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Seminararbeit / Hausarbeit

Minne im Fokus: Eneas­ro­man-Analyse von Veldeke - Haus­ar­beit für Lite­ra­tur­wis­sen­schaften

3.342 Wörter / ~11 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Anette K. im Nov. 2015
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Universität zu Köln

Note, Lehrer, Jahr

2014, 2

Autor / Copyright
Anette K. ©
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 50815







Inhalt: Die Semi­nar­ar­beit analy­siert die Minne im Eneas­roman von Hein­rich von Veldeke, vergleicht die Charak­tere Dido und Lavinia und beleuchtet deren Liebes­kon­zepte. Sie liefert Einblicke in die mittel­al­ter­liche Epik und ist für Studie­rende der Lite­ra­tur­wis­sen­schaften sowie Medi­ävistik rele­vant.
#Charaktervergleich#höfische_Epik#Mediävistik_Studium
Minne im Fokus: Eneasroman-Analyse von Veldeke - Hausarbeit für Literaturwissenschaften
  1. Einleitung


Ende des zwölften Jh. verfasst Heinrich von Veldeke seinen Eneasroman, als dessen Vorlage sowohl Vergils Aeneis als auch der französische Roman d’Eneas dienten. Seither gilt Veldeke als Begründer der deutschsprachigen höfischen Epik1.

In der mediävistischen Literaturwissenschaft hat man erst Mitte des 20. Jh. begonnen, sich mit dem Inhalt und der Interpretation des Eneasromans auseinanderzusetzen2. Dabei entwickelte sich Minne zu einem Hauptthema der Betrachtung. Zu Anfang wurde noch versucht, die Laviniaminne als rechte Minne, und die Didominne als unrechte Minne darzustellen und zu analysieren3, was allerdings schnell als falsche Herangehensweise und Fehlinterpretation betrachtet wurde.

Das Thema der Minne könnte die Forschung aber auf lange Zeit hin beschäftigen4. Dido scheint die Forscher im Allgemeinen aufgrund der noch größeren Dramatik ihres Handlungsstrangs etwas mehr zu interessieren als Lavinia5. Dies mag daran liegen, dass sich an Dido noch besser die faszinierenden Auswirkungen und die Spannung des Liebesleids beobachten lassen, das sie ein so tragisches Ende finden lässt.

Häufig wird die Ansicht vertreten, dass die Laviniaminne einen Vorbildcharakter in der Minnekonzeption Heinrichs von Veldeke besäße. Dieser Aspekt wird in der vorliegenden Arbeit nicht angesprochen. Vielmehr soll es um die grundsätzlichen Eigenschaften der Minne im Eneasroman gehen. Nach einer kurzen Begriffsdefinition von Minne werden die beiden Minneepisoden genauer betrachtet und soll ein Vergleich zwischen Dido und Lavinia angestellt werden.

Ausgangspunkt soll dabei die Gegenüberstellung der beiden Charaktere Dido und Lavinia sein, wobei zum einen die Unterschiede deutlich werden, aber auch Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden sollen.

In einer kurzen Zusammenfassung sollen noch einmal die wichtigsten Aspekte der Minnedoktrin Heinrichs von Veldeke im Eneasroman aufgezeigt werden.


2.1 Dido - Charakteristik und Vorgeschichte

daz was Kartago,

die diu frouwe Dido

buwete unde stihte.“6

Mit diesen Worten beginnt Veldeke die Herrscherin Dido zu beschreiben, dabei wird die Starke, Weisheit, Reichtum und Macht der Königin betont. Sie war eine sehr mächtige Frau und alle fürchteten sie. Es ist eine außergewöhnliche Erscheinung für das mittelalterliche Publikum, dass eine Frau im fremden Land eine Stadt gegründet und erbaut hat.

Dido kommt ursprünglich aus Tyrus, von wo sie von ihrem Bruder vertrieben wurde. Sie floh nach Lybien, wo sie sich zunächst durch eine List Land in Karthago sicherte und sich bis zu Eneas‘ Ankunft dort zur Herrscherin über Karthago entwickelte.

