Faust – Szene: Trüber Tag
Analyse der Textstellen
Inhaltsverzeichnis
1) Analyse der Gesprächssituation. 1
a) Fausts Vorwürfe gegen Mephisto. 1
b) Mephistos Reaktion darauf 1
2) Zeigen Sie sämtliche rück- und
vorverweisende Textstellen in dieser Szene auf. 2
3) Inwiefern zeichnet sich diese Szene in der
Stilistik des Sturm und Drang aus? 3
In
dieser Szene macht Faust Mephisto für all das Unglück verantwortlich, das ihm
und vor allem Gretchen widerfahren ist. Zu Anfang beanstandet Faust, dass
Mephisto ihm im Unklaren über Gretchens Schicksal gelassen hat (vgl. S.145,
„[…]und das hast du mir verheimlicht!“). Er wettert gegen ihn und bejammert ihr
Los.
Faust
attackiert das Verhalten des Teufels. Ihm selbst sei das Schicksal dieser einen
Unschuldigen zuwider, während er, Mephisto, über die Vorhersehung tausender nur
grinse (vgl. S.146, „[…]- du grinsest gelassen über das Schicksal von Tausenden
hin!“). Er verdammt ihn zu seiner „Lieblingsbildung“ der Schlange. Faust
spricht den einst beschworenen Erdgeist an (vgl. S.146, „Großer herrlicher
Geist, der du mir zu erscheinen würdigst[…]“). Er fordert Erklärung für seine
schändliche Lebenswandel, die der Teufel höchstpersönlich herbeigeführt hat. Er
erträgt Faxen und Betragen nicht (vgl. S.146, „[…], der sich am Schaden weidet
und am Verderben sich letzt“).
Zunächst
reagiert Mephisto selbstverständlich auf die von Faust beschriebene Situation
(vgl. S.146. „Sie ist die Erste nicht.“). Also Faust ihn daraufhin weiter
beschuldigt wird der Teufel deutlicher. Er führt Dr. Faustus seine eigenen
Handlungen vor Augen. Denn wer dem Pakt mit dem Teufel nicht standhalte, der
solle ihn auch nicht eingehen (vgl. S.146, „Willst fliegen und bist vorm
Schwindel nicht sicher?“). Auf weitere Vorbehalte Fausts wirkt Mephisto
genervt (vgl. S.146, „Endigst du?“).
Er
weist nun alle Anschuldigungen von sich. Er selbst sei nur das ausführende
Organ für die Absichten und den Willen Fausts (vgl. S.147, „Ich kann die Bande
des Rächers nicht lösen, seine Riegel nicht öffnen. […] Wer war’s, der sie ins
Verderben stürzte? Ich oder du?“). Schließlich ist Mephisto bereit, Faust zu
Gretchen zu führen (vgl. S.147, „Ich führe dich […].“). Jedoch nicht ohne ihn
vorher eindringlich gewarnt zu haben, denn der Doktor hat eine Blutschuld an
Gretchens Bruder getan (vgl. S.147, „[…], noch liegt auf er Stadt Blutschuld
von deiner Hand.“).
S.145
·
„Als
Missetäterin im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt […]“
è Gretchen sitzt im
Kerker und erleidet schreckliche Qualen (Szene Kerker S.148)
S.146
·
„Wandle
ihn, du unendlicher Geist!“
è Rückblick auf die
Geisterbeschwörung Fausts (Szene Nacht S.21)
·
„Wandle
den Wurm wieder in seine Hundsgestalt […]“
è Rückblick: Mephisto
tritt Faust zu Anfang in Hundegestalt gegenüber (Szenen Vor dem Tor S.40,
Studierzimmer S.41)
·
„Warum
machst du Gemeinschaft mit uns, wenn du sie nicht durchführen kannst?“
è Rückblick auf die
Paktschließung zwischen Faust und Mephisto (Szene Studierzimmer S.51)
S.147
·
„Wer
war’s, der sie ins Verderben stürzte?“
è Rückblick auf die
Liebesbeziehung zwischen Faust und Gretchen und der Schwangerschaft Gretchens
(Szenen Marthens Garten S.113, Am Brunnen S.117)
è Vorschau auf die
Erzählung der Ermordung ihres Kindes (Szene Kerker S.148)
è Vorschau auf den Tod
Gretchen (Szene Kerker S.148)
·
„Wisse,
noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand“
è Rückblick auf die
Ermordung Valentins durch Faust (Szene Nacht S.120)
·
„Des
Türners Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der Schlüssel und führe sie
heraus mit Menschenhand!“
è Vorschau auf die
versuchte Befreiung Gretchens durch Faust (Szene Kerker S.148)
Stilistische
Merkmale dieser Epoche sind vor allem Metaphern, Chiasmen und viele
Ausrufezeichen. Besonders Metaphern und Ausrufezeichen, also Ausdruck der
Gefühlsbetonung, sind in dieser Szene vorhanden.
Metaphern:
·
„Wälze
die teuflischen Augen […] im Kopf herum!“
·
„Wandle
den Wurm wieder in seine Hundsgestalt […]“
·
„Den
unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern […]“
Ausrufezeichen:
·
„Im
Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen!“
·
„Hund!
Abscheuliches Untier!“
·
„Rette
Sie! Oder weh dir! Den grässlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende!“
Weitere
äußere Merkmale sind unter anderem, dass dieser Teil im Prosastil geschrieben
ist, und nicht in der, vom Rest der Tragödie vorgegebenen, Regelpoetik. Inhaltlich
ist diese Szene stellvertretend für den Sturm und Drang. Faust als Genie und
Liebender rennt kompromisslos gegen die Wirklichkeit und Wahrheit an.