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Kurzfassung: Matthias Drobinski erörtert in seinem Kommentar die Rolle von Vorbildern in der Gesellschaft. Er stellt fest, dass oft verstorbene oder ältere Personen als Vorbilder dienen, da sie nicht mehr angegriffen werden können. Die Mutter wird häufig als Vorbild genannt, was zeigt, dass Vorbilder nicht perfekt sein müssen und oft im nahen Umfeld zu finden sind. Die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit führt dazu, dass Idole schnell aufsteigen und fallen können. Echte Vorbilder wie Eltern bieten dagegen eine beständige Orientierung und prägen das Leben nachhaltig.
Vorbilder
Matthias Drobinski
beschreibt in seinem Kommentar „Sehnsucht nach Vorbildern“ in
der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 6.10.2010 wie sich
die Gesellschaft Vorbilder und Idole erschafft und an diesen
orientiert. Es zeigt sich, dass viele dieser Vorbilder die sich die
Gesellschaft sucht, bereits verstorben oder höheren Alters sind. Der
Grund mag vielfach darin liegen, dass bereits verstorbene Vorbilder
nicht mehr angegriffen werden können. Der Mensch scheint die
Sehnsucht nach einem Vorbild in sich zu tragen. Jemand zu dem man
aufschauen kann. Dem man nacheifern, bewundern kann.
Stirbt das Idol dem
man seine Bewunderung zu Teil werden ließ, so setzt eine Phase der
Trauer ein. Meist wird kurz darauf ein neues Vorbild oder Idol
gesucht. Dies zeigt, dass Vorbilder meist nichts anderes als
Projektionsflächen sind, die bei Bedarf ausgetauscht werden können.
Bei einer Umfrage
des Stern Magazins wurde die Mutter am öftesten als Vorbild
genannt. Darin lässt sich erkennen, dass ein Vorbild nicht perfekt
sein muss. Viele Vorbilder leben im nahen Umfeld und erweisen sich
als bewundernswert durch ihr Verhalten, ihr Talent, ihren Charakter
oder anderen Eigenschaften denen wir bewusst oder unbewusst
nacheifern.
Das Ergebnis dieser
Umfrage lässt uns zwei Sachverhalte erkennen: Der Mensch hat
einerseits das Bedürfnis sich an einem Vorbild zu orientieren zu dem
trotz bekannter Fehler aufgeblickt wird und andererseits sucht er
sich Idole die als perfekt und scheinbar makellos angehimmelt werden.
Eine Person als
makellos zu betrachten endet oftmals in einem Verhängnis wenn sich
zeigt, dass es sich doch auch nur um einen Menschen aus Fleisch und
Blut mit Fehlern und Schwächen handelt. Aufgrund dessen werden in
der heutigen Zeit Idole ebenso so schnell gestürzt wie sie auf ein
Podest gehoben werden. Viele Menschen suchen ein Idol das sie gerade
wegen seiner scheinbaren Unfehlbarkeit glorifizieren. Erweist sich
das gesuchte Vorbild als ebenso fehlerhalt wie man selbst, wird es
vermenschlicht und verliert seinen Glanz.
Man will nicht
wissen, dass das verherrlichte Idol Schwächen besitzt. Es dient
dazu, dass eigene Leben schöner zu machen. In der heutigen Zeit,
verbreiten sich Informationen in rasendem Tempo und sind weltweit
abrufbar. Vielfach ist es dieser Schnelllebigkeit zuzuschreiben, dass
Wertigkeiten verloren gehen, Menschen, Gefühle, Dinge austauschbar
erscheinen und anderes seinen Platz einnimmt. Beim kleinsten
Fehltritt wird ein Mensch der vormals auf ein Podest gestellt wurde,
entmachtet, verunglimpft und vom Vorbild zum Negativbeispiel
degradiert. In unserer Gesellschaft sind dank der sozialen Medien wie
Facebook, Instagram, YouTube etc. schnelle Aufstiege zum Idol
möglich. Ebenso schnell erfolgt oft jedoch auch der Abstieg.
Vorbilder aus dem
eigenen sozialen Umfeld unterliegen dieser Schnelllebigkeit nicht im
gleichen Ausmaß. Sie dürfen fehlerhaft sein und auch ihre Schwächen
zeigen. Handelt sich beispielsweise um die Mutter oder den Vater
erkennt sich das Kind vielleicht darin wieder, sofern es diese
Schwächen geerbt hat und nimmt sie oftmals als liebenswürdig wahr.
Durch die persönliche Bindung und das gemeinsame Aufwachsen lernt
das Kind, dass auch die Eltern nicht perfekt sind. Es orientiert sich
an vorgegebenen Werten. Talente und Eigenschaften der Mutter oder des
Vaters die dem Kind Bewunderung entlocken, können als Vorbild
dienen, dem nachzueifern. Diese Vorbildwirkung unterliegt nicht
derselben Beliebigkeit wie die eines als perfekt erachteten Idols.
Durch die persönliche Verbundenheit kann diese Vorbildwirkung
lebensweisend und über den Tod hinaus wirken.
Die Frage ob
Vorbilder gebraucht werden oder verzichtbar sind, lässt sich
dahingehend beantworten, dass der Mensch ein Suchender ist. Wie wäre
es sonst erklärbar das Menschen sich in einem hohen Maße
Religionen, Sekten, Musikgruppen oder ähnlichem zuwenden wenn sie
unglücklich sind, von Schicksalsschlägen getroffen werden oder sich
alleine fühlen. Ich glaube, dass jeder Mensch ein Vorbild braucht an
dem er sich orientieren kann. Kurze Schwärmereien für Idole sind
hierbei sicher nicht entscheidet für den eingeschlagenen Lebensweg.
Aber Vorbilder aus dem eigenen Umfeld können durchaus Einfluss auf
das weitere Leben nehmen und eine Richtung weisen. Sie geben Halt und
vermitteln ein Gefühl der Sicherheit.