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Portfolio
Kommunikation / Medien

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

1, Küttel, 2013

Jasmin F. ©
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ID# 53652







Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Fakultät für Kulturwissenschaften

Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft


Portfolio


180.061

Einführung in qualitativen Methoden der Medien- und Kommunikationsforschung

Mag.phil.

VK

Wintersemester 2013


18.12.2013


Inhaltsverzeichnis

Einleitung 2

1. Aufgabe: Recherche von qualitativen Methoden 3

2. Aufgabe: Reflexion als Beforschte 8

3. Aufgabe: Leitfaden-Interview 10

4.Aufgabe: Transkription und Codierung 13

5. Aufgabe: Filmanalyse 17

Resümee 22

Literaturverzeichnis: 23


Einleitung


Durch die Lehrveranstaltung „Einführung in die qualitativen Methoden der Medien- und Kommunikationsforschung“ haben wir einen übergreifenden Einblick in die verschiedenen qualitativen Forschungsmethoden bekommen.
Dieses Portfolio soll eine Gliederung aller Aufgaben, die in dieser Lehrveranstaltung zu absolvieren waren, darstellen um für weitere Recherchen und Arbeiten im Verlauf des Studiums ein kurzes Nachschlagwerk anzubieten.

Das Portfolio ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit der ersten gestellten Aufgabe der Lehrveranstaltung. Im Anschluss folgen die späteren Übungen zu den jeweiligen Themen des Kurses. Das erste Kapitel umfasst eine Recherche zu vier verschiedenen qualitativen Forschungsmethoden und bietet eine kurze Beschreibung dieser. Behandelt wurden das qualitative Interview, der offene Fragebogen, die Gruppendiskussion und die Konversationsanalyse.

Die ersten drei Methoden wurden vorgeschrieben, wo hingen die letzte frei wählbar war.
Nach dieser ersten Aufgabe nahmen wir in der Lehrveranstaltung an einer Forschung zum Thema Nachhaltigkeit durch Dokumentationen mit dem Thema Klimawandel teil. Nach dem Vorführen des Films wurde ein Fragebogen ausgeteilt und im Anschluss fand eine Gruppendiskussion statt. Daher beinhaltet das zweite Kapitel eine Reflexion dieser Situation als Beforschte.

Diese Arbeit half uns die theoretischen Ansätze, welche wir uns in der ersten Aufgabe angeeignet hatten mit der Praxis zu vereinen.

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem Interview als qualitative Forschungsmethode. Im Kurs wurden mehrere Arten des Interviews besprochen. Als Hausübung sollten wir dann ein eigens Leitfadeninterview durchführen. Die Aufgabe beginnt mit den Leitfadenfragen, welche man sich zum Thema Weihnachtstraditionen überlegen sollte. Darauf folgt eine Reflexion zur späteren Interviewsituation.

Im Anschluss dazu umfasst der nächste Abschnitt dieses Portfolios die Aufgabe des Verarbeitens des im Interview gewonnenen Datenmaterials. Die digitale Aufnahme des Interviews wurde transkribiert. Das Transskript welches mit dem ersten Schritt, dem Codieren, der Grounded Theory bearbeitet war der erste Teil dieser Übung. Danach wurde e eine Reflexion zu diesem Vorgang verlangt.
Als letzte Aufgabe findet sich hier eine Filmanalyse zu einem Serienintro und ebenfalls eine Reflexion die dabei half, den praktischen Ansatz des analysierens mit dem theoretischen, welchen wir in der Lehrveranstaltung besprochen hatten, zu verbinden.


1. Aufgabe: Recherche von qualitativen Methoden


1.1 Interview/ Befragung


Aufgrund unterschiedlicher Erkenntnisinteressen kann man unterschiedliche Arten von Interviews anwenden. Durch das Ausmaß der Standardisierung oder Strukturierung kann man grundsätzlich drei Überbegriffe in der Befragungsart nennen.


  1. Vollstandardisierte Befragung oder Interviews

Hierbei wurden Fragen und ihre Reihenfolge schon im Vorhinein festgelegt und werden verbindlich eingehalten. Oft ergeben sich dadurch vorgegebene Antwortmöglichkeiten (geschlossene Fragen) zwischen denen sich die befragte Person entscheiden muss.

