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Entwicklungspsychologie (Zusammenfassung)

7.618 Wörter / ~28 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Felix N. im Jan. 2013
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Zusammenfassung
Psychologie

Universität, Schule

Universität Zürich - UZH

Note, Lehrer, Jahr

2007, Bertin

Autor / Copyright
Felix N. ©
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Preis 8.00
Format: pdf
Größe: 0.55 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 27376







Entwicklungspsychologie (Zusammenfassung)

Entwicklungspsychologie 1


Entwicklung der Wahrnehmung


  • Mögliche Wege der Entwicklung

  1. (Sinnes)wahrnehmung/Fähigkeiten pränatal schon voll entwickelt

→ Entwicklungsstand wird postnatal durch Erfahrung beibehalten

→ fehlende (Sinnes)erfahrung führt postnatal zu Degeneration der Fähigkeiten


II. (Sinnes)wahrnehmung/Fähigkeiten pränatal teilweise entwickelt

→ Umwelt fördert oder degeneriert vorhandene Fähigkeiten postnatal


III: (Sinnes)wahrnehmung/Fähigkeiten pränatal gar nicht entwickelt

→ nur die Umwelt entscheidet über die postnatale Entwicklung


  • Die wichtigsten Methoden


I. Präferenzmethode: Konfrontation des Säuglings mit zwei Reizen → Messung der Dauer der Aufmerksamkeit/Zuwendung zu einem Reiz

(→ Bevorzugungsprinzip)


II. Habituation – Dishabituation: Reiz 1 (→ je länger die Anschaungszeit, desto geringer das Interesse/Zuwendung), dann Reiz 2 (→ Aufmerksamkeit/Zuwendung zum neuen Reiz steigt wieder)

(→ Gewöhnungsprinzip)


III. Blickbewegungsregistrierung: Messung (mit Eye Tracker) der fokussierten Merkmale eines visuellen Reizes

IIII. Konditionierung: klassische, neutraler Stimulus + unkonditionierter Stimulus → Assoziation (pairing) → neutraler Stimulus = konditionierter Stimulus, Erlernen von Stimulus-Reaktions-Mustern

Konditionierung: operante, eigenes Verhalten → positive Konsequenz (Wiederholung des Verhaltens), negative Konsequenz (Vermeidung des Verhaltens)

  • Die „Niederen“ Sinne

  1. Geruchsinn: bei Geburt schon sehr ausgeprägt, Sensation (Empfindung):

Reizaufnahme ohne grosse Interpretation (z.B. Schmerz, Geruch)

  1. Geschmacksinn: bei Geburt schon sehr ausgeprägt

  2. Hautsinn: Berührungsempfindlichkeit: bei Geburt schon sehr ausgeprägt (Schmerz und Temperaturempfinden)


=> „Niedere“ Sinne gleich nach Geburt vorhanden, weil überlebenswichtig, später keine grosse Entwicklung mehr


  • Die „Höheren“ Sinne

  1. Hörsinn: Lautwahrnehmung, pränatales Hören möglich

Perzeption (Wahrnehmung) „Interpretation“ von Empfindungen, der Reizaufnahme

Fähigkeit verschiedene Sprachlaute zu differenzieren schon bei Geburt


  1. Sehsinn: visuelle Fähigkeiten entwickeln sich nach der Geburt sehr schnell, ist aber schon bei Geburt gut ausgebildet

Visuelle Präferenzen: Grösse, Komplexität, runde Formen, Symmetrie, Neuheit, Vorliebe für menschliches Gesicht, Neuheitspräferenz


Wahrnehmung von Formen und Objekten: Winkelverwandschaft wird ab ca. 14 Monaten wahrgenommen, Scheinkonturen werden ab 3-4 Monaten wahrgenommen, Visuelle Klippe: Säuglinge haben schon Tiefenwahrnehmung, Tiefenwahrnehmung bei Verdeckung (Interposition):

ab 6.-7Monate, Intermodale Wahrnehmung (etwas das z.B. haptisch erkundet wurde, wird später visuell präferiert) = Intermodales Matching


