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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Der Junge Im Gestreiften Pyjama Charakterisierung

Universität, Schule

Ams Gymnasium Wien

Note, Lehrer, Jahr

1, Baumann, 2017

Autor / Copyright
Christiane B. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.03 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 65714







Der Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist vom irischen Autor John Boyne im Jahr 2006 unter dem englischsprachigen Titel „The Boy in the Striped Pyjamas“ verfasst worden. In dem Roman, welcher anfangs in Berlin und danach in Aus-Wisch spielt, wird die Geschichte eines neunjährigen Jungen namens Bruno erzählt, der zur Zeit des Nationalsozialismus lebt und in einem dem damaligen NS-Regime durchaus wohlgesinnten Haushalt aufwächst.


Die zu charakterisierende Figur ist neun Jahre alt und heißt Bruno. Der Nachname der Familie wird während des gesamten Romans kein einziges Mal erwähnt. Bis zu seinem neunten Lebensjahr wächst der Schüler in einem großen Haus in Berlin auf, welches „sich in einer ruhigen Straße“ (S.19) befindet. Wegen der Arbeit des Vaters zieht die Familie nach Aus-Wisch um, was Bruno alles andere als gut findet. Er beurteilt den Umzug mit folgenden Worten: „Ich glaube, das war eine schlechte Idee“ (S.22).

Im Vergleich zu anderen neunjährigen Jungen ist Bruno verhältnismäßig klein, worunter er – wie folgendes Zitat belegt – leidet: „Es war eine Quelle ständiger Enttäuschung für ihn, dass er nicht so groß war wie die anderen Jungen in seiner Klasse“ (S.33). Im Unterschied zu Schmuel, seinem jüdischen Freund auf der anderen Zaunseite, ist Bruno normalgewichtig, da er genug zu essen bekommt. Er wird jedoch im Vergleich zu Schmuel als „dicker“ (S.245) beschrieben. Darüber, was Bruno in Aus-Wisch tagtäglich anhat, wird im Roman kaum ein Wort gesagt, sehr wohl aber darüber, was er beim Besuch des Furors im Berliner Haus getragen hat: „Bruno trug dunkelbraune kurze Hosen, ein reinweißes Hemd und eine dunkelbraune Krawatte“ (S.148). Dieses Gewand entspricht vor allem farblich jener Kleidung, welche zur Zeit des Nationalsozialismus üblich war. Zu Brunos auffälligen Kennzeichen können seine großen, karamellbonbon-farbenen Augen gezählt werden.

Der 9-Jährige reagiert auf überraschende, beeindruckende oder unerwartete Neuigkeiten stets mit derselben Bewegung beziehungsweise demselben Gesichtsausdruck, sodass man diesbezüglich von einer Gewohnheit sprechen kann. Sobald er etwas Neues sieht oder hört, werden seine Augen groß. Sein Mund formt ein O und er breitet augenblicklich seine Arme aus (vgl. S.14). Auf diese typische Verhaltensweise sowie auf Brunos Ausspracheprobleme bei gewissen Wörtern wird im Buch mehrfach hingewiesen. Beispielsweise kann Bruno den Namen seines neuen Zuhauses nicht richtig aussprechen und daher sagt er ständig „Aus-Wisch“ (S.35). Vor allem seine um drei Jahre ältere Schwester Gretel ist genervt, „dass er […] den Namen ihres jetzigen Zuhauses immer noch falsch aussprach“ (S.236). Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei Brunos neuem Aufenthaltsort um Auschwitz handelt, einen Ort in Polen, wo sich das größte deutsche Vernichtungslager während der NS-Zeit befand.

Zu Brunos Familienkreis gehören sein Vater Ralf, seine Mutter, deren Vorname nicht genannt wird, seine zwölfjährige Schwester Gretel sowie seine Großeltern Nathalie und Matthias (vgl. S.116 f.). Besonders wichtig sind dem Protagonisten zu Romanbeginn seine drei Freunde Karl, Martin und Daniel. Im Verlauf des Romans vergisst Bruno jedoch allmählich die Namen seiner Berliner Freunde. Dafür hat er nun einen anderen Freund, nämlich Schmuel. Dies bringt Bruno folgendermaßen zum Ausdruck: „Du bist mein bester Freund, Schmuel“ (S.263). Aufgrund der Beschreibung der Häuser und dem Vorhandensein von Dienstpersonal kann angenommen werden, dass Bruno in einem sehr wohlhabenden Haushalt aufwächst. Der Hinweis, „dass der Furor Großes mit ihm [= Vater] vorhatte“ (S.10) lässt die politische Einstellung von Brunos Vater zum Nationalsozialismus erahnen. Zu Brunos Hobbys zählen sowohl das Forschen (vgl. S.20) als auch das Rutschen über das Treppengeländer (vgl. S.17).

