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Interpretation

Frau auf der Bettkante von Botho Strauß - Inter­pre­ta­tion

1.592 Wörter / ~4 Seiten sternsternsternsternstern_0.25 Autorin Hanna L. im Okt. 2018
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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

St. Ursula Gymnasium Freiburg

Note, Lehrer, Jahr

2018

Autor / Copyright
Hanna L. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 77288







Inhalt: Die Inter­pre­ta­tion analy­siert "Frau auf der Bett­kante" von Botho Strauß. Sie beleuchtet die Gefühls­welt einer Frau nach der uner­war­teten Abreise ihres Mannes, ihre innere Zerris­sen­heit und die Hoff­nung auf die Unauf­lös­lich­keit ihrer Bezie­hung. Der Text wech­selt zwischen innerem Monolog und erlebter Rede, was dem Leser einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Emotionen gibt.
#Botho_Strauß#Beziehungskonflikt#innere_Monologe

Textanalyse „Frau auf der Bettkannte“ von Botho Strauß

In der Kurzgeschichte „ Frau auf der Bettkannte “ von Botho Strauß, welche 1987 erschienen ist, geht es um eine Frau, dessen Mann ohne ein Wort zu sagen abgereist ist.

Aufgrund ihrer langen gemeinsamen Geschichte und in der Bewältigung immer wiederkehrender Konflikte, glaubt sie an die Unauflöslichkeit ihrer Beziehung.

Direkt am Anfang (Z.1-9) erfährt man von einer Frau, welche alleine in einem Hotelzimmer in Lissabon aufwacht. Sie ist fassungslos und muss sich der Abreise ihres Mannes erst einmal bewusst werden. Im zweiten Abschnitt (Z.10-25) äußert die Frau nochmals ihre Fassungslosigkeit, aber auch ihr Schwanken zwischen Stolz, innerer Verletzung und Wut. Sie redet sich ein, es sei nur ein kleiner Zwischenfall (Z.21), welcher sich schnell wieder in Luft auflösen wird. Im dritten Abschnitt (Z.26-54), fragt sich die Frau, was sie nun mit dem Tag anfangen solle. Doch die Gedanken an die schönen Zeiten mit ihrem Mann überwiegen die Planung des Tages. Ihre Gedanken an die schöne Zeit mit ihrem Mann wandeln sich jedoch schnell wieder in Wut um. Sie kann und will es nicht verstehen, wie er ohne ein Wort abreisen konnte, das hatte sie ihm nicht zugetraut. Für einen kurzen Moment überfliegen sie die Zweifel, ob ihn vielleicht doch etwas gequält hatte (Z.53). Doch diese Gedanken stößt sie schnell wieder von sich. Der vierte Abschnitt (Z.55-82) ist wieder ein ständiges Auf und Ab ihrer Gedanken. Sie will einerseits ihren Mann für einen Moment vergessen und sich einen schönen Tag machen, aber auch ja keinen möglichen Anruf verpassen. Sie merkt plötzlich, dass der diesmalige Konflikt einen Riss hinterlassen hat (Z.77). Nimmt sich aber vor hart zu bleiben und will, dass er genauso leidet wie sie. Der letzte Abschnitt (Z.81-89) besteht aus Vermutungen, die sie bezüglich seines Aufenthaltsorts abgibt. Als Fazit zieht sie aus ihren Gedankengängen, dass er sie genauso wenig los ist wie sie ihn.

Die Frau erwacht alleine in einem Hotelzimmer in Lissabon.
Die Frau erwacht alleine in einem Hotelzimmer in Lissabon.

In der Kurzgeschichte tritt überwiegend ein personales Erzählverhalten auf. Es wechselt zwischen einem inneren Monolog und erlebter Rede. Doch es gibt auch Ausnahmen wie, „Sie musste sich wehren, und dann konnte sie nicht mehr zurück.(Z.11-12) Hierbei handelt es sich um ein neutrales Erzählverhalten.

