word image
Mitschrift (Lernskript)

Entwicklung sprachlicher Kompetenzen

8.398 / ~25 sternsternsternsternstern Lea S. . 2017
<
>

VO Entwicklung sprachlicher Kompetenzen

1. Termin, am 07.03.2017


Ziele der Lehrveranstaltung:

  • Ãœberblick über idealisierte und individuelle sprachliche Erwerbsverläufe

  • Basis für Diagnose und Planung von Förderung und Unterstützung des Erwerbsverlaufes


Unterschiedliche Verläufe und Methoden des Spracherwerbs bei Kinder. Bi- oder sogar multilingual ist die Regel und nicht die Ausnahme (der „Normalfall“). In Europa hingegen ist Monolinguistik „normal“.


Ein 6-jähriges Kind hat die Sprache im Kern erworben. Die Grundregeln der Grammatik ist bei diesem Alter vorhanden.


Sprachliche Kompetenz im Sinne Chomskys: Einer der wichtigsten Linguisten der Welt. Wir haben die Kompetenz im Kopf (competence – die abstrakte Regel im Kopf -das Denken- das abstrakte Grammatikwerk) und wir haben das, was er äußert (performance – die konkrete Realisierung). Das was wir hören wird durch äußeren Faktoren beeinflusst. Es werden Sätze gesagt, die nicht der Regel im Kopf entsprechen.

Dies tritt aufgrund der Überlastung im Arbeitsgedächtnis im Kopf auf (Bsp. Sätze neu ansetzen, sich versprechen). Die Aufgabe des Kindes ist es laut Chomsky, die Fehler der Erwachsenen nicht zu hören und die korrekten Regeln zu erkennen. (Chomsky hat sich ausschließlich mit Grammatik beschäftigt. Die Pragmatik z.B. hat ihn nicht interessiert)


Pragmatik spielt hierbei eine große Rolle. Kinder brauchen diesen Teilbereich um Sprachhandlungen zu vollziehen.


Basisqualifikationen für den sprachlichen Erwerb:

  • Phonische Qualifikation: Wahrnehmung, Unterscheidung, Produktion von Lauten, Silben und Wörtern sowie Prosodie (Beginn in pränataler Phase im Mutterleib, in erstem Lebensjahr normalerweise abgeschlossen) Bei Säuglingen werden durch dessen Reaktionen erkennt, ob sie andere Sprachen erkennen. Alle Kinder kommen als Universalphonetiker auf die Welt. Das Fenster schließt sich aber relativ rasch.

    Nach dem ersten Jahr bereits können sie nicht mehr alle Laute voneinander unterscheiden.

  • Pragmatische Qualifikation: das Kind muss lernen, das das Gegenüber ein Handlungsziel hat. Beginn:

    • 9 Monats-Revolution – Kind kann einen Gegenüber UND ein Objekt wahrnehmen  shared attention

    • ab ca. 3 Jahren: Beginn des gemeinsamen Spiels (Rollenspiele im Sinn von symbolischen Spielen. Bsp. sie füttern den Teddy)

    • Kinder verfügen über den Kern von Handlungsmustern

    • wesentlicher Entwicklungsschritt: Perspektivenübernahme: Annahmen über Wissen(sstand) des Gegenübers sowie soziale Perspektivenübernahme. Das Kind erkennt aus Situationen, was gewollt wird. (Bsp: Tür öffnen wenn Mama nicht kann

Fähigkeit, Lehrerfragen von Frage in familiären Umfeld zu unterscheiden. Die Fragen, die in der Schule gestellt werden (sokratische Fragen) haben keinen Informationsbedürfnis (Lehrer kennen meistens die Antworten schon). Der Lehrer will den Schüler nur zum Denken führen. Die Fragen im familiären Umfeld haben ein Informationsbedürfnis.

Pragmatik Bsp. Wie drückt man ein Beileid aus  auch schriftlich. Unterschied was man dem Lehrer fragen kann und die Fragen zu der Schwester / Bruder etc.

  • Semantische Qualifikationen: Kinder können um die Zeit der Einschulung zwischen 5000 und 9000 Lexeme nutzen. 1000 Lexeme werden für den Kern benötigt. Aneignung und Erweiterung des aktiven und passiven Wortschatzes und die Fähigkeit, aus Lexemen neue Wörter zu bilden zählen ebenfalls dazu.