  1. Halbstandadisierte Befragung oder Interviews

Bei dieser Vorgehensweise sind die Fragen zwar im Vorhinein festgelegt worden, aber ihre Reihenfolge ist unverbindlich und völlig dem Interviewer und dem Gesprächsverlauf überlassen.

  1. Nichtstandardisierte Befragung oder Interviews

Hier ist lediglich der Themenschwerpunkt festgesetzt worden und die Abläufe des Gesprächs sind völlig offen und hängen von der Interaktion der Gesprächspartner ab.


Alle drei möglichen Arten von Interviews haben Vor- und Nachteile. Bei qualitativen Forschungen werden jedoch hauptsätzlich die halb- und die nichtstandardisierten Interviews angewandt, da durch die relativ offene Gestaltung der Befragung, die Ansichten der befragten Person eher zur Geltung kommt als in standardisierten Interviews. Die beiden wichtigsten Formen dieser Interviewarten sind das narrative und das Leitfadeninterview.


Das narrative Interview geht zurück auf Fritz Schütze. Es wird meist bei biographischen Forschungen angewandt. Der Grundgedanke hierbei ist, den Befragten frei und unbeeinflusst erzählen zu lassen. Im Mittelpunkt steht meist ein besonderes Ereignis im Leben des Befragten oder – wie in Medienbiographien – Ausschnitte eines gewissen Erlebnisses.

Das narrative Interview lässt sich grob in vier Teilschritte aufteilen:

  1. Erzählgenerierende Frage

  2. Haupterzählungsphase

  3. Nachfragephase

  4. Small talk“


Auch das Leitfadeninterview hat eine ziemlich freie Gesprächsgestaltung. Einschränkungen werden nur durch den Leitfaden generiert. Der Leitfaden, eine Anzahl von ausgewählten Fragen und Stichwörtern, soll eine Vergleichbarkeit des Interviews gewährleisten, und im Falle eines stockenden Gesprächs weiterhelfen.1


1.2 Gruppendiskussion


Gruppendiskussionen können Ausblick darauf geben, wie sich Meinungen und Ansichten einzelner Personen in sozialem Austausch bilden und vor allem verändern. Die Erhebung von verbalen Daten kann in einer Gruppendiskussion besser kontextualisiert werden. 2
Ein Problem der Methode ergibt sich aus der Schwierigkeit eine geeignete Gruppe zu definieren und durch verschiedene Zielsetzungen. 3


Ablauf & Bestandteile

Ein genauer Ablauf einer Gruppendiskussion ist sehr schwierig festzulegen, da die Dynamik einer Gruppe immer unterschiedlich ist und verschiedene Punkte je nach Art der Teilnehmer, mehr oder weniger berücksichtig werden müssen. Zum Beispiel kennen sich in natürlichen Gruppen die Mitglieder bereits und die Phase der Vorstellung kann außen vorgelassen werden. Bei künstlichen Gruppen muss man zuerst eine Phase des Vorstellens und Kennenlernens durchlaufen.

Ein grober Ablauf lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Vorstellen des Diskussionsleiters und seine Erwartungen an die Gruppe

  • Kurzes Vorstellen der Teilnehmer. Hier ist zu beachten dass durch den Diskussionsleiter ein Gefühl der Gemeinschaft entstehen sollte.

  • Diskussionsanreiz durch etwa eine provokante These, einen kurzen Film, das Vorlesen eines Textes, etc.


Probleme der Durchführung:

Die Dynamik der einzelnen Gruppen erschwert die klare Formulierung von Ablaufmustern für Diskussionen. Es kann zwar ein Anreiz zum gewünschten Thema gegeben werden, aber der Verlauf ist unvorhersehbar.4


1.3 Offener Fragebogen


In Fragebögen geht es nicht darum, irgendwelche beliebigen Fragen zu stellen und diese dann von einer Testperson beantworten zu lassen. Eher geht es darum, inhaltlich richtige Fragen methodisch zu stellen. Eine Frage ist immer sehr kontextabhängig und ihre Formulierungen sind bis ins Detail hin wichtig.


  • Die gestellte Frage zu verstehen

  • Die erforderlichen Informationen zum Beantworten der Frage aus dem Gedächtnis abzurufen

  • Sich daraus ein Urteil zu bilden

  • Dieses Urteil dem Antwortformat anzupassen

  • Und gegebenenfalls diese Antwort noch zu editieren5


Die gestellten Fragen in Fragebögen lassen nach ihrem Inhalt und nach ihrer Form unterscheiden. Der Inhalt ist abhängig vom Thema der Befragung. Je nach Themenschwerpunkt können Fragen nach Meinungen oder Einstellungen, Fragen nach der Überzeugen oder der Wertorientierung, nach dem Wissen oder Verhalten und nach den Merkmalen der befragten Person gestellt werden.


