Interpretation
eines dramatischen Textes:
Szene
Dom in Faust I.
von
Emely , Isabell Wendland & Chiara Rehberg
Die
Tragödie „Faust I“, von Johann Wolfgang von Goethe, gilt als
eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur. Das Werk wurde
1808 zur Zeit der Klassik veröffentlicht.
Es greift
die Geschichte des historischen Doktors Faust auf, welcher in die
junge Margarete (Gretchen) verliebt ist. In der Szene „Dom“,
sucht das Gretchen Beistand und Trost bei Gott. Ein böser Geist
redet ihr jedoch ein, nicht mehr voller Unschuld zu sein. Insgesamt
treten das Gretchen, ein böser Geist und Chor auf.
Es wird
vermutet, dass Gretchen Gewissensbisse plagen und ihr alles zu Kopf
steigt.
Gretchen
besucht den Dom, um an einem Gottesdienst teilzunehmen. Dort spricht
sie ein böser Geist an. Dieser bestätigt während des Gespräches
ihre Annahme schwanger zu sein. Zudem gibt der Geist ihr die Schuld
am Tod ihrer Mutter. Die Dramatik wird durch die Chöre noch mehr
verstärkt. Nach einiger Zeit werden dem Gretchen die Vorwürfe zu
viel, weswegen sie in Ohnmacht fällt.
In
der kurzen Szene „Dom“, sind wenige Regieanweisungen zu finden.
Am Beginn der Szene wird beschrieben, wo sich das Gretchen befindet
-„Gretchen
unter vielem Volk. Böser Geist hinter Gretchen.“
Zudem wird ein „Orgelton.“
eingespielt (nach V: 1799). Dieser verstärkt die gesamte Situation
und löst somit weitere negative Emotionen aus. Die letzte
Regieanweisung: „Sie
fällt in Ohnmacht.“
(nach V: 3834) beendet die Szene.
In
der Szene treten insgesamt drei Figuren auf. Gretchen zählt zu den
impulsivsten Hauptcharakteren der Tragödie. Während der Treffen mit
Faust änderte sich ihr Name zu Margarete. Sie verkörpert ein junges
Mädchen, welches aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammt. Wenn
es um den Protagonisten Faust geht, ist die sehr emotional und auch
verliebt. Nach dem Tod ihrer Mutter ist sie traurig und verzweifelt,
da sie sich selbst Vorwürfe macht. Zudem ist sie oft sich selbst
gegenüber kritisch (V: 2607, 3213). Gretchen zeigt jedoch auch ein
reifes Verhalten, aufgrund ihrer Taten im Haushalt. Anfangs ist sie
ein braves und nettes Mädchen, aber durch Faust verändern sich ihre
Charakterzüge ins Negative. Sie verstößt gegen heilige Regeln der
Kirche, als sie mit Faust intimer wird. Somit durchlebt sie insgesamt
eine sehr große charakteristische Wandlung. Sie stellt sich anfangs
als sehr religiös, gottesfürchtig, schüchtern, wohlerzogen,
jungfräulich und unschuldig dar. Im Verlauf des Geschehens zeigen
sich eher unvorsichtige und unentschlossene Handlungen. Eine weitere
Person in der Szene ist der böse Geist. Dieser macht sie schlecht
und versucht ihr Vorwürfe zu machen. Er gibt ihr beispielsweise die
Schuld am Tod ihrer Mutter. Durch die auftretenden Chöre verstärkt
sich die Meinung des bösen Geistes. Mit starken Worten wie
„Missetat“ versuchen sie die Gefühle des Gretchens zu
beeinflussen. Durch das relativ kurze Auftreten des Geistes und des
Chores, besteht kaum eine Beziehung zwischen Gretchen und diesen. Sie
äußern sich nur negativ, weswegen die Beziehung zwischen beiden
Seiten es kommt so rüber als würden die beiden eine nicht besonders
gute Beziehung zueinander haben. Es scheint als wisse er alles über
sie und ihre begangenen Sünden. Außerdem lässt der böse Geist das
Gretchen gar nicht zu Wort kommen und wirkt somit domminierender als
sie.
