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Mitschrift
Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

4, 2016, Quelle: Skript des Professors

Lisa S. ©
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ID# 59147







Einführung in die neuere deutsche Literaturwissenschaft. Mitschrift

Literatur und Literaturwissenschaften

  • Literatur als kulturelle Universalie  auch in schriftlosen Kulturen (in Gestalt von Mythen und Liedern) der Mensch als „homo narrans“ und „animal poeta“.

  • Literatur als soziale Institution  Institutionen sind Regelsysteme, die das soziale Verhalten organisieren. Wir besitzen ein kulturell erworbenes, intuitives Wissen (Vorverständnis) darüber, was literarische Texte sind, wie sie funktionieren und wie man mit ihnen umgeht.

  • Literaturwissenschaft als wissenschaftliche Disziplin  („Lehre“, „Zucht“, „Schule“), deren Aufgabe es ist, das kulturelle Phänomen Literatur systematisch zu erschließen.

  • Literaturwissenschaften als gesellschaftliche Institution, die eine kulturelle Praxis reflektiert. Vgl. Philologie (Liebe zum Wort): Textpflege und Sinnpflege.


Welche 3 verschiedenen Literaturbegriffe werden in der Literaturwissenschaft (nach Baasner/Zens) unterschieden und wie lassen sie sich charakterisieren?

  • Pragmatischer Literaturbegriff (von gr. „pragma“: Handlung, Sache)

Literatur ist alles, was eine soziale Gruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Kultur dafür hält.

Es wird danach gefragt, was eine bestimmte Kultur für Literatur hält. Was in einer Kultur als Literatur gilt, setzt immer eine spez. Literaturbegriff voraus (Vorverständnis), da man wissen muss wonach man suchen soll. Die „Literatur“ anderer Kulturen wäre sonst als solche gar nicht identifizierbar.

  • Deskriptiver (beschreibender) erweiterter Literaturbegriff orientiert sich an d. Etymologie d. Wortes „Literatur“

Literatur besteht aus abgeschlossenen zusammenhängenden sprachlichen Äußerungen in Schriftform. Eine Ausnahme bildet die orale Tradition (mündliche Überlieferung)

  • Normativer Literaturbegriff  Zur Literatur gehört nur, was ausgewählte Merkmale der Literarizität aufweist; dazu gehören Fiktionalität (keine eindeutige Referenz zur Wirklichkeit), literarische Freiheit (gegenüber den Sprachkonventionen) sowie Mehrdeutigkeit (Polysemie). (Baasner)


Wie ist der sogenannte deskriptive (erweiterte) Literaturbegriff definiert? Inwiefern ist dieser Begriff problematisch? Welche Bedeutung kommt dabei dem Medium Schrift zu?

Literatur besteht aus abgeschlossenen, zusammenhängenden, sprachlichen Äußerungen in Schriftform. Problematisch, weil einerseits zu weit  unter dem schriftlich abgeschlossenen, sprachlichen Äußerungen ferner Dinge zu finden sind wie z.B.: Telefonbücher, Gebrauchsanweisungen für Videorekorder,… Auch sie sind im landläufigen Sinne keine Literatur. Andererseits zu eng  Orale Tradition bildet eine als solche nicht begründete Ausnahme.


Editionsphilologie  systematische Archivierung von Originaldokumenten, Textkritik und Edition


Was versteht man in der Editionsphilologie unter Textkritik? Was ist ihre Aufgabe?

Textkritik ist ein Arbeitsbereich der Literaturwissenschaft und der Kernbereich der Editionsphilologie. Bei der Textkritik geht es um die kritische Prüfung von Texten unter dem Aspekt ihrer Authentizität (Echtheit). Die Aufgabe bzw. das Ziel der Textkritik ist es Texte nach dem Willen des Autors zu ermitteln. (was wollte der Autor schreiben? Und nicht: Was dachte sich der Autor dabei)


3 Typen von Editionen:

  • Historisch kritische Ausgaben  bieten einen an Originaldokumenten geprüften und insofern gesicherten Text, einen sog. „Kritischen Apparat“, der Varianten verzeichnet, Material zur Entstehungsgeschichte (Textgenese) und Ãœberlieferungsgeschichte (daher historisch), einen erläuternden Kommentar, der das Textverständnis erleichtert; gelegentlich sind sie auch mit Faksimiles, d.h. originalgetreuen Reproduktionen der Handschriften.