Die Form eines Fragebogens unterscheidet sich in geschlossenen, halboffenen und offenen Fragen.
Die geschlossenen Fragen geben eine begrenzte und definierte Anzahl von Antwortmöglichkeiten an. Ein Beispiel:

Wie stark interessieren Sie sich für Sport?

  • Sehr stark

  • Stark

  • Mittel

  • Wenig

  • Gar nicht

Die befragte Person gibt also nicht ihr eigenes Urteil zu diesem Thema ab, sondern wählt jenes das ihrer Meinung am ehesten auf ihr eigenes Urteil zutrifft.


Halboffene Fragen geben zwar Antwortmöglichkeiten an, haben aber eine zusätzliche Kategorie. (Zum Beispiel:„Sonstige bitte nennen“)

Solche Zusätze werden dann gestellt wenn mögliche Antworten auf eine Frage zwar gut abgeschätzt werden, aber nicht definitiv bestimmt sind.


Bei offenen Fragen wird nur der Fragetext angegeben und keine vorgegeben Antwortmöglichkeiten. Der oder die Befragte soll in eigenen Worten antworten. Dadurch ergibt sich mehr Individualität und mehr Information.6


1.4 Konversationsanalyse


Höflichkeiten, Begrüßungsrituale, Konflikte, Lachen, Klatsch – all diese Kommunikationserscheinungen sind Objekte und Themen mit denen sich die Kommunikationsanalyse beschäftigt. Diese Methode hat ihre Anfänge in den 60er Jahren der USA. Dort wurde sie von Havery Sacks in Form von Vorlesungen eingeführt und verbreitet. Er orientierte sich an der von Harold Garfinkel begründeten Ethnomethodologie.

Diese will die „Alltagsmethode“ finden, die jedes Gesellschaftsmitglied benutzt um soziale Ordnung herzustellen und zu erhalten.
Die Kommunikationsanalyse ist ein Versuch, diese allgemeinen Prinzipien, die ein Mensch bei seiner täglichen Kommunikation und Einordnung in die soziale Welt anwendet, zu erforschen. Es geht darum, „begründete Hypothesen aufzustellen über Verfahren, Methode und Regeln, die von Interaktionsteilnehmern benutzt werden um am sozialen Verkehr teilzunehmen, Handlungsziele zu erreichen und auf diese Weise letztlich das zu provozieren was man ‚soziale Ordnung’ nennt.“7 (Bergmann Jörg R. Studienbriefe, 1998, KE 2, S. 40)
Deshalb sind gewöhnliche Alltagsgespräche meist das Feld an dem die Kommunikationsanalyse zum Einsatz kommt.


Ablauf


  1. Aufzeichnung von Material – soziales Original

  2. Transkription – reduziertes Original

  3. Analyse

    1. Einfache Beobachtungen

    2. Identifikation und Isolierung eines Ordnungselements

    3. Wiederkehrendes Muster

    4. Hypothese über strukturelles Problem

  4. Validierung:

    1. Funktionsäquivalente Lösung

    2. Markierung von Abweichungen

    3. Interpretation durch Gesprächsteilnehmer

  5. Gültigkeit des Organisationsprinzips als handlungsrelevantes Orientierungsmuster9


2. Aufgabe: Reflexion als Beforschte



Im Rahmen der Lehrveranstaltung „ Einführung in die qualitativen Methoden der Medien- und Kommunikationsforschung“ wurde uns der Film „Chasing Ice“ von Regisseur Jeff Orlowsik gezeigt und im direkten Anschluss ein Fragebogen ausgeteilt um der Frage wie der Film im Bezug auf Klimawandel, auf Rezipienten wirkt, nachzugehen.
Meiner Meinung nach, wäre es besser gewesen, erst nach einer kurzen Pause den Fragebogen auszuteilen.

Direkt nach dem Film die gestellten Fragen zu beantworten war für mich etwas schwierig, weil ich bei jedem Film etwas Zeit brauche um das gesehen zu überdenken. Auch wenn ich mit Freunden einen Film ansehe, brauche ich nach dem Film eine kurze Zeit um noch einmal über den Film nachzudenken, bevor ich darüber reden kann.