Die
Beziehung zwischen Gretchen und Faust ist die bedeutendste der ganzen
Tragödie. Die erste Begegnung auf der Straße hinterlässt
sofortige, gegenseitige Neugier und Faszination. Kurz darauf
organisiert Mephisto ein Treffen zwischen den beiden, durch das sie
sich besser kennenlernen sollen. Im ersten Moment hat Gretchen noch
Bedenken, da Faust viel älter ist als sie und vermutlich nur das
eine will. Doch durch Komplimente gehen diese Bedenken schnell
vorüber. Margarete sieht in Faust den gelehrten, erfahrenen Mann,
was sie nicht ändern kann. Insofern akzeptiert sie seine
überfrachteten Monologe als Liebesbeweis. Die beiden versuchen
trotzdem eine Beziehung zwischen einander aufzubauen, obwohl Faust
Mephisto versprochen hatte nichts mit dem Gretchen anzufangen. Durch
den Verjüngungstrank kann er dieses Versprechen nicht einhalten. Es
gibt ein weiteres Treffen zwischen den beiden in Marthens Garten.
Dort stellt sie die berühmte Gretchenfrage, wie er zur Religion
stehe. Faust hat nur den Gedanken mit ihr eine Nacht zu verbringen.
Der Schlaftrank sollte dies ermöglichen, jedoch stellte sich dieser
später als einen großen Fehler heraus. Margarete willigt ein, die
Nacht mit ihm zu verbringen, tut es allerdings nur ihm Zuliebe.
Die
Raum – und Zeitgestaltung sind deckungsgleich. Die gesamte Szene
spielt sich im Dom und zudem passieren die Handlungen zeitgleich.
Mit
Stilmitteln versucht Goethe die Situation dramatischer und
gefühlsecht darzustellen. Beispielsweise ist eine Anapher „Halb
Kinderspiele, Halb Gott im Herzen“ (V:3781
– 3782) zu finden. Desweitern befindet sich im selben Vers (V:
3782) eine Metapher. Das Herz in „Gesang
mein Herz“ (V:
3811) steht
als Symbol für die Liebe.
Ebenfalls benutzt Goethe, eine Personifikation in „Den
Atem versetzte, Gesang mein Herz“ (V:
3810 – 3811).
„Wo steht dein Kopf?“
(V: 3784) ist zudem eine rhetorische Frage.
Zu
der Szene „Dom“ gibt es verschiedene
Interpretationsmöglichkeiten. Mit dem Ausdruck „Halb
Kinderspiele, Halb Gott im Herzen!“ (V:
3781 – 3782) will der Geist eventuell andeuten, dass Gretchen von
Faust schwanger sei. Gretchen ist streng religiös und somit würde
sie ein uneheliches Kind beziehungsweise einen „Bastard“ gebären.
Früher hat sie jedoch gegenüber anderen ebenfalls abweisend
reagiert, wenn diese ein uneheliches Kind bekommen haben. Dies tut
sie nun nicht mehr, da sie dieselbe Sünde begannen hat. Zudem fragt
der böse Geist „Wo
steht dein Kopf?“
(V: 3784). Damit will er vermutlich ausdrücken, wie naiv sie war und
dass sie nicht nachgedacht hat. Gegenüber anderen ist sie streng
religiös und urteilt über andere, die Fehler machen. Sie selbst hat
nun aber auch nicht nachgedacht und muss mit Konsequenzen leben. Sie
hat sich zu sehr von der Liebe zu Faust blenden lassen, ohne über
die Folgen nachzudenken. Mit „Welche
Missetat?“
(V: 3786) meint der Geist wohlmöglich, dass Gretchen am Tod ihrer
Mutter schuld sei. Sie war naiv und hat sich auf Faust eingelassen.