Didos Vorgeschichte hat ihren Charakter in mehrerlei Hinsicht geprägt: Sie hat bereits vor Eneas einen Mann geliebt, d.h. sie weiß um das Wesen der Minne, ihre Symptome und mögliche Folgen. Aufgrund ihrer Vertreibung und der damit verbundenen Reise nach Karthago hat sie bereits Erfahrungen im Leben gesammelt. Wegen dieser Lebenserfahrung wird Dido als „listlîchen“ (ER, V. 313) beschrieben, denn sie hat es geschafft, sich durch ihr kluges Handeln ein ganzes Vo.....[Volltext lesen]

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Ihre Liebe ist zu groß und bringt nur das Leiden. Dido muss über ihre Liebe schweigen und geheim halten, um ihre Ehre nicht zu verlieren. Es fällt ihr sehr schwer, weil sich die Symptome der Minne in Form einer Krankheit äußern: sie ist verwirrt, hat sich nicht mehr unter Kontrolle, ist von Sinnen und vergisst alles um sie herum. Sie verliert ihr Schlaf. Eneas ist das Einzige, an das sie denken kann und sie sehnt sich nach seiner Gesellschaft.

Da die Minne einer Krankheit gleicht, weist Dido neben den psychischen Folgen auch körperliche Symptome auf: Sie verspürt abwechselnd Hitze und Kälte und ihre Hautfarbe verändert sich ständig: „in korzer stunde wart si rôt, / dar nâch schiere varlôs“ (ER, V. 872-873). Sie verbrennt sich innerlich. Außerdem leidet sie an Schlaflosigkeit und so bittet sie Venus und Cupido in einer dieser schlaflosen Nächte um Erbarmen, denn sie glaubt unter solchen Liebesqualen nicht weiterleben zu können:

nû bedarf ich wol arme, / daz sich Vênûs mîn erbarme

Ob ich iemer sal genesen, / od ich mûz schiere tôt wesen.“ (ER, V. 1405-1406)

Da Dido Ascanius küsst bevor sie Eneas das erste Mal begegnet, ist dieser Kuss als rein magisches Element zu betrachten, ohne das höchstwahrscheinlich keine Minne bei Dido entstehen würde.


2.3 Das tragische Ende der Beziehung


Didos Position als Herrscherin, ihre Macht und Ansehen werden aufs Spiel gesetzt, sobald sie Eneas aufnimmt und eine unermessliche Liebe zu ihm empfindet. Sie befindet sich in einem Konflikt zwischen der vermeintlichen Erfüllung ihres privaten Glücks und ihren Pflichten als Herrscherin. Dido schämt sich zunächst, dass sie sich Eneas hingegeben hat, ohne ihre Stellung als Landesherrin zu bedenken.

Deswegen versucht sie ihre Beziehung erst einmal geheim zu halten, aber das gelingt ihr nicht, denn „ezn moht niht langer sîn verholen, / daz si alsô schûfen ir gemach“ (ER, V. 1904-1905). Als ihr Verhältnis schließlich enttarnt ist,

do wart [Dido]offenbâre brût /

und machetemichel hôzît. / diu wart mare unde wît

in alleme lande, / wande sie die schande

dâ mite beschônen wolde, / als sie mit rehte solde,

die si begienc in deme walt.“ (ER, V. 1910-1915)

Allerdings schmälert sie ihre Schande hierdurch nicht, sondern bietet vielmehr eine Angriffsfläche für ihre Feinde, insbesondere die abgewiesenen Freier:

sie hazeten sie vil sêre / und rieten ir an ir êre

beidiu spâte unde frû. / si sprâchen ir hônlîche zû.“ (ER, V. 1939-1942)

Dido gilt nicht mehr als kluge, eigenständige Herrscherin, sondern als eine Frau, die sich unterordnet, da sie ihr Glück von einem Mann abhängig macht. Dies betrifft nicht nur Didos persönliches, privates Glück, sondern auch das Wohlergehen ihres Landes, da sie Karthago gewissermaßen in Eneas‘ Verfügungsgewalt übergibt:

Dô der hêre Ênêas / .....