Ich fand die im Fragebogen gestellten Fragen gut und vorallem verständlich formuliert aber etwas redundant, da zuerst die Frage nach den für mich besten und danach schlechtesten Stellen des Films gestellt wurde, und dann im Anschluss wurde gefragt welche Szene mich am meisten berührt hat. Ich denke eine Szene die jemanden am besten bzw. am wenigsten gefallen hat, berührt sowieso in irgendeiner Weise.

Deswegen habe ich die letzte Frage als etwas unsinnig empfunden. Außerdem fand ich die Fragen etwas suggestiv, da nach der Szene gefragt wurde die mir am wenigsten gefallen hat. Aber eigentlich gab es so eine Szene für mich nicht. Ich hatte zwar eine Szene die mich am meisten berührte, und die war positiv, aber ich habe keine Szene als wesentlich schlechter als alle anderen empfunden.

Auch das Aufteilen in mehrere Kleingruppen fand ich sehr nützlich, da das Gespräch mit weniger Leuten viel angeregter werden kann als in einer großen Gruppe. Auch dass wir in Gruppen eingeteilt wurden und uns nicht selbst aufteilen mussten, fand ich sehr gut, da so viel mehr unterschiedliche Personen zusammen kommen die sich sonst eher seltener unterhalten. Dadurch habe ich viele andere und unterschiedliche Ansichten zum Film mitbekommen, die ich sonst vielleicht nicht erfahren hätte, weil mit Leuten mit denen man befreundet ist redet man auch ohne Gruppendiskussion nachher über den Film.
Ich fand das Gespräch war keineswegs gezwungen, so wie ich es mir zuerst vorgestellt hatte, sondern durch die Fragen die uns gestellt wurden kamen wir fast wie von selbst ins Diskutieren.

Natürlich war am Anfang ein kurzer Moment der Stille wo noch niemand das Wort ergreifen mochte aber das war keineswegs in irgendeiner Weise ungut. Auch das Eingreifen der Forscherin, wenn die Diskussion wirklich einmal zu erliegen kam, war angebracht. Nicht zu oft dass Gedankengänge oder Diskurse unterbrochen wurden, aber trotzdem wurden subtile neue Fragen bei etwa längerem Schweigen gestellt.

Mir hat die Gruppendiskussion besser gefallen als der Fragebogen, da es viel einfacher und vorallem spannender war mit anderen zu interagieren und Meinungen auszutauschen als nur seine eigenen Gedanken wiederzugeben.

Wahrscheinlich war die Überlegung der Forscher, dass man dann durch die Meinung von den anderen beeinflusst wird, aber ich denke nicht dass sich durch die Diskussion meine Meinung verändert hat, sondern nur dass neue Überlegungen und Denkanstöße zu Stande kamen, die man sehr gut im Fragebogen verwenden hätte können.

Alles in allem fand ich die Situation als Beforschter sehr interessant und würde mich auch in Zukunft bereit erklären bei einer Forschung teilzunehmen, auch wenn sie nicht im Rahmen einer Lehrveranstaltung sattfindet.


3. Aufgabe: Leitfaden-Interview


3.1 Leitfaden


Erzählen Sie mir bitte wie Sie ihr letztes Weihnachten verbracht haben.


Was ist für Sie das Wichtigste an Weihnachten?


Was ist für Sie ein traditionelles Weihnachten?


Gibt es etwas was Sie an Weihnachten stört?


Ich finde meine Fragen deshalb gut gewählt, weil die erste Frage den Interviewen in einen Erzählfluss bringt und ich ein Bild bekommen welche Rituale sich an diesem Abend abgespielt haben. Auch die zweite Frage geht in die Richtung weil ich so hoffentlich erfahre welches Ritual am wichtigsten für den Interviewten ist. Durch die nächste Frage hoffe ich herauszufinden was genau für den Befragten eigentlich eine Weihnachtstradition ist.


3.2 Reflexion


Selbstsicher habe ich mein erstes Interview begonnen. Als Interviewort haben wir uns die Wohnung meines Interviewpartners ausgesucht. Zuerst wollte er dass wir uns in einem Café treffen aber als wir dann dort waren, waren die Hintergrundgeräusche viel zu laut und auch der Kellner erwies sich als sehr störend. Deshalb wechselten wir die Location.
Vor Beginn des Interviews dachte ich dass ich mit meinen vier Fragen des Leitfadens auf mindestens zehn Minuten Gesprächszeit kommen würde.