  • Morphologische Qualifikationen: werden bis zum 6. Alter angeeignet. Turn taking: Kinder warten nicht bis sie reden dürfen. Sie reden einfach drein. Den Sprecherwechsel für das Rederecht können sie im Alter bis 6 Jahren nicht beherrschen. Ab dem dritten Alter üben sie das Erzählen.

  • Literale Qualifikationen: präliterale Vorläuferfähigkeiten, erkennen und produzieren von schriftlichen Texten. Kinder bauen ihre schriftlichen Textkompetenzen durch das Vorlesen oder Geschichten erzählen der Mutter aus.


Erforschung des Spracherwerbs:

Disziplinen, die sich mit Spracherwerb beschäftigen sind Psychologie(Sprachpsychologie), Linguistik (erst in jüngerer Zeit), Pädagogik, und Neurologie. Je nach Disziplin werden verschiedene Forschungsfragen und -methoden verwendet.


Schwerpunkte der Forschung sind auf Phonetik, Phone, Morphologie und Syntax gerichtet, weil sie methodisch gut vergleichbar sind. Kinder bis drei Jahren und englischsprachige Kinder, weil es in den Staaten viele Forschungszentren haben und die Forschende zumeist englischsprachige Kinder im Umfeld haben.


Der Spracherwerb als Prozess selbst ist nie abgeschlossen! Der Erwerb bestimmter grammatischer Formen ist vermutlich mit dem sechsten Lebensjahr abgeschlossen! Bisher gibt es keine umfassende Theorie, die alle Modalitäten und sprachlichen Teilsysteme integriert.


Den Spracherwerb zu erforschen ist sehr schwierig. Das Kind muss rund um die Uhr und über Jahre hinweg beobachtet werden. Der Fortschritt der Kinder ist nicht immer gleich.


2. Termin, am 14.03.2017


Man befragt die Eltern, weil sie besser über deren Kinder Bescheid wissen. Auch Lehrer und Erzieher in Kindertagesstätten werden befragt.


Bearbeitung: elizitierte Produktion

  • wug Test: Es wird eine Puppe ausgeteilt mit dem Namen „wug“, sagt dem Kind „das ist ein wug“ und zeigt ein Bild mit zwei diesen „wug“ und fragt den Kind was es ist. Man sieht dann wie ein Kind den Plural bildet.  wugs, wüge, wuge…

  • USB Plus Test in der 1. Klasse Volksschule: Kinder bekommen eine Bildergeschichte (ein Büchlein) mit einer Handlung bis zum Höhepunkt und dann das Ende. Die Handlungen dazwischen muss das Kind auf die leeren Blätter dazwischen zeichnen.

Man sieht dann anhand des Tests, wie das Kind ein Satz bildet, wie er/sie die Grammatik bewältigt (Verben im Satz etc…), im Allgemeinen wo steht dieses Kind? davon ausgehend wird das Kind gefördert.

  • Stimulu (Reiz): Man teilt dem Kind Bilder aus und fragt ihn welcher Satz dazu passt?

  • Experimentelle Verfahren werden häufig von Ärzten (Neurologen) durchgeführt


Aneignungsprozessen:

  • Bootstrapping

„Stiefelschlaufe“ steht dafür, dass das Kind bestimmte sprachliche Eigenschaften (bsp Phonetisch) hat und diese nutzt um andere Wissen aufzubauen (bsp. morphologisches Wissen)

prosodisches bootstrapping: prosodische (Intonation – Sprachmelodie, Pausen) Informationen werden genutzt, um Wortgrenzen zu erkennen

syntaktisches bootstrapping: syntaktische Informationen werden genutzt, um semantische Informationen zu erschließen (Wissen über Satzstrukturen hilft mir auch wissen über die Wortbedeutung im weitesten Sinn herleiten zu können. Bsp. zwischen Artikel und Verb kann kein anderes Verb sein. Man gibt dem Kind ein Satz mit einer Leerstelle und lässt es ausfüllen.

  • U-förmiger Verlauf Karmiloff-Smith: Ein Kind erwirbt bestimmte Verbformen (kommen – kam) das übernimmt er unanalysiert (chunk), dann vergeht die Zeit (Entwicklungsschub / Lernfortschritt: er lernt die Bildung von -te im Präteritum) und man schaut ob das Kind das mit der Zeit verliert – er verlernt es (kommen – kommte). Nach einer bestimmten Zeit kann das Kind das wieder beherrschen (kommen – kam) ohne, dass der Lehrer das unterstützt (das Kind erkennt die Regel).

