Ergonomie – Prüfungsvorbereitung (Trost)
Definitionen
„Gesundheit“ (WHO):
Gesundheit ist ein Zustand des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.
„Arbeit“ (Brockhaus):
Arbeit ist bewusstes, zielgerichtetes Handeln des Menschen zum Zweck der Existenzsicherung wie der Befriedigung von Einzelbedürfnissen.
Arbeitssystem
= System zur Erfüllung eines Arbeitsauftrages
= Neutrales Gedankengerüst (Systemtheorie)
= Mensch-Maschine-System
3 Schritte im System
- Eingabe
Material, Information, Energie
- Verarbeitung
Arbeitsaufgabe, Mensch, Fertigungsmittel, Ablauf, Arbeitsumgebung
- Ausgabe
Produkt (körperlich/Dienstleistung), Abfall, Emissionen
Anthropometrie
= Lehre von Körpermaßen
= Grundlage für die menschengerechte Gestaltung von Arbeitssystemen
Ziele:
- optimale Anpassung des Arbeitsplatzes an den Menschen
- optimale Produktgestaltung
Perzentilwerte:
Grundlage = Mittelwert von Körpermaßen (Größe, Proportionen) (18-45-Jährige)
à nicht der Mittelwert ist ergonomisch zweckmäßig, sondern Extremwerte
® In der Ergonomie gilt der Perzentilwert von 95% (Schwankungsbreite);
d.h. 95% werden berücksichtigt; bei 5% müssen Sondermaßnahmen ergriffen werden
® bei Sicherheitsmaßnahmen ist Perzentilwert 99% (Maßnahmen strenger; müssen für 99% passen)
Anpassung durch:
- Verstellmechanismen (Arbeitsgeräte, Arbeitsplätze)
- Fertigung verschiedener Größen
- „kritisches Maß“ (z.B. Türhöhe über 95%)
Arbeitsteilung
=Aufteilung der Produktion in Teilprozesse
Warum wird Arbeit geteilt?
àSteigerung der Produktivität und des Wohlstands der Nationen
Nach welchen Kriterien?
- nach Geschlecht (Frau: feinmotorisch, Multitasking; Mann: körperlich )
- nach Arbeit (organisatorische Arbeitszerlegung)
- nach Menge
- nach Funktion (Spezialisierung)
(Vorbereitung, Montage, Prüfung, usw.)
- nach Qualifikation
(bestimmte Fähigkeit als Voraussetzung für bestimmte Tätigkeiten)
- Produktion – Dienstleistung
- Erwerbsarbeit – Eigen-/Hausarbeit
- Planung – Ausführung
- Raum (regional, international)
Konsequenzen und Grenzen der Arbeitsteilung:
Organisation
(bei mehr Arbeitsteilung werden die Abläufe komplexer, es werden mehr Spezialmaschinen gebraucht, Lagerlogistik, usw.; dadurch entsteht viel mehr Arbeitsaufwand und Planungsaufwand; auch bei Outsourcing)
Technische Grenzen
Wirtschaftliche Grenzen
(hoher Koordinationsaufwand, wie Lager, Logistik führt zu hohen Kosten)
Soziale Grenzen
(Monotonie führt zu Motivationsverlust)
Schwerpunkt energetischer und informatorischer Arbeit
Energetische Arbeit
= Erzeugung mechanischer Energie durch Muskeln, Skelett,
Herz-Kreislauf-System
® Biomechanik
- befasst sich mit mechanischen Gesetzen bezogen auf Lebewesen
- dient dazu, Belastungen auf Knochen und Gelenke nachzuvollziehen
Informatorische Arbeit
= Informationen aufnehmen und verarbeiten (kognitive Arbeit) und
dann energetisch handeln
(Aufnehmen®Verarbeiten®Entscheidung®auf Energetik zurückführen)
® Auswirkungen bei Arbeitsplatzgestaltung
Körperliche Arbeit muss gestaltet werden als geistige
z.B. Klima, Licht, unterschiedliche Ausführungszeit/Arbeitszeit
Interessenvertretung
Gewerkschaft
- rechtl. Grundlage: Tarifvertragsgesetz
- betriebsextern, freiwillig
- handeln mit AG-Verbänden/Betrieben Tarifverträge aus (hoheitliche Rechte; Entgelt, Bedingungen, Arbeitszeit)
- vertreten Interessen der Arbeitnehmer (Schutz)
- strukturiert nach Branchen/Regionen
Betriebsrat
- rechtl. Grundlage: Betriebsverfassungsgesetz (mind. 5 Mitarbeiter)
- betriebsintern; = gesetzl. Vertretung der Belegschaft ; Wahl alle 4 Jahre von Mitarbeitern
- Beteiligungsrechte der AN in sozialen, personellen, wirtschaftl. Fragen
- im Aufsichtsrat vertreten® bestimmt über Einkommen der Vorstände
- hat Interessen der Mitarbeiter und der Betriebes zu vertreten
- Betriebsrat darf nicht streiken oder zu Streik aufrufen
Streik
à Streik ist die planmäßige, gemeinschaftliche Arbeitsniederlegung mehrerer Arbeitnehmer mit dem Ziel der Änderung(en) der Arbeitsbedingungen. Er ist rechtmäßig, wenn er von der Gewerkschaft eingeleitet, durchgeführt oder übernommen wird.
