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Deutsch

Universität Duisburg-Essen - UDE

2011

Armin G. ©
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Essay zum Thema Schreibprozess und Schreibkompetenz


Im Laufe des Lebens müssen wir immer wieder Texte verfassen. Das fängt in der Schule an, es folgen Tagebücher, Liebesbriefe, Klausuren, Referate usw. Auch im Bürokratieland Deutschland muss man Texte für Behörden formulieren.

Daher ist es generell sehr wichtig, dass man seine Schreibkompetenz erweitert. Hierfür gibt es einige Methoden und Hilfestellungen, die man nutzen kann, um diese Kompetenz zu erlangen. In der öffentlichen Diskussion wird heutzutage auch oft über die Schreibförderung von Schülern mit Migrationshintergrund gesprochen.

Dieses Thema ist nicht zu unterschätzen. Prognosen zur Folge werden immer mehr Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund mit anderen Muttersprachen in den Schulen sitzen. Durch das Gesetz zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts vom 01.01.2000 erhalten in der Bundesrepublik Deutschland geborene Kinder  automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Wenn Migrantenfamilien die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben können, dann haben meiner Meinung nach die Kinder und Jugendlichen, die in diesen Familien aufwachsen, auch das Recht auf die Hilfen, die zum Erwerb jener Kompetenzen notwendig sind, über die sie verfügen müssen, um die Pflichten eines Bürgers zu erfüllen und ihre staatsbürgerlichen Rechte in Anspruch nehmen zu können.

Zu diesen Kompetenzen gehört natürlich auch die wichtige Schreibkompetenz. Diese Kompetenz, verbunden mit dem Verfassen von Texten ist aber glücklicherweise erlernbar.

Schriftliche Texte zeichnen sich durch ihre Endgültigkeit aus, so dass ein höherer Anspruch an die Textqualität gegenüber einer mündlichen Äußerung entsteht. Ein schriftlicher Text sollte vollständiger sein, da er kontextunabhängig ist.

Er sollte aber auch spekulativer sein und den Horizont der Leser berücksichtigen. Strukturiertes Schreiben erfordert einen Prozess, der in seiner Komplexität häufig schon den Schülern deutscher Muttersprache Schwierigkeiten bereitet. Umso schwieriger ist dieser Vorgang für Schüler mit Migrationshintergrund, die möglicherweise in noch keiner Sprache Zugang zum strukturierenden Schreiben haben.

Es gibt Untersuchungen, die belegen sehr eindeutig, dass geschriebene Texte von Schülern mit einer anderen Herkunftssprache sich nicht ausschließlich durch Sprachbeeinträchtigungen, sondern vor allem auch vom Grad her von den Schülertexten unterscheiden, die von der muttersprachlich deutschen Schülern verfasst wurden.

Meiner Meinung nach muss man genau hier auch ansetzen und genau hier sollte auch die begleitende grundlegende Schreibförderung beginnen. Dabei ist es bis auf individuelle Schwerpunktsetzungen nicht generell notwendig, die Sprachförderung für Schüler, die Deutsch als Muttersprache haben und Schüler mit einer anderen Herkunftssprache, die in Deutschland aufgewachsen sind, völlig unterschiedlich zu gestalten.

Alle können eigentlich von einem Unterricht profitieren, der prozessbegleitend die Schriftsprachkompetenz fördert.

Schreiben ist ein Prozess, der unter bestimmten Rahmenbedingungen stattfindet. Eine prozessorientierte und aufbauende Förderung der Schreibkompetenz kann sich daher nicht in erster Linie am Endprodukt richten, also bei dem geschriebenen Text ansetzen, sondern sollte gerade im Hinblick auf die Belange von Schülern mit Migrationshintergrund den Focus dahingehend richten Unterstützungsangebote und ggf. auch Übungsschleifen einzubauen.

Bis ein fertiges Produkt vorliegt, durchläuft dieses zahlreiche Einzelprozesse. Die Frage ist letztlich, wann der Schreiber die Entscheidung fällt, dass sein Text abgeschlossen ist. Der Text, der nach und nach entwickelt und niedergeschrieben wird, steht in einer permanenten Rückkoppelung mit dem Schreiber selbst.