Emotionale Entwicklung


  • Grundemotionen


  1. universell bei alle Menschen vorhanden

  2. adaptive Funktion, dienen dem Überleben

  3. nonverbales Kommunikationsmittel, ablesbar aus Gesichtsausdruck

  4. angeboren? → gleicher Ausdruck in allen Kulturen

  • Beispiele: Lachen, Ärger, Ekel, Furcht, Interesse, Wut


  • Theorien der emotionalen Entwicklung

(1) Darwinsche Tradition: Grundemotionen angeboren, kulturell vergleichbar

Vertreter: Darwin, Tomkins, Izard

(2) Differenzierungstheorie: Grundemotionen entwickeln sich erst im 1. Lebenjahr voll,

Einfluss der Umwelt, elementare Komponenten der Emotionen sind angeboren

Vertreter: Sroufe

(3) Funktionalistischer Ansatz: Betonung der Funktion der Emotion für das Kind in der Umwelt, Emotionen fördern zielgerichtete Handlungen und regulieren soziale Interaktionen


  • Entwicklungsverlauf einiger Grundemotionen

Beispiel: Lachen → 1) reflexhaftes Engelslächeln im Schlaf → 2) soziales Lächeln (in sozialer Interaktion) → 3) erstes Lachen (Folge von aktivierender Stimuli)

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=> emotionale Entwicklung steht in Engem Zusammenhang mit kognitiver und perzeptueller Entwicklung


Beispiel: Ärger und Angst (negative Emotionen) 1) Generalisierte Stressreaktion für alle negativen Gefühle (noch keine differenzierte Ausdrucksformen) → 2) Fremdenangst → 3) Trennungsangst


  • Entwicklungsverlauf von Sozialemotionen

Definition: Sozialemotionen = selbstbezogene Emotionen, mit Einfluss auf das Selbstwertgefühl

Kognitive Voraussetzungen: objektive Sichtweise („Sicht des anderen“)

=> grosser Einfluss der Sozialisierung auf soziale Emotionen

Beispiele: Scham, Stolz, Verlegenheit, Schuld


  • Emotionen anderer verstehen

Imitationsstudien mit Neugeborenen: vorgemachte emotionale Gesichtsausdrücke werden nachgemacht (=intermodales Matching → visuelle Wahrnehmung + haptisches Fühlen im Gesicht, Hapitk = Lehre vom Tastsinn)

=> Erklärungen: Baby erkennt Ausdruck als Emotion und will sozial interagieren vs. nur reflexartige, explorative Nachahmung ohne Verständnis


Emotionsverständnis bei Neugeborenen wird mit der 1) Habituation-Dishabituations-Methode und 2) mit Messung des ERP (Ereignis-korrelierte Hirnpotentiale) → Veränderung der physiologischen Hirnströme auf einen präsentierten Stimulus

getestet

Soziales Referenzieren: Bezugsnahme auf emotionale und bewertende Information der Bezugsperson in unsicheren Situationen (zw. 7-10 Monaten) → wie bewertet Bezugsperson diese mir unbekannte Situation?

Kognitive Vorraussetzungen: Verständnis des Inhalts der Emotion, kausale Verknüpfung zw. Emotion der Bezugsperson und Situation sehen


  • Was beeinflusst Emotionen?

  1. Kognitive Faktoren → Durch mehr Verständnis der ablaufenden Prozesse in der Umwelt, anderer Umgang mit Emotionen?

  2. Physiologische Faktoren → z.B. Limbisches System (Erinnerungsvermögen, Emotionserkennung, Regulierung, Furcht, Angst)

  3. Kulturelle Faktoren → Kultur entscheidet über Angemessenheit und Intensität einer Emotion in einer bestimmten Situation, Sozialisierung, soziale Darbietungsregeln, emotionale Selbstregulation

