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Seminararbeit / Hausarbeit

Essstö­rungen bei Kindern und Jugend­li­chen: Pro-Ana und Pro-Mia Foren

2.098 Wörter / ~9 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Charlotte B. im Nov. 2017
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Seminararbeit
Erziehungswissenschaf­t

Universität, Schule

Universität Potsdam

Note, Lehrer, Jahr

keine Note, S. Wachs, 2017

Autor / Copyright
Charlotte B. ©
Metadaten
Preis 4.80
Format: pdf
Größe: 0.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 69047







Universität Potsdam

Institut für Erziehungswissenschaften

Modul 6: Kinder und Jugendliche im Netz

Dr. Sebastian Wachs

Sommersemester 2017


Pro-Ana und Pro-Mia


Wo lauern die Gefahren für Kinder und Jugendliche?


Ist hier Prävention der Intervention vorzuziehen?


Lina

Matrikel-Nr.:

Master of Education

Lehramt LSIP

1. Fach: Wirtschaft-Arbeit-Technik (2)

2. Fach: Mathematik (2)

Gliederung


1 Einleitung………………………………………………………………1

2 Krankheitsbild „Essstörung“………………………………………1

2.1 Anorexia nervosa………………………………………………1

2.2 Bulimia nervosa………………………………………… ……2

3 Gruppen und Foren zu selbstverletzendem Verhalten…….… 2

3.1 Selbstverletzendes Verhalten…………………………………3

3.2 Pro-Ana und Pro-Mia………………………………………….3

3.2.1 Inhalte……………………………………………………3

3.2.2 Gefahren……… ……………………………………….4

4 Präventions- und Interventionsmaßnahmen…………………….5

5 Fazit…………………………………………………………………… 6

6 Literatur…………………………………………………………………6


1 Einleitung

Im Rahmen des Seminar `Kinder und Jugendliche im Netz – Aktuelle Erkenntnisse und Handlungsansätze` wurde im Sommersemester 2017 über die Chancen und Risiken des Internets gesprochen. Dabei wurde unter anderem auch die Problematik von Foren und Gruppen zu selbstverletzenden Verhaltensweisen aufgezeigt. Ein Beispiel hierfür sind verschiedene Pro-Ana und Pro-Mia Foren und Gruppen. 

In dieser Hausarbeit werden die Krankheitsbilder Anorexia nervosa und Bulimia nervosa näher beschrieben und die Foren bzw. Gruppen Pro-Ana und Pro-Mia näher betrachtet werden. Des Weiteren werden Präventions- und Interventionsansätze vorgestellt. Abschließend soll die Fragestellung geklärt werden, ob hierbei eine Prävention einer Intervention immer vorzuziehen ist oder ob eventuell noch andere Vorgehensweisen möglich sind. 

2 Krankheitsbild „Essstörung“

Im Kinder- und Jugendalter können beim Thema `Essen` immer wieder Verhaltensweisen auftreten, die Eltern und Pädagogen die Sorgen bereiten, die allerdings keine Essstörungen sind (vgl. Bryant-Waugh/Lask 2008, S. 23). In den modernen Industrieländern ist jedoch eine zunehmende Verbreitung dieses Phänomens zu verzeichnen. Diese werden vor allem nach den drei häufigsten und typischen Krankheitsausprägungen unterschieden: Anorexie (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und Adipositas (Fettsucht) (vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz 2007, S. 21).

Im Folgenden wird ausschließlich auf die beiden Ersteren eingegangen. 

2.1 Anorexia nervosa

Laut Pudel und Westenhöfer (2003, S. 217f.) ist Anorexia nervosa eine schwere Essstörung. Sie zeichnet sich durch ein extrem gezügeltes Essverhalten aus. Durch die mangelhafte Nahrungsaufnahme kommt es zu einem sehr starken Gewichtsverlust. Menschen mit dieser Essstörung weigern sich, ihr Körpergewicht auf einem minimalen Normalgewicht zu halten, das ihrem jeweiligen Altern und ihrer Größe entsprechen würde.

Hinzu kommen auch meist psychische Störungen. Betroffene haben oft große Angst davor zuzunehmen, empfinden sich trotz starkem Untergewicht als zu dick und verdrängen ihren besorgniserregenden Gesundheitszustand. Ein ausgeprägter Bewegungsdrang und Ruhelosigkeit sind weitere typische Kennzeichen für dieses Krankheitsbild. 

