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Seminararbeit / Hausarbeit

Franz Biberkopf: Ein anderer Hiob?

3.607 Wörter / ~13 Seiten sternsternsternstern_0.2stern_0.3 Autorin Silvia R. im Mai. 2016
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Bergische Universität Wuppertal - BUW

Note, Lehrer, Jahr

2,3 Frau Banki 2015

Autor / Copyright
Silvia R. ©
Metadaten
Preis 8.20
Format: pdf
Größe: 0.14 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.2stern_0.3
ID# 56500







Franz Biberkopf

Ein anderer Hiob?


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung der Werke

2.1. Berlin Alexanderplatz

2.2. Hiob

3.Intertextualität

3.1. Allgemein

3.2 Intertextualität in Berlin Alexanderplatz

4.Vergleich der beiden Protagonisten

5. Fazit

Literaturverzeichnis:


1. Einleitung

Franz Biberkopf ist die Hauptfigur in Alfred Döblins Bestseller-Roman „Berlin. Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, welcher als Grundlage für die wissenschaftliche Arbeit dient. Es steht die Frage im Raum, was Döblin veranlasste Biberkopf so zu kreieren? Gab es vielleicht eine Grundlage aus einem anderen Werk? Um diese Fragen zu beantworten, soll mit Hilfe der Intertextualitätstheorie eine Verbindung zum biblischen Buch „Hiob“ hergestellt werden.

Hierbei stehen die Bedeutsamkeit der Intertextualität in Döblins Werk und die beiden Protagonisten, also Franz Biberkopf und Hiob, im Vordergrund. Dabei gilt es die These zu überprüfen, dass durch intertextuelle Bezüge zum biblischen Buch Hiob, Franz Biberkopf als moderner Hiob dargestellt wird. Das Ziel ist es, einen Vergleich der beiden Hauptfiguren aufzuzeigen.

Dafür werden zunächst die beiden Werke kurz vorgestellt, da diese die Grundlage für das weitere Vorgehen sind. Anschließend soll erläutert werden, was Intertextualität ist. Zunächst stehen dabei allgemeine Informationen im Vordergrund, also was ist Intertextualität und wo und in welchen Formen kann man sie finden. Des Weiteren wird auf das soeben erwähnte Phänomen im Roman „Berlin.

Alexanderplatz“ eingegangen. Hierbei werden verschiedene Textstellen aufgezeigt, an denen man Intertextualität offensichtlich festmachen kann, sowie Passagen bei denen man den biblischen Prätext genau kennen muss um die intertextuellen Bezüge zu finden. Die bisher genannten Schritte dienen als Grundlage für die darauffolgende Untersuchung der Protagonisten und dem anschließenden Vergleich dieser.

Mit dem Vergleich soll die oben genannte These überprüft werden.

Kurz gesagt, diese wissenschaftliche Arbeit soll dazu dienen, die Gemeinsamkeiten der Werke „Berlin. Alexanderplatz“ und „Hiob“ aufzuzeigen. Zudem soll die Bedeutsamkeit der Intertextualität, die zu den Gemeinsamkeiten führt, im Fokus stehen und verdeutlichen, wie Texte untereinander kommunizieren. Es soll also festgestellt werden, welche Auswirkung die Intertextualität auf das Werk von Döblin hat.


2. Vorstellung der Werke

2.1. Berlin Alexanderplatz

Der Roman „Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf“ wurde von Alfred Döblin geschrieben und 1929 veröffentlicht. Schnell entwickelte sich der Roman zu einem Bestseller mit einer Auflage von 20.000 Büchern in den ersten zwei Monaten.1 Zudem entschied man sich den Roman durch weitere Medien zu verbreiten.

Zu Beginn durch das Radio und 1931 wurde der Roman verfilmt.2 Das Werk ist in neun Bücher aufgeteilt, welche jeweils erneut in kleinere Geschichten unterteilt sind, inhaltlich aber weiterhin miteinander verbunden sind. Döblin verwendet in seinem Roman die sogenannte Montage-Technik, welche ein Zusammenfügen unterschiedlicher Texte und Textarten darstellt.