  4. Temperament → individueller Ausdruck der Emotionen, relativ situationsunabhängig und stabil im Entwicklungsverlauf


    • 2 Modellvorstellungen von Temperament

  1. Modell von Thomas & Chess: 9 Merkmalsdimensionen (z.B. Aktivitätsniveau, Aufmerksamkeit/Beharrlichkeit, Rythmizität usw. → jede mögliche Eigenschaft wird bewertet = Temperamentsprofil einer Person)

  2. Modell von Rothbart: 6 Merkmalsdimensionen (Merkmale von Thomas/Chess wurden kategorisiert)


  • Temperamentsprofile (Thomas & Chess, 1977)

      1. einfaches Kind (ca. 40% aller Kinder)

      2. schwieriges Kind (ca. 10%)

      3. Kind, das nur langsam aktiv wird (ca.15%)

  • ca. 35% aller Kinder zeigen eine Mischung von Temperamentsprofilen


  • Stabilität des Temperaments

    • extreme Temperamentsmerkmale sind langfristig stabil

    • andere normal ausgeprägte Merkmale können durch Erfahrung modifiziert werden


      • Was beeinflusst das Temperament?

  1. Genetische Einflüsse:: Zwillinge zeigen hohe Übereinstimmung im Temperament

  2. Umweltbedingte Einflüsse: Einfluss des sozialen Umfeldes

  3. Kulturbedingte Einflüsse


    • Forschungsmethoden zur Emotionsentwicklung und Temperament

Temperament: Interviews, direkte Beobachtung

Emotionen: Facial Action Coding System (FACS) (Ekman & Friesen, 1976)

Sichtbare Bewegung der mimischen Muskulatur → Zordunung der Bewegung zu einer oder mehreren (kategorisierten) Action Units (z.B. Sorgenfalten, Kussmund, Voschieben des Unterkiefers usw.) → ganzer Gesichtsausdruck kann schriftlich notiert werden → Zuordnung zu Emotion


Paradigma des Stillen Gesichts:

1. Phase: Erwachsener ist aktiv mit Baby, lacht, zeigt Emotionen → Kind interagiert, lacht mit

2. Phase: Erwachsener macht abrupt ein „still face“ (≈neutraler Gesichtsausdruck) → ab 3 Monaten (o.früher) reagiert Neugeborenes sehr ausgeprägt darauf, schaut weg, fängt an zu weinen

3. Phase: Kontakt wird wiederhergestellt, Interaktione → Baby reagiert erneut positiv, nimmt Kontakt zu Person wieder auf


Bindung/Attachment


Bindung/Attachment = Starke emotionale Bindung zu einer bestimmten Person über Raum und Zeit hinweg

  • Meistens zw. Kind und Bezugsperson(en) (z.B. Vater oder Mutter)

  • Erste emotionale Bindung → Entwicklung eines Arbeits-, Beziehungsmodells

  • Korrelation zw. emotionaler Entwicklung und Bindungsentwicklung


  • Bindungstheorien

(1) Psychoanalytischer Ansatz: Ursachenfindung für spätere Beziehungsprobleme in der Kindheit, Bindung aufgrund von Fütterungssituation, in oraler Phase des Kindes wird die Mutter zum Objekt der Bindung, Mutter stillt Hunger nach Liebe, Geborgenheit

Vertreter: Freud, Erikson

Kritik: Mutter + Fütterungssituation ist überbewertet, Kind ist unterbewertet


(2) Behaviorismus: Bindung zur Mutter aufgrund der erlernten Konditionierung, dass Mutter = Herabsetzen des Erregungszustands bei Hunger, Fütterungssituation + Wärme der Mutter sind bindungsfördernd, Zweck (primärer Antrieb) der Bindung zur Mutter ist Hunger stillen, Mittel (sekundärer Antrieb) dazu ist Bindung zur Mutter


  • Wie wichtig ist die Fütterungssituation im Vergleich mit taktiler Situation?

  • Entsteht Bindung zur Mutter wegen Hunger oder Bedürfnis nach Zuneigung?