  • Studienausgaben bieten einen gesicherten und kommentierten Text; der Herausgeber informiert über die gewählte Textgrundlage und verzeichnet, inwiefern er in den Text eingegriffen hat (z.B.: Modernisierung der Orthographie und Interpunktion)

  • Leseausgaben  verzichtet auf Erläuterungen, stützen sich aber in den meisten Fällen auf einen gesicherten Text. Idealerweise bauen die versch. Ausgaben aufeinander auf.

    Editionsphilologische Grundbegriffe:

    Emendation  Verbesserung/ Berichtigung: Bezeichnung für verbessernde Eingriffe; auch Druckfehlerkorrektur

    Konjektur  Vermutung: verbessernde Eingriffe des Herausgebers in den überlieferten Text; es geht nicht um Ausbesserung offensichtlicher Überlieferungsfehler, sondern um Eingriffe (ausbessern von „Textverderbnisse“)

    Leseart  überlieferte oder durch Emendation bzw. Konjektur hergestellte Fassung einer Textstelle. Die von der Leseart des Haupttextes abweichende Leseart (Varianten) werden im textkritischen Apparat zusammengestellt.

    Varianten  Bezeichnung für Abweichung von der Leseart eines textkritisch erarbeiteten Haupttextes. Zu unterscheiden sind vom Autor selbst vorgenommene Verbesserungen oder Änderungen eines Textes (Autor- oder Entstehungsvarianten) und absichtliche oder zufällige Eingriffe von fremder Hand (Überlieferungs-/ Fremdvariante)

    Sigle  feststehendes Abkürzungszeichen (z.B.: für eine bestimmte Handschrift oder einen Druck)

    Lemma  Aufgenommenes/ Aufgegriffenes: das im textkritischen Apparat oder in den Anmerkungen eines Kommentars aufgegriffenes Stichwort aus dem Haupttext.

    Stemma  Stammbaum: Textkritisches Mittel, das die Abhängigkeiten untersch. Überlieferungsträger eines Werkes in zumeist graphischer Form darstellt.


    Literaturtheorie/ Literarische Ästhetik

    Entwickelt einen gegenstandsadäquaten Literaturbegriff und literaturwissenschaftliche Grundbegriffe (z.B.: Fiktion, Mimesis, .)


    Poetik  „Lehre von der Dichtkunst“, Vorläuferin der Literaturtheorie, zumeist mit normativem Anspruch, sog. „Regelpoetiken“; allgemeiner: „Reflexion auf Prinzipien des dichterischen Schreibens“


    Ästhetik  „sinnliche Wahrnehmung“: philosophische Disziplin, die sich mit grundlegenden Problemen der Kunst und des Schönen befasst; Begriffsprägung durch Alexander Gottlieb Baumgarten: „Aesthetica“, verstanden als „Wissenschaft von der schönen sinnlichen Erkenntnis“. Literaturtheorie als Teildisziplin der allgemeinen Ästhetik.


    Textanalyse und Interpretation (Methodologie)

    Entwickelt Kategorien zur Analyse (z.B.: Erzähltextanalyse, Dramenanalyse,…) und Methoden des Verstehens von Texten

    Reflektiert typische Verstehensprobleme und entwickelt Wege zu ihrer Klärung.


    Literaturgeschichtsschreibung und Kanonbildung

    Rekonstruiert (möglichst umfassend und ohne wertende Absicht) die literarische Kultur vergangener Epochen; versucht die Logik, der die Geschichte bzw. Entwicklung der Literatur folgt, zu erschließen und reflektiert Prozesse d. Kanonbildung.


    Kanon: „Zusammenstellung als exemplarisch ausgezeichneter und daher für besonders erinnerungswürdig gehaltener Texte; ein auf einem bestimmten Gebiet als verbindlich geltendes Textcorpus“.


