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Interpretation von Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Emilia Galotti, Woyzeck, Die Physiker, Der Richter und sein Henker, Der Proceß, Homo faber, Maria Stuart
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Szenenanalyse Emilia Galotti 1 8

Universität, Schule

Deutsche Schule Bozen

Note, Lehrer, Jahr

12 Klasse

Autor / Copyright
Daniela P. ©
Metadaten
Preis 2.40
Format: pdf
Größe: 0.09 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
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ID# 38191







„Emilia Galotti“  - Lessing

Iinterpretation der Szene I,8


Was ist eigentlich Gerechtigkeit? Zweifellos, der Begriff „Gerechtigkeit“ strahlt etwas Warmes, Tröstendes aus, denn er vermittelt uns etwas Positives. Er verweist auf das Wahre, Schöne und Gute, eben das Rechte. Die Frage allerdings, was Gerechtigkeit konkret sei, werden die meisten Menschen nur nach langem Überlegen hinreichend beantworten können.

Vielfach wird die Antwort lauten: Eine gerechte Handlung ist ein Handeln nach hohen moralischen und ethischen Grundsätzen. Wenn jemand stets das Richtige und Falsche abwägt, sich bewusst für das Erstere entscheidet, handelt er gerecht und wird als gerechter Mensch angesehen.

Das gleiche gilt für einen Herrscher, auch er wird als gerecht bezeichnet, wenn er das Rechte zu tun zum Grundsatz seines politischen Agierens erhebt.

Gerechtigkeit ist ebenso ein zentraler Begriff im bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti", 1772 von Gotthold Ephraim Lessing geschrieben und im gleichen Jahr in Braunschweig uraufgeführt. Dieses Werk handelt von den Versuchen des Prinzen von Guastalla die Bürgerliche Emilia Galotti für sich zu gewinnen.

Mithilfe seines Dieners Marinelli verhindert Hettore Gonzaga ihre Hochzeit und bringt sie auf sein Schloss. Dort ersticht Emilias Vater sie, um sie vor den Verführungskünsten des Prinzen zu schützen und ihre Reinheit zu bewahren.

Die vorliegende Szene ist der letzte Auftritt des 1. Aktes. Dieser 1. Akt hat als Exposition die Funktion, wichtige Charaktere einzuführen und den Konflikt vorzubereiten. Man erfährt, dass der Prinz in Emilia verliebt ist und sich deshalb, als der Maler Conti ein Porträt von ihr mitbringt, in diesem Bild verliert.

Danach erfährt er jedoch durch Marinelli, dass Emilia noch heute heiraten wird. Völlig verwirrt und irritiert beschließt er, sie in der Kirche aufzusuchen. Dieses Vorhaben wird aber durch die vorliegende Szene verzögert, in der unerwartet der Diener Camillo Rota eintritt, um mit dem Prinzen über Staatsgeschäfte zu sprechen.

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Die Szene lässt sich in zwei Abschnitte gliedern. Im ersten Abschnitt (Z. 1-11) geht es um eine Bittschrift einer Emilia, die unterzeichnet werden soll. Im Mittelpunkt des zweiten Abschnitts (Z. 12-31) steht jedoch das Unterschreiben eines Todesurteils.

Schon im ersten Abschnitt wird anhand der Sprechweise des Prinzen deutlich, dass er emotional aufgewühlt ist. Während des Gesprächs mit dem Diener im Arbeitszimmer denkt der Prinz an Emilia, möchte zu ihr in die Kirche eilen und damit dieses Gespräch schnell beenden.

Normalerweise wählt der Prinz, in seiner Eigenschaft als Herrscher, seine Worte mit Bedacht und Klugheit. Er schmückt seine Reden kunstvoll aus, benutzt eine Vielzahl an rhetorischen Mitteln und hypotaktische Sätze (vgl. dazu I, 4). Seine emotionale Lage allerdings verändert seine Sprache, er benutzt nun einfache Parataxen („Nehmen Sie nur.“, Z. 4), teilweise sogar Ellipsen („Nicht viel Tröstliches!“, Z. 2) und wiederholt sich („Kommen Sie, Rota!“, Z.1).

