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Referat
Film

Evangelisches Gymnasium Wien

Prof. Leitner

Sebastian G. ©
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Das Fernsehspiel


Ursprünglich war das Fernsehspiel eine Form des Theaters, die für die Wiedergabe im Fernsehen bestimmt war. Heute sind jedoch die Definitionsgrenzen zum verfilmten Theaterstück und zu anderen Sendeformen fließend.


Beim Fernsehspiel handelt es sich in der Regel um eine eigens für das Fernsehen verfasste Darstellung eines Filmgeschehens. Dies kann in der Form einer Einzelsendung oder von Mehrteilern, Reihen und Serien geschehen.


Als Grundlagen für die Drehbücher dienen Klassiker, Werke der Weltliteratur und die Literatur des 19. Jahrhunderts. Diese Werke werden umgeschrieben und für das Fernsehspiel neu inszeniert.


Während man in den Anfangszeiten des Fernsehens hauptsächlich Dramen verarbeitet, so greift man in den 60er Jahren auch auf Romane, Novellen und Erzählungen zurück.

In den 70er Jahren werden Werke der Gegenwartsliteratur aufgegriffen.

Eine allgemeine Tendenz von gesellschaftlichen zu persönlichen Themen wird bemerkbar.

In den 80er Jahren kann man eine Neigung zum Kriminalfernsehspiel feststellen.


Autoren halten sich beim Fernsehen auffallend zurück.


Das Hörspiel


Das Hörspiel ist eine dramatisierte Inszenierung mit verteilten Sprecherrollen und die erste originäre Kunstform, die das Radio hervorgebracht hat. Es ist ein eigenständiges literarisches Genre, vergleichbar mit dem Roman, der Novelle oder dem Drama.

Die Entwicklung des Hörspiels ist eng mit der Geschichte von Theater und Film verbunden, zu denen es jedoch auch immer in Konkurrenz stand.


Man hat sich über das Hörspiel oft abfällig geäußert, hat es als Nebenprodukt der Massenmedienkultur bezeichnet. Allerdings ist das Hörspiel zwischen 1950 und 1960 die für diese Zeit bezeichnendste literarische Textgattung.

Der „Hörspielpreis der Kriegsblinden" wird als literarische Auszeichnung wichtig. Einschaltquoten in Millionenhöhe sind zu dieser Zeit selbstverständlich. Als in den 60er Jahren das Fernsehen weitgehend die Rolle des Rundfunks übernimmt, verliert das Hörspiel aber wesentlich an Attraktivität.

Während der NS-Zeit, nach 1933 tritt jedoch das Hörspiel unter dem Naziregime ausschließlich in den Dienst politischer Propaganda.


Das traditionelle Hörspiel


Seit 1926 gibt es Hörspiele von literarischem Rang. Die Schwierigkeit liegt darin, dass alles „hörbar" gemacht werden muss. Gesprochene Worte müssen ohne optische Unterstützung wirken. Stimmen, Geräusche und Musik unterstützen den Hörer, ohne jedoch Eigengewicht zu bekommen.

Dialoge, Monologe und auch der innere Monologe übernehmen die Aufgabe, das unsichtbare Geschehen zu realisieren.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die Hörspiele der 50er Jahre Reflexionen der Innenwelt des Menschen.

Zwei der literarisch wichtigsten Hörspiele waren von Wolfgang Borcherts - Draußen vor der Tür und von Günter Eich - Träume.


Günter Eich - Träume


Günter Eich wurde am 1. Februar 1907 in Lebus in Deutschland geboren. Nachdem er sein Ökonomie- und Sinologiestudium abgebrochen hatte, lebte er als Schriftsteller in Berlin. Nebenbei war er für verschiedene Zeitschriften journalistisch aktiv.

Eich gewann 1952 den Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1959 den Georg-Büchner-Preis und 1968 den Schiller-Gedächtnispreis.

Am 20. Dezember 1972 stirb Eich in Salzburg.


Das Hörspiel wurde erstmals 1951 ausgestrahlt. Das Hörspiel dauert 71 Minuten und beschreibt fünf verschiedene, grausame Alpträume.


Der erste Traum


Ein „Uralter“ und eine „Uralte“ wurden 40 Jahre zuvor von uniformierten Männern verhaftet und in einen fensterlosen Güterwaggon gesperrt. Dort hocken sie nun, bekommen hin und wieder von Unbekannten durch eine Klappe etwas schimmeliges Brot gereicht und rollen einem unbekannten Ziel entgegen.

Begleitet werden sie von ihrem Enkel, dessen Ehefrau und einem Kleinkind. Alle drei wurden offensichtlich während der Fahrt geboren und haben deshalb die Welt außerhalb des Zugs nie kennen gelernt, sodass sie den Erinnerungen der Alten an deren früheres, angeblich besseres Leben keinen Glauben schenken wollen, zumal ihnen die dazugehörigen Wörter nicht vertraut sind und sie deren Erzählungen deshalb kaum begreifen können.

So beschließt man, das Loch schnell wieder zu verschließen.