Der Roman thematisiert die Geschichte von Franz Biberkopf nachdem dieser aus dem Berliner Gefängnis Tegel entlassen wurde. Er hat dort seine Strafe für den Totschlag seiner Freundin Ida verbüßt.3 Sein Ziel ist es, sich eine neue Existenz in der Großstadt aufzubauen. Um dies zu erreichen wird er Straßenverkäufer und Textilhändler.4 Biberkopf findet eine neue Freundin, doch trotzdem hat er keinen Anschluss an die Gesellschaft gefunden, weswegen er .....[Volltext lesen]

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3.Intertextualität

3.1. Allgemein

Obwohl das Phänomen schon sehr alt ist, ist der Begriff der Intertextualität ein relativ neuer Begriff, dessen erste Verwendung in einem Aufsatz von Julia Kristeva im Jahre 1967 zu finden ist.15 Dieser Begriff soll die Beziehung zwischen zwei Texten darstellen. Da es aber die verschiedensten Beziehungen zwischen Texten gibt, teilte Gérard Genette diese in verschiedene Kategorien auf, welche im Folgenden kurz dargestellt werden.

Die erste Beziehung zwischen zwei Texten nennt man Intertextualität. Mit diesem Begriff ist der engere oder weitere Bezug von Texten aufeinander zu verstehen. Das soll bedeuten, dass (markierte) Bezüge zwischen den Texten A und B dargestellt werden. Gibt es Beziehungen zwischen einem Haupttext und anderen Textteilen wie zum Beispiel der Überschrift, dem Untertitel oder sonstigen Anmerkungen, die aber nicht zum Inhalt des Textes gehören, spricht man von der sogenannten Paratextualität.

Die dritte Möglichkeit wie Texte im Bezug zueinander stehen können, heißt Metatextualität. Hierbei wird mit dem Text B der Prätext kommentiert, also soll nicht die Intention übertragen werden, sondern die Intention des Prätexts wird erläutert, kommentiert oder bewertet. Des Weiteren gibt es die Hypertextualität, wo ein neuer Text den Prätext oder jeden anderen Text zur Folie macht.

Zu guter Letzt gibt es noch die Architextualität, welche die Gattungsbezüge eines Textes darstellt.16

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13 vgl. ebenda, S. 609ff.

14 vgl. ebenda, S. 612

15 vgl. Ulrich Suerbaum: Text, Gattung, Intertextualität. S. 109 .

16 vgl. Manfred Pfister: Konzepte der Intertextualität. S. 19f.

In dieser Arbeit soll die Intertextualität im Vordergrund stehen und deswegen werden die weiteren Punkte nicht näher besprochen. Um allerdings mit dem Begriff der Intertextualität arbeiten zu können, muss geklärt werden, wie man ihn erläutern kann. Es gibt verschiedene Erläuterungsansätze von Intertextualität, wobei zwei Versionen am häufigsten dargestellt werden.

Die erste Version erklärt Intertextualität wie folgt: „Unter Intertextualität wird alles mitverstanden, was an Beziehungen zwischen Texten denkbar ist.“17. Konkreter definiert wird Intertextualität mit der zweiten Version: „Ein Text (oder eine Textgruppe) B ist auf den früheren Text A, den sogenannten Prätext, bezogen“18.

Auch wenn die beiden Versionen sich in der Konkretisierung unterscheiden, verfolgen beide das gleiche Ziel, die Erschließung von Textzusammenhängen. Der Grundstein für die Intertextualitätsdiskussion liegt auf der Aussage, dass Texte nicht autonom sind19,  sondern untereinander kommunizieren20. Das soll bedeuten, dass kein Text für sich alleine besteht, sondern immer einen Bezug zu einem anderen Text darstellt.

Doch es bleibt die Frage, warum man diesen Bezug herstellt. Hierbei schaut man sich den Prätext an, also Text A. Dieser Text A hat eine bestimmte Intention die auch für Text B gelten soll, doch anstatt die Intention neu zu formulieren, werden bestimmte Textstellen, die die Intention aus dem Prätext unterstreichen, in den anderen Text übertragen. Werden diese Textstellen nun im Text B gelesen, verknüpft der Leser nun die Intention aus dem Prätext mit dem .....

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Zusammenfassend kann man sagen, dass das Konzept der Intertextualität die Beziehung zwischen dem Prätext und dem Text B darstellt, entweder durch die Übertragung kompletter Textstellen oder durch das Transferieren von Figuren und Handlungen. Um die Intention des Texts B zu verstehen, muss der Prätext bekannt sein, andernfalls wird die Intertextualität wahrscheinlich nicht auffallen.