Ich habe beim Schreiben der Fragen schon die Antworten, die ich geben würde, im Kopf gehabt und dachte dass ich zu diesen Fragen Unmengen zusagen hätte und dass auch mein Interviewpartner schon zur ersten Frage fünf Minuten reden würde. Leider habe ich mich da getäuscht. Erst wenn man das Gesprochene aufnimmt und merkt wie lang eigentlich eine Minute sein kann und wie viel in so einer Minute gesagt werden kann, versteht man dass man viel offener Fragen, als die meinen, braucht.
Nach ungefähr vier Minuten war mein Leitfaden beantwortet.

Diese Pause war etwas unangenehm für uns beide. Ich wurde nervös weil mir unter Stress keine geeigneten Fragen einfielen und ich habe bemerkt dass auch mein Interviewpartner unruhig wurde weil ich die Stille nicht sofort mit neuen Fragen brach. Es war wahrscheinlich ungewohnt, dass bei einem Gespräch eine relativ lange Pause entsteht, weil das bei normalen Alltagsgesprächen eigentlich nicht vorkommt (vgl. Keuneke 2005: 7 ). Nach dem Interview hat mein Interviewpartner mir erzählt, dass er gerne in diesem Moment das Schweigen gebrochen hätte, sich aber nicht getraut habe.

Er hätte Angst gehabt dass er etwas Falsches sagen würde, wenn er redete ohne dass ich eine Frage stelle. Daraus habe ich gelernt dass ich bei nächsten Interviews gleich am Anfang sagen muss, dass nichts falsches Gesagt werden kann, und dass der Befragte keine Hemmungen haben zu braucht irgendetwas zu sagen.
Nach dieser ersten Pause wurde das Gespräch deutlich entspannter, und es fühlte sich nicht mehr so gezwungen an.

Ich denke das lag daran, dass ich nicht einfach nur mehr die Fragen des Leitfadens abarbeitete, sondern dass zwischen mir und dem Interviewten mehr interagiert wurde. Ich ging mehr auf die angesprochen Themen ein und durch Nachfragen an verschiedenen Stellen wurde das Interview angenehmer und ging auch mehr in die Tiefe (vgl. Hopf 1991: 1). Auch mein Interviewpartner wurde im Laufe des Gesprächs ruhiger.

Ein weiterer Aspekt der mir stark auffiel war dass mein Interviewpartner am Anfang versuchte in Hochdeutsch zu sprechen und keine umgangssprachlichen Ausdrücke verwendete. Je weiter das Interview fortschritt, desto „normaler“ redete er. Ich denke auch das hat zur Entspannung der Situation beigetragen. Ich werde mir merken dass ich ab jetzt immer am Anfang des Interviews erwähne dass der oder die Befragte nicht extra Schriftdeutsch zu sprechen braucht, sondern so wie es für ihn oder sie am angenehmsten ist.

Was mir durch dieses Interview auch verdeutlicht wurde ist wie wichtig die „minimal Responses“ sind. Wenn man nur still dasitzt und keine Reaktion zeigt, verunsichert das den Interviewten und er hört mit dem Reden auf. Durch ermunterndes Nicken oder ein „Mhm“ fühlt sich der Gesprächspartner nicht als würde er gegen eine Wand reden, sondern es entsteht eine angenehme Atmosphäre (vgl. Keuneke 2005: 6).

Bei einem Thema wie Weihnachten ist es denke ich gar nicht so einfach in der Interviewsituation zu bleiben, da es in so allgegenwärtiges Thema ist. Beispielsweise hat mein Interviewpartner etwas über seine Familie erzählt und dann so etwas wie „Ja du kennst ja meine Familie“ gesagt. An diesem Punkt wollte ich schon antworten und etwas zum letzten Weihnachten sagen, habe mich dann aber noch rechtzeitig erinnert, dass ich eigentlich nicht diejenige sein sollte die spricht.

Alles in allem finde ich das Interview ist recht gut gelungen. Der Anfang war etwas holprig aber nachdem ich verstanden hatte dass ich nicht einfach die Aufgeschriebenen Fragen meines Leitfadens herunter lesen darf, (vgl. Keuneke 2005:10) wurde es wirklich interessant und ich denke dass auch die Forschungsfrage, nach den gängigen Weihnachtsbräuchen unserer Kultur, beantwortet wurde.

