Extensive und intensive Viehwirtschaft
1.
Extensive Viehwirtschaft
Zur extensiven Viehwirtschaft gehören alle
Tierhaltungssysteme, die sich durch starke Landnutzung und eine geringere
Nutzung anderer Produktionsfaktoren auszeichnen.
Laut Definition der FAO (Food and
Agriculture Organization of the United Nations) entstammen bei Betrieben mit
extensiver Viehwirtschaft mehr als 10% der Futtertrockenmasse dem eigenen
Betrieb. Alternativ kann auch die Eigenschaft zutreffen, dass im Bereich der
Besatzdichte pro Hektar weniger als zehn Großvieheinheiten - also Tiere mit
einem Gesamtgewicht von höchstens 5 Tonnen - gehalten werden. Daran zeigt sich
der ökologische Faktor der extensiven Landwirtschaft.
Die Futtergrundlage ist bei der extensiven
Mast Gras, das frisch, trocken oder siliert verfüttert wird. Da Gras nicht so
energiereich wie Mais, Getreide oder Sojaschrot ist, wachsen die Tiere
wesentlich langsamer und erreichen so das Schlachtgewicht deutlich später als
bei der intensiven Viehwirtschaft. Die längere Mastdauer kann dazu führen, dass
das Fleisch weniger zart wird.
Das Verhalten der extensiv gehaltenen
Tiere, die im Gegensatz zur Intensivtierhaltung eine recht große
Bewegungsfreiheit genießen, zeigt keine Abweichungen oder Besonderheiten auf.
Eine Studie, die an Milchkühen durchgeführt wurde, erkannte normales
Sozialverhalten, selbstständige Fellpflege und Neugierde.
Aufgrund steigenden Umweltbewusstseins und
Vorfällen wie dem BSE-Skandal im Jahr 2000 kaufen Verbraucher mittlerweile viel
öfter Fleisch und andere Tierprodukte aus extensiver Viehhaltung. Infolgedessen
stieg beispielsweise der Anteil ökologisch wirtschaftender Landwirte in
Österreich von 1,8% im Jahre 1993 auf 2,5% 1999.
Die extensive Landwirtschaft weist
allerdings auch verschiedene Nachteile auf: Durch Ekoparasitismus, d. h. Parasiten,
die auf anderen Organismen leben und sich beispielsweise von Haut und Blut
ihrer Wirte ernähren, sterben außerhalb Europas jährlich Millionen Tiere.
Desweiteren führt sie in Ländern wie
Paraguay, bei denen extensive Viehwirtschaft eines der ökonomischen Standbeine
darstellt, aufgrund eines großen Flächenbedarfs zu einer großflächigen
Entwaldung. Eine Folge dieser Entwaldungen können auch gesellschaftliche
Probleme sein. Ein Beispiel dafür findet sich am Gran Chaco besonders in
Argentinien. Den dort traditionell lebenden, nomadischen Indianergruppen wird
ihre Lebensgrundlage genommen, da sie sich als Jäger und Sammler ernähren. Die
Auseinandersetzungen zwischen Landwirten und Indianern führten zu einer großen
Anzahl von Rechtskonflikten, die bis zur Interamerikanischen Menschenrechtsbehörde
gingen und teilweise immer noch andauern.
2.
intensive Viehwirtschaft
Intensive Viehwirtschaft oder auch
Massentierhaltung bezeichnet die technisierte und
kapitalintensive Viehhaltung meist nur einer einzigen Tierart in Großbetrieben ohne
verfügbare ausreichende landwirtschaftliche Nutzflächen, um benötigte
Futtermittel selbst herzustellen.
Laut Definition der FAO (Food and
Agriculture Organization of the United Nations) entstammen bei Betrieben mit
intensiver Viehwirtschaft weniger als 10% der Futtertrockenmasse dem eigenen
Betrieb und im Bereich der Besatzdichte werden pro Hektar mehr als zehn
Großvieheinheiten - also Tiere mit einem Gesamtgewicht von etwa 5 Tonnen -
gehalten.
Das Futter stammt bei der intensiven Viehwirtschaft
oft aus der Futterbereitung, d. h. der chemischen oder mechanischen
„Verbesserung“ des Futters, sodass beispielsweise ein größerer Proteinanteil
aufgenommen werden kann als bei naturbelassenem Futter.
Die intensive Viehwirtschaft wird im
Allgemeinen als weniger umweltverträglich im Vergleich zur extensiven
Landwirtschaft angesehen. Dies gilt vor allem im Bereich der
Lebensraumverschmutzung durch einen höheren Energieverbrauch und dreckige
Abwässer. Es ist jedoch auch nachgewiesen, dass extensive Viehwirtschaft u. a.
Desertifikation, die globale Erwärmung und die Verdrängung wilder Arten eher
begünstigt als die intensive.
Der deutlichste Nachteil der intensiven
Landwirtschaft findet sich wohl im Bereich des Tierwohls. In vielen intensiven
Nutzungssystemen werden Jungtiere schon wenige Stunden nach der Geburt von der
Mutter getrennt, durch Maschinen genährt und an sozialen Interaktionen
gehindert. In Anbindeställen gehaltene Kühe, die wie alle andere Tiere ohne Heu
oder Stroh auf dem Boden gehalten werden, zeigen abnormales Verhalten wie
Beißen in Eisenstangen. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, das Fehlen von
Tageslicht und der Bewegungsmangel führen häufig zu Aggressionen unter den
Tieren. Um Verletzungen durch Artgenossen bei engen Haltungsbedingungen zu
verhindern, werden Schwänze, Zähne und/oder Hörner von Schweinen und Rindern
sowie Schnäbel von Geflügel oft kupiert.
Obwohl tierische Emotionen und Gefühle erst
rudimentär wissenschaftlich erforscht wurden, gibt es immer mehr Maßnahmen
gegen die intensive Viehwirtschaft bei den Praktiken und Methoden, die
mittlerweile als Tierquälerei angesehen werden. So sind in der Europäischen
Union beispielsweise Legebatterien seit 2012 verboten. Außerdem verzichten
immer mehr Verbraucher auf Produkte extensiver Viehwirtschaft. Bei der
Nationalen Verzehrsstudie II in Deutschland von 2005 bis 2007 gaben 69,8 %
der Befragten an, dass artgerechte Tierhaltung für sie beim Einkauf wichtig
ist.