Arbeitsgestaltung
Ziel: vor Gesundheitsschäden schützen, Leistungsfähigkeit, -zufriedenheit
Rohmert und Hacker:
- muss körperlich/geistig ausführbar sein
- muss erträglich sein (darf zu keiner Schädigung führen)
- muss zumutbar sein (abhängig von sozio-ökonomischen Rahmenbed.)
- Zufriedenheit (man muss sich persönlich entwickeln können)
Softwareergonomie
Software = Programme, die für den Betrieb von Rechensystemen zur Verfügung stehen
5 Anforderungen (Din Vorschrift; Benutzerfreundlichkeit von PC-Programmen)
- Aufgabenangemessenheit (Unterstützung bei Aufgabenerledigung)
- Fehlerrobustheit
- Erwartungskonformität (das was man erwartet muss es erfüllen)
- Selbsterklärbarkeit
- Steuerbarkeit
In Deutschland zwei zusätzliche Anforderungen
- lernförderlich
- indvidualisierbar
Wahrnehmung von Informationen aus der Umgebung
- visuell
- auditiv
- olfaktorisch (Nase)
- Geschmack
- thermisch (Temperatur)
- Schmerz
- taktil/haptisch (fühlen; aktive Erfühlen)
- kinästhetisch (Muskeln)
- vestibulär (Gleichgewicht)
Menschliches Sehvermögen
- Akkomodation (Anpassung an Entfernung, Brechwerteinstellung)
- Adaptation (Anpassung an Lichtverhältnisse)
- Konvergenz (Anpassung an Objektentfernung; Augachsenstellung)
Gefährliche Arbeitsstoffe
®Aufnahme von Schadstoffen über Mund, Haut, Atem
®Wirkung: Reizungen, Allergien, Verätzungen, Schädigung innerer Organe
àSchutz/Gefahrenvermeidung:
- Verhindern durch Schutzausrüstung
- Vermindern durch Abtrennung der Arbeitsbereiche, Filter, Absauganla.
- Vermeiden durch wenig Gebrauch, Ersatz durch ungefährliche Stoffe
à Berufsgenossenschaft ist für Arbeitsschutz zuständig; Einhaltung von Maßnahmen
(wenn Betrieb Vorschriften nicht einhält kann er geschlossen werden; besitzen gesetzliche Hoheit)
Lärm
- Bis 90 dzb darf Lärm gehen (über 120 ist gesundheitsschädigend; ab 140 taub)
- Wichtig: Schutzmaßnahmen, sonst irreparable Schäden
Kontraste
= wichtig für optische/akustische Wahrnehmung von Informationen
à erhöhen Sicherheit
à bieten Orientierungshilfen
à erhöhen Genauigkeit
Optische Kontraste
Form (Verkehrzeichen), Farben (Ampel), hell-dunkel (Notausgang)
Akustische Kontraste
Laut/leise, hoch/tief (Sirenen), klarer Ton/Rauschen
Beleuchtung
Geeignete/ausreichende Beleuchtung= Voraussetzung für effizientes Arbeiten
Wichtig:
- Verhindern ständiger Adaption/Akkommodation
- Verhindern zu starker Helligkeit/Dunkelheit
Arbeitsschutzorganisation
Arbeitsschutz = Bewahrung des Menschen vor Gefahren&Beeinträchtigungen
àGewerbeaufsicht (Grundlage Gewerbeordung)
- staatlich (Schutz auf Ebene der Bundesländer)
- oberste Stelle Arbeitsminister
àBerufsgenossenschaften (Grundlage Sozialgesetzbuch)
- Private Verwaltung; finanzieren sich selbst (Beiträge)
- Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten (Kontrolle)
- Entschädigungen/Leistungen an AN
Berufsgenossenschaft und Gewerbeaufsicht arbeiten zusammen; gibt es in dieser Form nur in Deutschland
Interne Institutionen
Sicherheitsingenieur/Sicherheitsfachkraft, Betriebsärzte, Arbeitsschutz-Ausschuss, uvm.
Arbeitsqualität (früher Produktqualität)
früher:
Produkt musste erforderliche Funktion erfüllen; Qualität = produktbezogen
später:
optimale Prozessplanung
heute:
TQM = Total Quality Management
à Mittelpunkt = Kundenzufriedenheit + Qualität der Arbeit
Qualität ist die Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eigenschaft, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen.
Qualität ist subjektiv/relativ.