Anorexie kann bereits in sehr jungen Jahren auftreten. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen, nur ca. 5 % der Erkrankungen fallen auf das männliche Geschlecht. Das Krankheitsbild kann in allen ethnischen und religiösen Gruppen und sozialen Schichten auftreten. Anorexia nervosa entwickelt sich meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren (vgl. Bryant-Waugh/Lask 2008, S. 27). 

Oftmals sind sich Betroffene und ihre Angehörigen nicht der Gefahr dieser Krankheit bewusst. Anorexie hat mit ca. 5 % die höchste Sterberate aller psychischen Störungen. Lediglich ca. 50 % der anorektischen Patienten können komplett geheilt werden und dies meist erst nach vielen Jahren (vg. Salbach-Andrae/Jacobi/Jaite 2010, S. 20f). Deshalb ist es wichtig, dieser Krankheit präventiv entgegenzuwirken, sie möglichst früh zu erkennen und professionell zu behandeln. 

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2.2 Bulimia nervosa

Während Anorexie-Patienten die Nahrungsaufnahme auf ein minimales reduzieren, zeichnet sich Bulimia nervosa (Übersetzung: Ochsen- bzw. Stierhunger) durch  wiederkehrende Heißhungerattacken aus. Betroffene haben oftmals das Gefühl, während ihren Anfällen ihr Essverhalten nicht kontrollieren zu können und die Beherrschung zu verlieren. Oftmals haben sie anschließend große Schuldgefühle (vgl. Bryant-Waugh/Lask 2008, S.27f).

Um einer darauffolgenden Gewichtszunahme entgegenzuwirken, greifen diese immer wieder auf Maßnahmen zurück, um dies zu verhindern. Dies kann zum Beispiel mit selbsthervorgerufenem Erbrechen, Abführmitteln, strengen Diäten oder übermäßiger körperlicher Betätigungen ausgelöst werden (vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz 2007, S. 25f). 

Genauso wie Anorexie-Patienten sind Bulimie-Patienten meist mit ihrem Körper und sich selbst sehr unzufrieden und beschäftigen sich außergewöhnlich viel mit ihrem eigenen Aussehen und ihrer Figur. Die Risikofaktoren sind umfassend und werden in dieser Arbeit nicht weiter behandelt. 

3 Gruppen und Foren zu selbstverletzendem Verhalten

In den letzten Jahren hat das Internet einen sehr stabilen Platz in unserer Gesellschaft eingenommen. Viele Dinge des Alltags werden durch das Internet erleichtert. Allerdings steigen auch die Gefahren, die von der Internetnutzung ausgehen. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche. Sie stecken noch mitten in der Entwicklung und handeln oftmals unbedarfter und naiver als Erwachsene.

Durch ihre  Neugierde auf Unbekanntes und eine gewisse Naivität sind sie sich einiger Gefahren nicht bewusst. Eine solche Gefahr sind zum Beispiel Gruppen und Foren zu selbstverletzendem Verhalten.

Im Weiteren wird auf selbstverletzendes Verhalten eingegangen, Foren bzw. Gruppen am Beispiel von Pro-Ana und Pro-Mia näher erläutert und vor allem auf die Gefahren dieser Gruppen und Foren eingegangen. 

3.1 Selbstverletzendes Verhalten

Es gibt viele verschiedene Formen von selbstverletzendem Verhalten. Petermann und Nitkowski (2015, S.23) definieren dieses Verhalten als eine „funktionell motivierte Verletzung oder Beschädigung des Körpers, die in direkter und offener Form geschieht, sozial nicht akzeptiert ist und nicht mit suizidalen Absichten einhergehen“. Essstörungen werden auch als selbstverletzend eingestuft. 

Die Name Pro-Ana und Pro-Mia kommen aus dem lateinischen „pro“ (Bedeutung: „für) und den Krankheitsbezeichnungen Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Dahinter stecken Bewegungen,  die sich am Anfang des 21. Jahrhundert entwickelt haben und die Anorexie bzw. Bulimie verherrlichen. Die Mitglieder treffen sich in Internetgruppen oder -foren und haben das gemeinsame Ziel, immer dünner zu werden (vgl. Schuster 2011, S. 120f).

