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Inhalt: Diese Interpretation des Dialogs "Fernsehabend" von Loriot liefert tiefe Einblicke in die Abhängigkeit der Gesellschaft vom Fernsehen und dessen Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen. Sie zeigt auf, wie das Medium als Kommunikationsersatz dient und welche Konsequenzen ein Ausfall für ein Ehepaar hat. Die Analyse beleuchtet die Ironie und Kritik Loriots an der modernen Medienkultur.
Fernsehabend
Der Dialog
„Fernsehabend“ wurde 1981 von Loriot geschrieben und kritisiert
die Abhängigkeit der Menschen vom Fernseher.
Ein Ehepaar sitzt zur
gewohnten Stunde vor dem Fernseher und möchte wie sonst auch immer
Fernseh gucken, doch das Fernsehgerät ist kaputt und stattdessen
fangen sie an sich zu unterhalten. Am Anfang stellt sie eine Frage:
„Wieso geht der Fernseher denn gerade heute kaputt?“ auf diese
Frage antwortet er nur indirekt und dadurch sprechen beide aneinander
vorbei: „Die bauen die Geräte absichtlich so, daß sie schnell
kaputtgehen …“ Das Ehepaar kann sich nicht Unterhalten dies wird
durch die Pausen deutlich. Sie wissen nichts mit ihrem Abend
anzufangen da sie sich, nicht wie sonst, auf das Fernsehgerät
konzentrieren können. Sie versuchen sich es nicht anmerken zu lassen
das sie vom Fernseher abhängig sind können aber nicht ihre
Tätigkeiten (Zeile 47-55: „Es ist schon eine Un-ver-schämtheit,
was einem so Abend für Abend im Fernsehen geboten wird! Ich weiß
gar nicht, warum man sich das überhaupt noch ansieht! … Lesen
könnte man statt dessen. Kartenspielen oder ins Kino gehen … oder
ins Theater … statt dessen sitzt man da und glotzt auf dieses blöde
Fernsehprogramm!“ und Zeile 58-61: „ER: Da kann man sich
wenigstens mal unterhalten … SIE: Oder früh ins Bett gehen …“)
verwirklichen da sich ihr Alltag zu sehr am Fernseher ausrichtet
(Zeile 62 er sagt: „Ich gehe nach den Spätnachrichten der
Tagesschau ins Bett…“ darauf hin antwortet sie: „Aber der
Fernseher ist doch kaputt!“ und er antwortet: „(energisch): Ich
lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich
ins Bett zu gehen habe!“) sie schlagen zwar immer wieder vor etwas
anderes zu tun, setzen es dann aber nicht durch. Auch sieht man das
die Beziehung und die Kommunikation zwischen beiden nicht
funktioniert daran das sie sich gegenseitig beschuldigen. Zuerst
beschuldigt sie ihn und er antwortet: Zeile 21: „Nein … ich sehe
nur ganz allgemein in diese Richtung … aber du guckst hin … Du
guckst da immer hin!“ sie verneint es und als er sagt das es aber
so aussähe sagt sie: Zeile 27: „Das kann gar nicht so aussehen …
ich gucke nämlich vorbei … ich gucke absichtlich vorbei … und
wenn du ein kleines bißchen mehr auf mich achten würdest, hättest
du bemerken können, dass ich absichtlich vorbeigucke, aber du
interessierst dich ja überhaupt nicht für mich …“ darauf hin
fällt er ihr ins Wort und streitet sofort alles ab dies zeigt auch
das beide anscheinend mit der Situation vertraut sind und das es für
beide nicht neues ist. Weil beide auf den Fernseher starren gehen sie
dadurch jedem möglichem Gespräch oder Streit aus dem Weg obwohl sie
sogar vorschlägt woanders hin zu gucken (Zeile 35: „Wir können
doch einfach mal ganz woanders hin gucken“) und als sie dann
vorschlägt das man zum Beispiel nach hinten gucken könne bezieht er
sich wieder auf den Fernseher und sagt: Zeile 39: „Nach hinten? Ich
soll nach hinten sehen? … Nur weil der Fernseher kaputt ist, soll
ich nach hinten sehen? Ich laß‘ mir doch von einem Fernsehgerät
nicht vorschreiben, wo ich hinsehen soll!“
Es wird hierbei ganz
klar mit Ironie gearbeitet. Beide schlagen mehrfach vor etwas anderes
zu tun oder in eine andere Richtung zu schauen, tuen aber doch immer
noch dasselbe nämlich den kaputten Fernseher anzustarren. Durch die
vielzähligen Pausen während dem Gespräch wird deutlich das sich
das Ehepaar nicht viel zu sagen hat und das somit der Fernseher das
Bindeglied der Ehe der beiden ist, doch nun dadurch das der Fernseher
kaputt gegangen ist fehlt dieses Bindeglied und beiden wird klar,
dass sie sich nichts zu sagen haben.