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Erörterung
Deutsch

Nelson Mandela School Berlin

13. Klasse / Q3

Sylvia S. ©
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ID# 76474







, 23.11.17, Deutsch GK

Fake Reality bei Berlin Tag und Nacht & Co.

Ihr kennt es bestimmt auch: man hatte einen anstrengend Tag, wurde den ganzen Tag mit Wissen in der Schule vollgestopft und kommt nach Hause und liest kein Buch, auch keine Zeitung und schaut auch keine Doku. Man schaltet den Fernseher an und guckt sich so etwas wie „Berlin Tag und Nacht“ oder „Familien im Brennpunkt“ an.

Anspruchsvolles Fernsehen ist da einfach nicht mehr drin.

Ich denke ich lüge nicht wenn ich sage, dass wir es alle etwas peinlich finden, solche Programme freiwillig anzuschauen.

Diese „Reality Sendungen“ werden auf Privatsendern ausgestrahlt und tun so als würden sie Ausschnitte normaler Menschen und normaler Familien in der Realität zeigen. Jedoch ist alles geschauspielert und frei erfunden. Die Schauspieler handeln auf Grund eines geschriebenen Drehbuchs und trotzdem soll es so wirken als wäre alles echt.

Die Zuschauer können kaum noch zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Die Handlung soll echt und dokumentarisch wirken. Dies erzeugen die Regisseure durch eine wackelige Handkamera-Aufnahme, echt wirkende Drehorte und eine bei weitem dramatisierte Handlung die aber wirken soll, als würden sich solche Dinge täglich genau so in der Nachbarschaft abspielen.

Der Zuschauer soll den Eindruck haben eine wahre Begebenheit mitzuerleben, die gerade von der Kamera beobachtet und mitgeschnitten wird. Das alles gibt dem Ganzen den „Wirklichkeitsbonus“. Dahinter steckt jedoch etwas ganz anderes.

Der Begriff für diese Pseudo-Dokumentation lautet Scripted Reality. Schauspieler spielen Szenen und stellen damit eine erfundene Realität dar, die bei uns zuhause im Fernseher läuft.

In dem Zeitungsartikel „ Scripted Reality ist nicht genug gekennzeichnet“, von Dominik Drozdowski und Jo Groebel, veröffentlicht am 11.07.2011 in dem Focus Online Magazin, erklärt Goebel, dass Scripted Reality schon vor der Einführung der Privatsenders existiert hat.

Das erste Beispiel dafür wäre Aktenzeichen XY, eine Krimiserie wo bereits Szenen inszeniert wurden und Tatenhergänge auf hochdramatisierter Weise dargestellt werden, wie sie sich so nicht abgespielt haben. Trotzdem läuft diese Sendung schon seit Jahrzenten, genau wie das Format der Scripted Reality schon seit Jahrzenten existiert.

Die extreme Dramatisierung der Handlung und die dokumentarische Darstellung von Alltagsthemen weckt das Interesse der Zuschauer und ruft sogar einen leichten Nervenkitzel hervor, beim Gucken solch einer Sendung.

Groebel erklärt, “ dass es nicht im Interesse des Zuschauers ist, sich am Werktag nachmittags wertvolle Dokumentationen anzusehen, das ist schlicht und einfach Emotions-und Kick- Fernsehen. Das steht moralisch nicht auf der höchsten vorstellbaren Stufe, das ist aber auch nicht Aufklärungsfernsehen, sondern eine Mischung aus fiktivem Inhalt, der sich so hätte abgespielt haben können mit einer ordentlichen Portion Nervenkitzel.“

Bei dem Zuschauer erzeugt das ein erhebendes Gefühl und es kommt ein Gefühl von Erleichterung auf, dass man selbst nicht so erbärmlich lebt und nicht so ist wie die dargestellten Personen.

Eine in 2012 veröffentlichte Studie vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest zum Thema „Nutzung von Scripted Reality Formaten“ zeigt, dass 50% der 12-13 Jährigen regelmäßig „Familien im Brennpunkt“ schauen, der Konsum jedoch je älter man wird immer weiter zurückgeht.

Bei den 18- 19 Jährigen sind es nur noch 25%, jedoch gucken 36% der 18-19 Jährigen „Berlin Tag und Nacht“.

Aber wer fällt wirklich auf die dargestellte „Fake Reality“ rein? Wer versteht den Unterschied im Fernsehen von dem was Realität ist und was geschauspielert wird? Fakt ist: die Fernsehproduktionen probieren durch eine dokumentarisch-wirkende Aufnahme und durch das Darstellen von Alltagsszenen ihren Inhalt wie Realität erscheinen zu lassen, so als würden sich diese Szenen täglich in vielen Haushalten in unserer Nachbarschaft abspielen.

Jedoch denkt keiner der 17-18 Jährigen mehr, dass Familien im normalen Alltag gefilmt werden.

Ganz offensichtlich wird im Fernsehen „Scripted Reality“ viel zu schlecht gekennzeichnet und für den Zuschauer nicht unbedingt wahrnehmbar. So weiß der Zuschauer nicht ob es sich hierbei tatsächlich um die Realität oder um geschauspielerte Szenen handelt. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verläuft immer verschwommener und ist für uns immer schlechter erkennbar.

Das Fernsehen beeinflusst also viele von uns so weit, dass wir das Dargestellte als echt empfinden und denken, dass dies die Wirklichkeit sei und wir nehmen die „Realität“ die wir so vermittelt kriegen, welche sie jedoch nicht ist, als Realität wahr.

Somit entsteht bei den Menschen eine ganz falsche Wahrnehmung der Realität des Lebens und der eigentlichen Wahrheit und Wirklichkeit und es kommt dazu, dass wir in einer „Fake Reality“ leben.

Zum Beispiel sind vielleicht manche Zuschauer der Überzeugung sie würden sich etwas Gutes tun beim Gucken solcher Sendungen, weil sie sich über die momentane Situation deutscher Haushalte oder der Verbrechen mit denen sich die Polizei auseinandersetzten muss, informieren.

Das ist ja soweit noch nicht weiter schlimm für die Gesellschaft, jedoch kann diese „Fake Reality“ uns sogar noch weiter beeinflussen, sodass wesentlich gravierendere Konsequenzen auftauchen.

Ein folgendes Beispiel wäre, dass wenn „Auf Streife“ behauptet, dass die meisten Verbrechen durch Flüchtlinge und Ausländer erfolgen, die Zuschauer dies glauben könnten, wenn sie nicht nachvollziehen können, dass das Gezeigte nicht wahrheitsgemäß ist und da sie „Auf Streife“ als realitätszeigende und dokumentarische Sendung ansehen.

Das wäre in diesem Fall sogar als politische Manipulation zu bezeichnen.

Da viele Zuschauer beim Gucken dieser Sendungen nicht wissen, dass alles geschauspielert und die Handlungen aus einem Drehbuch stammen, statt der Realität entsprechen und Menschen sogar unbewusst beeinflusst oder sogar manipuliert werden können, wäre es notwendig solche Serien deutlicher zu kennzeichnen, d.h. so, dass niemand mehr denkt, dass es der Realität entspricht.

Somit können diese Sendungen noch zum Vergnügen der Leute existieren, jedoch nicht länger zum Verhängnis der Realität werden.
Was sagt ihr dazu? Wer von euch schaut so etwas regelmäßig und dachten manche von euch auch schon mal, dass das Dargestellte echt ist? Eure Meinung würde mich interessieren, schreibt mir einfach.



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