<
>

Applikation einer Stofftasche für Hausschuhe

mit Hundertwassermotiven

im Rahmen eines Unterrichtes in der Jahrgangsstufe 3

1.  Vorüberlegungen zum Rahmenthema: Mode und Kunst am Beispiel des Künstlers  Friedensreich Hundertwasser

Schon Grundschulkindern sind die Werke Friedensreich Hundertwassers oft bekannt, sei es, dass sie bereits einmal ein vom Künstler gestaltetes Gebäude besichtigen konnten, wie z.B. das Hundertwasser-Haus in Wien oder sei es, dass sie seine typischen Spiralbilder wie Der große Weg (1955) gesehen haben.


Für den 1928 in Wien geborenen und im Jahre 2000 auf dem Pazifischen Ozean verstorbenen Künstler war seine Kunst war nie bloße Galerie- oder Museumskunst. Schon sehr früh forderte er, dass Kunst, wenn sie die Welt verändern solle, in den Alltag der Menschen einzufließen habe.

Als er sich daher später intensiv der „angewandten“ Kunst widmete und Alltagsgegenstände wie Bucheinbände, Tassen, Briefmarken und am Ende ganze Häuser entwarf, entsprach dies nicht einer Neuausrichtung einer künstlerischen Richtung, sondern setzte den schon zu Beginn seiner Karriere gewählten Weg lediglich konsequent fort: nämlich dass er den Menschen Dinge geben wolle, die schön und brauchbar sind, die für sie etwas bedeuten und sie bereichern.

Kunst hatte für Hundertwasser immer mit individueller Kreativität zu tun. Der seriellen Fertigung jeglicher Gegenstände stand er genauso skeptisch, ja beinahe feindlich gegenüber wie der rein funktionellen Architektur. Nur in handwerklicher Arbeit, davon war er überzeugt, ließen sich seine Ideen und Entwürfe in ihrer ganzen harmonischen Schönheit umsetzen.

Bemerkenswert an Hundertwassers Kunst ist seine Art, mit Formen und Farben umzugehen und einzusetzen. An die Stelle gerader Linien setzte er natürliche Formen; er vertrat die Meinung, dass gerade Linien und geometrische Formen im wahrsten Sinne des Wortes ungesund seien, da sie in der Natur nicht vorkämen.

Seine Verbundenheit zur Natur brauchte er auch in seiner Farbauswahl zum Ausdruck. Er ersetzte das allgegenwärtige Grau  durch kraftvolle und leuchtende Farben bis hin zum glänzenden Gold und dicken schwarzen Linien. Meist waren es die Primär- und Sekundärfarben aus dem Farbkreis, die er nur noch wenig mischte.

Hundertwassermotive kann man heute auch auf Bettwäschen, Seidenschals und anderen Kleidungsstücken sehen; die Schmuckfirma Frey-Wille Wien hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine breite Kollektion mit verschiedenen Künstlern zu kreieren, unter anderem mit Hundertwasser, Klimt, Monet und Mucha.

Dadurch wird Hundertwasser für Kinder zu einem lohnenden Projekt, da er einerseits sehr wenige, klare Farben für seine Kunstwerke verwandte  und überdies keine exakten geometrischen Formen anstrebte. Das bedeutet für Grundschulkinder, dass sie sowohl in ihrer Farbzusammenstellung im Rahmen des Farbkreises frei sind als auch andererseits nicht dem Zwang unterliegen, akkurate Linien und Ecken herstellen zu müssen.

Aus diesen Vorüberlegungen erschließt sich nun das Rahmenthema „Mode und Kunst: Applikation eines Stofftäschchens für Hausschuhe mit Hundertwassermotiven“.

Die Tasche hat eine Größe von 28 x 22,5 cm und kostet 0,79 Euro pro Tasche (gesehen bei ). Alternativ verschenken oft auch Apotheken Täschchen ohne Aufdruck in dieser Größe. Die zu gestaltende Fläche auf nur einer Seite ist damit für Kinder überschaubar, da die Applikation nur auf der Vorderseite der Tasche erfolgen soll. In die oben genannte Tasche passen ein Paar Hausschuhe bis Größe 35.

Geeignete Filzwolle aus Merinowolle ist zum Preis von 5, 95 Euro je 100 g erhältlich (gesehen bei ). Der Bedarf liegt bei ca. 6-8  g pro Kind /Tasche. Das ergibt einen Materialverbrauch von ca. 0,50 Euro pro Kind. Ferner benötigt man Filznadeln (mit Holzkopf 2, 95 Euro für 2 Stück) und Haushaltsschwämme (0,95 Euro für 6 Stück, gesehen bei dm) oder Polystyrolplatten mit mind. 5 cm Dicke.

Die Schülerinnen und Schüler bekommen zwei Kunstwerke Hundertwassers vorgelegt, die typisch für diesen Künstler sind: einmal das Bild Pavillions and Bungalows (1980) mit den charakteristischen Lebensspiralen, andererseits das Werk Red Rivers Streets of Blood (1988), dessen abgebildete kleine Häuschen Inspiration für Schmuckkollektionen und Kleidungsstücke sind.