  • Zone der nächsten Entwicklung Vygotskij (1934) (russ. Sprachpsychologe):

    Selbsreguliertes Problemlösen: der innere Kreis, SuS können das eigenständig lösen.

    für SuS noch nicht zu bewältigen: ist der äußere Kreis, ist für die SuS nicht bewältbar.

    dazwischen ist die Zone der nächsten Entwicklung: Themen, die die Kinder mit Hilfe bewältigen können.


    SPRACHERWERBSTHEORIEN

    Grundfrage: nurture (Ernährung) or nature (Natur)? Ist Sprache angeboren oder ist sie komplett erlernbar?


    Behaviorismus (Bloomfield, Skinner): alles Verhalten wird durch einen bestimmten Reiz/Stimulus ausgelöst. Bsp: man zeigt einem Hund Futter und gibt ihm das dann auch und klingelt nebenbei eine Glocke. Hund kriegt Speichel in der Schnauze, sobald er die Glocke hört, weil er glaubt, dass er Futter bekommt. Dies kann er wieder verlernen, wenn man das nicht fortführt oder kein Futter mehr gibt, beim Läuten.

    Im Spracherwerb werden Eltern imitiert. Probleme: Wenn das Kind falsch redet - Korrektur hat nicht immer gute Wirkungen im Spracherwerb. (Eltern korrigieren meist inhaltlich) Kinder, die Fehler machen, wiederholen die Fehler dann nicht. Grund laut Nativismus: angeborenes Universalgrammatik.

    Zentral ist Imitationen und Lob oder Tadel.


    Nativismus (Generativismus)

    Chomsky: „Sprache ist angeboren, es wird nichts gelernt / imitiert, es läuft einfach ab. Wie ein Programm. Sprache ist die Weiterentwicklung der Grammatik.“

    Ausgangspunkt für Nativismus: poverty of the stimulus: ungenügender, fehlerhafter Input, kaum/keine negative Evidenz (keine Korrekturen)  Kritik an Behaviorismus: Imitation spielt keine Rolle.

    Zentral ist das angeborene LAD /UG


    Zentrale Konzepte:

    • angeborenes LAD (Language Acquisition Device)

    • Sprachentwicklung ist unabhängig von sonstigen kognitiven Fähigkeiten (Modularität)

    • LAD besitzt jedes Kind unabhängig von der Herkunft

    • angeborene Universalgrammatik UG

    • UG höchst abstrakt

    • Parameterfixierung werden durch Input getriggert (Adjektive im Deutschen vor dem Nomen, im Französischen nach. Bsp: der grüne Apfel – une pomme verte)


    3. Termin, am 21.03.2017


    WH letzter Einheit: Spracherwerbstheorien Behaviorismus und Nativismus (Chomsky)

    Behaviorismus als Spracherwerbstheorie wird aktuell nicht mehr vertreten. Nativismus schon. Nativismus wurde in den 60ern erfunden als Reaktion auf Behaviorismus.


    Die neuen Modelle sind konstruktivistische Modelle (Konstruktivismus). Ich gehe davon aus das ein Lernender sich Regelhaftigkeiten, die es auf der Welt gibt, sich selbst konstruiert. Er konstruiert sich die Regel selbst.


  • Nativismus: angeboren

    Konstruktivismus: selber Regel konstruieren


    Kognitionspsychologische Modelle (was macht das Kind? wie denkt es? was machen die Kinder mit Informationen?) Piaget ist ein wichtiger Vertreter.


    Sozial-interaktionistische/gebrauchsbasierte Modelle (was machen die Bezugspersonen der Kinder?)


    Konstruktion als Reaktion auf Nativismus. Entstehen aus der Kritik an einem nativistischen Ansatz. Kritisiert wurde ob es ein Sprachgen oder ein Sprachorgan gibt? Spracherwerb kann sich ohne Annahme einer UG erklären. Fraglich, was universalgrammatisch wäre (viele höchst unterschiedliche Sprachen). Ein allgemeiner Sprachmechanismus hilft dem Kind die Sprache zu entwickeln (Kategorisierung von Gegenständen / Formen) – Chomsky sagt es gibt zwei.

