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Interpretation
Deutsch

Reuchlin Gymnasium Ingolstadt

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Karl K. ©
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Erschließung und Interpretation von Johann Wolfgang Göthes Faust I (Vers 3698 – 3775)

  1. Einleitung

  2. Erschließung und Interpretation der Szene aus „Nacht. Straße vor Gretchens Türe“ aus Göthes Drama Faust

    1. Einordnung der Szene in das gesamte Drama

    2. Inhalt der vorliegenden Szene

    3. Figurenkonstellation

    4. Ermordung Valentins

    5. Valentins Verhalten – Im Sinne des Glaubens?

  3. Schluss


1. „Habe nun, ach! Philisophie, / Juristerei und Medizin, / Und leider auch Theologie! / Durchaus studiert mit heißem Bemühn.“ (V. 354-357). Dies ist der erste Satz des Faust in Gothes Drama. Doch im Gegensatz zu dem literarischen Faust ist die historische Person, Johann Georg Faustus, welche gut 200 Jahre vor Gothe in Süddeutschland gelebt und gewirkt hat, mehr ein Prahler als ein Gelehrter.

„Doctor Faustus“ bezeichnete sich zwar auch als Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager, doch ob er dies wirklich konnte, wird heute sehr bezweifelt. Im Folgenden erschließe und interpretiere ich den Ausschnitt von Vers 3698 bis Vers 3775 aus dem Drama „Faust – Der Tragödie Erster Teil“ von Johann Wolfang Goethe.

2.1 Faust ist ein unglücklicher Gelehrter. Er hat alles studiert, was es zu studieren gibt. Gleichzeitig schließen Gott und der Teufel, Mephistopheles, eine Wette ab, ob Mephisto Faust von Gott abbringen kann. Darauf erscheint der Teufel bei Faust und schließt mit diesem eine Wette ab.

Wenn jener es schafft Faust zum höchsten Glück zu bringen, ist dieser für alle Ewigkeit Mephistos Diener. Er versucht Anfangs auf viele verschiedene Weisen Faust glücklich zu machen, doch keine funktioniert. Doch dann sieht Faust zufällig das Gretchen und verliebt sich sofort in sie.

Mephistopheles hilft ihm dann ihr Herz zu erobern. Nachdem dies gelungen ist, treffen sie sich ein paar Mal und dann kommt es zu dieser Szene.

2.2 Der besagte Ausschnitt aus der Szene „Nacht. Straße vor Gretchens Türe“ beginnt, als Valentin, der Bruder Gretchens, hervortritt, nachdem Mephistopheles versuchte das Gretchen mit einem lieblichen Lied zu bezirpen. Valentin möchte anscheinend seine Schwester vor den beiden Männern beschützen.

Da Mephistopheles sein Lied musikalisch mit einer Zither unterstütze, zerstört nun der aufgebrachte Soldat Valentin das Instrument und beschimpft die Herren auf aggressive Weise. Darauf schlägt Mephisto voller Freuden Gretchens Bruder nieder. Nach dieser Tat flüchten Faust und Mephistopheles panisch.

Dieses Geschehen wurde von Marthe, der Nachbarin, beobachtet, weshalb sie laut nach Hilfe ruft. Durch die Rufe wird auch das Gretchen auf das Geschehen aufmerksam. Nachdem Gretchen erfährt, dass die verletzte Person ihr geliebter Bruder ist, eilt sie zu ihm herab. Nun richtet Valentin noch seine letzten Worte an seine Schwester, bevor er seiner Verletzung erliegt.

Er predigt Gretchen, dass Faust für sie weit zu alt ist und sie noch zu jung zum Heiraten. Er sagt dies auf eine sehr beleidigende Weise. Darauf spricht er ihre Schwangerschaft an und das sie das Kind, das kommen wird, ermorden soll. Zuletzt beteuert er, welch große Schande Gretchen in seinen Augen begangen hat.

Marthe versucht ihn zwar noch zu beruhigen doch letztendlich stirbt Valentin, voller Wut, vor Gretchen.