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22 vgl. Suerbaum S. 115

23 vgl. Suerbaum S. 116

24 vgl. ebenda


3.2 Intertextualität in Berlin Alexanderplatz

Das Konzept der Intertextualität spielt im Roman „Berlin. Alexanderplatz“ eine auffällige Rolle. Es gibt markierte, also offensichtliche Bezüge zum Prätext, dem biblischen Buch „Hiob“, sowie unmarkierte, eher indirekte Bezüge. Zu Beginn werden die offensichtlichen intertextuellen Bezüge dargestellt, anschließend die indirekten Gemeinsamkeiten.

Im vierten der neun Bücher von „Berlin Alexanderplatz“ können Textstellen aus dem Buch „Hiob“ gefunden werden. Wenn der Leser das Buch „Hiob“ kennt, erkennt er die Textstellen wieder. Besonders auffällig ist das Unterkapitel im vierten Buch mit dem Titel „ Gespräch mit Hiob, es liegt an dir, Hiob, du willst nicht.“.25 Dieser Bezug befindet sich im sogenannten Nebentext, da er ausschließlich für den Leser bestimmt ist und nichts zum Inhalt der Handlung beiträgt.

Jedoch ist dies wohl die auffälligste Textstelle die auf das Konzept der Intertextualität zutrifft. In dem Unterkapitel wird das Gespräch zwischen Hiob und Gott auf Franz Biberkopf und eine innere Stimme übertragen. Dementsprechend werden die Textstellen aus dem Prätext nicht wörtlich übernommen, dennoch ist die Ähnlichkeit auffällig. Zudem ist die Intertextualität hier markiert, da Hiob explizit erwähnt wird und somit der Bezug zum Prätext hergestellt wird.

Diese Textstelle im Buch „Hiob“ thematisiert das Leiden Hiobs nach den Schicksalsschlägen, die Gott zugelassen hat. Hiob versucht zu ergründen, warum ihm dieses Leid passiert ist. Diese Thematik soll durch den intertextuellen Bezug auch auf Franz Biberkopf transferiert werden. In dem Unterkapitel wird Biberkopf selbst gar nicht erwähnt, sondern ausschließlich Hiob, doch der Leser weiß, dass sich die Situation .....

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Neben den vielen intertextuellen Bezügen zum biblischen Buch „Hiob“ lassen sich Bezüge zu weiteren, unter anderem auch wissenschaftlichen Texten finden. Zu Beginn des zweiten Buches gibt es einen intertextuellen Bezug zum Märchen „Hänsel und Gretel“27. Auch gibt es Verweise auf die newtonschen Gesetzte wenn Biberkopf über den Tod von Ida spricht.28 Doch es muss erwähnt werden, dass es keine kontinuierlichen Verweise auf einen wissenschaftlichen Text gibt.

Es scheint, als wären die einzelnen Textstellen eher durch den Montagestil des Romans in den Text gelangt und weniger mit der Intention gewisse Bedeutungen auf den Roman „Berlin. Alexanderplatz“ zu transferieren. Schlussendlich kann man sagen, dass es im Roman „Berlin. Alexanderplatz“ eine Vielzahl an intertextuellen Bezügen zu finden gibt. Vor allem stehen dabei die Bezüge zum biblischen Buch „Hiob“ im Vordergrund, die eine Verbindung zwischen den beiden Werken herstellen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Döblin das biblische Buch als Grundlage für seinen Protagonisten Biberkopf genommen hat, was es im weiteren Verlauf der Arbeit zu überprüfen gilt.

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27 Döblin S. 51

28 Döblin S. 108

4.Vergleich der beiden Protagonisten

Um auf die anfängliche Fragestellung zurückzukommen, ob Franz Biberkopf ein moderner Hiob ist, werden die beiden Protagonisten im Folgenden verglichen. Hierbei wird auch ein Augenmerk auf formale und strukturelle Aspekte gelegt.

Zunächst kann man sagen, dass die Bücher „Hiob“ und „Berlin Alexanderplatz“ in drei Teile mit einigen Untergeschichten aufgeteilt werden können. Bei Hiob bilden der erste und der dritte Teil eine Art Rahmenerzählungen welche in Prosa geschrieben ist. Der Mittelteil, welcher als Dichtung geschrieben ist, behandelt die Gespräche zwischen Hiob und seinen Freuden, sowie zwischen Hiob und Gott, mit dem Ziel eine Antwort zu bekommen, warum Hiob so viel Leid zugestoßen ist.