    Nativismus beschäftigt sich nur mit (grammatischer) Kompetenz, nicht mit „Performanz“ (Pragmatik). Nativismus hat viele Versionen der Theorie, dies macht die empirische Überprüfung schwierig. Es gibt kaum empirische Evidenz (kaum Datenbasis).


    Konstruktivistische Modelle: Idee ist, dass sprachliches Verhalten durch Genetik aber auch durch die Umwelteinflüsse bestimmt. Ganz allgemeine Lernmechanismen sind angeboren (Bsp. Kategorisieren von Apfel in die Schublade Obst). Sprachliches lernen ist ein lernen wie jedes andere auch. Sprachentwicklung hängt mit allgemeinen kognitiven und sozialen Fähigkeiten zusammen.


    Kognitivistische Ansätze (Piaget):

    • Repräsentationsfunktion der Sprache zentral – Vorstellung dazu ein Lautbild

    • kognitive Entwicklung: Voraussetzung für Sprache ist, dass Kind erkennt, dass mentale Repräsentation für Objekt stehen kann (ist ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt – Kind spielt mit Klotz als Auto, oder Tee kochen in einer Tasse ohne Wasser)

    • Sprachliche Repräsentationen für Konzept kann erst erfolgen, wenn kognitives Konzept bereits erworben wurde Bsp.: Plural kann erst erworben werden, wenn Mengenkonzept bereits vorhanden ist



    • Fokus auf Umgebung des Kindes

    • kindgerichtete Sprache (KGS): -Input ist reichhaltig und korrekter als (von Chomsky) angenommen, - Input ist auf Erwerbsniveau des Kindes abgestimmt

    Intuitiv wird mit Kinder mit einer einfachen Sprache (einfache Grammatik, einfache Sätze) gesprochen. Diese KGS hilft dem Kind den Input der Sprache zu erleichtern.


    Zu der Folie „Interaktionismus“: die Mutter korrigiert/wiederholt/bestätigt das Kind in ganzen Sätzen. Solche Sachen laufen automatisch ab. Explizite Korrekturen, sonst meist implizit.

    Zentral für den Spracherwerb ist die Umgebung!!


    Sozial-konstruktivistischer Ansatz (Tomasello)

    siehe Folie! (Vergleich Primaten – Menschenkinder) Affen sind sehr kompetitiv, der Mensch ist kooperativ. Schon mit 2-3 Jahren erkennt es, was der andere Mensch von ihm will.

    Erst wenn Kinder sich in andere Personen reinversetzen können (im Alter von ungefähr 4), fangen sie an zu lügen. Die Intentionen sind mit den sprachlich benutzten Begriffen zu koppeln. Beispiel: ich sage „öffne das Fenster“, das Kind weiß nicht was ich meine, ich öffne das Fenster, Kind erkennt was ich gewollt habe, es koppelt die Intention mit der sprachlichen Äußerung.

    Das ist der zentrale Unterschied zum Affen. Affen erkennen keine Intentionen. Affen werden deswegen niemals die Sprache lernen.


    Wobei Konstruktivismus aktuell vertreten wird.


    MEILENSTEINE DES SPRACHERWERBS


    Frühe Sprachwahrnehmung: erster Entwicklungsschritt ist die Lautwahrnehmung. Die Muttersprache erkennen sie in den ersten Monaten. Die Intensität des Saugens am Schnuller wird bei der gesprochenen Muttersprache (Intonation der Muttersprache) intensiver als bei einer anderen Sprache  Sucking Procedure.


    Säuglinge nehmen Laute kategorial wahr. Laute zu Phoneme von Beginn an. So wie das Erwachsenen auch machen.

    Säuglinge kennen alle Laute jeder Sprache bis zum ersten Lebensjahr. Danach nicht mehr. Ein japanisches Kind kann den Unterschied zwischen l und r ab dem ersten Lebensjahr nicht. Davor schon.


    Vokalisationsentwicklung: Neugeborenenschrei

    Der Lautschatz ist bei allen Kindern der Welt vergleichbar.

    3 – 6 Monate: Lallstadium

    8 – 10 Monate: Reduplizierendes Babbeln


    Lauterwerb: von einfachen Vokalen zu Diphthongen. Von nicht gerundeten zu gerundeten.

