Künstler:
Francis Bacon,
Werk: Studie
zu Portrait 7, 1953 Öl auf Leinwand
Auf
den ersten Blick:
Beim Betrachten des Bildes bekommt man ein ungutes Gefühl.
Es
läuft einem eiskalt den Rücken herunter. Man könnte sagen, es
ist ein gemalter, grauenvoller Schmerz, der deutlich zu spüren und
zu sehen ist und den man sich eigentlich gar nicht anschauen möchte.
Nicht
das Gemalte selbst steht im Vordergrund, sondern die Emotion, das
Schaudern, welches beim Betrachter ankommt. Auffallend ist, dass
das Bild unfertig erscheint.
Hilfslinien
und Pinselstriche sind klar sichtbar und trotzdem ist nicht genau zu
erkennen was dargestellt ist. Die Figur dominiert im Vordergrund
durch helle Farbwahl , sie sticht besonders durch den dunklen
Hintergrund hervor.
Das
Ölgemälde wurde 1953 auf Leinwald gefertigt. Es ist 152,3 cm x 117
cm groß und steht heute in New York im Museum of modern art. Es
ist eine Art surrealistische Darstellung eines Portraits, bei der
die Stilrichtung nicht genau definierbar ist. Der Künstler schuf
mit 44 Jahren dieses Gemälde, nachdem er einige Jahre zuvor fast
all seine Frühwerke verbrannt hatte und einen Neustart begann.
Durch
die hellen Hilfslinien, die zu einem Fluchtpunkt führen der sich in
etwa im goldenen Schnitt befindet, bekommt das Bild Perspektive .
Im
linken Vordergrund sehen wir eine in blauviolett gehaltene,
männliche Person die in einem nur durch einige gelbe Striche
angedeutetem Kasten sitzt. Das Gesicht wirkt verzerrt und fahl, der
Mund zum Schrei geöffnet. Der traurige Blick geht rechts am
Betrachter vorbei und führt in die Ferne aus dem Bild heraus.
Eingehüllt in einen Mantel, die Arme nach unten gerichtet.
In
der Mitte des Bildes zieht sich ein etwas dickerer gelber Balken
durch den angedeuteten Raum. Darauf stehen zwei kleinere Skulpturen
die die vordere Person einrahmen.
Im
Hintergrund scheint es einen Raum zu geben, der ins Leere führt.
Ein dunkler fast schwarzer Hintergrund, verschluckt alles Licht.
Der
Betrachter sieht frontal auf das Geschehen, welches ganz in der Nähe
zu sein scheint.
Und
trotzdem entsteht eine große Distanz . Durch die negativen
Emotionen, die beim Betrachten aufkommen, möchte man sich lieber
entfernen . Die wenigen Linien deuten einen Raum an, den die
abgebildete Person fast vollständig ausfüllt.
Auf
den zweiten Blick:
Das
Bild ist sehr strukturiert aufgebaut. Fluchtpunktperspektive , die
dem Betrachter den Blick zum Hauptgeschehen hinführen. Auch scheint
der goldene Schnitt eingehalten, das Bild wirkt ausgeglichen in
sich. Nicht nur durch den goldenen Schnitt auch durch den starken
Farbkontrast von blau und gelb wirkt das Bild harmonisch und
ausgeglichen.
Benutzt
werden harte, abgrenzende Linien in verschiedenen Breiten und
Helligkeiten die das Bild waagerecht und senkrecht durchziehen.
Damit entstehen mit wenig Strichen Raum und die angedeuteten
Gegenstände. Das Drumherum ist eine einfache weiße oder gelbe
Strichlinie und schwarze Flächen ohne Strukturen.
Die
abgebildete Person obwohl verschwommen wird etwas bildlicher
dargestellt. Es entsteht Licht und Schatten und auch
Dreidimensionalität sowohl im Gesicht als auch im Mantel.
Wie
durch einen Schleier betrachtet kann man Kleinigkeiten wie zB die
Zahnreihen entdecken.
Ursprünglich
begann Francis Bacon mit dem Portrait eines Bekannten. Daraus
entwickelte sich eine ganze Reihe von Studien, die dann schließlich
inspiriert von einem alten spanischen Gemälde nicht mehr den
Bekannten sondern PapstInnozenz X darstellte.
Nur
die Bildaufteilung orientiert sich noch am Original. Der Thron wird
zum Kasten in dem die Person eingesperrt wirkt. Die Verziehrungen des
Sessels zu kleinen Statuen. Das purpurrote und kostbar wirkende
Gewand zu einem bläulichen Überhang. Das Gesicht zeigt nichtmehr
nur einen ernsten Ausdruck. Bacon möchte das Leid der ganzen Welt
welches der Papst zu tragen hat nach außen sichtbar machen. Und ihn
darstellen als isoliertes von der Welt getrenntes Wesen.
Nachgesehen:
Wenn
man sich mit der Biografie des Künstlers beschäftigt, sieht man,
dass er kein einfaches Leben gehabt haben muss. Als Jugendlicher
misbraucht, Spiel und Alkoholsucht, Kriegserlebnisse führen dazu,
das er das Thema Gewalt auch in seinen Bildern verarbeitet.
Oft
beschäftigt er sich mit Dingen wie Zerstörung Verfall und
Isolation.
Ein
weiterer Aspekt warum der Künstler sich und andere deformiert und
zerstückelt und von der Welt abgetrennt darstellt könnte seine
Homosexualität sein, die zu seinerzeit von der Gesellschaft noch
nicht akzeptiert war. Auch er fühlt sich eingeengt in vorgegebenen
Strukturen wie in einem stählernen Käfig gefangen.
Religiöse
Motive findet man häufig in Bacons Werken ab 1950 . Er orientiert
sich etwas am Expressionismus, den düsteren Ausdruck und Farbe und
Picassos surrealistischen Darstellungen . Der schreiende Papst ist
hier ein Ausdruck des Leidens in der Welt dem niemand entkommen kann
noch nichtmal der Papst.