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Erziehungswissenschaf­t

Technische Universität Dortmund

2012

Cornelia S. ©
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ID# 25171







; Fr. Paulsen: „Aufklärung und Aufklärungspädagogik“ in „Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik“ herausgegeben von W. Rhein, 2. Auflage, 1. Band

Seite 305;

Aufklärung und Aufklärungspädagogik


1. Allgemeine Charakteristik des Zeitalters der Aufklärung

Einführung

Das Zeitalter der Aufklärung wird als „das Zeitalter der größten und erfolgreichsten Reformbestrebungen im Gebiet der Erziehung und des Schulwesens“ beschrieben.

Seite 305;

Zeitfenster der Aufklärung

Das Zeitalter der Aufklärung lässt sich in etwa vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Jahre 1790 einordnen.

Seite 305;

Allgemeine Formel der Aufklärung

Man kann die Aufklärung als „das Zeitalter der friedlichen und allgemein anerkannten Herrschaft der Vernunft, das auf ihren langen, siegreich bestandenen Kampf mit dem Überlieferten und den es schützenden Autoritäten folgte“, benennen.

Seite 306;

Die Weltanschauung der Aufklärung

Die natürliche Theologie, die die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu beweisen versucht, ist Hauptbestandteil der Weltanschauung der Aufklärung.

Dabei spielt die Vernunft, die Gott als „schaffende, erhaltende, regierende Weltvernunft“ erkennt, stets eine übergeordnete Rolle.

Der Leitgedanke in der Geschichte der Menschen wird als „die Erziehung des Menschen zum Vernunftwesen, zum Bilde der göttlichen Allvernunft“ dargestellt.

Seite 306-307;

Kunst und Dichtung im Zeitalter der Aufklärung

Die Dichter dieses Zeitalters bringen Vernunft, Moral und natürliche Theologie in ihre Werke ein, ebenso wie die bildenden Künstler vor allem Tugenden in ihren Arbeiten darstellen, um die Menschen zum Nachdenken zu animieren und ihnen die Dinge verständlicher zu machen.

Seite 307;

Denkweise der Aufklärung

Die Denkweise der Aufklärung besteht in dem Glauben „an die Allmacht und Allwirksamkeit der Vernunft, [in dem] sie die Rationalisierung der Wirklichkeit [unternimmt].“

Es wird davon ausgegangen, dass alle Menschen von Natur aus gleich sind.

Weiterhin wird gesagt, dass der Zwang zur Konfessionalität der Vernunft widerspreche, dass aber ein geringer Zwang zur Niederlegung des Aberglaubens legitim sei.

Seite 307;

Nationale Unterschiede

Durch die fortschreitende Bildung verschwinden nationale Unterschiede und „die Identität der rationalen Natur [tritt hervor]“.

Dort, wo es Bildung und Vernunft gibt, erkennen die Menschen, dass sie alle gleich sind. Darin liegt auch der Ursprung des ewigen Friedens, woraus sich ableiten lässt, dass der Krieg der gesunden Vernunft widerspricht.

Seite 308;

Gesellschaftliche Unterschiede

Alle Menschen sind von Natur aus gleich und die Vernunft will die sozialen Unterschiede zwischen ihnen beseitigen.

Weiterhin sind alle Menschen von Geburt an frei und besitzen die selben Rechte. Unter Freiheit wird verstanden, dass kein Mensch eines anderen Untertan ist, sondern dass alle ausschließlich dem Gesetz in gleicher Weise untertan sind. Gleichheit bedeutet, dass kein Mensch mit Privilegien ausgestattet ist.

Seite 308;

Durchführung dieser Gedanken

Die vielen Territorien werden zu einem einheitlichen Staatsganzen mit einheitlicher Verwaltung, einheitlichem Recht und einheitlicher Staatsgewalt, repräsentiert durch den Fürsten, zusammengeschlossen. Zudem werden sämtliche Privilegien und die Leibeigenschaft aufgehoben.

Seite 309;


2. Die Pädagogischen Ansichten und Bestrebungen der Aufklärung


Rousseaus Ansichten

Es herrscht ein allgemeiner Drang, Erziehung und Unterricht zu verbessern, denn allen Menschen ist die Vernunft angeboren und somit können alle vernünftig, tugendhaft und glücklich werden.