Bereits im I, 1 wurde diese Bittschrift von ihm gelesen und allein auf Grund seiner Assoziationen mit dem Vornamen bewilligt, nun jedoch, in seiner Verwirrung durch die bevorstehende Heirat Emilias, überdenkt er seine Entscheidung (vgl. Z.7f). Die eingangs erteilte Zustimmung wandelt sich zu einem Warten mit der Ausfertigung (vgl. Z. 8ff) und gipfelt damit in der Möglichkeit einer Ablehnung.

Unschlüssig sagt der Prinz abschließend: „ Oder auch nicht, wie Sie wollen.“ (Z. 10). Einerseits zeigt diese Äußerung seine Unentschlossenheit, denn er entscheidet sich mehrmals um, wie mit der Bittschrift zu verfahren ist und gibt schließlich die Verantwortung an Rota ab.

Andererseits zeigt sie, dass er entscheidungsunfähig ist und damit seine herrschaftlichen Pflichten in diesem Moment nicht nachkommt. Er ist unfähig seine Verantwortung wahrzunehmen und gerecht zu entscheiden. Noch deutlicher wird die Unzurechnungs-fähigkeit des Prinzen im zweiten Abschnitt des Auftrittes.

Er treibt damit Rota zur Eile an und verkennt die Tragweite seiner Entscheidung. Aus Unaufmerksamkeit und Abgelenktheit soll ein Angeklagter sterben. Rota erkennt daraufhin die Verwirrung des Prinzen und ergreift die Initiative, um den Prinz von einer voreiligen, wenig überlegten Handlung abzuhalten.

Eingangs zeigte er immer ein höfliches Verhalten (vgl. Z. 11), antwortete kurz (Z.5) und überließ dem Prinzen die Führung. Seine Gesprächsanteile sind im ersten Abschnitt gering, dies zeigt eine asymmetrische Kommunikation, denn er wird dominiert und ordnet sich dem Prinzen unter.

Im zweiten Abschnitt jedoch weist Rota die größeren Redeanteile auf, nun dominiert er das Gespräch. Dies deutet daraufhin, dass er die Initiative ergreift und dem verwirrten Prinzen überlegen ist. Nun blickt er den Prinzen „starr“ und „stutzig“ an (Z. 15). Versteckt damit gekonnt seine Ablehnung, aber lässt doch mit seiner Mimik eine insgeheime Kritik erkennen.

Nachdem der Prinz abgeht (vgl. Z. 24), „schüttelt (Rota den) Kopf" (vgl. Z. 25) und äußert zum Publikum gewandt seine Kritik am Todesurteil des Prinzen. Ironisch wiederholt er die Antwort „Recht gern“ des Prinzen (Z. 26) und betont, dass er selbst „…wenn es den Mörder (seines) einzigen Sohnes betroffen hätte…“ (Z. 28f), dieses Urteil nicht vom Prinzen unterzeichnen lassen wollte.

Dies zeigt, dass er zwar seiner Pflicht als Berater in Sachen Recht und Verwaltung nachkommen will, aber seiner Pflicht dem Einsatz für Gerechtigkeit den Untertanen gegenüber vorzieht.

Zusammenfassend treffen in dieser Szene Prinz und Rota aufeinander. Als Teil der Exposition wird der Minister Camillo Rota eingeführt, der aber im weiteren Verlauf des Werkes nicht mehr auftritt. Weitaus bedeutender ist daher die Einführung in den Konflikt.

Erst durch die Liebe des Prinzen kommt es überhaupt zum Geschehen der darauffolgenden Akte. Somit hat diese Szene eine große Bedeutung für den weiteren Verlauf des Stückes und für das Ende des Dramas. Zudem charakterisiert diese Szene den Prinzen als einen nicht aufgeklärten, ungerechten Herrscher.

In Bezug auf die Einleitung könnte man also die dortige Fragestellung in: Was ist Ungerechtigkeit? umformulieren. Man erhielte - nach dem Lesen dieser Szene - die Antwort: ein willkürlicher Herrscher, wie der Prinz in „Emilia Galotti“.



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