    Konsonanten: von vorn (labial) nach hinten (velar): /m, b/, dann /g, k/ -Artikulationsart: von plosiv zu frikativ: zuerst /p, t/, dann /f, S/


    3 – 5 Jahre: Silben erkennen, Silben klatschen, Anfangslaute erkennen, Reime erkennen

    5 Jahre / Vorschulalter: Phoneme erkennen und lokalisieren, Segmentation, Analyse (zerlegen) und Synthese (zusammensetzen) von Lauten, Silben und Wörtern.

    Phonologische Bewusstheit ist eine der Voraussetzungen um Schrift zu erwerben. Erst wenn ich in der Lage bin, Wörter zu zerlegen, kann ich auch die entsprechenden Schriftzeichen dazu verwenden.

    4. Termin, am 28.03.2017

    Lexikon/Wortschatz – Erste Wörter

    • Lautkombinationen, die in Lallphase typisch sind, treten auch in ersten Wörtern auf (das erste Wort wird erst wahrgenommen, wenn das Kind absichtsvoll äußert, also das, was es meint auch sagt)

    • Wort wird nun allerdings absichtsvoll geäußert

    • wenn Wort kanonischer Form (festem Muster, die häufigste Form) entspricht, wird Wort unverändert produziert, ansonsten wird es vereinfacht.


    Kanonische Form:

    • Silbenstruktur meistens CV oder CVC

    • Wortstruktur meistens CVCV


    Phonologische Prozesse führen dazu, dass es zu Unterschieden zwischen kindlichen Äußerungen von Erwachsenen kommt. Beispiel: Silbenstrukturprozesse: Katze – kate, Apfel – ape, Fliege – fide, Substitutions-/Harmonisierungsprozesse: Pudel – pubel (eigentlich alveolar d. Das Kind bildet aber bilabial p am Anfang und bilabial b statt d) Vereinfachung



    Wortschatz:


    mentales Lexikon: Speicher für lexikalische Einheiten


    Wortschatz Zielgröße:

    aktiver Wortschatz eines erwachsenen Sprechers: 20.000 bis 50.000 Wörter

    passiver Wortschatz eines erwachsenen Sprechers: ab 50.000 Wörter


    Entwicklung des Wortschatzes:

    Zwischen 12 und 18 Monaten bilden sie erste Wörter. Im Laufe weniger Monate – erste 50 Wörter.

    Wortschatzspurt: die Phase des raschen Erwerbs vieler Wörter. Ist nicht bei allen Kindern in der gleichen Art und Weise zu beobachten.

    Kinder operieren am Anfang mit wenigen Wörtern. Bei dem Wortschatzspurt kommen prompt viele dazu.


    Erwerb der Bedeutung: Problem:

    • Isolierung der Wortform (das Kind hört einkaninchen als Ganzes),

    • passender Referent muss festgelegt werden (mit Kaninchen ist für das Kind nicht immer klar was genau gemeint ist),

    • Referenz und Bedeutung müssen miteinander verknüpft werden.


    Fast mapping: Kinder nehmen Wörter sehr rasch in Lexikon auf.

    Whole object assumption: Erwerb von Extension, wirkt besonders im frühen Spracherwerb, ab dem 4./5. Lebensjahr werden lexikalische Verknüpfungen immer wichtiger .


    Überdehnung: ein Wort kann man für eine gewisse Anzahl von Gegenständen benutzen. Ball für alles was rund ist. Überdehnung, weil Orange ist eigentliche kein Spielgegenstand, aber dadurch, dass sie rund ist, wird sie Ball genannt. Zu große Kategorie bildet.

    Unterdehnung: das Kind hat zu Hause einen roten Ball. Ball ist nur Ball, wenn er rot ist. Für Bälle mit anderen Farben hat das Kind keinen Namen.


    Syntaxerwerb:

    • ab ca. 1 Jahr: Jedes Kind beginnt mit einzelnen Wörtern. Häufig sind es Partikel (ja, nein, doch, da, dort – alle unflektierten Wörter), Substantive oder Adjektive.

    • ab ca 18 Monate: Zweiwortphasen: Verbendstellung des Verbes dominiert Bsp: auch essen, Mama Arm

    • zw. 2 und 4 Jahren: Dreiwortäußerungen – einfache Satzkonstruktionen

    PLURALFORMEN (fehleranfällig)

    KASUSERWERB (sehr fehleranfällig; NOM>AKK>DAT>GEN) –

    ich singe ein Lied: zweiwertige Verben haben meist einen Akkusativ. Deswegen ist der Akkusativ an zweiter Stelle beim Erwerb.

