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Interpretation
Deutsch

OHM-Gymnasium Erlangen

2020

Georg E. ©
2.00

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ID# 102904







Szenenanalyse Faust (V.1544-1670 + V.1699-1702)


Jeder wurde schon mal angelogen, veräppelt oder ausgenutzt, weshalb man immer achtsam sein sollte, mit wem man sich auf etwas einlässt und entweder einen schriftlichen Vertrag unterzeichnet oder eine mündliche Abmachung eingeht. Das Problem dabei ist, dass man sich nie sicher sein kann, wem man Vertrauen kann und wem nicht, ob es sich um eine faire Vereinbarung handelt oder ob der andere einen nur reinlegen will.

Zur Zeit der Aufklärung wird eben auch genau dieser Aspekt vom bedeutendsten deutschen Schriftsteller Johann Wolfgang Goethe aufgefasst, welcher im Jahre 1808 den ersten Teil eines seiner wichtigsten Werke, „Faust“, verfasste.


In diesem Drama wird die Zerrissenheit eines nach Erkenntnis strebenden Wissenschaftlers (Faust) im Rahmen eines Pakts mit dem Teufel deutlich gemacht. In Fausts Drang nach ganzheitlicher Erkenntnis spiegelt sich ein Menschenbild, welches erst im Streben zu seiner Erfüllung gelangt und das ohne diese Streben verkümmert.

Die Szene „Studierzimmer 2“ ist eine Schlüsselszene und entscheidend für die Entfaltung des zentralen Konflikts im Drama, wobei die Grundlage für die späteren, zum Teil tragischen Ereignisse, wie beispielsweise die Gretchentragödie, gelegt wird.

Die zu analysierende Szene heißt „Studierzimmer 2“, ist die siebte Szene aus „Faust, der Tragödie erster Teil“ und beginnt mit vielen Beschwerden von Faust über seine nicht erfüllten Wünsche und sein laut ihm vergebliches Leben (V.1544-1570), woraufhin der Teufel, Mephistopheles, meint, dass der Tod trotzdem nicht die Lösung sei (V.1572).

Laut Faust ist derjenige glücklich, der etwas erreicht hat, die Liebe erfahren hat oder mystische Erfahrungen gemacht hat (V.1573-1578). Mephisto wirft ihm vor, dass er die Möglichkeit hatte Selbstmord zu begehen, diesen aber nicht richtig ausgeführt hat (V.1579f).

Faust nimmt den Vertrag an und meint, dass ihm das Jenseits ziemlich egal und nur diese Welt für ihn von Bedeutung ist (V.1660-1670).

Im Verlauf des Auszugs lassen sich unterschiedliche Gesprächsanteile erkennen. Zu Beginn der Szene hat Faust einen sehr langen Redeanteil, mit dem seine völlige Unzufriedenheit über sein bisheriges Leben unterstrichen werden soll (V.1544-1571). Mephisto antwortet meist mit nur ein, zwei Sätzen, mit denen er versucht Faust zu beeinflussen (V.1572, 1579f, 1582, 1650), das heißt Faust dominiert größtenteils das Gespräch mit höheren Redeanteilen, wird aber immer wieder von Mephistos Einwürfen gelenkt (V.1572, 1579f, 1582, 1650).

Jedoch hat Mephisto am Ende des zu analysierenden Ausschnitts einen längeren Monolog, in dem er dominant auftritt (V.1627-1648), nachdem der unsichtbare Geisterchor plötzlich auftritt und sagt, dass Faust alles zunichtemacht (V.1607-1626). Mephisto erwartet, dass Faust seine Anweisung aus dem Monolog beachtet und bietet sich ihm als „Diener“ und „Knecht“ (V.1648) an, wodurch er unterwürfig oder untergeordnet scheint.

Dass dies jedoch nicht der Fall ist, zeigt sich spätestens durch die Aussage „Dazu hast du noch eine lange Frist“ (V.1650) und die darauf folgenden Aussagen (V.1656-1659), indem er Hintergedanken und taktisches Vorgehen besitzt und damit schließlich Faust vom Pakt mit ungleichen Bedingungen überzeugt.

Die alltäglichen Beschwerlichkeiten werden mit dem einprägsamen Parallelismus â€žDer selbst die Ahnung jeder Lust/ Mit eigensinnigem Krittel mindert,/ Die Schöpfung meiner regen Brust/ Mit tausend Lebensfratzen hindert“ (V. 1558-1561). Die parallel aufgebauten Satzglieder sind durch Enjambements miteinander verbunden.

Faust sagt damit aus, dass seine Tage voll mit kleinen Mäkeln („Krittel“) sind und sich überwiegend um alltägliche Banalitäten („Lebensfratzen“) drehen. Mit der Enumeration „Bin ich dein Diener, bin ich dein Knecht“ (V.1648) strebt Mephisto eine Betonung und Hervorhebung dessen an, was er alles für Faust tun würde.


Bei Betrachtung der Szene hinsichtlich ihrer Bedeutung für heutige Probleme lässt sich abschließend sagen, dass das Problem in der Szene „Studierzimmer 2“ auch heute noch aktuell ist, da es nach wie vor Manipulationen bei Verträgen gibt und solche, die ungleiche Bedingungen enthalten wie in diesem Ausschnitt des Dramas.



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