Es besteht eine ständige Wechselwirkung zwischen dem Autor und seinem entstehenden Text bzw. den Teilprozessen. Der Schreiber kann nahezu von jedem Ausgangspunkt, an dem er sich gerade befindet, auf eine weitere oder auch auf eine vorgeordnete Stelle im Schreibprozess überwechseln, wenn er beispielsweise das bisher Verfasste als unvollständig, sachlich unrichtig oder unverständlich für den Leser ansieht.

Diese Möglichkeit, in eine Planungsphase zurückzukehren und den Prozess von neuem zu beginnen, nachdem der Text nach Ansicht des Autors bestimmten Gütekriterien nicht genügt, wird als „Rekursivität“ der Teilprozess bezeichnet. Die Rekursivität bedeutet eine sehr hohe Anforderung, da der Schreiber vom jeweiligen Text, der er gerade produziert, nur den Ausschnitt wahrnehmen kann, den er im Augenblick formuliert.

Um den Schülern helfen zu können, ist es sinnvoll, wenn man den Schreibprozess in Phasen aufteilt, um anhand der einzelnen Phasen den Schülern die Theorie einer guten Schreibweise nahe bringen zu können.

Die einzelnen Phasen des Schreibprozesses lassen sich in drei Phasen untergliedern, in denen jeweils auch gezielte Hilfestellung angesetzt werden können.

Es gibt die Planungsphase, die Schreibphase und die Überarbeitungsphase. Die Haupttätigkeit in der Planungsphase besteht darin, die Aufgabenstellung zu repräsentieren, Ziele zu setzen, die Vorgehensweise zu organisieren und Inhalte zu generieren und zu ordnen.

In der zweiten Phase beschäftigt sich der Schreiber mit dem Versprachlichen und Aufschreiben. Er muss seine Gedanken in eine lineare Ordnung bringen, formulieren und aufschreiben. Diese Phase ist bereits gekennzeichnet durch permanente Überarbeitungs- und Revisionsprozesse, die auch Veränderungen der in der Planungsphase vororganisierten Inhalte und Ziele nach sich ziehen können.

Die dritte Phase beschäftigt sich mit den Tätigkeiten in der Überarbeitungsphase, die sich mit dem Lesen, dem Bewerten und dem Verändern des Textes bis zu der Entscheidung, jetzt den endgültigen Text vorzulegen, auseinandersetzt.

Es bestehen aber auch Möglichkeiten der Förderung der Schreibkompetenz in den einzelnen Phasen des Schreibprozesses. Gerade schreibunsichere Schüler benötigen bereits in der Planungsphase eine intensive Hilfestellung. Es gibt die themenorientierte Wortschatzarbeit, die das Vorwissen aktiviert und auch erste sprachliche Mittel verfügbar zu machen.

Diese Wortschatzarbeit sollte allerdings nicht im Auflisten und Memorieren bestehen, sondern sie sollte im Hinblick auf die Schreibaufgabe in entsprechende Kontexte und Situationen eingebettet werden. Hierbei ist eine Orientierung an einigen Prinzipien sinnvoll. Wie zum Beispiel die Erweiterung des Wortschatzes in der Erfahrungswelt.

Im Mündlichen bereits verfügbare sprachliche Kenntnisse sind zu sichern und zu erweitern. Zu bekannten Zusammenhängen können sich Schüler auch äußern. Diesen Äußerungen kann man entnehmen, wie sprachlich weiter gefördert werden sollte, welche Wörter fehlen, welche Prinzipien der Wortbildung transparent gemacht werden müssten etc.

Aber auch die Differenzierung des Wortschatzes wäre sinnvoll. Man kann schemenhaft vorhandenes, aber nicht gesichertes Wissen konkretisieren. Eine weitere Hilfestellung kann die thematische Entfaltungsstrategie sein. In der Sekundarstufe ist es im Hinblick auf die einer Begleitung des Schreibprozesses wichtig, Hilfestellung bei der Ausbildung von Entfaltungsstrategien in der Schreibvorbereitung zu geben.

Als thematische Entfaltungsstrategien sind im Rahmen der Schreibvorbereitung einige Strategien besonders geeignet, die man durch Recherche in der Bildungsmethodik finden kann wie zum Beispiel, die W-Fragen Methode, die Materialauswertung zur Wissenserweiterung und die Stichwortzettel.

Generell dienen all diese Strategien und Hilfestellungen einem sichereren und strukturierteren Schreiben. Sowohl für Lehrer als Schüler sind diese Theorien eine gute Unterstützung, die man nicht unterschätzen sollte.



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