wird so einem „entweiblichten gender zugeordnet“.[20]

Es treten zwar Frauen auf, jedoch ist deren Bedeutung für das Gesamtgeschehen innerhalb des Rolandsliedes nur sehr gering, ja ihr Auftreten führt nahezu zu einen positiven Darstellung der männlichen Protagonisten. Nur durch Maria wird diese Monologizität durchbrochen, aber Maria hebt sich zudem auch von den im Rolandslied vorkommenden weiblichen Personen ab.

Diese Marginalisierung der Frau im Rolandslied ist jedoch nicht eine einmalige, sondern sie spiegelt das Gesamtbild der Geschlechterkonstellation des Mittelalters wider.



[1] Meyer, Mathias: Monologische und dialogische Männlichkeit in Rolandsliedversionen. In: Martin Baisch (Hg.): Aventiuren des Geschlechts. Göttingen 2003. S. 29.

[3] Vgl.: elalter.htm (Stand: 12.6.2008).

[4] Meyer 2003, S. 39.

[5]Das Rolandslied des Pfaffen Konrad. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hg., übersetzt und kommentiert von

Dieter Kartschoke. Stuttgart 1993 (RUB 2745). V. 6868.

[6] RL, V. 8685.

[7] Meyer 2003, S. 39.

[8] RL, V. 8710-8712.

[9] Ebd., V. 8723.

[10] Meyer 2003, S. 39.

[11] Ebd., S 40.

[12] RL, V. 7134.

[13] RL, V. 8621.

[14] RL, V. 9627.

[15] Meyer 2003, S. 33.

[16] Meyer 2003, S. 41.

[17] RL, V. 6161.

[18] Rl, V. 6877.

[19] Ebd, S.41.

[20] Ebd.


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