Die Arbeit kann von Schülern in zwei bis drei Doppelstunden, je nach Ausgestaltungsaufwand, komplett bewältigt werden.

Pavillions and Bungalows               Red Rivers Streets of Blood

2.  Didaktische Ãœberlegungen zum Rahmenthema

2.1.                  Bezug zum Bildungsplan

verformbare und nicht verformbare Materialien und Materialverbindungen zur künstlerischen Gestaltung nutzen und Gegenstände selbst herstellen.“ Ferner:

 „Die Schülerinnen und Schüler kennen Leben und Werk bedeutender Erfinderinnen, Erfinder, Tüftlerinnen, Tüftler, Künstlerinnen, Künstler, Komponistinnen und Komponisten und exemplarisch deren Bedeutung für das Leben der Kinder heute.“


2.2.                  Schulrelevanz

Mittlerweile gibt es in vielen Grundschulen Baden-Württembergs wieder die Regel, dass die Kinder von zu Hause Hausschuhe mitbringen, die sie in der Schule deponieren, um sie in den Klassenräumen zu tragen. Jedoch selbst in frisch renovierten Grundschulen ist es so, dass es zwar nun für jedes Kind, wie im Kindergarten, ein eigener Haken für die Jacken und eine Ablage für Schals und Mützen vorhanden ist; die Hausschuhe jedoch werden meist entweder in eine große Kiste geworfen oder einfach unter den Haken abgestellt, was oft zu ausgedehnten Suchaktionen führt und wertvolle Unterrichtszeit bindet.

Aufgrund des nach wie vor großen Bekanntheitsgrades Hundertwassers, seines großen Einflusses auf die Kunst- und Modewelt, seines diesjährigen 10. Todestages und nicht zuletzt der Wirkung seiner Kunst auf Grundschüler aufgrund der verwendeten Farben und Formen und seiner Einstellung zu geraden Linien und „brauchbarer Kunst“ fiel die Entscheidung auf diesen Künstler.


2.3.                  Kompetenzen und Lernziele

Kompetenzen

Lernziele

Sach-/Fachkompetenz:

- Die SchülerInnen kennen die Grundbegriffe des Trockenfilzens.

- Die SchülerInnen kennen die Eigenschaften der Materialien.

- Die SchülerInnen kennen den Vorgang des Verfilzens.

- Die SchülerInnen können einem Kunstbild die für sie wichtigen Informationen zur Gestaltung des Gegenstandes entnehmen.



- Die SchülerInnen sollen Gestaltungsmöglichkeiten erkennen und umsetzen können.

- Die SchülerInnen sollen Materialeigenschaften bestimmen, kennen und begründen können.

- Die SchülerInnen sollen eine Filzfläche mit unterschiedlichen Farben und Formen selbständig herstellen können.

Methodenkompetenz

-       Die SchülerInnen können eine Arbeitsanleitung zur Herstellung eines textilen Gegenstandes lesen und ihr die relevanten Informationen entnehmen.

-       Die SchülerInnen können fächerübergreifendes Wissen  nutzen (z.B. Kunst: Wirkung von Primär- und Sekundärfarben zueinander).



-       Die SchülerInnen sollen den Arbeitsablauf zur Herstellung folgerichtig bearbeiten.

-       Die SchülerInnen sollen eigenständig farblich passende Filzwollen zusammenstellen.

-        Die SchülerInnen sollen die Filznadel richtig verwenden und damit eine Applikation erstellen können.

Personale Kompetenz

-       Die SchülerInnen kennen ihre Leistungsfähigkeit und können kritisch damit umgehen.

-       Die SchülerInnen sollen lernen, sorgfältig zu arbeiten.


3.  Fachpraktische Ãœberlegungen

Damit die Schülerinnen und Schüler einen Eindruck davon bekommen, wie groß die zu gestaltende Fläche sein wird, sollen alle zunächst ihre Hausschuhe in die Stofftäschchen legen. Den Kindern soll klar werden, dass durch die Schuhe eine Tiefe der Tasche erzeugt wird. Applikationen sind dann, wenn sie zu nahe an der Taschennaht aufgebracht werden, nicht mehr gut zu sehen oder liegen auf der Kante auf, wodurch mit einer Ablösung der Applikation gerechnet werden muss.

Desweiteren ist es für die SchülerInnen wichtig, sich zu überlegen, auf welches Motiv Hundertwassers sie sich festlegen: entweder auf die Lebensspirale oder die bunten Häuser. Ist die Entscheidung gefallen, ist es von Vorteil, wenn die Kinder auf einem Blatt die Spirale oder das Haus bzw. mehrere Häuser in der Größe, in der die Applikation entstehen soll, zeichnen und darauf in den gewählten Farben das Muster bereits versuchsweise auslegen können.  Beachten müssen die Kinder dabei, dass die Größe des Schwammes die Größe der Applikation begrenzt.