Natürlich kann man nicht von einem neunjährigen Jungen eine geistige Reife wie von Erwachsenen erwarten, aber selbst für sein Alter wirkt Bruno äußerst kindlich und naiv. Beispielsweise vertritt er die Ansicht, dass „[e]in paar Wochen in Aus-Wisch […] okay [sind], solange es nicht für ein ganzes Monat ist“ (S.35). Außerdem glaubt er, dass Gretels Puppen sprechen können und ihn hinterher verpetzen, wenn er unerlaubterweise ihr Zimmer betritt. Brunos kindlich-naive Art zeigt sich auch darin, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern stattdessen sagt, was er sich denkt: „Ich glaube, wir sollten das Ganze hier vergessen und gleich wieder nach Hause fahren“ (S.22 f.). Darüber hinaus kann Bruno als politisch uninformiert bezeichnet werden, denn er hat keine Ahnung, was sein Vater beruflich macht und was sich jenseits des Zaunes abspielt. Das Verschwinden von Schmuels Vater erklärt sich Bruno auf seine eigene Art und Weise: „Ich nehme an, die Männer wurden zur Arbeit in eine andere Stadt gebracht und müssen dort ein paar Tage bleiben, […]“ (S.241).Neben diesen kindlich-naiven Charaktereigenschaften wirkt Bruno aber durchaus wissbegierig. Er forscht gerne und stellt viele Fragen, welche oftmals jedoch unpassend sind und wiederum als ein Zeichen für seine Unwissenheit angesehen werden können. Zum Beispiel hat Bruno keine Ahnung, wer der Furor ist und bettelt mehrfach nach einer Erklärung: „Wer ist der Furor?“ (S.146).

Brunos Verhältnis zu seinem Vater ist zwiespältig. Einerseits schätzt er seinen Vater und hält ihn für einen guten Soldaten (vgl. S.174). Andererseits hat Bruno auch ein wenig Angst vor ihm und daher klopft Bruno nur „zaghaft an die Tür“ (S.59) zu seines Vaters Büro. Besonders innig ist Brunos Verhältnis zu seinen Großeltern, vor allem zu seiner Großmutter, welche er in Aus-Wisch sehr vermisst: „Die beiden Menschen, die Bruno am meisten fehlten, waren Großvater und Großmutter“ (S.110). Zwei Personen kann Bruno den gesamten Roman hindurch nicht ausstehen. Dabei handelt es sich zum einen um Oberleutnant Kotler, unter anderem deshalb, weil dieser ihn permanent „kleiner Mann“ (S.201) nennt, zum anderen um den Furor. Brunos Abneigung gegenüber ihm wird im Roman mit folgendem Satz verdeutlicht: „Was für ein furchtbarer Mann, dachte Bruno“ (S.154).

Optisch wird Bruno aufgrund des notwendigen Haarschnitts seinem Freund Schmuel immer ähnlicher. Abgesehen von dieser äußerlichen Veränderung kann man im Laufe des Romans auch einen verhaltensmäßigen Wandel feststellen, denn Bruno entwickelt zunehmend „eine Vorliebe für sarkastische Bemerkungen“ (S.205), vor allem gegenüber Oberleutnant Kotler.


Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Bruno eine der beiden Hauptrollen im Roman einnimmt und wegen seiner freundlichen und stets hilfsbereiten Art sehr sympathisch, wenngleich vielleicht etwas kindlich-naiv wirkt. Er scheint der Einzige in der Familie zu sein, der von den Vorkommnissen auf der anderen Zaunseite überhaupt nichts weiß, was ihn letztlich auch das Leben kostet. Insofern verliert Bruno aufgrund seiner Unwissenheit, seiner Neugier sowie seiner Hilfsbereitschaft am Ende sein Leben.


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