    Die Literaturgeschichtsschreibung steht im Spannungsfeld zw. der wissenschaftlichen Rekonstruktion der literarischen Kultur einer Epoche und der Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes.


  • „Die Qualifikation, die ein wissenschaftliches Studium vermitteln soll, sind eigenständig zu denken, Fragen bis in die Verästelungen nachzugehen und sich gut artikulieren zu können.

    Ausbildung: beruflich verwertbares Wissen über die Sprache, Literatur und Kultur (vgl. „gekannte Kultur“)

    Bildung: Prozess der persönlichen Aneignung der kulturellen Traditionen; Prozess, in dem wir herausfinden, wer wir sind und was uns wichtig ist („gelebte kulturelle Identität“)


    Was ist Literatur?

    • Frage nach dem Gegenstand der Literaturwissenschaft

    • Steckt das Forschungsfeld ab

    • Vgl. Ausweitung des Forschungsbereichs der Literaturwissenschaft in den 1970er. (Mediävistik)

    • Frage nach einem möglichst phänomengerechten Begriff (Klärung des Verständnisses und Klassifikation des Phänomens)

    • Begriffe sind „Scheinwerfer des Denkens“, die ein Phänomen erhellen

    • Die Begriffserklärung dient der Differenzierung des Denkens, d.h. der Fähigkeit, relevante Unterscheidungen zu treffen

    Beachten sie: Der Versuch, einen Text begrifflich als Literatur zu klassifizieren, darf nicht mit einem wertenden Urteil über diesen Text verwechselt werden.

    • Frage nach den Eigenschaften, die einen Text als literarisch qualifizieren (Frage nach der sprachlichen Form bzw. nach den Textmerkmalen)

    • Frage nach der Art und Weise, wie literarische Texte als Texte funktionieren (Frage nach der kommunikativen Funktion des Textes und seinem institutionellen Status, d.h. den kulturspezifischen Konventionen, denen die literarische Kommunikation folgt).

    Generell gilt natürlich: Texte haben eine bestimmte sprachliche Form (z.B.: Rhythmus und Reimschema), weil diese sprachliche Form eine bestimmte kommunikative Funktion (z.B.: Inszenierung eines Sprechens) erfüllt.


    Wetterbericht  informativer Text (Präzisierbarkeit des Informationsgehalts)

     „Wirklichkeitsaussage“ (Infos über die außersprachliche Wirklichkeit: Datierung, geographische Lokalisierung)

     pragmatische (d.h. sachbezogene, auf das praktische Handeln gerichtete) Verbindlichkeit (Irrtum, Täuschung, lüge sind möglich)

     Text mit „Ablaufdatum“ (Info ist „zeitpunktfixierter Sinn“, d.h. der Text verbraucht sich, wenn man die Info hat.

     Text ohne „Autorfunktion“ (der Autor ist kommunikativ irrelevant)

     vgl. auch instruktive Texte (Gebrauchsanweisungen), argumentative Texte (Abhandlungen)


    Herbstgedicht  imaginativer Text (von „Imagination“, d.h. Vorstellung)

     „Die Sonne scheint“: Der Satz vermittelt eine unpersönliche Information über einen meteorologischen Sachverhalt

     „Die Sonne lacht/sticht/brennt“: der Satz teilt mit, wie jemand den Sonnenschein erlebt. Sinnlich konkrete Wahrnehmung (persönlich)

     das Gedicht stellt die Natur (die Landschaft) anthropologisch dar; es verleiht ihr menschliche Züge („ruhen“, „träumen“), die den Sprecher des Gedichts auf bestimmte Weise bewegen. Die Metaphorik evoziert eine bestimmte Atmosphäre, die in der Landschaft herrscht.

     Rhythmus, Klang, Reim: Vergegenwärtigen die Sprache (Indem wir das Gedicht sprechen, bekommen wir eine Vorstellung davon, wie es für den Sprecher des Gedichts ist, den Septembermorgen zu erleben.)