Der Anfang hat einen unvermittelten Beginn, der Leser wird in die Situation regelrecht hineingeworfen. Man wird direkt mit der Handlung konfrontiert. Die Frau in der Überschrift wird ohne Artikel eingeführt, sie bleibt den ganzen Text über anonym. Beim ersten Satz handelt es sich um einen hypotaktischen Satzbau. Dieser ist sehr informativ und beschreibt die Lage, in der sich die Frau befindet. Das „Hände zwischen die Knie pressen“ (Z.3), deutet oft auf Verärgerung oder Frustration hin. Diese Emotionen werden bei ihr durch die Abreise ihres Mannes erzeugt. Der mit Bindestrich abgegrenzte Satz „zur Besinnung kommen, heißt, es nicht fassen können“ (Z.4-5), veranschaulicht sehr gut ihre Fassungslosigkeit. Sie muss erst einmal ihre Gedanken ordnen und die für sie ungewohnte Situation verdauen. Nach diesem Schachtelsatz folgen gleich 7 kurze Sätze, welche jeweils mit einem Fragezeichen enden. Sie machen den Text interaktiv und beziehen den Leser mit ein und fordern ihn zum Nachdenken auf. Sätze wie „Was soll ich tun? Eine Entscheidung treffen? Keine Entscheidung treffen?“(Z.6-7), deuten wieder auf die Ratlosigkeit und Unsicherheit der Frau hin. Sie ist überfordert mit der Situation und fragt sich, was jetzt das Beste wäre zu tun. In Z.8 handelt es sich um eine Anapher. Das jeweils erste Wort von „Er ist weg. Er ist wirklich abgereist“(Z.8), verdeutlicht ihre Fassungslosigkeit über die Abreise ihres Mannes. Die Zeilen 10-14 könnten einen Einblick in die Beziehung letzter Jahre sein. Sie redet von dem „Jähzorn“ und der „unbeherrschten Bosheit“ ihres Mannes. (Z.10) In Z.11 kommt es zu einem kurzen Konjugationswechsel. Deutlich wird dies an den Worten „Sie musste sich wehren, und dann konnte sie nicht mehr zurück.“(Z.11-12) Die Konjugation „ich“ wechselt zu „sie“, das heißt, der Erzähler begibt sich für einen kurzen Moment außerhalb des personalen Erzählens. Dieser Satz zeigt auch, dass sie sich gegen sein Verhalten gewehrt hat, das aber ein Streit auslöste und eine Abreise ihres Mannes mit sich führte. Es kam zu einem eruptiven „Aufbruch im Zorn“ (Z.14) und dem „Ende“. (Z.14) Immer wieder wird die Fassungslosigkeit der Frau deutlich, durch Sätze wie „Er ist wirklich weg“. (Z.14) Vorallem das „wirklich“ verdeutlicht dies, beziehungsweise bringt es zum Vorschein. Es scheint öfters gekriselt zu haben zwischen Mann und Frau, denn die Frau meint, dass es „diesmal ein tiefer kalter Schnitt ist“. (Z.17) Das Wort „diesmal“ spielt dabei eine große Rolle. Die mit zwei Ausrufezeichen versehenden Sätze „So kann er nicht umgehen mit einem anderen Menschen! Das muss er für immer wissen!“(Z.19-20), erzeugen eine „laute, gereizte Stimmung, oder auch den Eindruck von Hysterie. Unumstritten ist die schon länger anhaltende Beziehung. Sie bezeichnet diese im Text als „lange, große Geschichte“. (Z.22) Sie glaubt auch diesmal an einen nur „kleinen fiesen Zwischenfall“ (Z.21-22), das heißt die Abreise bedeutet für sie keinesfalls das Ende der Beziehung. Der neue Absatz (Z.26) beginnt mit einer Anapher. Das zweifach vorkommende „was“, verdeutlicht ihre hin und her Gerissenheit. Sie weiß nicht, was sie mit dem Tag anfangen soll. Von Z.26-31 erkennt man einen paraktischen Satzbau. Die einzelnen Textbausteine erlangen dadurch eine stärkere Wirkung. Besonders deutlich wird hier wieder ihre Unentschlossenheit, beispielsweise durch die an sich selbst gerichteten Fragen „Was werde ich tun? Was fange ich an?“ (Z.26) Auch die Zeilen 35-39 gehen auf die bisher geführte Beziehung zwischen Mann und Frau ein. Sie redet von „Ausfällen, die immer dazwischenfahren wie der Blitz.“(Z.37-38) Der Blitz steht hier für etwas schnell Vorbeigehendes, das so schnell und plötzlich geht, wie es auch gekommen ist. Anschließend redet sie abermals von ihrer gemeinsamen „Geschichte“. (Z.39) Sie meint, die Auseinandersetzungen hätten sie immer kräftiger zusammengetrieben. (Z.40-41), dass es diesmal aber anders ist. In den Zeilen 47-52 fallen wieder die häufig auftretenden Ausrufezeichen, aber auch Fragezeichen auf. Sie veranschaulichen einen ständigen Wechsel von Wut, Ratlosigkeit und Unverständnis. Auffallend sind in den Zeilen 55-60 die zweimal vorkommenden Gedankenpausen. Diese tauchen nach festen Entschlüssen auf. Beispielsweise nach „bloß nicht hier sitzen bleiben! .......