Anorexie und Bulimie werden nicht als Krankheit, sondern als Lebensstil betrachtet. Um sich untereinander zu erkennen, tragen sogenannte Pro-Anas bzw. Pro-Mias spezielle Armbänder oder ähnliches. „Ana“ bzw. „Mia“ wird bewusst als Name gewählt, um die Magersucht zu personifizieren. Da Webseiten mit Pro-Ana bzw. Pro-Mia Inhalten oftmals schnell gelöscht werden, hat sich der Trend entwickelt, dass Mitglieder sich über Messenger, zum Beispiel Whatsapp, in Gruppen unterhalten, da diese weniger überprüft werden können.

Unklar ist, ob die Mitglieder vor ihrer Krankheit kapitulieren oder ob sie diese bewusst aufrecht erhalten wollen (vgl. Ebd). Eine besonders extreme Form ist „ana till the end“ (kurz: atte), bei der die Mitglieder einen Tod durch Magersucht oftmals nicht nur in Kauf nehmen, sondern diesen gezielt anstreben.

Die Aufnahme in einem Pro-Ana bzw. Pro-Mia Forum ist kompliziert. Wer einer Pro-Ana bzw. Pro-Mia Gruppe angehören möchte, muss sich in der Regel strengen Regeln unterwerfen. Viele der Bedingungen, Verhaltensweisen und Regeln werden in dem Brief von Ana bzw. Mia genannt. Viele Aspekte dieser Gruppe erinnern an eine religiöse Sekte. So gibt es auf den Pro-Ana bzw. Pro-Mia Seiten neben festen Verhaltensweisen auch die 10 Gebote, zu denen unter anderem gehört, „dünn sein ist wichtiger als gesund sein“, sowie ein Glaubensbekenntnis und Psalmen.

Des Weiteren werden Tipps und Tricks zusammengestellt, die den Pros beim Abnehmen, beim Erbrechen und bei der Geheimhaltung der Essstörung helfen sollen. Zur Motivation gibt es Ess- und Gewichtstagebücher, Wettbewerbe und Rankings des niedrigsten BMI-Werts. Die Mitglieder animieren sich gegenseitig zum Abnehmen, zum Beispiel inspirieren sie sich mit Bildern von stark untergewichtigen Models und Schauspielerinnen.

3.2.2 Gefahren

Die Liste der möglichen Folgen und medizinischen Komplikationen von Anorexie und Bulimie ist sehr lang (vgl. Schuster 2011, S. 135ff). Sie umfasst sowohl körperliche und psychische Probleme, als auch oftmals soziale Schwierigkeiten, die zu einer Vernachlässigung der sozialen Kontakte und Pflichten bis hin zu einer vollständigen Isolation führen können. Genau hier steckt eine große Gefahr, die Anorexie- bzw.

Bulimie-Patienten in die Foren treibt. Dort finden sie Gleichgesinnte, die sie verstehen und sie in ihrem Vorhaben (immer dünner zu werden) unterstützen und sie so immer tiefer in die Essstörung treiben. Das Suchtpotenzial dieser Webseiten ist sehr hoch, so dass Mädchen und junge Frauen mit dieser Krankheit, die in diese Gruppen eintreten oftmals große Schwierigkeiten haben, aus diesen Gruppen wieder auszutreten.

In diesem Moment sind sie auch bereit, sich den Regeln und Anweisungen unterzuordnen, denn in diesen Foren kann ihnen geholfen werden, noch weiter abzunehmen. Ein starkes Zugehörigkeitsgefühl entsteht. Die Mitglieder dieser Foren und Gruppen werden häufig dazu getrieben, eine Heilung ihrer Krankheit zu verweigern, was schwerwiegende Folgen für ihre Gesundheit haben kann und nicht selten mit dem Tod endet (vgl. Schuster 2011, S. 121).

Bei meiner Internetrecherche habe ich mit Erschrecken festgestellt, wie leicht es ist, auf Pro-Ana bzw. Pro-Mia Seiten zu stoßen. Oftmals sind diese in Form von Tagebüchern geschrieben, die von anderen Pro-Mitgliedern erstellt wurden. Es wird meist mit einem Satz davor gewarnt, dass die Inhalte triggernd wirken können. 

Um präventiv einer Essstörung entgegenzuwirken, können verschiedene Ansätze genutzt werden. Unter anderem spielt die Schule als soziales System eine besonders wichtige Rolle. Es bietet den Raum, die Schülerinnen und Schüler aufzuklären. So kann zum Beispiel über gesunde Ernährung und Diäten gesprochen werden, genauso wie kritisches Medienbewusstsein geschaffen werden kann.