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dâ si ûffe lâgen / und ir minne pflâgen,

si und der hêre Ênêas.“ (ER, V. 2326-2331)

In ihrem anschließenden Klagemonolog nimmt Dido die Schuld auf sich, indem sie sagt „ich minnete ûch zunmâzen“ (ER, V. 2365)

Obwohl Dido versteht, dass sie nicht zu Eneas‘ Schicksal gehört, das ihm von den Göttern vorherbestimmt ist, glaubt Dido „[sie] mûz dorchstechen / daz herze, daz [sie] verriet“ (ER, V. 2406-2407). Deswegen schickt sie Anna in die Stadt und „mit dem swerde sie sich stach / in daz herze dorch den lîb“ (ER, V. 2424-2425). Kurz vor ihrem Tod vergibt Dido Eneas letztlich, denn sie kann ihn nicht hassen:

hêre Ênêas,

ir wordet mir zunheile geboren, / wande ich dorch ûh hân verloren

sus jâmerlîche mîn leben. / die scholde will ich û vergeben,

ichn mach û niht wesen gram.“ (ER, V. 2442-2447)

Nach dieser schrecklichen Tat findet Dido noch keine Ruhe, denn ihre unglückliche Liebe verfolgt sie bis über den Tod hinaus: Während Eneas‘ Unterweltfahrt treffen die beiden erneut aufeinander, doch Dido kann Eneas aus Scham nicht einmal ansehen:

ir schaden wolder klagen,

trûrechlîche sach hers an. / mit dem houbet wankte si hin dan,

sine wolden niht ane sehen; / daz irz solde geschehen,

daz rou si vil sêre / und dûhte si unêre.“ (ER, V. 3300-3306)

Bei dieser einseitiger Liebe tritt all das Negative ein, was nur passieren kann: Ehrverlust, Tren.....

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Die zweifelnde Frage Lavinias „waz ob ez niemer geschiht?“ (ER, V. 9794) wehrt ihre Mutter mit der Gegenfrage „und waz, tohter, ob es tût?“ (ER, V. 9795) geschickt ab. Im weiteren Verlauf des Gesprächs lehnt sich Lavinia jedoch immer stärker gegen den Wunsch ihrer Mutter auf, dass sie schließlich einmal „minnen phlegen“ (ER, V. 9963) muss, da sie Angst vor den Qualen hat, die Liebe, zumindest die Liebe zu Turnus, mit sich bringt.

Da Lavinia den Lohn noch nicht kennt, der sie erwartet, wenn sie wahrlich liebt, behauptet sie „ich ne mohte noch getorsten.“ (ER, V. 9966), was darauf schließen lässt, dass sie nicht viel Wert auf neue, emotionale Erfahrungen legt, wenn der Preis dafür so hoch ist, wie ihre Mutter es beschrieben hat.



3.2 Lavinias Minne


Auch in Lavinia wird die Liebe zu Eneas durch Venus und Cupido entfacht, um die göttliche Vorherbestimmung, Eneas solle mit Lavinia ein neues Volk gründen, zu erfüllen. Als Lavinia Eneas das erste Mal erblickt, erkennt sie in ihm den
/minnesâligen Troîan/
(ER, V. 10023). Der Blickkontakt zu Eneas ist hier von besonderer Bedeutung, weil in diesem Moment die Göttin Venus
/mit einer scharphen strâle/
schoss,
/sô daz sie mûste minnen/
(Vgl. ER, V. 10036).

Bevor Venus allerdings mit dem
/scharphen strâle/ schoss, bewundert Lavinia Eneas’ Schönheit:/hern mohte niemer schôner sîn/
(ER, V. 10025). Sie verspürt ganz ähnliche Symptome wie Dido, denn „si switzete unde bebete, / unsanfte sie lebete, / sie wart bleich unde rôt“ (ER, V. 10055-10057), und auch Lavinia glaubt, dass sie die Qualen der Minne nicht überleben wird und schlussfolgert: „nû was ich iezû al gesunt / unde bin nû vil nâ tôt“ (ER, V. 10068-10069). Zunächst fällt es Lavinia schwer ihren Zustand eigenständig zuzuordnen, doch dann erkennt sie,
/ez is als mîn mûter sprach/
(ER, V. 10083).

Nun kann sie ihren Zustand, nachdem ihre Mutter ihr zuvor die Terminologie geliefert hat, während des Wirkens der Minne analysieren. Ihr fällt auf, dass die Qualen von der Minne herrühren, Amor mit einem goldenen Pfeil auf sie geschossen hat und auch Venus’ für ihren Zustand verantwortlich ist. Lavinia selbst erklärt den mythologischen Hintergrund der Minne. Sie versteht, dass sie ihren Zustand nicht vor ihrer Mutter geheim halten kann, weil unerkennbar ist, dass die M.....

