Wien,
23. Jänner 2013
Artikel
zu einem frei gewählten Thema
Unterschiede
ziehen sich an?
Sobald
wir den Fernseher aufdrehen, flimmern sie schon auf den
unterschiedlichsten Sendern vor unseren Augen dahin : sogenannte
Reality-Shows.
Wer
kennt sie nicht? Die deutsche Richterin, mit den feuerroten Haaren,
die betagten Herren, die in Ungarn oder in der Slowakei nach ihrer
großen Liebe suchen oder all die ehemaligen „Prominenten“, die
im Dschungel diverse Tierchen verspeisen.
Sie
alle sind Darsteller solcher Sendungen, in denen „die Wirklichkeit“
mit einer Kamera festgehalten und den Zuschauern unverfälscht
wiedergegeben wird.
Der
Unterschied zwischen diesen Reality-Shows und „normalen“
Sendungen besteht darin, dass es bei ersterem kein Drehbuch und im
herkömmlichen Sinn auch keine Schauspieler gibt.
„Echte
Menschen, aus dem echten Leben“ werden in ihrem Alltag begleitet
und es gibt (angeblich) keine vom Sender vorgegebenen
Handlungsabläufe.
Was
davon aber tatsächlich mit der Realität zu tun hat, ist mehr als
fraglich.
Eines
ist jedoch unbestritten: Diese Serien finden großen Anklang in der
Bevölkerung!
Es
gibt kaum mehr einen Lebensbereich, in dem sich einzelne Personen
oder gar ganze Familien nicht von einer Kamera begleiten lassen.
Egal
ob sie nun eine Wohnung suchen, auf Urlaub fahren, auswandern oder
ihren Arbeitsalltag vorstellen - immer mehr Menschen wollen Teil
dieser Soaps werden um sich vor fremden Menschen emotional, psychisch
oder manchmal sogar physisch, zu entblößen.
Hier
stellt sich natürlich die Frage WARUM sie das tun.
Erhoffen
sie sich dadurch Anerkennung? Oder „internationale Bekanntheit“?
Oder sind diese Leute der Meinung, die Menschheit mit ihren
„Weisheiten“ beglücken zu müssen?
Dass
aber meistens weder das eine, noch das andere der Fall ist, ist dem
Großteil der Mimen aber anscheinend nicht bewusst, denn in den
meisten Fällen, ist sogar das Gegenteil der Fall.
Wie
Voyeure sitzen die Zuschauer vor ihren Fernsehern und beobachten
„hautnah“ das Leben anderer.
WARUM
diese das tun, ist die nächste Frage die sich stellt.
„Der
Mensch ist ein Neugierdswesen“
haben schon viele Philosophen festgestellt und liefern damit auch
eine Antwortmöglichkeit auf die besagte Frage.
Doch
Fakt ist, dass der Erfolg vieler Reality-Shows auch auf der, nicht
allzu selten vorkommenden, Bloßstellung der Darsteller beruht.
Ein
Anflug des allseits bekannten Gefühls des „Fremdschämens“
bleibt da kaum bei einem Zuschauer aus.
Hierbei
muss beachtet werden, dass dieses Gefühl meist mit vielen ebenso
bekannten Emotionen wie Mitleid, Ekel oder aber auch Heiterkeit
einhergeht.
Warum
so viele Menschen Gefallen an den peinlichen Darstellungen anderer
finden, beantworten Psychologen mit einer simplen Antwort: „Je
schlechter andere Menschen sich benehmen, umso besser fühlt man sich
dadurch selbst!“
Man
fühlt sich also den Serien-Darstellern geistig oder auch körperlich
überlegen.
Die
„schlauen“ Zuschauer stehen damit den „dummen/peinlichen“
Akteuren gegenüber.
Ganz
nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an!
Die
zahlreichen Reality-Shows vermitteln ihren Zuschauern also
Selbstvertrauen!
Doch
es gibt noch einen weiteren Grund, warum der Erfolg dieser Shows
grenzenlos erscheint: „Je weniger menschlichen Kontakt wir haben,
je weniger wir untereinander kommunizieren, desto mehr sehen wir uns
Leute im Fernsehen an. Das ist Ersatzkommunikation.“, meint der
WDR-Unterhaltungschef Axel Beyer.
Aus
der fortschreitenden Weiterentwicklung von Kommunikationsmitteln wie
Telefon und Internet, lässt sich erschließen, dass der direkte
Kontakt zwischen uns Menschen in Zukunft weiter abnehmen wird.
Wenn
das wiederum zu einer weiteren Steigerung des Fernsehkonsums in
unserer Gesellschaft führt, würden das viele wohl als einen starken
Entwicklungsrückschritt in der menschlichen Geschichte deuten - mit
Recht, wenn Sie mich fragen!
Dass
Serien wie „Das Dschungelcamp“ oder „Wir leben im Gemeindebau“,
trotz jeglichen Sittenverfalls, zur Unterhaltung dienen, ist
unbestritten.
Schadenfreude
seitens der Zuschauer ist ja bekanntlich immer ein Quotenbringer, was
von den Fernsehsendern gern in Kauf genommen wird - auf Kosten
anderer, versteht sich.
Ebenso
klar ist jedoch, dass die Intelligenz der besagten Zuschauer durch
solche Sendungen nicht unbedingt gefördert wird.
Oh
nein, ganz im Gegenteil!
Die
Intelligenz von Personen die sich diese „Reality“-Sendungen
regelmäßig ansehen, ist deshalb wohl ebenso fragwürdig wie die
derer, die in ihnen eine Hauptrolle spielen.
Doch
wie man ja so schön sagt: Gleich und Gleich, gesellt sich gern...