  • Ungeachtet dessen, welche Mutter Nahrung anbot, zeigten die Äffchen ein signifikant stärkeres Bindungsverhalten der Fellmutter gegenüber

  • => Bedürfnis nach Geborgenheit, Liebe ist grösser als der Hunger, trägt stärker zum Bindungsverhalten mit der Mutter bei als die Fütterungssituation


  1. Ethologische Verankerung:

Prägung (Printing, Lorenz), Gänse folgen nach Geburt fast jedem bewegten Objekt, dieses Verhalten ist genetisch programmiert, irreversibel (Verhalten bleibt), adaptiv (überlebensdienlich) und geschieht in der sensibler Phase

Kindchenschema, Jungtiere einer Spezies lösen durch spezifische Merkmale (=Kindchenschema, z.B. soziales Lächeln, runde Gesichtsformen usw.) bei Erwachsenen ein Fürsorgemotiv aus → Kind baut durch solche adaptiven Verhaltensweisen aktiv eine emotionale Bindung auf (vs. passives Bindungsverhalten bei Psychoanalyse und Behaviorismus, bei denen die Bindung vom Kind nicht selber gefördert wird)

Vertreter: Bowlby → (Inspiration) Lorenz


  • Phasen der Bindungsentwicklung

  1. Vorbindungsphase: Kind zeigt angeborenes Verhalten (Kindchenschema, Reflexe usw.), Verhalten ist bei allen Personen konsistent

  2. Phase des Bindungsbeginns: Entsteht durch intensive, zeitlich lange Phasen mit Bezugsperson, Differenzierung des Verhaltens gegenüber verschiedenen Personen

  3. Ausgeprägte Bindungsphase: Qualität der Bindung wird ersichtlich, Explorationsverhalten mit Bezugsperson als Basis, Konflikt: Explorationsverhalten vs. Nähe zur Bezugsperson (→ Mischung = Grad der Selbstständigkeit)

  4. Differenzierungs- und Integrationsphase: kognitive, sprachliche Fortschritte des Kindes, Verständnis von Trennung zur Bezugsperson → Trennungsangst ↓,Aufbau des Selbstvertrauens, Aufbau des inneren Arbeitsmodells: Erfahrungen in der ersten emotionalen Bindung mit Bezugsperson wirken sich auf alle zukünftigen engen Beziehungen aus

  • Entwickelt von John Bowlby


  • Messung der Bindungssicherheit

Fremden-Situation (Strange Situation) → Beurteilung der Bindungsqualität, getestet an Kinder von 1-2 Jahren, Verhalten des Kindes bei Alleinsein (Trennungsangst) wird getestet, wie schnell kann die Mutter das Kind wieder beruhigen?, Verhalten des Kindes bei Anwesenheit der Mutter

  • Entwickelt von Mary Ainsworth, deskriptives Experiment


Bindungsqualitäten:

  1. Sichere Bindung (Bindungstyp B): Bezugsperson als Basis für Explorationsverhalten, Trennungsangst, positive Reaktion auf Wiedervereinigung

  2. Unsicher-vermeidende Bindung (Bindungstyp A): keine Trennungsangst, negative Reaktion auf Wiedervereinigung

  3. Unsicher-ambivalente Bindung (Bindungstyp C): grosse Trennungsangst, positive und negative Reaktionen auf Wiedervereinigung


  • Bindungsqualitäten von Ainsworth


(4) Unsicher-desorganisierte/desorientierte Bindung: grosse allgemeine Unsicherheit, konfuse, sich wiedersprechende Verhaltensweisen auf Wiedervereinigung


  • Ab 80er Jahren


=> je nach erster Bindungsqualität → inneres Arbeitsmodell → Einfluss auf spätere Bindungen


  • Beeinflussende Faktoren der Bindungssicherheit

(1) Qualität der Fürsorge: adäquate, schnelle Reaktion der Bezugsperson auf Signale des Kindes?, um die Entwicklung des Ich als Kausalzentrum zu fördern ist eine schnelle Reaktion der Bezugsperson auf das Kind nötig, emotionaler Tanz: Emotionen von Kind und BP sollten übereinstimmen (z.B. beide lachen)