Um mehr Zeit mit Faust verbringen zu können, gibt sie ihrer Mutter
den Schlaftrank. Sie wusste zwar nicht, dass dieser tödlich war,
jedoch wäre das ganze nicht passiert, wenn sie sich nicht auf Faust
eingelassen hätte. Deswegen hat sie im Auge des Geistes eine
Mitschuld am Tod ihrer Mutter und auch an dem ihres Bruders, denn
dieser wollte sie lediglich vor Faust beschützen. Beide hat sie
somit aufgrund ihrer Liebe zu Faust verloren. In den darauffolgenden
Versen „Weh!
Weh! Wär ich der Gedanken los, Die mir herüber und hinüber gehen
Wider mich!“ (V:
3794 – 3797) macht Gretchen sich selbst Vorwürfe. Für das was sie
getan hat schämt sie sich. Außerdem kann sie sich nicht über das
Kind freuen. Gretchen kann nicht aufhören über das Geschehene
nachzudenken und langsam wird ihr bewusst, was für einen großen
Fehler sie, in Hinsicht auf ihre Religion, begannen hat. Gretchen
redet außerdem über die Wirkung der Orgel „Wär
ich hier weg! Mir ist, als ob die Orgel mir Den Atem versetzte,
Gesang mein Herz Im Tiefsten löste.“ (V:
3808 – 3812). Der böse Geist und die Chöre machen ihr viele
Vorwürfe. Daher fühlt sie sich selbst immer schlechter und gibt
sich selbst auch die Schuld. Durch den etwas später einsetzenden
Orgelton wird die ganze Situation dramatisiert und sie fühlt sich
wohlmöglich umso schlechter. Sie würde am liebsten vor ihren
Problemen und dem Geist weglaufen. Die ganze Tat wird ihr immer
bewusster, je mehr Figuren oder andere Gegenstände dies bestätigen
und sie darüber nachdenkt. Mit dem letzten Vers der Szene soll
vermutlich der Grund des Todes ihrer Mutter verdeutlicht werden. Da
ihr diese ganzen Vorwürfe, beispielsweise das uneheliche Kind oder
die Schuld am Tod ihrer Mutter und ihres Bruders, zu viel werden,
fällt sie nach „Nachbarin!
Euer Fläschchen!“ (V:
3834) in Ohnmacht. Damit endet die Szene „Dom“.
Zusammenfassend
kann gesagt werden, dass sich die Szene „Dom“ mit den Problemen
des Gretchens auseinandersetzt. Der Geist und die Chöre geben ihr
die Schuld am Tod ihrer Mutter und an dem ihres Bruders. Zudem bringt
sie nun trotz ihres strengen religiösen Glaubens, ein uneheliches
Kind (Bastard) von einem älteren Mann auf die Welt. Durch den Chor
und den Orgelton wird die Meinung des bösen Geistes verstärkt.
Alles wirkt viel intensiver und negativer, weswegen Gretchen dem
bösen Geist immer mehr vertraut. Sie macht sich selbst ebenfalls
Vorwürfe und schämt sich. Da ihr die Situation zu viel wird und sie
nicht weiß, was sie machen soll, fällt sie schlussendlich in
Ohnmacht.
Die
am Anfang aufgestellte Hypothese hat sich durch die Versen 3794 –
3797, 3808 – 3812 und aufgrund der Ohnmacht am Ende der Szene
bestätigt. Sie bereut immer mehr ihre Tat und widert sich vor sich
selbst. Die Schuldgefühle werden zum Ende hin immer größer und
steigen ihr zu Kopf, weswegen sie in Ohnmacht fällt.
Vermutlich
wird sich das Gretchen noch längere Zeit schuldig aufgrund der Toten
und der Schwangerschaft fühlen. Doch wie wird Faust auf die
Schwangerschaft des jungen Gretchens reagieren und wird er an ihrer
Seite stehen?