     Das Herbstgedicht vermittelt zwar keine Infos über die außersprachliche Wirklichkeit (es zeigt nicht auf die Welt), aber es vergegenwärtigt die dargestellte Welt als eine persönlich erlebte Wirklichkeit! Man muss die spezifische Qualität der Herbstsonne kennen, um zu verstehe, was es heißt, dass die „gedämpfte“ Welt „herbstkräftig“ „in warmem Golde“ fließt.


    Was ist ein Ready-Made?

    Ein alltäglicher Gegenstand verliert seine eigentliche Bedeutung /Funktion und bekommt eine Neue. Der Gegenstand wird aus seinem ursprünglichen Kontext gelöst.


    Readymade – Problematik:

    Zum Zusammenhang von sprachlicher Form und kommunikativer Funktion und zu den kulturellen Erwartungen, die wir haben, wenn wir bestimmte Texte als literarische Texte verstehen.


    Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968 (P. Handke)

    Handkes „Fußballaufstellung“ ist ein literarisches Readymade: Handke ist der Autor (der konzeptionelle Schöpfer) des Textes, nicht aber sein Verfasser (Fußballaufstellungen sind wie viele andere informative oder instruktive Texte anonym – der Autorname tut nichts zur Sache!) d. Status des Textes, „Literatur“ zu sein, lässt sich nicht an den Merkmalen des Textes ablesen.


    Wir sind dazu genötigt, mit dem Text anders umzugehen, als wir mit ihm umgehen würden, wenn wir ihn in der Zeitung lesen. (man kann versuchen es als Gedicht zu lesen, d.h. ihn zu sprechen)


    Handkes Text zeigt das Textmuster „Fußballaufstellung“. Handke spricht von „Satzspielen“: „Die Texte dieses Bandes haben in der Regel gemeinsam, dass sie ein grammatisches Modell benutzen und dieses mit Sätzen, die nach dem Modell formuliert sind, verwirklichen.“ - die „Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968“ ist ein Unikat, das keine literarischen Traditionen ausgebildet hat: ein (einmaliges) Spiel mit unseren Erwartungen.


    „Fountain“ – Marcel Duchamp

    Die Signatur macht eine industriell gefertigte Ware zum individuellen Werk; ein Urinoir, das in einen Tabubereich gehört, wird zweckentfremdet und zum öffentlichen Kunstobjekt erhoben.


    „Executions and Commands“

    Auszug aus einem Textbuch zum Erlernen der Programmsprache BASIC

    Ready –made als Interpretationsexperiment (von Michael Short) als Text präsentiert, der einem Gedichtband entnommen ist: Erwartungen erzeugen Interpretationszwänge


    Begriffe

    Begriffe sind sprachliche Werkzeuge des Denkens

    Sie dienen dazu, Phänomene möglichst phänomengerecht (gegenstandadäquat) zu erfassen:


    Extension die Menge der existierenden Gegenstände, die unter einen Begriff fallen

    Komprehension alle möglichen oder vergangenen Gegenstände, die unter den Begriff fallen

    Wesensmerkmale Merkmale, die allen möglichen Gegenständen die unter den Begriff fallen (innerhalb einer Komprehension) gemeinsam sind.


    Die Begriffe der Umgangssprache sind unscharf. Wissenschaftliche Begriffe zeichnen sich im Gegensatz dazu dadurch aus, dass sie möglichst exakt definiert sind (Primzahl). Die Wissenschaftssprache gebraucht daher häufig Fremdwörter (diese sind durch

    die umgangssprachliche Verwendung nicht abgenutzt) und versucht, die Begriffe im Rahmen einer fachsprachlichen Terminologie miteinander zu vernetzen (z.B.: die Terminologie der Metrik)

    Die Literaturwissenschaft ist beim Versuch, ihren Gegenstand möglichst trennscharf zu definieren, vor besondere Schwierigkeiten gestellt:

    • Die Literaturwissenschaft reflektiert eine kulturelle Praxis, in der immer schon über Literatur geredet wird und in der es immer schon versch. (keineswegs trennscharf definierte) Literaturbegriffe gibt. Den Umgang mit Literatur lernen wir nicht über wissenschaftliche Definitionen, sondern über prototypische Exemplare von Literatur (Ausbildung von Standarterwartungen, Stereotypen)