Der zweite Traum


Ein Mann und eine Frau verkaufen ihren sechsjährigen Sohn an eine reiche chinesische Dame, die das Kind schlachten und ausweiden lässt, um mit dessen Blut und Innereien das Leben ihres schwerkranken Ehemanns zu retten. Während des Verkaufsgesprächs stellt sich heraus, dass der Mann und die Frau jedes Jahr ein neues Kind zeugen und stolz darauf sind, bisher „nur gesunde Kindern von erstklassiger Zucht“ geliefert zu haben.

Und auch die Dame hat ihrem chronisch geschwächten Patienten nicht zum ersten Mal eine derart kannibalische Frischzellenkur verpasst.


Der dritte Traum


„Der Feind“, ein unscheinbares blindes Männlein, versetzt eine australische Kleinstadt in Angst und Schrecken. Eine glückliche Familie, deren Heim er sich mit donnernden Schritten nähert, bevor er dessen Tür krachend zersplittern lässt, um deren Eigentum in Besitz zu nehmen, kann zwar zunächst im letzten Moment ins Nachbarhaus fliehen.


Der vierte Traum


Zwei russischen Forschern auf Afrika-Expedition wird vom einheimischen Koch ihrer Trägergruppe eine geheimnisvolle Suppe aufgetischt. Nach dem Verzehr verlieren die beiden rapide das Gedächtnis. Irritiert vom ständigen Nachrichtengetrommel der Eingeborenen, deren Botschaften sie nicht entschlüsseln können, wissen sie bald nicht mehr, woher sie kommen und wohin sie wollen.

Sie kennen ihre eigenen Namen nicht mehr und glauben plötzlich, sie seien auf der Suche nach dem Glück, das jeder der beiden schließlich auf seine eigene Weise sucht: Der eine verirrt sich im Urwald, der andere legt sich zum Schlafen nieder und stirbt.


Der fünfte Traum


Eine Mutter besucht ihre angeblich glücklich verheiratete Tochter in New York, wird aber von dieser mit der Tatsache konfrontiert, dass sie selbst wie alle anderen Menschen auch, ja die ganze Stadt und der ganze Kontinent, innerlich von Termiten hohlgefressen ist und alles Leben bei der leisesten Erschütterung zu Staub zerfallen wird.


Günter Eich wird mit diesem Hörspiel zum Vorbild für viele Hörspielautoren.


Das Neue Hörspiel


Mit dem 1968 erschienen Hörspiel Fünf Mann Menschen von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker beginnt eine neue Ära beim Hörspiel: Das so genannte Neue Hörspiel ist geboren.


Es gibt regelrechte Geräusch- und Schall-, spiele. Alle technischen Möglichkeiten des Radios werden eingesetzt. Eine in sich geschlossene Handlung kommt kaum vor. Personen werden auf Stimmen reduziert, entindividualisiert, oft nur mit Ziffern oder Buchstaben benannt.


Das Neue Hörspiel will Prozesse aufdecken, durch die der moderne Mensch manipuliert wird und die ihn nicht Mensch sein lassen, sondern nur mehr eine Nummer.


Die Rolle des Autors ändert sich: Regisseur und Autor sind eins, die Arbeit am Schreibtisch und die im Studio müssen kombiniert werden.



Ernst Jandl/Friederike Mayröcker: Fünf Mann Menschen


Dieses Hörspiel dauert nur 14 Minuten, umfasst aber trotzdem 14 Szenen. Es schildert fünf gleichartige Lebensläufe von der Geburt bis zur Erschießung. Schon der Titel weist darauf hin, dass es sich nicht um Personen, sondern um fünf Typen handelt.

Die Stimmen treten in verschiedenen Erscheinungsformen auf: 5 schreiende Babies, 5 Knaben, 5 Jugendliche im Kino, 5 Jugendliche bei der Berufsberatung, 5 junge Soldaten usf.


Sprecher: Wer die Rechte nicht ehrt, ist die Linke nicht wert.


M1-M5 Position 1-5, auf Distanz, dem Richter (= dem Hörer) zugekehrt.

Richter Position 3, dicht vor dem Hörer, von diesem abgekehrt.


M5: Nun, diese kurze Zeit hätte ich auch stehen können. Aber wenn Sie durchaus wollen, setze ich mich eben hin. (Geräusch: Hinsetzen, M5)



M4: Ich wär die kurze Zeit auch gern gestanden; so aber will Ich sie sitzend verbringen. (Geräusch: Hinsetzen, M4)


Richter (sanft): Bitte setzen Sie sich hin. Sie wissen, dass ich Ihr Richter bin.


M3: Stehen hätte mir nichts ausgemacht; Sitzen macht mir auch nichts aus. (Geräusch: Hinsetzen, M3)


Richter (sanft): Bitte setzen Sie sich hin. Sie wissen, dass ich Ihr Richter bin.


M2: Wie ich gestanden bin, so will ich auch sitzen. (Geräusch: Hinsetzen, M2)


Richter (unsanft): Was kommt Ihnen in den Sinn? Sie wissen, dass ich Ihr Richter bin.


M1: Die Knie haben mir gezittert, so bin ich auf den Sitz geschlittert.


Richter (mit veränderter Stimme, die Angeklagten anherrschend): Angeklagter eins bis fünf - auf! Schuldig. Schuldig. Schuldig. Schuldig. Schuldig.

(Geräusch: Gewehrsalve aus einiger Entfernung, ohne Nachhall)


M4 (leise): bumm



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