2.3 Die wichtigste Person in diesem Textausschnitt ist Valentin, ein Soldat und der Bruder von Magarete. Er versucht zwecklos Gretchen davon abzuhalten mit Faust zusammenzukommen, da er sich um seine Schwester und den Ruf der Familie sorgt. Er wirkt sehr aggressiv und beleidigt auch seine Schwester auf das Gröbste.

Auch Faust, der Liebhaber des Gretchens, nimmt an dieser Szene teil, wenn auch nur passiv. Diese, das Gretchen, ist die junge Schwester von Valentin und die Liebhaberin Fausts. Und zuletzt kommt Martha, welche die Nachbarin Gretchens ist.

2.4 Nun folgt die Interpretation der Mittel und der Sprache. Ich beginne mit ersterem. Auffällig ist, dass im Gesamten Textausschnitt Faust zwar anwesend ist, aber sich zurückhält. Dies erkennt man daran, dass er kein einziges Wort sagt. Durch bestimmte Kommentare Mephistos wird aber deutlich, dass dieser anwesend ist, „Herr Doktor, nicht gewichen!“ (Vers 3704).

Dieser jedoch, der Teufel, hat in der ersten Hälfte den größten Redeanteil. Hier dominiert er auffällig den Dialog zwischen ihm und Valentin. Sein Verhalten ist fast schon provokant, was er eindeutig mit Absicht macht, da es ihm auch eine große Freude bereitet gegen Gretchens Bruder zu kämpfen.

Valentin beginnt, als er hervortritt mit einer extrem provokanten Sprache, da er aufgebracht ist, weil Mephisto versucht durch eine musikalische Einlage, Gretchen aus dem Haus zu locken. Auffällig ist, dass er so auf ihn sauer ist, dass er ihn mehrmals als Teufel bezeichnet (vergleiche Vers 3700 f), obwohl er nicht weiß, dass er mit dem echten Teufel spricht.

Durch dieses Verhalten versucht er seine Schwester vor den beiden Herren zu schützen. Als er später sterbend am Boden liegt und seine letzten Worte an seine Schwester richtet, was er höchst aggressiv gegenüber ihr macht. Er versucht durch seine Worte zu bewirken, dass Gretchen sich schämt und einsieht, dass sie einen Fehler begangen hat und zweitens redet er ihr den Kindsmord ein, den sie später tatsächlich auch ausführt.

Seine Schwester hat in dieser Szene nur einen geringen Gesprächsanteil, bei welchem sie sich verzweifelt um ihren Bruder sorgt. Ihr Vokabular ist stark geprägt von christlichen Begriffen, wie zum Beispiel „Allmächtiger!“(Vers 3721) oder auch „Gott“ (Vers 3732). Dies nutzt sie vermutlich, da sie in einer solchen Ausnahmesituation sich überfordert fühlt und sich Hilfe von der Religion verspricht.

Doch in wie fern verhält sich auch ihr Bruder Valentin nach den Geboten dieses Glaubens?

2.5 Auf der einen Seite macht Valentin das alles aus Fürsorge zu seiner Schwester und er achtet strengstens darauf, dass Gottes Gebote alle eingehalten werden, weshalb er auch so sauer auf seine Schwester ist, da diese bereits ein Kind erwartet, obwohl sie noch nicht verheiratet ist.

Zusammengefasst kann man ihn in dieser Szene nicht als gottesfürchtigen und „brav[en]“ (Vers 3775) Menschen bezeichnen, da er sich mit seinem Verhalten deutlich gegen das christliche Ideal stellt.

3 Nachdem der „echte“ Faust 500 Jahre und der literarische Faust 300 Jahre alt sind, stellt sich natürlich vollkommen berechtigt die Frage, wie aktuell dieses Thema eigentlich ist. Welchen Bezug hat Göthe zur heutigen Realität geschaffen? Auf den ersten Blick nicht viel.

Doch wenn man die Inhalte und die Hintergründe genauer unter die Lupe nimmt, sind doch einige Ähnlichkeiten zu entdecken. Ein Beispiel dafür findet man, wenn man sich Faust genauer anschaut. Er ist ein Mann, vermutlich Ende 40, der zurück auf sein Leben blickt und sich Fragt, was er erreicht hat und was er anders hätte machen können.

Q11



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