Rousseau, der erste große Gesellschaftskritiker der Neuzeit, ist der Meinung, dass es nicht an der Natur liegt, wenn Menschen in Armut oder ähnliche Missstände geraten, sondern dass sie selbst und die Gesellschaft dafür verantwortlich sind, da alle Menschen von Natur aus gut sind.

Es liegt also an ihnen selbst und an ihrem gesellschaftlichen Umfeld, was aus ihnen wird.

Seite 310;

Die Ansichten von Rousseaus Zeitgenossen

Rousseaus Zeitgenossen, wie beispielsweise Robespierre, Fichte, Basedow oder Pestalozzi, glaubten auch an die Natur und waren davon überzeugt, dass man durch bessere Einrichtungen und eine bessere Erziehung die gesamte Menschheit verbessern könne.

Seite 310;

Verbesserter Unterricht

Die Menschen benötigen lediglich Vorbilder, die ihnen das Richtige zeigen, dann werden sie dies auch tun, denn „es liegt in dem eigensten Interesse eines jeden, vernünftig und tugendhaft zu leben.“

Nur durch falsche Ansichten werden die Menschen dazu verleitet, falsche Wege zu gehen.

Seite 310;

Die alte Schule vor der Aufklärung

Der Unterricht, der vor dem Zeitalter der Aufklärung stattfand, zielte nicht auf die Entwicklung des Verstandes und des Urteils ab, sondern beschränkte sich lediglich auf Übungen für das Gedächtnis, wie beispielsweise das Auswendiglernen. Zudem mussten die Schüler körperliche Strafen erfahren und das Resultat daraus waren Dummheit und Abscheu vor dem Lernen.

Seite 310


Seite 311;


Die Überzeugung der Reformpädagogen

Die Reformpädagogen sind der Meinung, dass die Schulen nicht in der Lage sind, den Geist der Kinder zu fördern.

Basedow klagt ebenfalls die Schulen an, den Geist der Schüler zu lähmen und somit deren Gehirnen zu schaden.

Seite 311;

Aufklärungspädagogik

Die Aufklärungspädagogik will deshalb eine „Anleitung zu lebendiger Erkenntnis der Wirklichkeit, die, in unmittelbarer Berührung mit den Dingen selbst gewonnen, zur Auffassung und Beherrschung der umgebenden Welt dient, geben.“

Seite 312;

Pestalozzi

Der erste Punkt der Reformpädagogik liegt darin, dass „aller Unterricht, um naturgemäß zu sein, von der Anschauung ausgehen [müsse].“

Pestalozzis Verdienst liegt darin begründet, dass er eine allgemein gültige Methode erfand, „durch die Natur selbst die Entwicklung der Intelligenz bewirken zu lassen.“

Seite 312-313;

Veränderung der Erziehung

„Der natürlichen Methode des Unterrichts entspricht die naturgemäße Erziehung des Willens.“ Wohingegen bei der herkömmlichen Erziehung der Willen der Kinder durch Zwang und Strafen geformt wurde.

Dieses Vorgehen habe Rousseaus Ansicht zufolge jedoch lediglich äußereUnterwerfung, doch niemals die „innere Formung des Willens“ zum Ziel.Eine naturgemäße Erziehung ist davon überzeugt, dass Bildung nur von innen kommen kann und Bestrafung und Zwang somit ausgeschlossen sind.

Die Aufgabe, die jeder Mensch zu bewältigen hat, besteht darin, eigene Erfahrungen mit den Mitmenschen sowie mit der Natur der Dinge zu machen und sich ihnen anzupassen.Die Erziehung kann ihm dabei insofern behilflich sein, dass ihm ein bestimmter Weg vorgegebenen wird und er Anerkennung, Auszeichnung und Ehre erfährt, was zu den Leitmotiven der Aufklärungspädagogik gehört.




Seite 313-314;

Resümee

Üblicherweise wird der Aufklärung vorgeworfen, sie sei negativ und dem geistig-geschichtlichem Leben gegenüber verständnislos.

Betrachtet man die Aufklärung jedoch vor dem geschichtlichen Hintergrund, kann man sagen, dass sie „in ihrem einseitigen Rationalismus [ .] die Rolle des überlegenden, erfindenden, nach Absichten und Plänen arbeitenden Verstandes [überschätzt].“

Der Autor ist der Meinung, dass „der Vernunft die Erfindung der vollkommenen Staatsverfassung oder der reinen, allgemeinen und notwendigen Natur- oder Vernunftreligion gelingen werde.“

Seite 314;

Würdigung

Der Autor betont, dass die Aufklärung stets um Wahrheit bemüht war und nach dem Wahren und Guten gestrebt hat.