(2) Familiäre Umstände: Ehestreit, Arbeitslosigkeit, finanzielle Situation → indirekte Beeinflussung, weil dadurch die Feinfühligkeit der BP tangiert wird

(3) Gelegenheit zur Bindung: postnatale Depression, Waisenkinder → BP sind weniger zugänglich

(4) Temperament/Persönlichkeitseigenschaften des Säuglings: Bindung ist eine wechselseitige Beziehung, z.B. wenden sich Frühgeburten oft von den Eltern ab, um sich vor Reizüberflutung zu schützen (Sinnesorgane sind noch nicht auf Aussenwelt eingestellt)



  • Mehrfache Bindung

Vater: Bindung zum Vater zur gleichen Zeit, wie zur Mutter, trotz unterschiedlichen Interaktionszeiten

Geschwister: Am Anfang oft Eifersucht gegenüber Jüngeren, später meist gute Bindung

Tagesbetreuung: Positiver Faktor, wenn Bindung zur Mutter nicht so gut verläuft, abhängig von der Qualität der Tagesbetreuung


  • Bindungen und spätere Entwicklungen

Kognitive Kompetenz: je besser die Bindung, desto mehr freie mentale Ressourcen für Exploration und somit fürs Lernen

Soziale Kompetenz: Positive Korrelation mit Bindungssicherheit

Emotionale Kompetenz: Positive Korrelation mit Bindungssicherheit


=> Bindungsmodell wirkt auch auf Selbstkonzept (bin ich es wert…usw.?)


  • Die Entwicklung des Selbst

Selbst: objektive Beschreibung meiner Person, so könnten mich andere Personen beschreiben

Selbstkonzept: eigene Wahrnehmung, die ich von mir habe, subjektive Beschreibung, die ich von mir abgebe

Ich-Bewusstsein: Wahrnehmung, dass man von der Umwelt und den anderen Personen abgetrennt ist

Selbsterkennung: Rouge-Test (Test zur Fähigkeit der visuellen Selbsterkennung) → Objektiviertes-/Konzeptionelles Ich: man nimmt sich selber als Objekt wahr, man weiss, dass man von aussen betrachtet werden kann → Voraussetzung zur Entwicklung von Empathie (wenn ich ein eigenständiges Objekt bin, sind es andere auch)


Entwicklungsverlauf des Selbst: 1) propriozeptive (den eigenen Körper betreffend) Wahrnehmung + Wahrnehmung des eigenen Körpers als Kausalzentrum von Handlungen → 2) Ökologisches Ich: „verkörpertes Ich“ (ich nehme mich selber als Körper wahr, Wahrnehmung der Trennung von der Umwelt) → 3) Objektiviertes Ich (ich nehme mich selber als Objekt wahr, Wahrnehmung der Trennung von anderen Personen)


Entwicklung des Selbst: - in frühester Kindheit, keine anfängliche Verwirrung zw. eigenem Körper und Umwelt (Freud postulierte anfängliche Verwirrtheit), implizites (ökologisches) Ich-Bewusstsein → explizites (objektiviertes) Ich-Bewusstsein


Entwicklungspsychologie 1


Entwicklung des Körpers


(1) Wachstum (Growth, quantitativ, zeitlich begrenzt, z.B. Körpergrösse)

körperliches Wachstum

(2) Reifung (Maturation, qualitativ, zeitlich unbegrenzt, z.B. Pubertät)

→ körperliche Transformation


  • Veränderungen der Körperproportionen

Entwicklungsrichtungen: cephalo- caudal (von Kopf zu Steiss), oberer Bereich des Körpers ist immer weiterentwickelt

Proximo-distal (von körpernah zu körperfern), innere Organe werden zuerst entwickelt


  • Veränderungen in Grösse und Gewicht

Grössenwachstumskurve und Gewichtswachstumskurve haben ungefähr die gleiche Steigung (d.h. die gleichen proportionalen Zunahmen pro Zeiteinheit)