Als Fazit lässt sich sagen, dass ich wohl beim nächsten Interview viel offener Fragen zu formulieren versuche, und auch gleich von Anfang an auf das was von meinem Interviewpartner angesprochen wird eingehen werden und auch Nachfragen werde.

Außerdem muss ich am Anfang des Interviews noch erklären dass alles was sich der Befragte denkt auch geäußert werden darf und es nichts Falsches zu sagen gibt.


4.Aufgabe: Transkription und Codierung


3.1 Reflexion zur Aufgabe Grounded Theory


Die Aufgabe zur Grounded Theory fand ich persönlich nicht einfach. Ich tat mir sehr schwer passende Sinneinheiten zu finden. Strauss sagt in seinem Text „Grundlagen qualitativer Sozialforschung“ dass man die Daten mikroskopisch genau untersuchen soll, sodass keine wichtigen Kategorien übersehen werden. Ich habe meistens nur einzelne Wörter codiert, und nur selten einen längeren Abschnitt des Transskripts, weil ich mir bei manchen Sequenzen nie sicher war wie wichtig dieser Abschnitt ist, und ob überhaupt mehr dahinter steckt als da steht.

Ich habe nicht wirklich einen anderen Code dafür gefunden.

Im Gegensatz zu diesen Sätzen, waren mache sehr leicht als Sinneseinheiten heraus zu finden. Vorallem Schlagwörter habe ich oft gefunden. Licht, Wärme, Beisammensein oder Stress waren unter anderem solche Wörter bei denen mir das Codieren ziemlich einfach fiel. Ich denken auch dass bei diesen und ähnlichen Wörtern meine Codes gut gelungen sind, weil sie zum einen Reproduzierbar sind.

Andere Forscher können also unter Verwendung der gleichen Perspektive, zu den selben Codes kommen (vgl. Lampert, 2005: 522). Zum anderen habe ich durch meine Codes etwas Aufschlussreiches über das Interview erfahren. Bei der Interviewdurchführung ist mir nicht aufgefallen, dass oft verschiedene weihnachtliche Bräuche vorkommen. Ich habe eher gedacht, ich habe meine Forschungsfrage nach den Traditionen der Weihnachtenszeit verfehlt.

Beim Codieren jedoch ist das Wort Tradition viel öfters vorgekommen als ich zu Beginn gedacht habe. Mir ist erst durch das Codieren bewusst geworden wie oft mein Interviewpartner eigentlich Dinge erwähnt hat, die Weihnachtsbräuche sind.

Auch finde ich es gut dass man kreativ sein kann und neue Blickwinkel auf das Datenmaterial eröffnen kann. Diese Kreativität, das theoretische Sampling, ist glaube ich vorallem am Anfang schwer richtig einzusetzen(vgl. Lampert, 2005:520). Das Feingefühl bei einer Dateninterpretation entwickelt sich, denke ich, erst bei öfteren Anwenden der Grounded Theory. So wie ich es verstanden habe bezeichnet das Feingefühl die Fähigkeit Daten, gute und vorallem für den weiteren Forschungsprozess wertvolle, Codes zu verleihen.

Ich bin mir nicht sicher ob mir das immer gelungen ist. Ich denke zwar dass viele meiner Codes gut gelungen sind, wie ich schon weiter oben im Text erwähnt habe, aber ich glaube bei manchen Sinneinheiten habe ich etwas zu einfach codiert. Zum Beispiel Abend mit Dämmerung zu codieren ist vielleicht etwas zu inhaltslos. Wenn ich mit meinen Codes weiter arbeiten müsste, bin ich mir nicht sicher ob ich wirklich durch jeden Code etwas heraus kategorisieren könnte.

Ich finde es durchaus sinnvoll mit der Grounded Theory zu arbeiten. Dass man seine Vorstellungen, welche man bei der Erhebung des Datenmaterials sammelt, beiseite lässt und komplett unvoreingenommen an den Codier-Prozess herangeht, finde ich sehr hilfreich. So gewinnt man Abstand zum Datenmaterial und erkennt vielleicht neue Ansätze für neue Theorien. Auch dass man sich, bei Nutzung der Grounded Theory immer in einem Wechselspiel zwischen codieren und analysieren befindet ist einer der Gründe warum ich dieses Verfahren für sinnvoll halte.


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