“. (Z.56) Sie braucht eine Weile und widerspricht ihrem festgesetzten Entschluss wieder mit einer Frage. Sie befindet sich in einem Zwiespalt. Einerseits möchte sie unbedingt wissen wo ihr Mann sich befindet, dies belegt der Satz „Ein einziger Anruf könnte die Befreiung bringen“ (Z.58), andererseits ist sie aber zu stolz sich ihm hinzugeben und zum Telefon zu greifen. In Z.64 taucht eine Epanalepse auf. Es handelt sich um eine Wiederaufnahme eines Wortes in dem Satz „ Es heißt Lissabon, wo ich bin, und ich werde einfach hineingehen und sehen, sehen. (Z.64) Dieses zweimalige Verwenden von dem Wort „sehen“, macht auf mich einen Eindruck von Unschlüssigkeit. Das zweite „sehen“ entkräftet ihren Plan, in die Stadt zu gehen wieder. Zum Vorschein kommt abermals ihre Unsicherheit und hin und her Gerissenheit. Anschließend überlegt sie sich, „vielleicht später eine Weile vor den Bildern zu sitzen im Museum.“(Z.65) Das Museum mit den Bildern meint vielleicht ihre Suche nach neuen Eindrücken um das alte zu unterdrücken, zu vergessen. Oder auch eine Sehnsucht, die Bilder in einem auslösen können. Wieder sehr hervorgehoben wird in den Zeilen 66-68 ihre Unentschlossenheit. Aus „einem Tag“ (Z.66), werden „zwei Tage“(Z.66) und aus „Ich schreibe einen Brief“ wird „Ich schreibe keinen Brief“. (Z.88) In Zeile 71 betont sie nochmals, dass dieser Vorfall „alles übertrifft, was an Gemeinem bisher geschah.“ (Z.71) Außerdem meint sie, „Meine Liebe braucht keinen Peitschenhieb, sie ist nicht müd!“(Z.72) Sie will damit an der Liebe zwischen beiden festhalten und nicht einsehen, dass es auch das Ende sein könnte. Ihrer Meinung nach ist die Liebe, die zwischen den beiden herrscht stark und kann Sachen wie diese überwinden. In den Zeilen 73-75 wird wieder ein hypotaktischer Satzbau verwendet. Die Frau stellt sich vor, wie es wäre, wenn ihr Mann käme. Das anschließende „Nein.“ (Z.75) , demonstriert ihre Entschlossenheit ihrem Mann nicht alles zu verzeihen. Doch sie steht nicht hundertprozentig hinter ihrem Entschluss, da das „Nein“ anstatt auf ein Ausrufezeichen auf einen gewöhnlichen Punkt endet. Man könnte meinen mit den Worten „Er wird der Verlierer sein und er wird sich wundern, wie er leiden muss. Mein Mut wird hart, ich merke es und es erleichtert mich.“(Z.78-80), schließt sie ihre wilden Gedankengänge ab und versucht für den Rest des Tages ihren Mann zu vergessen. Doch im Gegenteil, im letzten Abschnitt rollt sie ihre Gedanken wieder auf und überlegt fieberhaft, wo er sich gerade aufhalten und was er machen könnte. Allerdings sorgt dieser Teil für Verwirrung. Die Frau vermutet ihren Mann in der Schweiz, oder bei seinem Bruder. (Z.83-85) Anschließend jedoch ist sie sich sicher, er wäre auf dem Weg nach Frankfurt (Z.85). Man bekommt jedoch den Eindruck, dass sie ihren Mann sehr gut kennt, da sie sich fragt ob er Whiskey trinkt, oder Zeitung liest. (Z.85-86) Die letzten zwei Sätze vermitteln einem das Gefühl von einer Drohung. Sie kommt zu dem Fazit, „ich bin ihn nicht los ist-er ist mich nicht los“ (Z.87) und meint, er könne sich „gediegen zurücklehnen in welchem Sessel und an welchem Ort des Himmels und der Erde auch immer“(Z.87-89), sie wird immer ein Teil von ihm sein. Den Bindestrich zwischen „Ich bin ihn nicht los-er ist mich nicht los“, verbinde ich mit einer Gedankenpause. Vielleicht zweifelt sie daran, dass ihr Mann sie genauso wenig vergisst wie sie ihn.

Durch das personale Erzählverhalten, hatte man das Gefühl sich mitten im Geschehen zu befinden. Dies brachte Abwechslung und Spannung hinein. Die Vermutung vom Anfang bestätigte sich in vielen Teilen des Textes. Der Mann und die Frau führen eine Beziehung, welche zwar ein auf und ab ist, jedoch der Frau nach aus einer unauflöslichen Bindung besteht. Vorallem die Beschreibung „unsere lange, große Geschichte“ (Z.21-22), hat meine Vermutung eindeutig bestätigt.


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