Es ist anzumerken, dass das zentrale Thema des Buches Leid ist. Dies ist ebenso der Fall bei „Berlin Alexanderplatz“. Allerdings ist die Sprache bei Döblin nicht so gehoben, sondern Alltagssprache, teilweise sogar mit dem Berliner Dialekt.29 Schaut man sich nun die Ausgangslagen der beiden Protagonisten an, kann man feststellen, dass sich diese stark unterscheiden.

Auf der einen Seite ist der vermögende, fromme und gut angesehene Hiob, welcher mit Frau und Kindern seine Besitztümer verwaltet. Auf der anderen Seite ist der nicht vermögende, vorbestrafte Franz Biberkopf, der nicht frei von Sünde ist, da er seine ehemalige Freundin umgebracht hat. Zudem ist Biberkopf nicht verheiratet und hat keine Kinder. Sein Geld verdient er als Straßenhändler un.....

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Ihm wird bewusst, dass er nicht mehr so leben will wie bis dato und der alte Biberkopf stirbt – metaphorisch gesprochen- und ein neuer Biberkopf wird geboren.30 Auch wenn beide Protagonisten eine unterschiedliche Erkenntnis erlangen, ist es dennoch eine Gemeinsamkeit, da sie die Erkenntnis bezüglich ihres persönlichen Problems erhalten. Nach der Erkenntnis Hiobs wird er reich belohnt und mit vielen Kindern, Vieh und weiteren Besitztümern gesegnet.

Somit scheint dieses Buch ein Happy End zu haben. Augenscheinlich ist dies auch der Fall bei Biberkopf, der nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie von dem Mord an Mieze entlastet wird, einen neuen Job als Hotelportier und damit ein neue Leben anfängt.Abschließend kann man sagen, dass die Unterschiede der beiden Protagonisten zwar nummerisch überwiegen, aber die Bedeutsamkeit der Gemeinsamkeiten höher ist.

Biberkopf ist nicht ein anderer Hiob, sondern vielmehr ein moderner Hiob. Döblin wird Hiob als Grundlage für die Figur Franz Biberkopf verwendet haben, hat diesen allerdings an die Begebenheiten des zwanzigsten Jahrhunderts angepasst, sowohl sprachlich als auch vom Handeln.

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30 vgl. Döblin S. 499f

5. Fazit

Fasst man nun alle Ergebnisse dieser Arbeit zusammen, lassen sich verschiedene Aspekte festhalten. Erstens ist das Konzept der Intertextualität noch ein sehr neues, aber ein ebenfalls sehr bedeutsames Konzept. Es verdeutlicht, dass Texte Beziehungen zu anderen Texten herstellen, sei es um bestimmte Bedeutungen zu transferieren oder zu unterstreichen.

Intertextuelle Bezüge können dazu dienen, dass eine Situation in eine bestimmte Richtung gelenkt wird, ohne beispielsweise die Veränderung explizit zu erwähnen. Allerdings muss beachtet werden, dass ohne die Kenntnis des Prätextes der Leser die Intertextualität vielleicht nicht erkennt.

Zweitens kann man festhalten, dass der Roman „Berlin. Alexanderplatz“, welcher bekannter Weise ein Montage-Roman ist, eine Vielzahl von intertextuellen Bezügen enthält. Die Textstellen beziehen sich auf verschiedene Arten von Texten, doch die meisten Bezüge werden zum biblischen Buch „Hiob“ hergestellt, was den Leser annehmen lässt, dass „Hiob“ die Grundlage für den Roman gewesen sein könnte.

Allerdings übernimmt Döblin die Textstellen nicht eins zu eins, sondern passt sie an die literarische Zeit, also an das frühe zwanzigste Jahrhundert, an. Aus dieser Anpassung lässt sich der letzte Aspekt, den es festzuhalten gibt, ableiten. Schaut man sich die anfängliche These an, dass durch intertextuelle Bezüge Franz Biberkopf als ein moderner Hiob dargestellt wird, kann gesagt werden, dass die These .....

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Schütz, Erhard und Jochen Vogt (Hg.): Grundkurs Literaturgeschichte. Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Band 2: Weimarer Republik, Faschismus und Exil. Wiesbaden 1977. S. 172-183.

Suerbaum, Ulrich: „Text, Gattung, Intertextualität“. In: Bernhard Fabian (Hg.):  Ein anglistischer Grundkurs. Einführung in die Literaturwissenschaft. 9.Aufl. Berli.....


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