Dazu sollen sie den Schwamm im Vorfeld ausmessen. Die Zeichnungen könnten folgendermaßen gestaltet sein:




Lebensspirale                                   Häuser


Als nächstes sollten sich die Kinder für die Farben entscheiden. Orientieren können sie sich dabei an den Bildern Hundertwassers und dessen Farbauswahl, nämlich klare, leuchtende Farben, die in Kontrast zueinander stehen können:

Die SchülerInnen sind bereits in die Grundbegriffe des Trockenfilzens eingeführt und beherrschen  den Umgang mit der Filznadel sicher. Allerdings wurde bisher mithilfe von Plätzchenausstechern gearbeitet. Das anzufertigende Motiv hatte deshalb eine vordefinierte Form. Bei dieser Arbeit nun werden die Applikationen frei gestaltet, was den Kindern zunächst wohl Schwierigkeiten bereiten könnte, da sie nun einerseits die Abgrenzungen des Motivs selbst definieren und andererseits vorsichtiger mit der Nadel umgehen müssen.


Beispiel Häuser


4.1.         Anfertigung des Häuschens


1

Lege deine Hausschuhe in den Beutel, damit du sehen kannst, wie groß die Fläche sein kann, auf die später gefilzt wird.

2


Stecke einen Rahmen mit 4 Stecknadeln ab.



3

Für das Dach nimmst du einen etwa 1 cm breiten Wollstreifen und legst ihn auf dein Bild. Schneide ihn in der passenden Länge zu.



4

Lege ihn auf den Schwamm und filze;

5

dabei musst du den Strang immer wieder wie eine Kordel drehen, damit er rund wird und seine Form behält.


6

Für die Fenster brauchst du Stücke in der Breite 1 cm und in der Länge 3 cm.


7

Fixiere dieses Stück, nachdem du es in der Mitte halbiert hast, mit einer Stecknadel auf dem Schwamm.

8

Lege ein zweites Stück etwas überlappend darüber und beginne zu filzen. Denke daran, die Wolle zwischendurch vom Schwamm abzulösen!


9

Filze so lange, bis die beiden Farben zusammenhängen und die Form der Fenster bleibt.

10


Befestige nun das Dach und die Fenster mit Stecknadeln auf dem Schwamm, so wie das Haus später aussehen soll.


11

Fülle nun mit deiner gewählten Wollfarbe die Zwischenräume des Hauses aus. Achte dabei darauf, dass die verschiedenen Farben wieder etwas überlappen, damit die Wolle zusammenhält.

12

Filze nun so lange, bis die Oberfläche glatt ist und die einzelnen Wollfarben miteinander verbunden sind, dabei immer wieder vom Schwamm ablösen.

Beachte: Filze nur auf einer Seite!

Fertige nun mindestens 2 Häuschen nach dieser Anleitung an!


4.2.         Befestigung auf der Tasche


1

Lege in die Tasche einen Schwamm und lege das Haus auf die Stelle, an der das Haus befestigt werden soll. Filze nun so lange, bis das Haus ganz fest mit der Tasche verbunden ist.

Beachte: Löse das Filzstück nicht mehr ab!

2

Verfahre so auch mit den anderen Häusern.

3

Wenn du möchtest, kannst du die Ränder der Häuschen noch mit einem farblich passenden Stickgarn mithilfe des Überwendlingssstiches befestigen.

4.3.         Anfertigung der Spirale

1

Für das Fenster brauchst du Stücke in der Breite 1 cm und in der Länge 3 cm. Fixiere dieses Stück, nachdem du es in der Mitte halbiert hast, mit der Stecknadel auf dem Schwamm.

2

Schneide von 2 Farben jeweils einen 1 cm breiten und 30 cm langen Strang ab.

3

Lege die beiden Farben vorsichtig um das Fester wie eine Schnecke, dann beginne vorsichtig zu filzen, indem du die einzelnen Farben rundherum nachfilzt.

Löse den Filz immer wieder vom Schwamm ab!

4

Für die kleineren Fenster legst du kleine Wollstücke auf der Spirale ab und filzt sie mit ein.

Beachte: Drehe die Spirale nicht um, sondern filze nur auf einer Seite!

5

Befestige die Lebensspiralen auf der Tasche und umnähe eventuell die Ränder mit dem Überwendlingsstich.




5.    Quellenverzeichnis


5.1.         Literatur

-       Adam, Brigitte (2006): Grundkurs Trockenfilzen. Stuttgart: Urania Verlag

-       Brandenburg, Birgit (2003): Hundertwasser für Kinder. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr

-       Hundertwasser-Taschenkalender (2009). Köln: Taschen GmbH

-       Rand, Harry (2007): Hundertwasser. Köln: Taschen GmbH

-       Schmidt, Doris (2004): Einführung in die Textildidaktik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren


5.2.         Internetquellen

-        

-        

-        


alle Seiten wurden gesehen am 01.02.2010


6.    Versicherung über die Autorenschaft


Hiermit versichere ich, dass ich diesen Leistungsnachweis selbstständig und nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe. Alle Zitate oder anders übernommene Textpassagen, Bilder etc. sind gesondert kenntlich gemacht.


Heidelberg, den


Unterschrift:



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten