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Sonstige

Es muss nicht immer Kaviar sein

822 / ~2½ sternsternsternsternstern_0.25 Lena . . 2010
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Gymnsium Hamburg

2010

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Es muss nicht immer Kaviar sein


Der 1910 in Deutschland geborene Thomas Lieven, welcher ende der Dreißiger ein angesehener Privatbankier in London ist, gerät durch illegale Geschäfte seines Partners in immer mehr verstrickte Situationen, aus denen er sich nur durch Hochstapelei, Lüge und Betrug wieder befreien kann.


Zum ersten Mal gerät Thomas Lieven in eine schwierige Situation, als er in Köln verhaftet wird und für Illegalen Geschäften seines Partners, von denen er selbst nichts wusste, verantwortlich gemacht wird. Da diese Tatsache der Gestapo egal ist, wird ihm, um dem Gefängnis doch zu entgehen, ein Angebot vom Londoner Geheimdienst gemacht: Er soll in Großbritannien für die deutsche Abwehr spionieren.

Schließlich sagt er zu, hat allerdings nicht die Absicht, sich an diese Abmachung zu halten. Er nutzt diese Zusage nur, um dem Prozess zu entgehen, der ihm nach dem Vorwurf bevorstehen würde. Thomas Lieven ist zwar ein sehr intelligenter Mann, jedoch glaube ich, dass er in diesem Moment nur so schnell wie möglich aus dem Gefängnis wollte und deshalb zusagte.

Vielleicht war es sogar eine Kurzschlussreaktion.


„Am Morgen des 27. Mai holten sie Thomas Lieven wieder zum Verhör. Als er in Haffners Zimmer kam, sah er, daß neben dem Kommissar ein Major der Wehrmacht stand, ein blasser, sorgenvoller Mensch.

Haffner wirkte verärgert. Er schien eine Auseinandersetzung hinter sich zu haben.

Das ist der Mann, Herr Major, Befehlsgemäß lasse ich Sie mit ihm allein, sagte der Gestapo-Mann und verschwand.

Der Offizier schüttelte Thomas die Hand: Major Loos vom Wehrbezirkskommando Köln. Baron von Wiedel hat mich angerufen. Ich soll mich um Sie kümmern.

Kümmern?

Na, Sie sind doch völlig unschuldig. Ihr Partner hat Sie reingelegt, das ist mir klar.

Wieso gehen? Sie kommen ins Zuchthaus!

Thomas setzte sich. Aber ich bin doch unschuldig!

Machen Sie das der Gestapo klar, Herr Lieven. Nein, nein, Ihr Partner hat sich schon alles richtig überlegt.

Hm, sagte Thomas. Er sah den Major an. Er dachte: Da kommt doch noch etwas .

Es kam prompt: Sehen Sie, Herr Lieven, einen Ausweg gibt es natürlich noch für Sie. Sie sind deutscher Staatsbürger. Sie kennen die Welt. Sie sind ein kultivierter Mensch. Sprechen fließend Englisch und Französisch. So etwas wird gesucht in diesen Tagen.

„Gesucht von wem?“

Von uns. Von mir. Ich bin Abwehroffizier, Herr Lieven. Ich kann Sie hier nur heraushauen, wenn Sie sich bereit erklären, für die militärische Abwehr zu arbeiten. Im übrigen wir zahlen gut .

(Buch S. 45, Z. 7 S. 46, Z 8)


Noch am selben Tag, als Thomas Lieven nach London zurückfliegen möchte, gerät er in die nächste unangenehme Situation: Der Secret Service erkannte ihn und wusste um Lievens Situation. Da Frankreich jedoch keine deutschen Spione einreisen lassen wollte, wird ihm angeboten, für Frankreich in Deutschland zu spionieren.


Thomas Lieven sagte: „Ich lehne Ihr Angebot ab, meine Herren, ich gehe nach Paris. Mit dem besten Anwalt Frankreichs werde ich eine Prozeß gegen meinen Partner führen – und gegen die britische Regierung.“

Das werde ich doch tun.

Das wird Ihnen leid tun.

Das werden wir sehen. Ich weigere mich zu glauben, daß die ganze Welt ein Irrenhaus ist! sagte Thomas Lieven.

Ein Jahr später weigerte er sich nicht mehr.

Und achtzehn Jahre später, als er des Nachts in einem Luxushotel zu Cannes sein Leben überdachte, war er überzeugt davon.

Die ganze Welt ein Irrenhaus das schien ihm die einzige profunde Wahrheit zu sein, an die man sich in diesem Jahrhundert des Wahnsinns noch halten konnte. Und sollte!

(Buch S. 51, Z. 3 - 18))


Hier hofft Lieven noch, dass das Missverständnis „legal“ aufgeklärt wird und glaubt an das Gute in der Welt. „Er klingelt an der Wohnungstür. Von jenseits erklang dumpfes Geflüster. Mädchnstimme, Männerstimme. Thomas wunderte sich, aber nur ganz wenig. Denn Mißtrauen wohnte vorerst nicht in seiner heiteren Seele.“


Schließlich lässt er sich vom Deuxiéme Bureau1) anwerben, um einer Verurteilung wegen Spionage für die deutsche Abwehr zu entgehen und nimmt an einem Überlebenstraining teil, welchen er mit Auszeichnung und einem neuen Namen besteht.


Ab hier lässt Lieven sich auf die Spielchen ein, jedes Mal in der Hoffnung, dass dieses das letzte ist.


1) Deuxième Bureau ist ein 1871 als zweite Abteilung des Generalstabes gegründeter französischer militärischer Auslandsnachrichtendienst.


Der Nachrichtendienst arbeitete eng mit dem Service de Renseignement zusammen, der für. Spionageabwehr und Gegenspionage zuständig war. Nach Teilung des Generalstabes am 6. Januar 1940 wurde die Zahl der Mitarbeiter des Deuxième Bureau auf fast die Hälfte verringert.

Quelle:


Grober Vergleiche der Motive.


Felix Krull

   sucht das hohe soziale Ansehen


Frank Abagnale

   sucht, den sozialen Abstieg des Vaters aufzufangen


Thomas Lieven

   sucht, ohne juristische Hilfe dem Teufelskreis des Agentenspielchens zu entkommen


Quelle: Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein, Knaur., 2003, Seitenangaben direkt unter den Zitaten.



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