3. Die Aufklärung als allgemeine Entwicklungsstufe im Leben des einzelnen und der Völker


Die Entwicklung des Menschen unter ungünstigen Umständen

Der Mensch kommt als unmündiges Wesen zur Welt und wird mit dem Eintritt der Pubertät dann immer selbstständiger. Es formt sich ein eigener Wille und der Jugendliche verspürt den Drang, sein Leben selbstständig zu führen. An dieser Stelle wäre es ein Fehler des Erziehers, Zwang auszuüben, um sich diesem Drang entgegenzusetzen.

Der Jugendliche entdeckt nun, dass Dinge existieren, von denen er nichts wusste, weil sie ihm vorenthalten wurden. Somit beginnt er zu zweifeln und Dinge zu kritisieren.

Seine Denkweise nimmt eine Richtung von „allgemeine[m] Räsonnieren und Negieren“ ein und so „geht die Aufklärung in den Nihilismus über“, der als schwerste Krise des Lebens bezeichnet wird.

Seite 315;

Die Entwicklung des Menschen unter günstigen Umständen

Unter positiven Bedingungen nimmt die Entwicklung eine andere Richtung. Aus dem Zweifel entwickelt sich der männliche Drang, die Wahrheit zu suchen und durch den Glauben an die Kraft des Denkens verschwindet der Zweifel allmählich. Somit entsteht der Wille, „durch rechtschaffene Arbeit dem Guten und Vernünftigen in der Welt Raum zu schaffen.“

Seite 315- 316;


Die Entwicklungsgeschichte der griechischen Völker

Auch ein Volk lebt wie unter einer fremden Autorität und sieht die Religion als „Grundform seines ganzen Lebens.“

Im sechsten Jahrhundert beginnen die Griechen über ihr Leben und die gesamte Welt nachzudenken und „der griechische Geist erwacht zur Mündigkeit und zum Gefühl der Selbstverantwortlichkeit für seine Gedanken.“

Seite 316;

Die Entwicklung der modernen Völker

Im 15. Jahrhundert breitet sich der Trieb des selbstständigen Denkens zunächst in Italien aus.

Der Humanismus gilt als die erste Phase der Aufklärung.

Im 16. Jahrhundert beginnt im Norden die Reformation, bei der es um die Freiheit des religiösen Lebens geht.

Zweihundert Jahre später erhebt sich die Aufklärung erneut, wobei in Frankreich „die schärfste Zuspitzung zur Negation“ herrscht, wohingegen in Deutschland Religion und Kirche nicht zerstört werden sollen, sondern diese sowie auch öffentliche Einrichtungen auf Vernunft gegründet werden sollen.

Seite 316;

Aufklärung als nicht abgeschlossener Prozess

Die neue Phase der Entwicklungskrise der Aufklärung wurde durch die wirtschaftliche Entwicklung zur Zeit des Kapitalismus hervorgerufen. Hinzu kommt auch der Einfluss der Volksschule, die erst durch die Aufklärung eingeführt wurde.

„Die volle Aufklärung, das zu Ende denken, ist allein im stande, die Entwicklungskrankheit des Zweifels und der Negation zu einem glücklichen Ausgang zu führen.“

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Der Text ist in die drei Teile „Allgemeine Charakteristik des Zeitalters der Aufklärung“, „Die pädagogischen Ansichten und Bestrebungen der Aufklärung“ und „Die Aufklärung als allgemeine Entwicklungsstufe im Leben des einzelnen und der Völker“ unterteilt worden.


Im ersten Teil werden allgemeine Merkmale der Aufklärung wie beispielsweise die Weltanschauung, die Denkweise sowie nationale und gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Menschen genannt. Ein zentraler Aspekt dabei ist, dass die Aufklärung den Gedanken, alle Menschen seien von Natur aus gleich und frei, in die Tat umzusetzen versucht.

Zudem wird gesagt, dass sich die Intelligenz der Kinder durch die Natur enwickele. Somit wird auch Kritik an den Schulen vor dem Zeitalter der Aufklärung deutlich, wo Druck und Strafen an der Tagesordnung lagen.

Im dritten Abschnitt des Textes wird die Entwicklung der Menschen angeführt und sowohl unter günstigen als auch unter ungünstigen Bedingungen betrachtet. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass der Prozess der Aufklärung noch nicht abgeschlossen ist.


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