Qualitätskosten
Qualität mit 3 Arten von Kosten verbunden:
- Prüfkosten (diagnostische Kosten)
(Prüfmittelbeschaffung, -instandhaltung; Wareneingangs-, Fertigungs-, Warenausgangsprüfung)
- Fehlerkosten (kurative Kosten)
(intern: Ausschuss, Nacharbeit; extern: Reklamationsbearbeitung, Rücksendungen, Produktrückrufe)
- Fehlerverhütungskosten (präventive Kosten)
(Qualitätsplanung, lenkung, -verbesserungsmaßnahmen)
Klima/Temperatur
= physikalische Bedingungen eines Arbeitsplatzes
Bei Arbeit ist man Temperatur /Klima ausgesetzt; muss stimmen, damit man sich behaglich fühlt.
Klima setzt sich aus 4 Größen zusammen:
● Lufttemperatur ● Wärmestrahlung
● Luftfeuchtigkeit ● Luftbewegung
Jeder empfindet Klima (z.B. unterschiedlich bei Männern und Frauen)
Temperaturunterschiede je nach Anforderungen (Arbeit); z.B. Büro 20°, Werkstatt 16°)
Regeln der Körpertemperatur (Wärmeaustausch mit Umwelt)
- Wärmestrahlung
- Verdunstung (Schweißsekretion, Wasserdampfabgabe)
- Konvektion/Wärmeleitung
Entgelt
Genfer Schema = Schema zur Arbeitsbewertung
à Anforderungsermittlungen für Entgelt
4 Anforderungsarten, nach denen Arbeit bewertet wird
- Geistige Anforderungen (Belastungen und Können)
- Körperliche Anforderungen (Belastungen und Können)
- Verantwortung
- Umgebungsanforderungen (Arbeitsbedingungen)
Je nach Anwendung werden diese Anforderungen unterteilt in Unteranforderungen (bis zu 18 verschiedene)
àHöhe der Anforderungen führt zu bestimmten Geldwert
= ►Entgeltgestaltung (unabhängig von Leistung; d.h. es wird die Arbeit bewertet und Wert der Arbeit wird bezahlt; nicht der Arbeiter!)
à „normale“ Arbeitszeit, Schichtarbeit, Gleitzeit, Teilzeit
(Arbeitszeit an die Bedürfnisse der AG/AN anpassen)
Schichtarbeit:
- wichtig in Gesundheitsversorgung, öffentlicher Sicherheit, Energieversorgung
- mehr Kapazität möglich
- hohe Anlaufverluste durch Produktionsunterbrechung vermeiden
Gleitzeit:
VORTEILE
- Anpassung an persönliche Bedürfnisse (Familie), individuellen, biologischen Tagesrhythmus, Arbeitsbedarf
- kein Pünktlichkeitszwang, mehr Selbstständigkeit
- Abnahme von Arbeitsabwesenheit und Überstunden
NACHTEILE
- erhöhter Kontrollaufwand
- Erschwerung der Arbeitslenkung (reduzierte Kontaktmöglichkeiten)
Punkte zur flexiblen Arbeitsgestaltung
- Umfang der Arbeit
(in Tarifverträgen festgeschrieben; in Arbeitsverträgen festgehalten)
- Dauer der Arbeit
- Verteilung der Arbeitszeit
(z.B. gleichmäßig, Jahresarbeitszeit)
Berufsunfälle (3 Kategorien)
- Arbeitsunfall
(Einwirkung von außen, plötzlich, kurzzeitig)
- Wegeunfall
(auf Weg von/zur Arbeit)
- Berufskrankheiten
(durch länger einwirkende Einflüsse erst später bemerkbar)
Arbeitsorganisation
Systemelemente: Mensch, Material, Betriebsmittel
à3 Grundprinzipien zur Gestaltung der Fertigungsorganisation:
1. Werkbankfertigung
(Mensch im Mittelpunkt, verrichtet alle Tätigkeiten)
2. Fließ- oder Reihenfertigung
(objekt-, erzeugnisorientiert, Just-in-Time-Produktion)
VORTEILENACHTEILE
- rasche Kundenbelieferung - hohe Störanfälligkeit
- geringe Stückkosten - fehlende Flexibilität
- geringer Transportaufwand
- Transparenz/Übersicht
3. Werkstattfertigung
(optimale Ausnutzung der Betriebsmittel, gleichartige Verrichtungen werden zusammengefasst)
- hohe Elastizität - hoher Transportaufwand
- hohe Anpassungsfähigkeit - mangelnde Übersicht
Belastung und Beanspruchung
Die Arbeitsbelastung ist die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die im Arbeitssystem auf den Menschen einwirken.
(DIN33400)
Die Arbeitsbeanspruchung ist die individuelle Auswirkung der Arbeitsbelastung im Menschen in Abhängigkeit von seinen Eigenschaften und Fähigkeiten.
(DIN 33400)