  • Wachstumskurve verschiedener Organsysteme und Gewebearten

Während der ersten Lebensjahre wächst v.a. das Gehirn (relativ gesehen zu seiner Endgrösse) am schnellsten als jeder andere Körperteil


  • Entwicklung des Gehirns

Entwicklung der Gehirnzellen


(1(Als erstes Entwicklung der Neuronen (Neurogenese) + Gliazellen → (2)Neurone bilden synaptische Verbindungen (Synapse = Synapsenendköpfchen + synaptischer Spalt + postsynaptische Membran an Dendrit) (Synaptogenese), kritischer Prozess in Kindheit, da Regelung der Verknüpfung der Nervenzellen untereinander→ Myelinisierung (Myelinscheide), Hautanteil an der Gewichtszunahme


Entwicklung des zerebralen Cortrex (Grosshirnrinde)


Frontal-Lappen, Parietal-Lappen, Okzipital-Lappen, Temporal-Lappen

Gehirnareale entwickeln sich unterschiedlich sich unterschiedlich schnell

Frontal-Lappen (Planung, Kontrolle) entwickelt sich am längsten nach der Geburt, bis ins Jugendalter

überlebenswichtige Areale bei Geburt schon entwickelt


Lateralisierung des Kortex

Spezialisierung/Aufgabenteilung der beiden Hirn-Hemissphären nach Geburt noch nicht komplett, aber schon ausgeprägt, Hemisphären haben unterschiedliche Aufgaben (linke Hemisphäre z.B. für Sprache und rechte Hemisphäre für räumliches Vorstellungsvermögen


Plastizität des Kortex

Veränderbarkeit und Formbarkeit des Gehirns, zeigt Bedeutung der Erfahrung/der Umwelt und ermöglicht die Übernahme von Aufgaben von geschädigten Arealen durch andere


  • Motorische Entwicklung

Cephalo-caudal (oben nach unten) → Kontrolle über obere Körperteile zuerst

Proximo-distal (von körpernah zu körperfern)

Entwicklungsrichtungen sind auf allen Ebenen gültig (einzelne Organe, ganzer Organismus usw)


  1. Reifung (Maturation), d.h. Entwicklung aufgrund genetischen Planes

  2. Erfahrung/Übung, d.h. Entwicklung auf genetischen Planes undn Umwelt

  3. Dynamisches System, Betonung der aktive Mitwirkung/Konstruktion des Kindes an der motorischen Entwicklung,→ Kraft, Wille, Motivation (zielorientiert)


Reflexe

Angeborene automatische Reaktionen auf bestimmte Reize (→reizgebunden), nicht-intentionale Bewegungen

    • meisten Reflexe verschwinden wieder, sonst: schlecht für psycho-motorische Entwicklung

    • Evolutionär stabil (keine grossen Modifikationen über Zeit hinweg) und adaptiv (an Umwelt angepasst), d.h. überlebenswichtig

    • Bei Geburt sind gute Reflexe Indikator für ein gesundes Nervensystem

    • Einige Reflexe: Greifreflex, Saugreflex, Wangensuchreflex, Tonischer Nackenreflex (1 Körperhälfte gespannt, andere entspannt)


Entwicklung der Grobmotorik

Motorische Fähigkeiten, welche grosse Körpermuskeln und mehrere Körperteile beanspruchen, Kombination der Motorik (Bewegungsfähigkeit) der unteren und oberen Körperhälfte ab ca. 3-4 Jahren


Bewegungen bei denen nur die Hand benutzt wird, Entwicklungsschritte in der Feinmotorik: Vorgreifen (Greifen ohne Gegenstand), Pressen, Ertasten/Explorieren, Pinzettengriff (Zeigefinger + Daumen)


Bewegung und Sport

Zusammenhänge zwischen:

  1. Perzeptioneller und motorischer Entwicklung (z.B. Fangen eines Balles, Motorik hilft Perzeption zu optimieren

  2. Sozialer und motorischer Entwicklung (frühere Entwicklung = mehr Akzeptanz in der Gruppe)

  3. Kognitiver und motorischer Entwicklung (besseres Lernen, Konzentration durch Bewegung)

=> motorische Entwicklung steht in Zusammenhang mit anderen Entwicklungsbereichen (deswegen interessant für Entwicklungspsychologie)

=> Definitionen: Perzeption ≈ Interpretation des aufgenommenen Reizes (mittelbar)

Empfindung ≈ Reizaufnahme ohne Interpretation (unmittelbar)

Kognition ≈ Denken, Denkprozesse, Informationsverarbeitung (bewusst oder unbewusst)


Entwicklung der Sprache


  • Theorien der Sprachentwicklung


  1. Behavioristische Perspektive (Lerntheorie): positive Verstärkung: positive Reaktion des Umfeldes bei wortähnlichen Lauten → Wahrscheinlichkeit für Wiederholung steigt, negative Reaktionen (Tadel/Korrektur) bei „falschem Wort“ → Wahrscheinlichkeit für Wiederholung sinkt, allgemeine Nachahmung des sozialen Umfelds B.F. Skinner

  • Interaktionistische Perspektive: starke Betonung des Zusammenspiels von Genen und Umwelt, starker Wunsch der Kinder zu kommunizieren (aktiver Spracherwerb), Gemeinsame Aufmerksamkeit: Mutter schaut mit dem Kind mit und beschreibt die Umwelt für das Kind, Ammensprache (Infant-directed speech): Hilfe für das Kind zur Sprachentwicklung, Kind zeigt Präferenz dafür (schon Neugeborene)


      • Meilensteine der Sprachentwicklung/Stadien der präverbalen Phase


    1) erste Laute (0-1 Mt.) 2) Gurren (2-3 Mt.) 3) Expansion (4-5 Mt.)

    4) kanonisches Lallen (6-9 Mt.) 5) erste Wörter (10-14 Mt.)


    - die einzelnen Phasen der Sprachentwicklung sind gut erforscht, aber wie sie genau zustande kommen ist immer noch offen

    - kanonisches Lallen ist in jeweiligen Fremdsprachen verschieden


    • Entwicklung des Wortschatzes


    - Gegen Ende des ersten Lebensjahres

    - Lautkombinationen müssen zuerst an Objekte geknüpft werden → Assoziationen (Verbindungen)

    - Strategie des Abwartens: Sprache wird aufgenommen, aber keine Lautbildung, nach ca. 2 Jahren → Redeschwall


  • 1) Holophrasische Phase (Ca 10-12 Mt.): Einwortäusserungen, ein Wort für ganzen Inhalt eines Satzes


    Referentieller Stil (zuerst Aneignung von Wörtern, die sich auf Objekte beziehen, eher im westlichen Kulturkreis)

    Expressiver Stil (zuerst Aneignung von Wörtern, die sich auf soziale Wendungen (Gefühle usw.) beziehen, ganze Sätze werden bei diesem Stil schon früher gebildet)


    => nach welchem Stil sich die Sprache entwickelt ist abhängig von den Persönlichkeitsmerkmalen des Kindes und vom kulturellen Umfeld (östliche Sprachestile → eher kontext-situiert)


    2) Benennungsexplosion: sobald die 50 Wort-Marke (aktiver Wortschatz = 50 Wörter) beginnt die Benennungsexplosion (5-6 neue Wörter pro Tag), Ursachen: Erkenntnis, das alle Wörter einen semantischen (inhaltlichen) Gehalt haben, d.h. alles hat einen Namen, lösen das Segmentationsproblem (Anfang und Ende eines Wortes)

    2 Arten von Fehler bei Benennungsexplosion:

    Übergeneralisierung: ein Wort (z.B. Hund) wird für viele, ähnlich aussehende, aber eigentlich unterschiedliche Dinge benutzt → Wort wird zu breit generalisiert


    • Entwicklung der Wortbedeutung(Semantik)/ Erlernen neuer Wörter


    Welche Strategien werden angewendet um neue Wörter zu lernen?