    GENUS (recht wenige Fehler)

    Verbzweitstellung

    Verbendstellung in eingeleiteten Nebensätzen



    5. Termin, am 04.04.2017

    Weiter im Thema MLU (siehe Handout S.3 vom 28.03.17)

    Ab eineinhalb Jahren tauchen komplexere Phrasen auf, die mehrere Morpheme beinhalten.


    Spracherwerb und Pragmatik:

    -Wie ist ein Gespräch aufgebaut?

    -Sprechakttypen: Behauptungen, Fragen, Bitten bei einer Bitte wird sprachlich gehandelt. Das Kind

    muss hierbei lernen, dass bei einer Bitte das Wort selben an erster Stelle stehen muss, oder dass

    man sie in Form einer Frage stellen kann, auch die Intonation ist hierbei wichtig.

    -direkte und indirekte Sprechakte (ich habe Durst – indirekt es will Wasser) (ich will Wasser – direkt)

    -Information in den Vordergrund/Hintergrund rücken

    -Wie wird eine Geschichte erzählt?

    -Höflichkeitsregeln

    Diese Bereiche werden lange erworben. Lange ist der Erwerbsprozess nicht abgeschlossen.


    • turn-taking: Woran erkenne ich, dass ich jetzt sprechen kann? Das Rederecht. mit Erwachsenen sehr früh ab dem 3. Lebensjahr, weil Erwachsene sehr kooperativ sind. Sie lassen sie ausreden. Untereinander oder in Gruppen eher schwieriger

    Sachen, worauf man einen Einfluss hat)

  • Erzählen von Geschichten und Witzen vor allem ab Grundschulalter. Im jungen Alter eher problematisch, weil sie das Erzählen noch nicht beherrschen können. Die Pointen müssen nämlich am Ende kommen etc. das ist ein langer Erwerbsprozess


    Tabelle Handout S. 4: Erwerb von einfach auf komplex. Singular-Plural, Genus funktioniert gut; Kasus ist lange Zeit problematisch. Die Abfolge ist wichtig. Die Monate müssen ungefähr richtig sein.


    MÃœNDLICHKEIT UND SCHRIFTLICHKEIT


    • Was sind (nicht) prototypische Situationen in denen gesprochene Sprache verwendet wird?

    Prototyp: zwei Sprecher am selben Ort, zur selben Zeit (Face to Face) kein guter Vertreter: ein Telefongespräch, am Telefon kann man keine Deiktika (Zeigewörter) verwenden; die Mimik und Gestik sieht man nicht; sie werden nicht erkannt (ohne, dass man nichts sagt, sagt man relativ viel – Augen verdrehen, Kopf schütteln, Achseln zucken)

    Dazwischen: Videounterhaltung: man sieht sich zwar aber man kann sich nicht ansehen. Kein Blick- / Augenkontakt.


  • Prototyp: ein literarisches Werk ist ganz typisch für geschriebene Sprache. Untypisch: eine SMS, WhatsApp haben Charakteristika der gesprochenen Sprache; geschriebene Kommunikation war bis zum Technologiezeitalter von zeitlichen Verzögerungen gekennzeichnet. Heutzutage kann man schriftlich Echtzeitunterhaltungen führen. Listen schreiben (Einkaufszettel), Notizen hinterlassen.

    Tafelanschrift ist eine sehr spezielle schriftliche Situation: eine Person schreibt, mehrere können sie lesen.


    Handout vom 04.04.2017

    Eine Schrift war etwas gegen das Vergessen.

    Punkt 1: Gespräche können heutzutage aufgezeichnet werden

    Punkt 2: Geschriebene Sprache nimmt Raum ein, gesprochene Sprache – Ausdehnung in der Zeit

    Punkt 3: Geschriebene Sprache kann mittlerweile synchron ablaufen (WhatsApp, Chat)

    Punkt 4: Deiktika gibt es in der geschriebenen Sprache schon auch (unterschreiben Sie bitte hier)

    Punkt 5: Emojis, Mimik und Gestik kann man beschreiben, Intonationen kann man, indem man z.B. alles in Großbuchstaben schreibt oder den gleichen Buchstaben mehrmals verwendet ausdrücken.


    | | | | |
    Tausche dein Hausarbeiten

    G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 03:33:27 PM