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ze kunige gekrônet. / dô wart im wol gelônet

aller sîner arbeit / mit schônem wîbe und rîcheit […].

dô krônde man Lavînen

zeiner kuneginne. / sie was dô ir minne

komen ze gûtem ende / ân alle missewende.“ (ER, V. 13120-13132)

Eneas wird Herrscher über ganz Italien und hat große Macht, und Lavinia bringt im Wald einen Sohn zur Welt, der Silvius genannt wird:

einen sun [Ênêas] bî ir gewan

der wart geheizen Silvîûs / und wart in neheime hûs

her wart in einem walde geboren“ (ER, V. 13332-13335).

Auch Silvius wird „ein kunich vile hêre“ (ER, V. 13339) und auch

her gewan an sînem wîbe

einen sun der im lieb was, / der hiez Silvjûs Ênêas

und wart rehte alsô getân / als Ênêas der Troiân

an hâre und an der hûte. (ER, V. 13344-13349)

Somit ist das Geschlecht begründet, aus dem später Romulus und Remus hervorgehen, die Gründer der Stadt Rom:

von sînem kunne wart geboren

Ein hêre der hiez Rêmûs / und sîn brûder Rômulûs,

die daz kunichrîche / harde lobelîche

befrideten und berihten. / Rôme sie dô stihten […]“ (ER, V. 13364-13370).

Eneas hat also den Auftrag der Götter ausgeführt, und dabei sein persönliches Glück gefunden. Auch Lavinia kann mit dem Ausgang ihrer Geschichte zufrieden sein, denn sie hatte von Anfang an die Hilfe der Götter und die Vorherbestimmung auf ihrer Seite.



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Während bei Dido all das Negative eintritt, was nur passieren kann, z.B. Ehrverlust, Trennung, Leid und sogar Tod, erfährt Lavinia trotz aller Befürchtungen und Gefahren, die die Minne mit sich bringt, ein glückliches Ende, aber wenn ihre Liebe nicht gegenseitig wäre, könnte sie genauso wie Dido tragisch enden.Meiner Meinung nach sind weder Dido noch Lavinia, auf Grund ihres Charakters oder Ähnlichem, verantwortlich für ihr Schicksal.

Der Götterwille und

die unterschiedlichen äußeren Umstände bestimmen den unterschiedlichen Ausgang der beiden Minneepisoden7.

Abschließend kann man sagen, dass Heinrich von Veldeke mit seinem Enearoman und der darin enthaltenen Minnedoktrin den Beginn einer literarischen Entwicklung markiert, die noch viele weitere Ausläufer hervorgebracht hat.


Literaturverzeichnis


Primärliteratur: Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Dieter Kartschoke. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 1986


Sekundärliteratur:

Bennewitz, Ingrid: Ein kurze rede von gueten minnen: Liebeswahrnehmungen und Liebeskonzeption in der deutschen Literatur des Mittelalters, in: Die Sprachen der Liebe, herausgegeben von Walter Lenschen, Berlin, Frankfurt am Main, Wien 2000, S. 155-179


Giese, Albrecht: Heinrichs von Veldeke Auffassung der Leidenschaften ‚Minne‘ und ‚Zorn‘ in seinem „Eneasroman“, Diss. Freiburg i. Br. 1968


Kartschoke, Dieter: Didos Minne – Didos Schuld. In: Liebe als Literatur. Aufsätze zur erotischen Dichtung in Deutschland. Rüdiger Krohn und Helmut Brackert (Hrsg.), München 1983. S. 99-115.


Lienert, Elisabeth: Deutsche Antikenromane des Mittelalters, Berlin 2001 (Grundla.....

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6 Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Ettmьller ins Neuhochdeutsche ьbersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Dieter Kartschoke. Durchgesehene und bibliographisch ergдnzte Ausgabe. Stuttgart 1986. V. 287-289.

7 vgl. Schröder, Werner: Dido und Lavine. In: Schwietering, Julius (Hrsg.): Zeitschrift für das deutsche Altertum und deutsche Literatur. Band 88. Wiesbaden (1957/58). S. 179

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