    • Literatur (von lat. Littera/litteratura: Buchstabe/ Buchstabenschrift, Sprachkunst)

    • Dichtung, Dichtkunst (von ahd: thiton: schreiben, ersinnen – lat. Dictare)

    • Poesie (von gr. Poiein: machen, schaffen): nicht im Sinne von versgebundener Rede (im Gegensatz zu Prosa), sondern allgemeiner, im Sinne von „Dichtung“

    • Belletristik (von frz. Belles lettres): heute zumeist im Sinne von Unterhaltungsliteratur


    Von dem lateinischen Wort „fingere“ leiten sich mehrere deutsche Adjektive ab: „fingiert“ – „fiktiv“ – „fiktional“

    Erläutern sie diese Begriffe und klären sie ihre literaturwisschenschaftliche Relevanz:

    Fiktion  etwas, was nur in der Vorstellung existiert

    Fingiert  vorgetäuscht (ist als literaturwissenschaftlicher Begriff unbrauchbar)

    Fiktiv  etwas Erfundenes, Ausgedachtes (kann in jeder Textart stattfinden)

    Fiktional  nicht referenzialisierbar, bezieht sich auf den Redestatus, die Aussageweise eines Textes. Die Fragen „ Gibt es das, oder nicht?“ „Stimmt das, oder nicht?“ interessieren und hier nicht.

    Ficta und Facta  Ficta sind grundsätzlich „unvollständig bestimmt“; für das Verständnis von literarischen Figuren ist das ein besonders bedeutsamer Sachverhalt: Unser Wissen ist auf das beschränkt, was der Text über sie ausdrücklich oder in Andeutungen mitteilt (man kann sich nie alles ausdenken).

    Inwiefern lässt sich Verfremdung als „fiktionsbildende Maßnahme“ verstehen?

    Die Lösung eines Gegenstandes aus seinem gewohnten Zusammenhang wirkt verfremdend (z.B.: Pissoir signiert in Ausstellung) – man kann nicht mehr hineinpinkeln. Die Fixierung eines realen Gegenstandes auf einem Podest, seine Einrahmung (z.B.: Bild einer Blume) bewirkt, dass er aus seiner angestammten Umgebung gelöst wird. Auch eine bildlich dargestellte Blume auf der Wiese, sie ist fiktiv weil sie nicht mehr lebt.

    Es geht um die Umstände der Kunst.

    Die Verfremdung ist kunst-, weil fiktionalitätsbildend! Kunst operiert mit unserer Vorstellungskraft!


    Was besagt die fiktionstheoretische Unterscheidung zwischen native objects, immigrant objects und surrogate o.?

  • Immigrant Objects gehören zum realen Hintergrund von fiktiven Geschichten, z.B.: Hitler

  • Surrogate Objects beruhen zwar auf realen Entitäten (Dingen, Gegenständen) unterscheiden sich aber von ihren Vorbildern in signifikanter Weise, z.B.: Daniel Kehlmann („Mein Humboldt“)


    Pragmatische Fiktionstheorien fragen nach dem „Redestatus“, nach der (kulturell etablierten) Funktionsweise fiktionaler Texte.

    Grundgedanke  Fiktionalität ist der Effekt einer spezifischen sozialen Praxis. Es ist der Einstellungswechsel, der für Fiktionalität/ für die Rezeption fiktionaler Texte konstitutiv ist. Das Kriterium, das „Fiktionsaussagen“ (fiktionaler Texte) von „Wirklichkeitsaussagen“ (informativer, instruktiver, diskursiver Texte) unterscheidet, ist der „Redestatus“ des Textes, nicht der „Seinsstatus“ der Gegenstände, von denen im Text die Rede ist.
    Es kommt nicht in unseren Sinn, Fragen zu stellen wie: Woher weiß der Autor das? Stimmt das auch wirklich? Kann es da geben?


    Erleben: Die Perspektive der Ersten Person:
    Sich vorzustellen, wie es für jmd. ist, etwas zu erleben, heißt, sich eine fremde Erlebnisperspektive vorzustellen; die Bewusstseinsphilosophie bezeichnet diese subjektive (leiblich-seelische) Erlebnisperspektive als die „Perspektive der ersten Person“.