Des weiteren kann über Schönheitsideale gesprochen werden und eventuell der Schlankheitswahn reduziert werden. Selbstvertrauen und ein Gefühl für den eigenen Körper und seine Gefühle können in der Schule gefördert werden, genauso wie das Entwickeln von Emotionen und der Umgang mit ihnen (vgl. Stahr/Barb-Priebe/Schulz 2007, S. 100f). Selbstverständlich können diese Präventions-Methoden auch in einem anderen Rahmen als in der Schule stattfinden.

Für die Intervention bei einer vorhandenen Essstörung ist es wichtig, dass der Ursache bzw. dem Auslöser der Krankheit auf den Grund gegangen wird. Es ist ebenso wichtig, die Erkrankten aufzuklären und zu informieren. Betroffene können in verschiedenen Selbsthilfegruppen, bei Online-Beratungen und anderen Organisationen Hilfe suchen. Häufig wird eine psychische Beratung und Therapie notwendig.

Autobiografisches Schreiben wird bei Anorexie und Bulimie als mögliche Therapieform vorgeschlagen (vgl. Leypold 2007, S. 75). Auch andere Maßnahmen wie Entspannungsübungen, Umgang und Vermeidung von Essanfällen und Ablenkung können hilfreich sein (vgl. Schuster 2011, S. 195ff). Da es heißt, dass es genauso lange braucht, eine Essstörung zu überwinden, wie man an ihr gelitten hat, ist ein frühes Erkennen und viel Geduld sehr wichtig (vgl. Schuster 2011, S. 209). 

Mia´ Brief zu verfassen. Sollte festgestellt werden, dass ein Kinder oder ein Jugendlicher Pro-Ana bzw. Pro-Mia Seiten benutzt, ist eine Intervention unabdinglich, denn sonst handelt es sich um einen Teufelskreis, aus dem derjenige nicht so schnell wieder herauskommen kann. Es ist wichtig, dem Betroffenen klar zu machen, auf welchen Seiten er sich aufhält und welche Folgen das haben kann.

Eine Behandlung der Anorexie bzw. der Bulimie ist unbedingt notwendig. 

5 Fazit

Bei der näheren Auseinandersetzung mit Anorexie und Bulimie wird einem bewusst, dass dies Themen sind, die vor allem Mädchen und junge Frauen sehr ansprechen. Diese sind oft unzufrieden mit ihrem Körper und können leicht in diese Krankheiten "hineinrutschen". Die Krankheit bringt eine Vielzahl von Folgen mit sich und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.

Pro-Ana bzw. Pro-Mia Gruppen und Foren bergen viele Gefahren in sich. Vor allem Menschen, die an einer Essstörung leiden, fühlen sich hier angesprochen. Dennoch bin ich der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, Pro-Ana bzw. Pro-Mia Gruppen und Foren präventiv in der Schule zu besprechen. Ich vermute, dass sich viele Schülerinnen und Schüler nicht angesprochen fühlen und diejenigen, die eventuell diese Seiten nutzen könnten, mit dieser Maßnahme auf etwas aufmerksam gemacht werden, das sie sonst eventuell nicht finden würden.

Für sinnvoller halte ich es nur dann interventiv vorzugehen, wenn festgestellt wird, dass diese Foren und Gruppen wirklich genutzt werden. Was selbstverständlich nicht ausschließt, dass eine Prävention im Bezug auf Essstörungen hilfreich und wichtig ist. 

Bryant-Waugh, Rachel/Lask, Bryan (2008): Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen - Rat und Hilfe für Eltern. Bern: Verlag Hans Huber.

Leypold, Brigitte (2007): Autobiografisches Schreiben bei Anorexia nervosa. Berlin: Verlag Köster

Petermann, Franz/Nitkowski, Dennis (2015): Selbstverletzendes Verhalten, Göttingen, nn. Hogrefe Verlag.

Pudel, Volker/Westenhöfer, Joachim (2003): Ernährungspsychologie. Eine Einführung. 3. unveränd. Aufl. Göttingen et al.: Hogrefe Verlag.

Salbach-Andrae, Harriet/Jacobi, Corinna/Jaite, Charlotte (2010): Anorexia und Bulimia nervosa im Jugendalter. Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.

Stahr, Ingeborg/Barb-Priebe, Ingrid/Schulz, Elke (2007): Essstörungen und die Suche nach Identiät - Ursachen, Entwicklungen und Behandlungsmöglichkeiten. Weinheim/München: Juventa Verlag.


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