    1) Fast Mapping: neues Wort „Chromium“ → „bring me the chormium tray, not the blue one!“

    Aufgrund der Differenz zum bekannten Wort (blau) erlernen die Kinder das neue Wort (Chromium)

    => schneller Bedeutungsaufbau, Carey & Bartlett (1978)


    2) Pragmatische Hinweise: neues Wort bzw. dessen Bedeutung wird aus dem sozialen Kontext heraus gelernt

    - Gemeinsame Aufmerksamkeitsrichtung (v.a. frühe Phasen), Baldwin (1993)

    - Intentionalität: Kind sieht ein Verhalten, eine Absicht und verknüpft das dazu gesagte Wort damit, Tomasello & Barton (1993)

    - Emotionaliät: Erwachsener sucht Objekt und beim Finden zeigt er positive Emotion, beim falschen Objekt negative Emotion , Tomasello, Strosberg und Akhtar (1996)


    3) Verarbeitungseinschränkung (kognitive Informationsverarbeitungsstrategie um Wortbedeutung zu erlernen)

    - Ganzheitsconstraint: Annahme, dass sich ein neues Wort auf das ganze Objekt und nicht auf Teile

    - Taxonomie-Constraint: Annahme, dass ein neues Wort für ein Objekt der gleichen Kategorie steht, wie die übrigen vorhandenen Objekte, d.h. dass die übrigen vorhandenen Objekte auch so heissen (→ Annahme, dass das neue Wort die ganze Kategorie beschreibt), z.B. wird Kind ein Bild mit Hund gezeigt und „Dax“ gesagt, dann zeigen von anderen Hundebildern (kategoriale Beziehung) und Hundespielzeug (thematische Beziehung) , dann „hol einen anderen Dax“ → Kind holt Bild von anderem Hund

    ≈ Annahme, dass ein neues Wort für ein Objekt, auch die anderen Objekte dieser Kategorie beschreibt

    - Disjunktionsconstraint: Annahme, dass es für ein Objekt jeweils nur ein Wort gibt, d.h. dass das neue Wort etwas anderes bezeichnen muss als das Bekannte (z.B. Wort „Ball“ kenn ich schon, als muss das neue Wort etwas anderes bezeichen), stimmt aber nicht immer


    => im weiteren Verlauf der Sprachentwicklung müssen der Ganzheitsconstraint (um auch die Wörter für Teile eines Objekts zu lernen und der Disjunktionsconstraint überwunden werden



    • Aufbau des sprachlichen Systems


    1. Holophrasische Sprache (ca. 12-16 Mt.): Ein-Wort-Sätze, nur informationsrelevante Wörter werden gebraucht → z.B. „Durst“

    2. Telegraphische Sprache (ca. 16-24 Mt.): Zwei-Wort-Sätze, Pivot-Wörter (um diese herum bauen Kinder ihre Sätze auf), X-Wörter: Objektsbezeichnung

    3. Mehrwortäusserung (ca.24 Mt.): grösser werdender Wortschatz, Äusserungslänge wird in der Anzahl Morpheme (kleinste bedeutungstragende Einheit) pro Äusserung gemessen


      • Morpho-Syntatktische (Grammtik betreffend) Entwicklungen


    - Flexionen (ca. 24 Mt.): Aufgrund der grammatischen Funktion eines Wortes, wird dessen Gestalt verändert, wobei die grundsätzliche inhaltliche Bedeutung die gleiche bleibt → Geschlecht, Anzahl, Fall, Konjungation

    3 Phasen der Flexion: 1) Mechanisches Stadium (simple Reproduktion gespeicherter Wörter in Genus und Kasus usw.) 2) Regelstufe (einzelne Regeln erlernt, werden aber zu oft angewendet, d.h. Unregelmässigkeiten einer Sprache werden noch nicht richtig gemacht) 3) Korrekte Wortform (ca. Schulbeginn, komplizierte Sätze können gebildet werden, das Sprachwissen ist aber eher implizit und intuitiv, Regeln werden noch nicht verstanden)



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