  • 1. Wir wissen zwar, wie Fledermäuse sich im Flug orientieren, aber wir können nicht erleben, (und wir können uns nicht vorstellen), wie es für eine Fledermaus ist (und wie es für uns wäre), eine Fledermaus zu sein.

    2. Wir sind in unserem Erleben zwar unvertretbar, aber das Erleben selbst ist nicht einzigartig, sondern hat durchaus die Qualität

    Eines „Typus“. Dass wir in unserem Erleben unvertretbar sind, ist uns allen gemeinsam.

    Wie ist es ein Autist zu sein?

    Der Autist Daniel Tammet kann wie ein Computer rechnen, aber er ist kein Bio-Computer: Er erlebt dieses Rechnen und kann davon berichten, wie es für ihn ist, Zahlen (z.B.: Primzahlen) und Rechenoperationen (z.B.: Multiplikationen) zu erleben.

    Tammets Erleben ist in mancher Hinsicht tatsächlich einzigartig; er ist deshalb auch existenziell einsam – er hat niemanden, dem er sein Erleben mitteilen kann.

     Literarische Texte eröffnen uns die Möglichkeit, uns vorzustellen, wie andere Menschen ihr Leben erleben!!!

    Käte Hamburger:

    Zentraler Gedanke: Die Darstellung/ Vergegenwärtigung von Personen als denkendes, fühlendes, sprechendes Subjekt ist fiktionsbildend.


    Mit welchem Argument würde Käte Hamburger behaupten, dass es sich bei diesem Satz um ein typisches Beispiel für epische Fiktion handelt? Erläutern sie Hamburgers Fiktionstheorie:

    Hamburger würde meinen, dass die Zeit der epischen Handlungen, die im Text vorkommt, nicht auf eine reale Ich-Origo, ein „redendes“ oder „Aussagesubjekt“ bezogen ist, sondern auf die fiktiven Ich-Origines einer Romangestalt.


    Das Präteritum vergegenwärtigt das Erzählte.  Es wird zum Hier-Ich-Jetzt

    Hier-Ich-Jetzt Origio: Perspektive der ersten Person. HIER- immer von mir aus gesehen, sinnlich konkret (mit allen Sinnen wahrnehmbar), JETZT- Präsens, denn das Präteritum verliert seine Funktion; ICH- meine Wirklichkeit, die Wahrnehmung ist hier nicht neutral sondern persönlich.

    (Nur ein Dritter kann in der Fiktion das Innenleben einer Figur schildern. D.h. die epische Fiktion ist der einzige erkenntnistheoretische Ort, wo die Ich-Originität (oder Subjektivität) einer dritten Person als einer dritten dargestellt werden kann)


    Poesie = machen, herstellen

    Zentraler Gedanke: Poesie ist Mimesis: Dichtung ist wie alle Künste eine Form der Nachahmung, d.h. die Darstellung von etwas (wirklichem od. erfundenem) in etwas (Medium) auf bestimmte Art und Weise (in untersch. Darstellungsmodi).


    • Poesie: nicht im Sinne von versgebundener Rede oder im Sinne von Gedicht, sondern im Sinne des engeren Literaturbegriffs, allerdings ohne mediale Festlegung auf Geschriebenes.

    Poesie im Sinne Aristoteles kann sowohl in Versen, als auch in ungebundener Rede, d.h. in Prosa verfasst sein.

    • Mimesis: Nachahmung, Darstellung: nachahmen, darstellen, sich ähnlich machen

    Vgl. Schauspieler (Mime): der Schauspieler stellt einen Weinenden, Lachenden,… dar, indem er ihn nachahmt, d.h. indem er an ihm Maß nimmt („nachahmen“ heißt: „dem Maß des Vorbildes entsprechend nachgestalten“)

    • Argumentationsfolge: Differenzierung nach 1. Den Mitteln, 2. Den Gegenständen, 3. Der Art und Weise der Nachahmung, 4. Frage nach d. Ursachen für die Dichtkunst, 9. Unterscheidung zwischen Poesie & Geschichtsschreibung



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